Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2603
Gemeinde Kremsmünster (Kirchdorf an der Krems, Traunviertel, Oberösterreich)

Schloß Kremsegg

Schloß Kremsegg liegt auf einer Anhöhe im Osten des Ortes Kremsmünster, 1,2 km Luftlinie genau östlich des Stifts Kremsmünster (Adresse: Kremsegger Straße 59, A-4550 Kremsmünster). Der flache Bergrücken fällt nach drei Seiten hin steil ab; ein flacher Zugang ergibt sich nur von Osten. Heute präsentiert sich das Schloß als zweiteiliges Ensemble: Am Ende des von Osten heranführenden Zuweges versperrt ein L-förmiges Wirtschaftsgebäude die Sicht auf das Hauptschloß. Der lange Querflügel ist ca. 82 m lang und ca. 12 m tief; im Norden ist ein ca. 33 m langer kurzer Schenkel angesetzt, der in östlicher Richtung vorspringt. Das Vorfeld wird geprägt von modernen formalen Gartenanlagen. Eine Durchfahrt in der Mitte des langen Flügels führt zum zweigeschossigen Hauptschloß, einer 32 m breiten und 40 m tiefen Vierflügelanlage mit mittig angeordnetem Fassadenturm und einem fast quadratischen Innenhof von 12 x 15 m Größe. Das Schloß wirkt wie ein Kasten und festungsartig durch die nicht von außen sichtbaren, nach innen eingesenkten Dachflächen; auch der breiteste Flügel, rückwärtig im Nordwesten gelegen, besitzt ein V-förmig eingesenktes Dach. Erst beim näheren Hinsehen nimmt man die freundlichen barocken Formen der Details wahr. Der Innenhof wird reihum von Arkaden bestimmt, wobei die im Obergeschoß verglast sind. Jeweils zwei Arkaden im Obergeschoß entsprechen einer im Erdgeschoß. Die hofseitige Wand des Nordwestflügels trägt über dem Arkadendach eine aufgemalte Sonnenuhr. Beiderseits des Eingangs befinden sich im Südostflügel die Aufgänge zu den oberen Arkadengängen. Zwischen Wirtschaftsbau und Wohnschloß steht in einem Rasenrondell auf einem von Buchsbaumhecken eingefaßten Kiesbett auf einem eleganten Sockel eine metallene Figur, die einen jagdhornblasenden Jäger mit zwei Hunden darstellt.

Blick von Osten auf den Wirtschaftsflügel

Die Wurzeln des Schlosses liegen in einem mittelalterlichen Ansitz der Familie Roth, Roten oder auch Rufus, der vermutlich Ende des 12. Jh. erbaut wurde und jedenfalls 1230 erstmals urkundlich auftritt. Kremsegg war ein gemischtes Lehen, 2/3 waren ein Lehen des Landesfürsten, 1/3 ein Lehen der von Losenstein. 1283-1299 baute die Familie den Ansitz zur Burg aus, im Verlauf des 14. Jh. zu einer starken Befestigung. Als die Familie Roth in der Mitte des 15. Jh. erlosch, kam "Crembseck" 1457 über eine Erbheirat zwischen Barbara Roth und Andreas Grünthaler an die bürgerliche Kaufmannsfamilie Grünthaler (Grientall)  aus Steyr, welche die Festung zu einem Gut umbauten. Die Familie Grünthaler erhielt 1662 den Reichsfreiherrenstand. Da hatte Wolf Niklas Grünthaler aber Burg und Grundherrschaft Kremsegg schon 1627 verkauft, denn die reformatorisch gesonnene Familie mußte im Zuge der Gegenreformation aus Glaubensgründen auswandern und ihren Besitz im tief katholischen Kremsmünster aufgeben. Der Käufer war ausgerechnet die Verkörperung der Gegenreformation, das damals durch den Abt Anton Wolfradt geleitete Stift Kremsmünster. Im 17. Jh. wurden unter ihm als Abt mehrere Herrschaften durch das Stift Kremsmünster angekauft, 1625 Scharnstein, 1627 hier die Feste Kremsegg und 1630 Pernstein. Unter einem seiner Nachfolger folgte 1680 der Ankauf von Eggenberg. Von den unter dem neuen Besitzer vorgenommenen Baumaßnahmen zeugt das Wappen über der Tordurchfahrt des vorgelagerten Wirtschaftsgebäudes; dort zeigt die Jahreszahl 1627 an, daß der Abt sich sofort daran machte, die übernommene Burg wohnlicher zu gestalten.

südlicher Teil des Wirtschaftsflügels

Der aus Köln stammende Anton Wolfradt (amtierte als Abt 1613-1639) besuchte erst in seiner Heimatstadt das Gymnasium. Dann ging für seine theologischen Studien an das Collegium Germanicum in Rom. Wie schon sein Vorgänger wurde er zunächst Mitglied des Zisterzienserordens. Die ewige Profeß legte er im Stift Heiligenkreuz bei Wien ab. Seine Studien setzte er erst in Rom, dann ab 1601 in Perugia fort, wo er 1605 zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Danach ging er ins Stift Rein und wurde Pfarrer von Gratwein. 1612 wurde er zum Abt von Wilhering ernannt. Danach wechselte er wie schon sein Amtsvorgänger Alexander a Lacu den Orden und trat mit einem päpstlichen Dispens in den Benediktinerorden über. Im Jahre 1613 wurde er auf kaiserlichen Wunsch, also eigentlich Befehl, Abt von Kremsmünster. Außerdem war er noch Administrator der Stifte Schlierbach und Gleink. Er wurde in Kremsmünster ein bedeutender Abt, der zeitweise auch österreichischer Hofkammerpräsident war, was etwa einem heutigen Finanzminister entsprach. Offensichtlich schätzte man seine Arbeit in Kremsmünster so sehr, daß man ihm auch die Staatsfinanzen anvertraute. Am 18.10.1613 wurde der bisherige Abt vom Zisterzienserkloster Wilhering, der lange Zeit Alumnus des Collegium Germanicum in Rom war, auf die nachhaltigen Empfehlungen des Kaisers Matthias hin von Papst Paul V. zum Abt von Kremsmünster bestellt. Er gehört noch zu den Äbten, die wegen eklatanter Mißstände in der Reformationszeit nicht mehr selbst gewählt werden durften, sondern vom Kaiser eingesetzt wurden. Er schaffte es, das auf zu Beginn des 17. Jh. auf 11 Mönche heruntergewirtschaftete Kloster wieder auf einen Bestand von 60 Konventsmitgliedern aufzubauen. Kaiser Ferdinand II. ernannte den Abt sowohl wegen der dem Kaiser Matthias als auch ihm selbst im Landtag usw. erwiesenen Dienste am 4.5.1620 zu seinem kaiserlichen Rat. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. wurde durch die vom Landesherrn eingesetzten Äbte die Rekatholisierung konsequent vorangetrieben. Ein wichtiges Instrument dazu war die Ausbildung am Stiftsgymnasium, das 1634 neue Statuten erhielt. Nach 1620 war er Fürstbischof von Wien. Anton Wolfradt wurde 1631 in den Reichsfürstenstand erhoben. Er schaffte es, Kremsmünster durch die Wirren der Bauernunruhen und des Dreißigjährigen Krieges zu steuern, und ein wichtiges Anliegen war sein Bemühen um die Schaffung einer österreichischen Benediktinerkongregation. Nach diesem Abt durften die Mönche von Kremsmünster ihren Abt wieder selber wählen.

 

Das Wappen von Abt Anton Wolfradt ist geviert mit Herzschild, Feld 1: in Grün einwärts ein schwarzer Eber, von seinem silbernen Spieß durchstoßen, dessen abgeknickter Schaft unter dem Leib zwischen den Vorderläufen hindurchführt, Feld 2: in Silber drei (2:1) schwarze, rotgezungte Wolfsköpfe, jeweils zur Feldmitte gerichtet, Feld 3: in Silber einwärts schreitend ein roter Ochse, Feld 4: in Rot eine aufspringende silberne Bracke mit Halsband, Herzschild: in Gold der schwarze Majuskel-Buchstaben "K". Die Wolfsköpfe sind ein redendes Wappen und beziehen sich auf den Familiennamen. Auf dem oberen Schildrand ruht heraldisch rechts eine reich im Relief ornamentierte Inful, hinter der schrägrechts der Krummstab herausragt. Auf dem linken Teil des oberen Schildrandes ruht ein gekrönter Helm mit der persönlichen Helmzier des Abtes, ein wachsendes Tier (Katze?) zwischen zwei geteilten Büffelhörnern.

Wappenstein über der Tordurchfahrt des Wirtschaftsflügels

Im Wappenbuch der Verordneten der 4. Obderennsischen Landstände (Kremsmünster, CC Cim. 18: Linz 1716), Nr. 27, wird das Wappen dieses Abtes wie folgt dargestellt: Im Göpelschnitt zu drei Feldern geteilt, Feld 1: in Grün einwärts ein verletzter schwarzer Eber, einen silbernen Sauspieß unter sich, Feld 2: schräggeteilt, vermutlich ist eine Spaltung gemeint, rechts in Silber ein aus dem Rand einwärts hervorkommender schwarzer halber Ochse, links in Rot eine silberne Bracke mit Halsband, oben auf der Spaltung angeschoben ein goldenes Schildchen mit dem Majuskel-Buchstaben "K", Feld 3: in Silber drei nach oben zur Mitte gerichtete schwarze Wolfsköpfe. Andere Variante: halbgespalten und geteilt mit Herzschild, Feld 1: Eber, Feld 2: Bracke, Feld 3: Ochse, Herzschild: Wolfsköpfe. Die Wolfsköpfe sind ein redendes Wappen und beziehen sich auf den Familiennamen.

Die Inschrift unter dem Wappenstein lautet: "DER ROM: KHAY: MAYTT: FERDINANDI / DES ANDERN GEHEIMBER RATH / VND HOFCAMMER PRAESIDENT HERR / HERR ANTONIVS WOLFFRADT ABBTE / ZV CREMBSMVNSTER HAT DISE ADE / LICHE VESTEN CREMBSEGG SAMBT / ALLER EIN: VND ZVEGEHOR REVCHT / VND GERECHTIGKHEIT ERKHAVFT / BEZALT VND SEINEM ANVERTRAVTEN / STIFT CREMBSMVNSTER AVF EWIG EIN / VERLEIBT. ANNO M DC XXVII".

Herrenhaus von Süden

Weitere Spuren dieses Abtes finden wir in der Stiftskirche Kremsmünster an der Südwand des nördlichen Nebenchors, dort befindet sich sein Epitaph aus schwarzem Schiefer mit Akanthusranken, Fruchtgehängen, Stundenglas und Totenkopf, eine Arbeit des Bildhauers Johann Baptist Spaz. Die Inschrift nennt wichtige Lebensstationen von Anton Wolfradt: "ADSTA HOSPES PELLEGE / ANTONIVS GENTE AGRIPPINAS, S(ANCTIS)S(IMAE) THEOLOGIAE DOCTOR, HEIC IACET / OB VIRTVTEM INFVLA HILARIENSI ET CREMIFANENSI REDIMITVS / TEMPLVM HOC SPLENDORE INSTAVRAVIT MON(ASTE)R(IV)M RELIGIOSIS AC TRIB(VS) DITIONIB(VS) AVXIT, / AB AVGVSTO FERDINANDO II GAZAE PALATINAE IMPOSITVS. / AB EODEM ET FERDINANDO III F(ILIO) IN CONCILIVM ARCANVM ADSCITVS / MVLTIS AD PRINCIPES IMP(ERII). LEGATIONIBVS FELICITER PERFVNCTVS / PONTIFEX VIENNENSIS CREATVS, EP(I)S(COP)OR(V)M AMPLIS(SIMA)M SEDEM EXTRVXIT / IN SVMMVM DENIQVE FASTIGIVM S(ACRI).R(OMANI).I(MPERII). PRINCIPEM EVECTVS / TOT AC TANTAS RES GESSIT VT POSTERI HABEANT QVOD IMITENTVR / NON HABEANT QVO ANTECEDANT / RELICTO VIENNAE PALLIDO CADAVERE COR AMANTISSIMV(M) REDDIDIT CREMIFANIO, / BONIFACI(VS) ABBAS SVB HOC MARMORE CONDIDIT, SVO IN PECTORE CONDITVR(VS), / NISI MORTI PATERET / ADSPERGE LVSTRALEM AQVAM, MI HOSPES / DA VOLENS LVBENS QVOD CRAS IPSE POSTVLABIS / VIXIT ANNIS LVIII OBIIT KAL(ENDAS). APRILIS MDCXXXIX."

Herrenhaus von Südosten

Zur Erläuterung: "ANTONIVS GENTE AGRIPPINAS" ist eine Umschreibung seiner Herkunft aus Köln = Colonia Claudia Ara Agrippinensium oder kurz Colonia Agrippina. "OB VIRTVTEM INFVLA HILARIENSI ET CREMIFANENSI REDIMITVS" beschreibt, daß er aufgrund seiner großen Tugend sowohl mit der Inful von Wilhering und als auch mit der von Kremsmünster bekleidet wurde. Seine Leistungen für das Stift Kremsmünster sind die weitere Erneuerung der Kirche durch eine frühbarocke Ausstattung und der Bau des Abteitrakts ("TEMPLVM HOC SPLENDORE INSTAVRAVIT"), der Ankauf von drei Grundherrschaften wie hier Kremsegg ("MON(ASTE)R(IV)M .... TRIB(VS) DITIONIB(VS) AVXIT") und die Verdreifachung des Personalstandes des Stifts ("MON(ASTE)R(IV)M RELIGIOSIS .....AVXIT"), wodurch die Klosterpfarren und die Professuren des Gymnasiums endlich wieder mit Mönchen besetzt werden konnten. Daß er von Kaiser Ferdinand II. der kaiserlichen Hofkammer als Präsident vorgesetzt wurde ("AB AVGVSTO FERDINANDO II GAZAE PALATINAE IMPOSITVS"), eine sehr antikisierende Beschreibung seiner Funktion, denn das aus dem Persischen stammende Wort "gaza" beschreibt den Staatsschatz eines Fürsten und "palatinus" leitet sich vom Palatin ab, einem der Hügel Roms, und ist im übertragenen Sinn als "kaiserlich" zu interpretieren, weil die römischen Kaiser seit Augustus auf dem Palatin residierten, weiterhin, daß er von diesem und von dessen Sohn Ferdinand III. in den Geheimen Rat berufen wurde ("AB EODEM ET FERDINANDO III F(ILIO) IN CONCILIVM ARCANVM ADSCITVS") und daß er viele Gesandtschaften zu den Reichsfürsten zu einem guten Ausgang gebracht hat ("MVLTIS AD PRINCIPES IMP(ERII). LEGATIONIBVS FELICITER PERFVNCTVS"), findet alles unter der Aufzählung seiner Leistungen Erwähnung. Ebenso, daß er zum Erzbischof von Wien berufen wurde ("PONTIFEX VIENNENSIS CREATVS") und den dortigen Bischofspalast in aller Pracht erbauen ließ ("EP(I)S(COP)OR(V)M AMPLIS(SIMA)M SEDEM EXTRVXIT"), auch wenn dort das Wappen eines seiner Nachfolger aus dem Hause Kollonitsch prangt. Nach seiner Ernennung zum Reichsfürsten, der höchsten Würde in seinem Leben (IN SVMMVM DENIQVE FASTIGIVM S(ACRI).R(OMANI).I(MPERII). PRINCIPEM EVECTVS""), verrichtete er unendlich viele und bedeutende Geschäfte zum Nutzen der Nachwelt, die es nur nachahmen, nicht aber übertreffen kann ("TOT AC TANTAS RES GESSIT VT POSTERI HABEANT QVOD IMITENTVR / NON HABEANT QVO ANTECEDANT"). Gemeint ist unter anderem, daß er Schulen gründete und den Kapuzinerorden nach Wien holte. Der Abt wurde nach seinem Tod in der Katharinenkapelle des Stephansdoms in Wien bestattet. Sein Nachfolger als Abt von Kremsmünster, Bonifaz Negele, hat aber das Herz nach Kremsmünster überführt und unter diesem Marmorstein beisetzen lassen, um es in seinem Herzen zu bergen ("RELICTO VIENNAE PALLIDO CADAVERE COR AMANTISSIMV(M) REDDIDIT CREMIFANIO, BONIFACI(VS) ABBAS SVB HOC MARMORE CONDIDIT, SVO IN PECTORE CONDITVR(VS)"). Der Betrachter, der bereits eingangs aufgefordert wurde, stehenzubleiben und den Text genau durchzulesen ("ADSTA HOSPES PELLEGE"), soll nun Weihwasser über den Stein sprengen ("ADSPERGE LVSTRALEM AQVAM, MI HOSPES"), damit das Herz nicht dem Tod ausgesetzt sein solle ("NISI MORTI PATERET"). Außerdem soll er willig und freigebig spenden, was er am nächsten Tag selber begehren wird, denn hier soll der Besucher an seine eigene Sterblichkeit erinnert werden ("DA VOLENS LVBENS QVOD CRAS IPSE POSTVLABIS"). Abgeschlossen wird die Inschrift durch die Angabe der Daten ("VIXIT ANNIS LVIII OBIIT KAL(ENDAS). APRILIS MDCXXXIX"), also das Ableben im Alter von 58 Jahren und am 1.4.1639.

Herrenhaus von Süden

Burg Kremsegg wurde zu Anfang des 18. Jh. völlig umgestaltet. Vermutlich war die alte Festung in weiten Teilen baufällig geworden. Außerdem entsprachen die Verteidigungsanlagen weder dem fortifikatorischen Niveau der Zeit noch waren sie sinnvoll aufrecht zu erhalten. Außerdem war man sowieso dabei, Stift Kremsmünster zu barockisieren, und das neue architektonische Lebensgefühl färbte auch auf Kremsegg ab. Unter Abt Martin III. Resch (13.8.1649-12.12.1709, Abt 1704-1709) riß man die alte Burg weitgehend ab. Abt Alexander II. Straßer ließ das Schloß in seiner heutigen Form wiederaufbauen. Vermutlich war hier genau wie am Stift der Mailänder Baumeister Carl Antonio Carlone für die bauliche Neugestaltung verantwortlich. Den Fasanengarten von Schloß Kremsegg ließ Abt Straßer mit einer Mauer einfassen, der ein paar Jahre später die gesamte Hofgartenmauer folgte. Mit dem Ende barocken Glanzes in Kremsmünster, einschneidenden Veränderungen durch die josephinischen Reformen und durch die kriegerischen Ereignisse in der Zeit Napoléons wandelte sich die Rolle des Schlosses Kremsegg. Zeitweise diente das Herrenhaus 1813 als Lager für Munition und Kleidung der Landwehr sowie als Kleidungsfabrik. 1807 zerstörte ein Blitzschlag den Turm des Schlosses. Für das Stift, das ganz andere Sorgen hatte, war das Schloß nutzloser Ballast, und so trennte sich Abt Thomas Mitterndorfer (1797-3.8.1860, Abt 1840-1860) im Jahre 1849 von ihm.

Herrenhaus von Norosten

Franziska von Zimmermann kaufte Kremsegg 1849, 1858 Klara Pointner. 1865 kaufte Graf Alfred Bulgarini das Anwesen. Nur 4 Jahre später, 1869, kaufte Gräfin Wolkenstein-Trostburg Kremsegg. 1879 folgte Freiherr Ernst Kranycany. Dann kam es an Anatole Lapeyriere, bis kurz nach 1900. Theresia Maria Josepha Ignazia Hilaria Marcella Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau (13.1.1902-11.11.1973), Tochter von Rudolf Joseph Ferdinand Damasus Fürst Kinsky von Wchinitz und Tettau (11.12.1859-13.3.1930) und Maria Josepha Gabriela Gräfin Wilczek (24.12.1858-27.3.1938), kaufte das Anwesen im Jahre 1929 für sich und ihre Eltern. 1973 erbte Graf Josef Czernin von Chudenitz (ihr Cousin und Adoptivsohn, nun Josef Czernin-Kinsky) das Schloß und verkaufte es 1976 an die Industriellenfamilie Lutzky.

Die Inschrift dieser Tafel lautet: "VON JOSEF WEINHEBER / DIES HAUS IST MEIN UND DOCH NICHT MEIN / WIRD NACH MIR EINES ANDERN SEIN / WAR VOR MIR EINES ANDERN SCHON / UND BLEIBET STEHN, GEH ICH DAVON. / DA ICHS BEKAM IN HEIMUND HUT / SEIN HERB BLEIB WARM, SEIN MAUERN GUT / DIE QUELLE DRAN MIR NIE VERSIEG / UND FREI ZU DACH DIE TAUBE FLIEG. / DIES HAUS SEI ALL ZU MEINER ZEIT / DEM FLEISSE UND DER KUNST GEWEIHT / UND LIEBE GEHE FÜR UND FÜR / VON HERZ ZU HERZ DURCH JEDE TÜR / ES SCHLIESSE EIN, ES HALTE FERN / UND FROHE GÄSTE HEG ES GERN / EIN KRÜMEL BROT EIN SCHLÜPFEL WEIN / DA WIRD ES WOHL ZUM GUTEN SEIN / VIEL MEHR STEHT NICHT IN UNSRER MACHT / SO NUTZET AUCH KEIN VORBEDACHT / IN GOTTES HAND STELL ICH DIES HAUS / UND DIE DA GEHEN EIN UND AUS / RENOVIERT IN DEN JAHREN 1983 BIS 1984 / ING. WERNER LUTZKY".

Innenhof von Südosten mit Blick auf den Hauptflügel

Unter den neuen Besitzern wurde Schloß Kremsegg renoviert (Gedenktafel an die Renovierung siehe oben) und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Betreibergesellschaft vermarktete das Schloß für Veranstaltungen. Im Schloß fand die Oldtimer-Sammlung des Besitzers Unterbringung; das Wirtschaftsgebäude wurde zum Fahrzeugmuseum. In den 1980er Jahren wurde der Schloßturm rekonstruiert, freilich etwas kleiner als das 1807 zerstörte Original. 1996 wurde das Schloß aufgrund wirtschaftlicher Engpässe und Überschuldung der Besitzer und Übernahme der Firma Lutzky-Glas durch die Vetropack Holding AG erneut veräußert. Kurzfristig sah es sehr finster für das Schloß aus, weil die Gläubigerbank den Erlös maximieren wollte. Die Oldtimer-Sammlung ging nach Verkauf ins steiermärkische Hartberg ins dortige Museum Kröpfl.

Innenhof von Nordwesten mit Blick auf den Eingang und die Aufgänge zur Galerie

Die Zukunft von Schloß Kremsegg war lange Zeit unsicher. Eigentümer des Schlosses war seit 1996 der Trägerverein Musica Kremsmünster, der das Schloß einerseits für musikalische Veranstaltungen wie das Bezirksmusikfest oder das Open Air der Landesmusikschule Kremsmünster nutzte und andererseits dort eine museale Sammlung historischer Musikinstrumente und Musikalien unterhielt, darunter allein über 1200 Blechblasinstrumente aus der Sammlung des Trompeters Franz Xaver Streitwieser. Zuletzt war dieses damals von Landeshauptmann Josef Ratzenböck und Kulturreferent Josef Pühringer gegründete Museum, das einst fünf Dauerausstellungen zu Musikinstrumenten und Komponisten und Sonderausstellungen im Wechsel präsentierte, seit 2018 dauerhaft geschlossen. Grundlage des Funktionierens dieses Nutzungskonzeptes als Haus der Kultur war die jährliche Förderung durch das Land Oberösterreich, immerhin jährlich rund 470000 € an Zuschüssen. Diese Förderung wurde 2018 von Landeshauptmann Thomas Stelzer eingestellt, was den Erhalt des Schlosses und des Musikinstrumenten-Museums akut gefährdete, denn der Verein als Eigentümer des Schlosses muß seitdem alleine für die Erhaltung aufkommen. Die letzten Konzerte fanden im Juli 2019 statt. Erst sollte das Schloß an das Land zurückfallen. Das Schloß sollte einer neuen Nutzung zugeführt werden; der Bürgermeister favorisierte einen Investor, der ein Hotel daraus entwickelt. Die Musikinstrumenten-Sammlung soll in die Sammlungen des Landesmuseums als eigenständiger Bereich integriert werden, eventuell wird die Sammlung auch zerrissen und auf das Landesmuseum, die Landesmusikschule und die Bruckner Privatuniversität verteilt. Nach neuesten Informationen wurde das Schloß im Dezember 2020 für 1,68 Mio € an den in Kremsmünster ansässigen Anwalt Mag. Dr. Christian Janda verkauft, der im denkmalgeschützten Schloß Büros, Wohnungen, ein Hotel und die Vermietung von Veranstaltungsflächen plant. Wir werden sehen, was daraus wird. Es wäre schön, wenn das Schloß eine sichere wirtschaftliche Zukunft bekäme.

Innenhof von Osten mit Blick auf die Galeriegänge

Innenhof von Süden mit Blick auf die Galeriegänge

Äbteliste von Kremsmünster (Ausschnitt):
unter Hervorhebung der hier mit einem Wappen vertretenen oder erwähnten Äbte mit Wappenfundstellen:

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.0542719,14.1454747,18z - https://www.google.de/maps/@48.0542564,14.145423,101m/data=!3m1!1e3
P. Benno Wintersteller OSB, Elfriede Mejchar: Stift Kremsmünster, Kirchenführer, hrsg. vom Stift Kremsmünster, 3. Auflage, Landesverlag Druckservice Linz
Kremsmünster - 1200 Jahre Benediktinerstift, hrsg. vom Stift Kremsmünster unter der Schriftleitung von Prof. Rudolf Walter Litschel, Oberösterreichischer Landesverlag, 3. Auflage 1977, ISBN 3-85214-169-9
Stiftsgeschichte:
https://www.monasterium.net/mom/AT-StiAKr/KremsmuensterOSB/fond und Auswertung der dort aufgeführten Urkunden
Liste der Äbte von Kremsmünster (mit Links zu den einzelnen Biographien):
http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Kremsmünster/Äbte
Liste der Äbte von Kremsmünster (mit Links zu den einzelnen Biographien):
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Äbte_von_Kremsmünster
Wappen der Kremsmünsterer Äbte in Neuaufriß:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Coats_of_arms_of_abbots_of_Kremsmünster
Abt Anton Wolfradt im Benediktinerlexikon:
http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Wolfradt,_Anton und bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Wolfradt
Webseite des Schlosses Kremsegg:
https://www.schloss-kremsegg.at/DE/HOME
Geschichte von Schloß Kremssegg:
https://www.schloss-kremsegg.at/DE/SCHLOSS
Zukunft von Schloß Kremsegg:
https://www.kremsmuenster.at/Schloss_Kremsegg_Der_Stand_der_Dinge_11_2_2019_
Schloß Kremsegg auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Kremsegg
Festschrift "20 Jahre Musica Kremsmünster":
https://www.schloss-kremsegg.at/Files/KREMSEGG/20JahreKremseggKultur_WEB.pdf
Schloß Kremsegg auf Burgen Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=637
Georg Clam Martinic: Burgen und Schlösser in Österreich, Edition Zeitgeschichte, Landesverlag im Veritas Verlag, Linz 1991, Topsa-Verlag, Wien 1998, ISBN 3-85001-679-1, S. 235
Ilse Schöndorfer: Burgen und Schlösser in Oberösterreich, NP, St. Pölten 2001, ISBN 3-85326-189-2, S. 203-204
Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich, Ennsthaler Verlag, Steyr, 1992, ISBN 3-85068-323-0, S. 92
Christoph Brandhuber: Lateinische Barockinschriften in Oberösterreich, Dissertation, Universität Salzburg 2013, 314 S., http://eplus.uni-salzburg.at/obvusbhs/content/titleinfo/1572103 - http://eplus.uni-salzburg.at/obvusbhs/download/pdf/1572103?originalFilename=true, S. 146-148
Zukunft von Schloß Kremsegg:
https://www.land-oberoesterreich.gv.at/203636.htm
Verkauf von Schloß Kremsegg:
https://www.burgerbe.de/2021/01/07/schloss-kremsegg-fuer-17-millionen-euro-von-anwalt-gekauft/
Verkauf von Schloß Kremsegg:
https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/steyr/schloss-kremsegg-an-anwalt-verkauft;art68,3336544

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