Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2605
Frücht (Rhein-Lahn-Kreis, Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau)

Friedhof Frücht, an der ev. Kirche

Die ehemals nassauische Ortsgemeinde Frücht gehörte seit 1613 zur reichsunmittelbaren Herrschaft vom Stein, die 1804/06 mediatisiert wurde und an das Herzogtum Nassau angeschlossen wurde. 1868 wurde Frücht Bestandteil der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Entsprechend dieser historischen Besitzverhältnisse ist im Ort Heraldik der Reichsfreiherren vom und zum Stein an der nicht öffentlich zugänglichen Familiengruft zu finden. Ganz in der Nähe dieser Familiengrablege ist auf dem Friedhof neben der am südlichen Ortsausgang gelegenen evangelischen Kirche dieser Wappenstein an der Kirchhofmauer angebracht. Er steht in räumlichem und familiärem Zusammenhang mit einer neuzeitlichen Grablegung unmittelbar davor.

Die Inschrift oben lautet: "1656 / DIE SÜND UND ÜBERMUTH REISST GROSSE H(A)EUSER NIEDER / AUS GNADEN BAUET GOTT DER NIEDERN HÜTTEN WIEDER / DRUMB WOL(L)T IHR KINDER DAS BESTEHEN SOL(L) EU(E)R HAUS / SO FÜRCHT(E)T IN DEMUT GOTT UND JAGT DIE SÜNDE RAUS". Darunter bilden zwei von ovalen Kartuschen und Ornamenten eingefaßte Vollwappen mit individueller inschriftlicher Zuordnung ein Ehewappen.

Unter dem optisch linken Wappen steht: "DAVID VON SCHWEINITZ / AUF / SEIFFERS- UND PETERSDORFF / DES FÜRSTENTHUMBS LI(E)GNITZ / LANDES HAUPTMAN(N)". Es handelt sich dabei um David von Schweinitz (28.5.1600-27.3.1667), Herr auf Seifersdorf und auf Petersdorf, Sohn von Christoph von Schweinitz (-6.6.1621) auf Seifersdorf und Sara von Glaubitz (-18.5.1636), Enkel von Hans von Schweinitz (-1589), Herr auf Liebenau und Landeshauptmann des Fürstentums Liegnitz, und Magdalena von Stosch. David von Schweinitz wurde in Seifersdorf in Schlesien auf dem dortigen Familiensitz geboren. 1631 wurde der studierte Jurist und Staatswissenschaftler, nachdem er zunächst 1622 zum Hof- und Kammerjunker und 1628 zum fürstlichen Rat im Regierungskollegium ernannt worden war, zum Landeshauptmann des Herzogtum Wohlau ernannt. Nach Unterbrechungen durch Kriegsereignisse wurde er 1651/1654 Hofrichter und 1657 Landeshauptmann im Herzogtum Liegnitz. Daneben ist David von Schweinitz als Verfasser von Gedichten und Autor erbaulicher evangelischer und pietistischer Schriften und religiöser Meditationen bekannt geworden. David von Schweinitz ist im Alter von 66 Jahren in Liegnitz verstorben.

Wappen der von Schweinitz: Von Rot, Schwarz und Silber zweimal geteilt, auf dem ungekrönten Helm mit rot-silbernen und schwarz-silbernen Decken zwei wie der Schild geteilte Büffelhörner. Nachweise: Siebmacher Band: Bö Seite: 256 Tafel: 117, Band: Mä Seite: 133 Tafel: 100, Band: Anh Seite: 7 Tafel: 7, Band: AnhA Seite: 56 Tafel: 32, Band: BraAE Seite: 16 Tafel: 10, Band: Sa Seite: 47 Tafel: 54, Band: ThüA Seite: 83 Tafel: 65 und Band: SchlA1 Seite: 99 Tafel: 72.

Unter dem optisch rechten Wappen steht: "MARIANA G(EBORENE) VON / NOSTITZ / AUS / DEM HAUSE / TESCHWITZ". David von Schweinitz war zweimal verheiratet. Seine erste, am 13.10.1623 geschlossene Ehe mit der verwitweten Helena von Thader (27.10.1595-24.6.1627) blieb kinderlos. Seine zweite, viereinhalb Monate nach dem frühen Tod seiner ersten Frau am 7.11.1629 eingegangene Ehe mit Mariana von Nostitz wurde mit insgesamt 12 Kindern gesegnet, von denen aber nur der jüngste, noch in Wieprs geborene Sohn und wenige Töchter überlebten. Dieser Sohn war Georg Rudolf von Schweinitz (16.2.1649-2.11.1707) auf Seifersdorf und Sorge, königlich-preußischer Justizrat und Geheimrat, Domherr zu Magdeburg. Dieser wurde am 29.4.1683 zu Wien in den böhmischen Freiherrenstand erhoben. Am 12.5.1685 erhielt er eine brandenburgische Bestätigung als kurfürstlich brandenburgischer Hof- und Kammerrat. Er war seit 1682 mit Magdalena Sibylla von Friesen (1652-1693) verheiratet. Eine Tochter von David und Mariana, Barbara von Schweinitz (1646-1674), heiratete Georg Sigmund von Eicks (1635-1684). Eine andere Tochter, Mariana von Schweinitz (1634-1693), heiratete Melchior von Stosch (1624-1680).

Wappen der von Nostitz: In Blau zwei gekrümmte, in zwei Reihen rot-silbern geschachte Stierhörner Rücken an Rücken, auf dem ungekrönten Helm mit blau-silbernen oder rot-silbernen Decken zwei in zwei Reihen rot-silbern geschachte Büffelhörner. Nachweise: Münchener Kalender 1932, Siebmacher Band: GfA Seite: 45 Tafel: 50-54, Band: Bö Seite: 152 Tafel: 70 und Band: NÖ1 Seite: 316 Tafel: 166.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.3115103,7.6778177,19z - https://www.google.de/maps/@50.3114514,7.6780738,81m/data=!3m1!1e3
von Schweinitz auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schweinitz_(Adelsgeschlecht)
David von Schweinitz:
https://de.wikipedia.org/wiki/David_von_Schweinitz
von Nostitz auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nostitz_(Adelsgeschlecht)
Otto Hupp, Münchener Kalender 1932
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Max Hippe: David von Schweinitz, in: Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 362-363
https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Schweinitz,_David_von
David von Schweinitz: Genealogie der von Schweinitz:
http://access.bl.uk/item/viewer/ark:/81055/vdc.....2C4254

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