Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2620
Weinsberg (Landkreis Heilbronn)

Dekanat bzw. Vogtei

Dieses Haus zwischen Marktplatz und Kirche (Kirchstaffel 6), in dem sich heute das evangelische Pfarramt befindet, wurde in der Regierungszeit von Herzog Christoph von Württemberg im 16. Jh. erbaut. Bei seinem Tod war es noch unvollendet. Das 1619 erstmals urkundlich nachgewiesene Gebäude diente zunächst als Kellereiamtsgebäude. Hier wohnte der herrschaftliche Finanzverwalter. Weinsberg gehörte 1649-1742 hälftig jeweils zur Herrschaft Württemberg-Neuenstadt und zur Hauptlinie. Die Häuser Württemberg-Stuttgart und Württemberg-Neuenstadt kauften das Haus 1669, um es gemeinsam als Vogteigebäude zu nutzen. Im Jahre 1707 wurde das Gebäude beim Stadtbrand ein Raub der Flammen, als am 19. August innerhalb von nur 4 Stunden fast alle der damals 265 Häuser abbrannten bis auf 30 Häuser und die Kirche.

Danach wurde das Gebäude 1708 schloßähnlich wiederaufgebaut. Weil sich die Immobilie im Eigentum der Landesherrschaft befand und sich durch die breite Front und den Mittelgiebel deutlich aus der Masse der sonstigen Häuser heraushebt, wird sie auch heute noch im Volksmund als "Schlößlein" bezeichnet. Ca. 1750 erfolgte eine Umnutzung, aus der Vogtei wurde wieder eine Kellerei; hier war der Amtssitz der Württembergischen Kellerei Weinsberg. 1807-1897 war hier das Kameralamt des Oberamtes Weinsberg. Seit 1897 hat hier das evangelische Dekanat Weinsberg seinen Sitz. An die Zeit im Eigentum des württembergischen Herrscherhauses erinnert der Wappenstein, dessen Inschrift das Jahr 1708 der Wiederherstellung nennt.

Das württembergische Wappen ist geviert, Feld 1: Herzogtum Württemberg, in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander, Feld 2: Herzogtum Teck, schwarz-golden schräggeweckt (schräggerautet), Feld 3: Reichssturmfahne, in Blau eine goldene Fahne mit Schwenkeln, belegt mit einem schwarzen Adler, Feld 4: Grafschaft Mömpelgard, in Rot zwei aufrechte, abgekehrte goldene Barben (Fische). Auf dem Wappenschild ruht ein Herzogshut. Völlig deplaciert wirken die an Helmdecken erinnernden Strukturen an der Seite - ohne Helm gibt es keine Helmdecken. Eigentlich ist dieses Wappen 1708 bereits überholt, denn in dieser Form wurde es von der Hauptlinie nur bis 1707 geführt, dann führte Herzog Eberhard Ludwig das Feld für Heidenheim ein. Die schwer zu entziffernde Inschrift nennt aber auch Carl Rudolph, den Letzten der Nebenlinie Württemberg-Neuenstadt.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.1523866,9.2858341,20z - https://www.google.de/maps/@49.1523922,9.2858135,35m/data=!3m1!1e3
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Oberamtsbeschreibung:
https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Weinsberg/Kapitel_B_1

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