Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2632
Hauswurz (zu Neuhof, Landkreis Fulda)

Die Bartholomäus-Kirche in Hauswurz

Im 10 km westlich von Neuhof gelegenen und 1972 dorthin eingemeindeten Ort Hauswurz steht die Bartholomäuskirche direkt im Ortszentrum an der Kreuzung von Brandloser Straße, Taufsteinstraße und Aspenstraße in Nord-Süd-Ausrichtung. Es ist ein schlichter Bau mit dreiseitig geschlossenem Chor und mit einer nördlich an diesen angebauten Sakristei; auf das Dach ist ein kleiner Dachreiter aufgesetzt. Das Südportal trägt die Jahreszahl 1751 auf dem Schlußstein.

Seit 1537 gehörte Hauswurz zum Kirchspiel Freiensteinau. Gerichtlich gehörte Hauswurz erst zum Riedeselschen Gericht Freiensteinau, dann seit 1684 zu Hosenfeld, das Fulda unterstand. Distrikt und Feldmark gehörten zur Propstei Petersberg. Zu Zeiten der Fürstabtei Fulda gehörte Hauswurz zum Propsteiamt Blankenau. Diese Kirche ist ein typisches bauliches Zeugnis für die gegenreformatorische Politik des Landesherrn, denn in der Zeit unter den Riedesel von Eisenbach war der Ort in der Reformationszeit protestantisch geworden, und die Bevölkerung war zwiegespalten, insbesondere nach der Rückkehr unter einen katholischen Ortsherrn. Nach 1684 kam es zu Anfeindungen zwischen den Mitgliedern beider Konfessionen. Erst nach und nach wurde der Ort wieder vollständig rekatholisiert. Fürstabt Adolf von Dalberg gründete 1735 eine eigene katholische Pfarrei in Hauswurz, um diese Entwicklung der Rekatholisierung zu fördern.

Die Idee zum Bau der neuen Pfarrkirche kam dem Fürstabt Amand von Buseck am 19.7.1749. Er besuchte zusammen mit dem Marschall Friedrich von Bastheim und dem Neuhofer Oberamtmann von Schorlemer die seit 1534 bestehende Pfarrei und wurde zum Essen ins Pfarrhaus geladen. Die Pfarrkinder nutzten bislang eine alte Kapelle am Kirchberg. Aus eigenem Antrieb versprach der Fürstabt, mit seinem eigenen Geld eine neue Pfarrkirche für den Ort zu stiften. Der fürstäbtliche Baumeister Andrea(s) Gallasini hatte die Oberleitung für den Bau, der am 1.4.1750 begonnen wurde. Das Portal mit den viertelkreisförmig eingezogenen oberen Ecken und die Fenster zeigen deutlich seine Formensprache. Dennoch ist die Kirche relativ bescheiden geworden, ohne die sonst prächtigen Hausgiebelfassaden, ohne vorgeblendeten Portikus, ohne Figurennischen, dazu gab es nur einen Dachreiter statt eines Turmes - vermutlich wollte der großzügige Fürstabt trotzdem die Gesamtkosten gering halten.

Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte aber erst am 6.8.1750 durch den Stifter persönlich. Die Ausführung vor Ort oblag den Maurermeistern Johann Lauer aus Schweben und Michael Sauer aus Flieden. Als Zimmermeister wurde Martin Heil engagiert. Bald war die für das Fuldaer Land typische kleine schlichte Kirche so weit fertiggestellt, daß man am 21.11.1751 das Allerheiligste aus der alten Kapelle in die neue Pfarrkirche überführen konnte. Die Pfarrei war dem Fürstabt so dankbar, daß sie ihm zu Ehren einen Jahrtag auf den 6. August gestiftet haben, was bis zum heutigen Tag beibehalten wird. Der Hochaltar entstand 1755; er wurde vom Kunstschreiner Carl Philipp Arndt und vom Bildhauer Georg Schuhmann auf Kosten der fürstbischöflichen Rentkammer angefertigt. Die Innenausstattung zog sich noch ein paar Jahre hin, so daß die Kirche erst am 24.8.1777 (Bartholomäustag) durch Weihbischof von Piesport geweiht wurde.

 

Das Wappen über dem Hauptportal auf der Südseite ist das von Amand von Buseck (Fuldaer Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof 1752-1756), Sohn von Philipp Franz Edmund Freiherr von Buseck, Herr zu Eppelborn, und Maria Antonia Amalia von Fechenbach zu Sommerau. Als er diese Kirche erbauen ließ, war die Umwandlung in ein Fürstbistum noch nicht erfolgt. Sein Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Hochstift Fulda), Feld 2 und 3: in Gold ein rot gezungter, schwarzer Widderkopf, Hörner hier auch schwarz, aber auch in anderen Tinkturen vorkommend (Stammwappen der von Buseck). Auf der Kartusche ein Fürstenhut, hinter ihr schrägrechts das gestürzte Schwert und schräglinks der Krummstab herausragend.

Am 31.3.1945 (Karsamstag) wurde das Dorf durch amerikanischen Beschuß komplett zerstört. Auch von der Kirche blieben nur die ausgebrannten Außenmauern stehen. Das Dach und das gesamte Inventar wurden komplett vernichtet. Ab 1948 wurde die Kirche unter Beibehaltung der Außenmauern wiederaufgebaut, und am 25.12.1949 konnte die erste Messe im neuen Gebäude gefeiert werden. Ohne historisches Vorbild ist die hinten an den Chor angesetzte moderne Sakristei. Im Vergleich zum früheren Aussehen bekam sie auch ein steileres Dach. Und die ehemalige Chorbogenwand wurde fast vollständig herausgebrochen. Die Kirche wurde seitdem zweimal renoviert, zuletzt 1996.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.4628003,9.4761384,20z - https://www.google.de/maps/@50.4628806,9.476089,70m/data=!3m1!1e3
Hinweistafel der Gemeinde zur Geschichte am Gebäude
Hauswurz im Historischen Ortslexikon:
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5939
Hauswurz bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hauswurz_(Neuhof)
Pfarrkirche Hauswurz bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Bartholomäus_(Hauswurz)
Pfarrgemeinde:
https://www.katholische-kirche-neuhof-rommerz.de/neuhofrommerz/
Amand von Buseck bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Amand_von_Buseck
Amand von Buseck in den Hessischen Biographien:
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/bio/register/person/entry/fulda,+abt+amand+von+buseck
Amand von Buseck auf Catholic Hierarchy:
http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bbusec.html
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s) Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10: 3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 256-257

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