Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2694
Weinsberg (Landkreis Heilbronn)

Der Weinsberger Marktbrunnen

Der Marktbrunnen von Weinsberg steht an der Ecke zwischen der Hauptstraße und dem unteren Marktplatz, in der Nähe des Weibertreu-Museums, der Stadtverwaltung und des Bürgeramtes. Sechs gußeiserne Platten sind zu einem sechseckigen Trog vernietet, und die zentrale, im oberen Bereich kannelierte Brunnensäule, die oben mit einer Urne im klassizistischen Stil verziert ist, weist drei Röhren auf. Als Herstellungsjahr ist auf dem Trog 1803 angegeben.

Zwischen den beiden Hälften der Jahreszahl ist das Stadtwappen von Weinsberg angebracht, es ist gespalten, rechts in Silber ein rot bewehrter und ebenso gezungter halber schwarzer Adler am Spalt, links in Blau auf einem goldenen Berg ein goldener Weinstock an goldenem Pfahl. Es handelt sich um ein redendes Wappen, das den Namen bildlich umsetzt, den Weinstock auf dem Berg. Der Adler ist ein Symbol der im 15. Jh. für kurze Zeit erlangten Reichsunmittelbarkeit, aber in geminderter Tingierung, denn als Reichssymbol wäre die Feldfarbe golden. Der Weinstock auf dem Dreiberg oder Berg taucht bereits im ersten, seit 1318 bekannten Siegel auf. Siegel ab 1423 zeigen oft nur den Adler, und das kam bis ins 18. Jh. vor. Die Kombination beider Motive ist seit 1521 in Siegeln belegt, doch wurde das Weinstockwappen im 17. und 18. Jh. auch dem Adler als Brustschild aufgelegt. Seit dem 19. Jh. setzte sich die Kombination beider Motive in gespaltenem Schild durch. In seiner heute üblichen Form wurde das Stadtwappen am 12.2.1958 vom Innenministerium bestätigt.

Weinsberg wurde vermutlich um das Jahr 1200 in der Nähe der Burg der Herren von Weinsberg gegründet. Die erste schriftliche Erwähnung der Stadt datiert vom Jahr 1241, wo die Stadt in einem staufischen Einkünfteverzeichnis, in der sogenannten Reichssteuerliste, gelistet wird. Das Stadtrecht hat Weinsberg im Laufe des 13. Jh. erhalten, der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt. Mit den Herren von Weinsberg lag die Stadt in ständigem Streit wegen ihres rechtlichen Status, sie selbst wähnte sich komplett reichsunmittelbar, die Herren von Weinsberg waren aber anderer Ansicht und pochten auf ihre Rechte, denn Weinsberg war nur zur Hälfte Reichsstadt, zur anderen Hälfte gehörte sie der Adelsfamilie, die in ihrer Hälfte das Kelterrecht, das Badstubenrecht und das Recht auf die Besetzung des Schultheißenamtes hatten. Die Unklarheit hatte 1417 ein Ende, als König Sigismund seinen Reichserbkämmerer Konrad IX. von Weinsberg mit der Stadt Weinsberg am 22.5.1417, belehnte. Damit war klargestellt, daß es sich bei Weinsberg nicht um eine Reichsstadt, sondern um eine Stadt des Landesherren handelte. Weinsberg weigerte sich jedoch, die Landeshoheit der Adelsfamilie anzuerkennen oder gar Abgaben zu zahlen und gründete am 27.11.1420 den Weinsberger Bund zum Schutz ihrer Interessen; insgesamt 33 Reichsstädte hatten sich zusammengetan.

Konrad von Weinsheim bewirkte 1422 beim königlichen Hofgericht die Acht über die volljährigen Bürger, 1425 die Aberacht, und 1424 den Kirchenbann. Alles ließ die Weinsberger Sturköpfe unbeeindruckt. Doch dann beging Konrad von Weinsheim einen schweren Fehler: Er ließ 1428 in Sinsheim 149 Kaufleute aus 20 mit Weinsberg verbündeten Städten festsetzen, was zum Ausfallen der Frankfurter Messe führte. Konrad fiel deswegen bei seinem König in Ungnade. In einem Vergleich von 1430 mußte Konrad von Weinsberg den Status als Reichsstadt anerkennen. Doch das Triumphgeheul der Weinsberger Starrköpfe war kaum verklungen, da war es schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit: Über die Besetzung einer Pfarrerstelle in Reinsberg bei Schwäbisch Hall war ein Streit zwischen dem Würzburger Fürstbischof und dem Städtebund ausgebrochen, und es kam zur Bebenburger Fehde. Weinsberg war mit Schwäbisch Hall verbündet, und nun wandte sich das Bündnis gegen das Weinsberger Glück: 1440 verlor es den Status der Reichsstadt wieder, nachdem Kunz von Bebenburg, der die Würzburger Interessen verteidigte und die aufmüpfigen Städte eine nach der anderen einnahm, und Hans von Urbach mit seinen Rittern in die Stadt eingedrungen waren, sie einnahmen und sie für 3000 fl. an den Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein verkauften. Weinsberg unterstand jetzt kurpfälzischer Landeshoheit, und die Pfalzgrafen kauften 1450 den Herren von Weinsberg die Burg und die ihnen noch verbliebenen Rechte in der Stadt ab. Seitdem war die Frage der Nicht-Reichsunmittelbarkeit endgültig geklärt. Dennoch erinnert man im städtischen Wappen gerne an den Möchtegern-Status, zum Glück nur mit silbernem, nicht mit unangemessen goldenem Feld.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.1516319,9.2854501,21z - https://www.google.de/maps/@49.1516319,9.2854501,35m/data=!3m1!1e3
Geschichte der Stadt Weinsberg und ihres Wappens:
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/2230/Weinsberg
Weinsberg und seine Geschichte auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weinsberg#Mittelalter
Stadtwappen von Weinsberg:
https://www.heraldry-wiki.com/heraldrywiki/index.php?title=Weinsberg

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