Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2733
Halberstadt (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt)

Der Dom zu Halberstadt, Teil (11): die Predigtkanzel

Die am Schalldeckel auf das Jahr 1592 datierte Kanzel steht auf der Südseite des Langhauses am östlichsten Mittelschiffarkadenpfeiler. Es ist nicht der ursprüngliche Aufstellungsort, der war am zweiten Arkadenpfeiler, also eine Position weiter nach Westen. Der Korb der Kanzel ist polygonal (5 Bildflächen, 1 Fläche für den Treppenaufgang, 2 an dem Langhauspfeiler) und ruht auf einem Postament und einer Säule korinthischer Ordnung mit einem vorgesetzten älteren Säulenengel aus Holz, der ein offenes Buch in den Händen hält. Der Schalldeckel ist ebenfalls achteckig (7 freie Flächen, 1 am Langhauspfeiler), aber gegenüber dem Kanzelkorb mit versetzten Ecken angebracht.

 

Abb. links: Kanzel von Norden gesehen. Abb. rechts: Evangelisten-Tafel am Kanzelkorb.

Der Kanzelkorb wird von Pilastern vertikal gegliedert und ist mit Roll- und Knorpelwerk sowie Muschelornamentik verziert. Die fünf sichtbaren Brüstungsplatten zeigen Reliefs einer Auferstehungsszene und der vier Evangelisten samt ihren Symbolen. Die trapezoiden bzw. rhomboiden Brüstungsplatten des Kanzelaufgangs tragen Reliefs mit allegorischen Darstellungen der drei christlichen Tugenden, Caritas (barmherzige Liebe) mit einem Kind, Spes (Hoffnung) mit einem Kreuz und einer Taube sowie Fides (Glaube) mit einem Buch. Die Zuordnung ergibt sich durch die Inschriften in Rollwerkkartuschen unter dem Handlauf. Am Fuß der Treppenverkleidung befindet sich eine Darstellung von Samson in der Halle der Philister, der Tod Samsons als Vorbild für die Kreuzigung.

 

Abb. links: Säulenengel mit Buch. Abb. rechts: Allegorie einer christlichen Tugend (Fides) am Aufgang.

Zwei außergewöhnliche, an spätmittelalterliche Totentänze erinnernde Skelette sind mit den Worten "GOT(T) IST ALLEINE GEREGT /HIE(R) STE(H)T DE(R) HERR VND AVG DER KNEC(H)T /BISTV GLVGH SOV TRIT(T) HERBEI / VNDT SAGE WELGHER DER KNEC(H)T ODER DER HER(R) SEI" kombiniert, als Symbol dafür, daß vor dem Tod alle Menschen gleich sind (ein Memento mori). Weitere Memento mori sind schlafenden Knaben nebst Totenschädel und Stundenglas Am Schalldeckel ist ein Bibelwort zu lesen: "LVC(AS) X QVI VOS / AVDIT ME AVDIT / ET QVI VOS SPER/NIT ME SPERNIT / QVI AVTEM ME / SPERNIT SPERNIT / EVM QVI MISIT ME" - wer euch hört, hört mich, und wer euch verachtet, verachtet mich, wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.

 

Abb. links: Kanzel von Nordosten gesehen. Abb. rechts: Auferstehungs-Tafel am Kanzelkorb.

Wie bei etlichen anderen Bauprojekten und Investitionen des Domkapitels in Bauten und monumentale Einbauten ließ sich der Bauherr auch an der Kanzel durch Nennung der Kapitelmitglieder und Anbringung ihrer Wappen verewigen. Auf dem achteckigen Schalldeckel tragen die sieben freien Flächen Inschriften in goldenen Lettern auf schwarzem Grund, und darüber sind entlang des Randes aus Holz geschnitzte Wappen angebracht, jeweils ein bis zwei pro Seitenfläche, insgesamt 12 Stück, von links nach rechts 1-2-2-2-1-2-2.

Bei näherem Hinsehen fällt auf, daß so einiges nicht zusammenpaßt: Wir haben zwar 12 Wappen, aber 13 Inschriften, auf der ersten Seite ganz links ist ein Wappen zu wenig. Früher war die Anordnung offensichtlich 2-2-2-2-1-2-2. Wir haben Wappen ganz unterschiedlichen Stils, die zu drei verschiedenen Zeiten entstanden sind, einige gehören noch in die Renaissance, andere in den Barock, einige sind mit Aufwand gearbeitet und haben Rollwerk am Schildrand, andere wurden offensichtlich schnell und einheitlich nachgearbeitet, wobei die gestalterische Tiefe auf der Strecke blieb. Im Barock wurde eines mit Aufwand gestaltet und ohne Verleugnung der Zeit, andere schlichter und im Bemühen um Angleichung an den vorgegebenen Stil. Und es gibt nur zwei Wappen, die inhaltlich zu den Inschriften passen, bei allen anderen gibt es keine Übereinstimmung. Dabei sind die einfacheren Fälle die, bei denen das Wappen nur an einer anderen Stelle sitzt. Es gibt jedoch auch Inschriften ohne passendes Wappen und Wappen ohne passende Inschrift. Insgesamt ergibt sich also folgendes Bild: Diese Kanzel wurde 1592 mit 13 Inschriften und 13 Wappen hergestellt, für den Dekan und 12 Kapitulare (die sich aufdrängende zahlenmäßige Assoziation war bestimmt Absicht). Dabei war jede der sieben Flächen doppelt besetzt außer derjenigen des Dekans, der bekam eine Fläche für sich, die nach Nordwesten gerichtete Frontplatte. Im Laufe der Zeit gingen Wappen verloren. Das wurde repariert ohne Rücksicht auf Übereinstimmung mit den Inschriften, und was fehlte, wurde ergänzt, aber nicht gemäß der ursprünglichen Reihenfolge. Und ein barocker Domdekan fand es angemessen, sein eigenes Wappen hinzuzufügen. Deshalb fehlen im Vergleich zu den Inschriften zwei Wappen (Kannenberg und Stahl), und eines ist zuviel (von dem Bussche/Eller) - unzutreffend im Band "Deutsche Inschriften", wo nur ein fehlendes Wappen bemerkt wird.

Am einfachsten sieht man die Nachbesserung am einzelnen Wappen ganz links über der ersten Achteckfläche: Es hebt sich stilistisch deutlich ab und verweist auf die Barockzeit. Hier hat sich der eine Reparatur veranlassende Halberstädter Domdechant Clamor von dem Bussche (-5.5.1705), Herr zu Cösitz, selber verewigen lassen, interessanterweise mit einem Ehewappen. Das hier gänzlich fehlfarbige Wappen ist gespalten, in korrekter Tingierung zeigte es rechts in Silber drei (2:1) rote Pflugscharen und wäre links golden-blau zu zwölf Plätzen geständert mit einem roten Schildchen in der Mitte, dazu zwei Helme, Helm 1 (rechts): auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken zwei gekreuzte (verschränkte), aufrechte, auf dem Mundstück stehende, mit den Mündungen nach oben und außen gestellte, eigentlich silberne Hifthörner (Jagdhörner) mit roten Beschlägen ohne Band, Helm 2 (links): auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken ein golden-blau zu zwölf Plätzen geständerter Schild mit einem roten Schildchen in der Mitte, zwischen einem rechts goldenen und links blauen Flug (der linke Flügel ist abgebrochen). Die gesamte rechte Hälfte ist das Wappen der von dem Bussche, die gesamte linke Hälfte das der von Eller, denn der evangelische Domdechant hatte am 9.11.1689 Anna Catharina von Eller (1.8.1663-6.11.1695) geheiratet. Es ist die gleiche Wappenkombination, die wir auch an der Grablege der von dem Bussche sehen, die auch unter diesem Domdechanten gebaut wurde. Im Band Deutsche Inschriften wird das nicht erkannt, sondern das Motiv wird dort als Pfeilspitzen gesehen und "Stahl?" zugeordnet, was offensichtlich nicht zutrifft. Vielmehr wurde die Kanzel während der Amtszeit dieses Domdechanten "mit ein bißchen Selbstbewußtsein aktualisiert". Die Helmdecken besitzen eine stilistische Nähe zu den Dekorationen der Grablege.

Denn das ursprüngliche Wappen des Dekans von Kannenberg fehlt gänzlich, und vermutlich wird man sich gedacht haben, eine Wappenreihe ohne Dechant ist wie ein Schiff ohne Kapitän, und dann nimmt man den aktuell gültigen Dekan bei der Ergänzung. Für ihn gibt es keine Inschrift. Die Inschriften unter dem Wappen, "BARTOLD(VS) AB / HEIMBRVCH / PORTENARIVS" und "IOHAN(NES) A BRITZ/KE SENIOR ET / THESAVRARIVS", lassen sich zwei Wappen an anderer Stelle zuordnen.

Ein weiteres Mal wurde die Kanzel während der Amtszeit des Domdechanten Clamor Eberhard von dem Bussche im Jahr 1722 repariert, denn in jenem Jahr rechnete Domcustos Conrad Matthias Haber eine durch einen Bildhauer erfolgte Reparatur fehlender Wappen ab, die er auf Befehl des Scholasters von Münchhausen und des Baumeisters hatte vornehmen lassen. Darin wird angegeben, daß 25 Wappen gefehlt hätten, was völlig unplausibel ist, weil das ursprüngliche Wappenprogramm nur 13 Wappen umfaßt und das ganze Domkapitel gar nicht so groß war, vermutlich ein Schreibfehler anstelle von "2 und 5", denn sieben Wappen sind stilistisch sehr ähnlich und heben sich von den anderen beiden Gruppen zu 1 (klarer Barock) und 4 (Renaissance) Wappen ab. Unter Dechant Clamor Eberhard von dem Bussche wurden einige Verschönerungen im Dom vorgenommen, u. a. entstand in seiner Amtszeit auch der Orgelprospekt.

Die zweite Fläche von links trägt optisch links das Wappen für den Domherrn Joachim von Tresckow, in Silber drei (2.1) schwarze Entenköpfe mit beringten goldenen Halsbändern, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken einer der schwarzen Entenköpfe mit goldenem Halsband und Ring, oben mit drei Pfauenfedern besteckt (Siebmacher Band: Pr Seite: 416 Tafel: 461, Band: PrA Seite: 98 Tafel: 71, Band: ThüA Seite: 108 Tafel: 85, Band: PoA Seite: 102 Tafel: 64). Die märkische Familie stammt aus dem Magdeburger Raum, dem Ruppiner Land und dem Jerichower Land. Das Wappen dieses Domherrn gibt es auch an der Halberstädter Dompropstei, an Burg Zilly und in Burg Schlanstedt zu sehen. Das Wappen des Domherrn taucht auch am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs auf. Die zugehörige Inschrift befindet sich auf der dritten Fläche rechts. Der Domherr wird als Vicedominus und Propst von St. Bonifatius bezeichnet.

Das Wappen optisch rechts ist für Johannes von Britzke, Thesaurarius (Schatzmeister, Verwalter der Güter und Finanzen) und Senior des Domkapitels. Sein Wappen zeigt in Silber einen roten, sechszackigen Stern, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken drei Straußenfedern, hier eine silberne zwischen zwei roten, sonst meist umgekehrt dargestellt (Siebmacher Band: AnhA Seite: 11 Tafel: 15, Band: PrE Seite: 30 Tafel: 24, Band: Sa Seite: 22 Tafel: 23).

Von der Qualität her scheinen das beides Wappen zu sein, die 1722 nachgearbeitet wurden. Die Inschriften auf der zweiten Fläche unter den beschriebenen Wappen, "IOACHIMVS ER/NESTVS A / BIER(E)N" und "IOACHIMVS A / BORCH · VICED(OMI)N(V)S / ET P(RAE)POS(ITVS) S(ANCTI) BO(N)IFACII", lassen sich zwei Wappen an anderer Stelle zuordnen.

Über der dritten Fläche von links stehen wiederum zwei Wappen, das optisch linke zeigt das Wappen von Friedrich von Britzke, Sohn von Hans Georg von Britzke und Propst von Liebfrauen. Sein Wappen zeigt in Silber einen roten, sechszackigen Stern, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken drei Straußenfedern, hier eine silberne zwischen zwei roten, sonst meist umgekehrt dargestellt.

Rechts befindet sich das Wappen für Joachim Ernst von Byern; die zugehörige Inschrift befindet sich auf der zweiten Fläche links. Das Wappen der Familie von Bieren oder geläufiger von Byern ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein grüner Blätterkranz, der oben mit einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckt ist, Feld 2 und 3: in Rot ein sitzender, silberner, widersehender Windhund mit Halsband und Ring, auf dem gekrönten Helm zu rot-silbernen Decken eigentlich ein sitzender, silberner Windhund, der hier verloren gegangen ist (Siebmacher Band: Bad Seite: 93 Tafel: 55, Band: Pr Seite: 104 Tafel: 137, Band: Erg Seite: 50 Tafel: 29-30). Das Wappen dieses Domherrn gibt es auch an der Halberstädter Dompropstei und an Burg Zilly zu sehen, außerdem an Burg Schlanstedt. Das Wappen des Domherrn taucht auch am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs auf. Die Felder kommen bevorzugt in umgekehrter Reihenfolge vor.

Von der Qualität her scheint das linke Wappen original zu sein, während das rechte vermutlich 1722 nachgearbeitet wurde. Die Inschriften auf der dritten Fläche unter den beschriebenen Wappen, "FRIDERICVS A / BRITZKE P(RAE)PO/SIT(VS) B(EATAE) MARIAE (VIRGINIS)" und "IOACHIMVS A / TRESKOW", sind im ersten Fall zutreffend, im zweiten Fall einem Wappen über der zweiten Fläche zuzuordnen.

Über der vierten Fläche von links stehen wiederum zwei Wappen, optisch links das des Domherrn Ernst von Arnstedt. Sein Wappen ist von Silber und Schwarz schrägrechts geteilt und die Teilungslinie kreuzend schräglinksbalkenweise mit drei roten Rosen belegt, auf dem schwarz-silbern bewulsteten Helm mit hier rechts rot-silbernen und links schwarz-silbernen Decken hier ein silbern-schwarz übereck geteilter Flug, auf dem rechten Flügel die Rosen schrägrechtsbalkenweise, auf dem linken Flügel schräglinksbalkenweise (vgl. Siebmacher Band: PoA Seite: 3 Tafel: 2, Band: Pr Seite: 76 Tafel: 97, Band: AnhA, Seite: 4 Tafel: 1, Westfälisches Wappenbuch, Alter Siebmacher). Dieser evangelische Domherr ist auch mit seinem Wappen an der Dompropstei vertreten. Das Wappen der Familie gibt es auch an Burg Zilly und in Burg Schlanstedt zu sehen. Das Wappen des Domherrn taucht auch am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs auf. Die zugehörige Inschrift befindet sich auf der richtigen Fläche, aber auf der falschen Seite.

Rechts über der gleichen Fläche ist das Wappen für den Domherrn Petrus von Götzen angebracht, seine Inschrift befindet sich an der siebten und letzten Fläche ganz rechts. Sein Wappen ist golden-schwarz gespalten mit zwei langgestielten grünen Seerosenblättern, deren Stiele jeweils zum Spalt hin gebogen sind und ein einzelnes grünes Seeblatt nach außen gewendet tragen. Auf dem schwarz-golden bewulsteten Helm mit schwarz-goldenen Decken befindet sich als Zimier eine aufrechte schwarze Bärenpranke, die ein goldenes Stück Bienenwabe mit Honig darin hält, zwischen einem rechts schwarzen und links goldenen Paar Büffelhörner. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: BraA Seite: 33 Tafel: 19, Band: SchlA1 Seite: 36 Tafel: 28, Band: SchlA3 Seite: 134 Tafel: 87, Band: PoA Seite: 30 Tafel: 19, Band: Bö Seite: 124 Tafel: 62-63, Band: Pr Seite: 147 Tafel: 194 und Mä Seite: 210 Tafel: 145. Als Variante kommen auch schräggekreuzte gestielte Seerosenblätter vor. Das linke der beiden Wappen scheint eine spätere Restaurierung zu sein, das rechte mit seinen eingerollten Rändern am Schild sieht wie ein Original von der Erstausstattung der Kanzel aus.

Die Inschriften auf der dritten Fläche unter den beschriebenen Wappen, "IOACHIM(VS) IOHAN(N)(ES) / GEORG(IVS) A SCHV/LE(N)BVRG CELLERARI(VS)" und "ERNESTVS AB / ARNSTEDT" sind beide am falschen Ort, erstere gehört zum Wappen über der siebten Fläche, letztere gehört zum linken Wappen über der korrekten gleichen Fläche.

Die fünfte Fläche war ursprünglich für den Domdekan reserviert, deshalb erstreckt sich die Inschrift über die gesamte Breite der Achteckfläche. Daß das hier die ehemalige Frontplatte ist, sieht man auch daran, daß einzig hier die Inschrift erhaben herausgearbeitet ist, während sie sonst nur aufgemalt ist. Sie lautet: "CASPAR A KANNE(N)BERG HVI(VS) / ECCL(ESI)AE DECAN(VS) PRAEPOSIT(VS) / WALBECCENSIS ANNO 1592". Caspar von Kannenberg (-31.1.1605) ist uns von seiner Grabplatte auf der Südempore und von seinem Epitaph am südöstlichen Vierungspfeiler vertraut, aber sein Wappen fehlt hier komplett.

Dafür steht über dieser Fläche ein ganz anderes Wappen, das für Joachim von Borch (-23.1.1601), Vicedom des Domes und Propst der Kirche St. Bonifatius. Die zugehörige Inschrift befindet sich auf der zweiten Fläche auf deren rechter Hälfte. Sein Wappen zeigt in Rot drei silberne Balken, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eigentlich ein roter, mit drei silbernen Balken (hier eine Teilung mehr) belegter Flug (Siebmacher Band: Pr Seite: 93 Tafel: 121). Er war ein katholischer Domherr. Seine Grabplatte mit seinem Wappen steht im Kreuzgang. Das Wappen ist ferner an der Dompropstei in der oberen Reihe angebracht.

Die sechste und vorletzte Fläche trägt links das Wappen für Matthias von Oppen (um 1565-11.4.1621), in Blau ein silbernes Schragenkreuz, die Mitte mit einer roten Rose belegt, auf dem Helm mit eigentlich blau-silbernen, hier gemischt blau-rot-silbernen Decken ein hoher, blauer Schaft, mit einem Kranz von abwechselnd roten und silbernen Rosen umlegt und oben mit einer liegenden silbernen Mondsichel besteckt, aus der hier drei Pfauenfedern hervorkommen (Siebmacher Band: Anh Seite: 5 Tafel: 5, Band: Pr Seite: 286 Tafel: 339, Band: PrA Seite: 55 Tafel: 41, Band: SH Seite: 30 Tafel: 15 und Band: Sa Seite: 40 Tafel: 46, Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 2, 1898). Zum Zeitpunkt der Herstellung der Kanzel stand dieser Domherr noch nicht an der Spitze des Kapitels, er rückte erst 1605 zum Halberstädter Domdekan auf. Außerdem war er Portanarius (Pförtner, Pfortenherr) und Propst des (Kollegiatstiftes des) Heiligen Bonifatius. Die Inschrift darunter ist korrekt positioniert.

Das optisch rechte Wappen über der sechsten Fläche steht für Johannes von Randow, einen katholischen Domherrn. Sein Wappen ist rot mit einem silbernen Schildchen belegt, das wiederum mit einem roten Schildchen belegt ist, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine silberne zwischen zwei roten, zwischen den Federn zwei rot-silbern geteilte Fähnchen an goldenen Stangen (Siebmacher Band: Pr Seite: 315 Tafel: 370). Im Siebmacher ist alternativ noch ein Kranz abwechselnd roter und silberner Rosen unten um die Helmzier gelegt, statt Wulst. Das Wappen kommt auch an der Dompropstei in der oberen Reihe vor. Die zugehörige Inschrift befindet sich eine Fläche weiter nach rechts auf der linken Seite.

Die Inschriften auf der sechsten Fläche unter den beschriebenen Wappen, "MATTHIAS / AB OPPEN" und "HERMANNVS / STHAL" sind im ersten Fall passend, im zweiten Fall nicht nur im Kontext nicht passend, sondern gänzlich ohne dazu passendes Wappen; an der ganzen Kanzel ist kein Wappen Stahl angebracht.

Über der siebten und letzten Fläche sehen wir links das Wappen des Domherrn Bartholdus von Heimbruch (Heimbruck), Portanarius (Pfortenherr), in Blau ein silberner, mit drei roten Schindeln belegter Balken, auf dem Helm mit rechts blau-silbernen und links rot-silbernen Decken ist das Kleinod verloren gegangen. In der Literatur wird das Wappen etwas anders dargestellt, in Blau ein silberner, mit drei roten Pfählen belegter Balken, auf dem Helm mit rechts blau-silbernen und links rot-silbernen Decken ein beiderseits wie der Schild bezeichneter Flug (Siebmacher Band: Pr Seite: 162 Tafel: 210, Band: Han Seite: 9 Tafel: 9, Band: OstN Seite: 6, Si 1, S. 168, Grote). Die zugehörige Inschrift befindet sich auf der allerersten Fläche ganz links. Das Wappen ist an der Dompropstei in der oberen Reihe angebracht.

Das allerletzte Wappen ist das des evangelischen Domherrn Joachim Johann Georg von der Schulenburg, der auch Cellerarius war. Sein Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber 3 (2:1) rote, aufwärts gerichtete Raubvogelfänge (sog. Greifenklauen), Feld 2 und 3: in Gold ein schreitender, von Silber und Rot quadrierter Ochse, dessen Kopf zwischen den Hörnern mit drei von Silber und Rot geteilten Fähnchen an roten Schäften besteckt ist. Die hier samt Helm verloren gegangene Helmzier wäre gemäß Literatur auf dem gekrönten Helm ein wachsender, grün bekränzter wilder Mann, oben mit drei roten Federn besteckt, in jeder Hand einen roten Raubvogelfuß (sog. Greifenklaue) mit den Krallen nach oben haltend, Helmdecken rechts rot-silbern, links rot-golden (Siebmacher Band: Sa Seite: 5 Tafel: 4, Band: Pr Seite: 26 Tafel: 29 und Seite: 368 Tafel: 417, Westfälisches Wappenbuch, Wolfert, Niedersächsische Wappenrolle 2-973, Münchener Kalender 1915). Die zugehörige Inschrift befindet sich drei Flächen weiter links auf der linken Seite. Der Domherr taucht zweimal an der Dompropstei auf, einmal in der unteren und einmal in der oberen Reihe. Das Wappen dieses Domherrn gibt es auch an Burg Zilly zu sehen, und es taucht auch am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs auf, außerdem an Burg Schlanstedt.

Die Inschriften auf der sechsten Fläche unter den beschriebenen Wappen, "IOHAN(NES) A RAN/DOW P(RAE)POSIT(VS) S(ANCTI) PAVLI" und "PETRVS A / GÖTZE" passen beide nicht zu den Wappen, aber die zugehörigen Wappen existieren an anderen Stellen.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@51.8962678,11.0488647,18.5z - https://www.google.de/maps/@51.896156,11.0487941,131m/data=!3m1!1e3
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt:
https://www.kulturstiftung-st.de/ - Dome und Klöster: https://www.kulturstiftung-st.de/burgen-schloesser-dome/#dome-kloester
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz Halberstadt:
https://www.dom-schatz-halberstadt.de/ - Dom: https://www.dom-schatz-halberstadt.de/dom-domschatz/der-dom-zu-halberstadt/
Förderverein Dom und Domschatz:
https://www.domverein-halberstadt.de/de/aktuelle-projekte.html
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus Dom und Domschatz mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Uta-Christiane Bergemann vom 7.1.2021, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Deutsche Inschriften Bd. 75, Halberstadt Dom, Nr. 231 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn: nbn:de:0238-di075l003k0023104  -  http://www.inschriften.net/halberstadt-dom/inschrift/nr/di075-0231.html#content
von Tresckow auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Tresckow_(Adelsgeschlecht)
von Byern auf Wikipedia:
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von Arnstedt auf Wikipedia:
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von der Schulenburg auf Wikipedia:
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von Oppen auf Wikipedia:
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Familienseite der von Randow:
http://www.randow.com/www-open/frames/framesne.htm
Matthias von Oppen auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_von_Oppen_(Dekan)
von Britzke auf Wikipedia:
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von Randow auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Randow_(Adelsgeschlecht)

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