Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2804
Brixen (Bressanone, Südtirol, Italien)
Der Friedhof von St. Michael in Brixen (1): Johann Joseph Anreiter von Ziernfeld
Zwischen der Pfarrkirche St. Michael und dem Dom liegt der alte Friedhof der Pfarrei Brixen. Der hier beschriebene Grabstein ist an der Nordseite aufgestellt, an der Außenwand der Pfarrkirche. Soweit nicht überwachsen, lautet der lesbare Teil der Inschrift: "NOMINA IVNGO SIMUL TITULIS / ANREIttERIANIS / IOSEPHUS CAROLUS FILIUS ATQUE PATER / HOC IPSO TEGITUR QUOQUE MATER ELISA / SEPULCHRO / ...".
Das Allianzwappen besteht aus zwei unter einer Krone vereinigten Einzelkartuschen, von denen die rechte das Wappen der Familie Anreiter (Anreitter) von Ziernfeld (Zirnfeld) trägt. Gemäß Siebmacher Band: Tir Seite: 1 Tafel: 1 hat dieses Wappen folgende Entwicklung durchgemacht: Das Stammwappen dieser Brixener Familie, welche 1559 einen entsprechenden Wappenbrief erhielt, zeigt in Gold einen an einem silbernen Felsen aufspringenden schwarzen Steinbock, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken der schwarze Steinbock wachsend (Wappen 1). Bischof Wilhelm von Brixen erhob 1633 den Hof Ziernfeld bei Velthurns zu einem Adelssitz unter Beilegung eines eigenen Wappens, in Blau zwei silberne Balken. Entsprechend wurde das Wappen nun geviert, Feld 1 und 4 der Steinbock, Feld 2 und 3 die Balken, war aber noch ohne Herzschild. Dazu wurde auf dem Helm mit rechts schwarz-goldenen und links blau-silbernen Decken der schwarze Steinbock wachsend geführt (Wappen 2). Der Begünstigte war Johann Georg Anreiter.
1674 erhob Kaiser Leopold I. Ludwig Anreiter in den Reichsritterstand. Das adelige Wappen von 1674 ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Stammwappen, Feld 2 und 3: in Blau zwei silberne Balken (für Ziernfeld), Herzschild: in Blau ein schwarzer Adler, dazu auf dem gekrönten Helm das Stammkleinod, zu rechts schwarz-goldenen und links blau-silbernen Decken (Wappen 3). Aus heraldischer Sicht war die "Wappenbesserung" mit dem farblich geminderten Reichsadler ein Geschenk, das man besser nicht haben möchte. Franz Leopold Anreiter von Ziernfeld erhielt 1709 von Kaiser Joseph I. den Freiherrenstand. Das freiherrliche Wappen von 1709 hat den Schild von 1674, aber dazu drei gekrönte Helme, Helm 1 (Mitte): ein schwarzer Adler, Helm 2 (rechts): Stammkleinod, Helm 3 (links): ein blauer Flug, jeder Flügel mit zwei silbernen Balken belegt, Decken rechts schwarz-golden, links blau-silbern (Wappen 4). Weitere, insbesondere farbliche Varianten werden in der Wappenkartei von Fischnaler dokumentiert.
Aus der Brixener Linie wurden 1694 von Kaiser Leopold I. Karl und Kristof Anreiter geadelt. Dieser geadelte Karl von Anreiter zu Ziernfeld und Neidheim (1666-1715) war der Sohn von Balthasar Karl von Anreiter (1633-1690) und Eva Mayr (1638-), hatte als Stiefmutter Anna Zeilinger von Thurn, war von Beruf Postmeister und hatte 1694 Maria Elisabeth Ingram von Liebenrain und Fragsburg (-1748) geheiratet, die Tochter von Zacharias Christoph Ingram von Liebenrain und Katharina von Meierhofer auf Coburg und Anger. Sein Sohn war Johann Josef von Anreiter zu Ziernfeld und Neidheim (1698-1759), Hofjunker und k. k. Postmeister zu Brixen, welcher Maria Anna von Puch heiratete. Das erklärt auch das hier vorliegende Wappen (Wappen 5), Feld 1 und 4: der Steinbock, Feld 2: drei Balken, Feld 3: ein Posthorn, Herzschild: der Adler, hier sogar als Doppeladler. In der Fischnaler Wappenkartei ist dieses Wappen auf 1725 datiert mit Hinweis auf die Pfaundler'sche Siegel-Sammlung. Johann Joseph von Anreiter hatte noch zwei jüngere Brüder, Ingenuin Albuin und Georg Joachim. 1748 verlieh der Fürstbischof von Brixen, Leopold von Spaur, Johann Joseph von Anreiter in Brixen das sogenannte Zimmerlehen, nämlich einen Baumgarten mit zwei Häusern "in Albeins an dem Bach". Johann Joseph von Anreiter zu Ziernfeld und Neidheim hatte als Kinder Carl Anton, in Nachfolge seines Vaters Hofjunker und Postmeister in Brixen, Johann und Anna Maria.
Das zweite Wappen für die Ehefrau ist eine Variante des Wappens der Ingram von Liebenrain und Fragsburg. Deren Wappen ist mit folgender Blasonierung in die Deutsche Wappenrolle eingetragen: Geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein aus goldenen Flammen aufsteigender golden gekrönter silberner Phönix, Feld 2 und 3: in Blau ein mit drei grünen Ingrienblättern (Stechpalmenblättern) belegter silberner Sparren, begleitet von drei goldenen Sternen (Stammwappen), auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-goldenen Decken der golden gekrönte silberne Phönix des ersten und vierten Feldes wachsend (DWR Band: XXXII Seite: 77 Nummer: 7269/78), entsprechend dem Wappen 2 der unten beschriebenen Entwicklung. Die Familie stammt aus Layen im Grödnertal, Bez. Bozen/Südtirol. Das Wappen der Familie wird weiterhin beschrieben im Siebmacher Band: Tir Seite: 9 Tafel: 10. Das Stammwappen ist der Sparren mit den Ingrienblättern und den Sternen (Wappen 1). Der seltene Ausdruck "Ingrienblätter" stammt aus dem Diplom und wird heute als Stechpalmenblätter verstanden, auch wenn historische Zeichnungen besagte Blätter als Kleeblätter darstellen, in anderen Quellen Ingrienblätter mit Efeublättern gleichgesetzt werden und hier sogar eine gänzlich abweichende Variante zu sehen ist. Hier wurde wohl mit Gewalt ein redendes Wappen konstruiert, auch wenn heute keiner mehr weiß, was eine Ingrie genau sein soll. Wie gesagt, die DWR hat sich für den Ilex entschieden.
Kaiser Ferdinand II. bestätigte den Brüdern Zacharias, Simon und Christian Ingram am 30.11.1619 ihren alten Adel und vermehrte ihr Wappen um ein angebliches anderes Stammwappen, das ähnlich im Siebmacher III. 100 aufgeführt ist. Auf dem Helm wurde der Phönix wie im Schild geführt (Wappen 2). Am 14.6.1672 erhob Kaiser Leopold I. Zacharias Ingram zu Liebenrain in den Freiherrenstand mit abermaliger Wappenvermehrung. Der Schild blieb gleich, aber es kam ein zweiter Helm hinzu, mit einem goldenen Löwen (Wappen 3). 1776 gab es ein weiteres Freiherrendiplom. Dabei entstand die spätere freiherrliche Form mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau ein gekrönter goldener Löwe, Feld 2 und 3: in Rot ein gekrönter Phönix aus goldenen Flammen steigend, Herzschild: in Blau ein silberner Sparren mit drei Ingrienblättern und von drei (2:1) goldenen Sternen beseitet. Dazu werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): zu schwarz-goldenen Decken ein schwarzer kaiserlicher Doppeladler (Gnadenzeichen), Helm 2 (rechts): zu blau-goldenen Decken ein wachsender goldener, golden gekrönter Löwe, Helm 3 (links): zu rot-silbernen Decken der Phönix aus dem Schild (Wappen 4). Hier sehen wir eine ganz andere Variante, die aber auch in der Fischnaler Wappenkartei dokumentiert ist, geviert ohne Herzschild, Feld 1 und 4 der Phönix, Feld 2 und 3 ein mit drei (1:2) vierblättrigen Blüten belegter Sparren, also weder mit Ingrienblättern noch mit Sternen (Wappen 5).
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@46.716143,11.6576034,20z - https://www.google.de/maps/@46.716143,11.6576034,92m/data=!3m1!1e3
Wappen Anreiter in der Fischnaler Wappenkartei: http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=968&drawer=A-Ban&tr=1 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=969&drawer=A-Ban&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=970&drawer=A-Ban - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=972&drawer=A-Ban&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=974&drawer=A-Ban&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=975&drawer=A-Ban&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=962&drawer=A-Ban&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=963&drawer=A-Ban&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=964&drawer=A-Ban&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=965&drawer=A-Ban&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=967&drawer=A-Ban&tr=1#next
Wappen Ingram in der Fischnaler Wappenkartei: http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=17436&drawer=&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17418&sb=ingram&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17419&sb=ingram&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17421&sb=ingram&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17423&sb=ingram&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17425&sb=ingram&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17426&sb=ingram&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17428&sb=ingram&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17435&sb=ingram&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Genealogische Daten zur Familie Anreiter von Helmut Paul: https://www.helmutpaul.at/tree/paul/individual/I2140/Karl-von-Anreiter-zu-Zirnfeld-und-Neidheim-I2140 - https://www.helmutpaul.at/tree/paul/individual/I2150/Maria-Elisabeth-Ingram-von-Liebenrain-und-Fragsburg-I2150 - https://www.helmutpaul.at/tree/paul/individual/I2139/Johann-Josef-von-Anreiter-zu-Zirnfeld-und-Neidheim-I2139
Archivalien der Familie Anreiter: https://docplayer.org/117752459-Suedtiroler-landesarchiv-archiv-von-anreiter-von-jenner-bearbeitet-von-margot-pizzini.html
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Josef Resch (Josephus Reschius): Monumenta veteris ecclesiae
Brixinensis, Brixen 1765, online: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10939445?page=,1 - https://books.google.de/books?id=vYxQAAAAcAAJ
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2021
Impressum