Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2834
Hall in Tirol (Innsbruck-Land, Tirol, Österreich)

Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Hall (11): Friedrich Roschmann

Diese Platte aus reinweißem Marmor in der Arkade des Josefskirchleins ist zweigeteilt mit einem Allianzwappen oben und einer Inschriftenkartusche unten. Letztere enthält den Wortlaut: "HEIC IACENT / NOBILES CONSOBRINI / D(OMINUS) FRIDE(R)ICVS ROS(C)HMANN ET / D(OMINA) MARGARITA ZIM(M)ERMAN(N)IN NATA, ROMERIN / ILLE SALINARVM ARCHID(VCI), DIRECTOR / V, AVG, COELEBS, HAEC VIDVA XXIX, IVN, / VNA IN DOMO, COGNATIONE, ANNO, DIE / OCTIDVI INTERVENTV PIE MORTVI, / AnIMae VIVant Deo In CoeLIs." Die letzte Zeile enthält ein Chronogramm, AnIMae VIVant Deo In CoeLIs = I + M + V + I + V + D + I + C + L + I = 1 + 1000 + 5 + 1 + 5 + 500 + 1 + 100 + 50 + 1 = 1664. Zum einen ist hier interessant, daß die beiden Verstorbenen als "consobrini" bezeichnet werden, als Geschwisterkinder, hier im Sinne von Neffe und Tante. Friedrich Roschmann war 1661-1664 Salzmayr und Amtsdirektor in Hall unter der Regierung von Erzherzog Sigmund Franz, und er wurde von letzterem geadelt und bekam am 20.2.1644 zu Innsbruck eine Wappenbesserung. Seine Tante war Margaretha Zimmermann, geborene Romer.

 

Das Wappen Roschmann ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzes Jagdhorn mit verschlungenem Band (Stammwappen Roschmann), Feld 2 und 3: in Blau einwärts ein goldener Greif (von Hörburg), auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links blau-goldenen Decken ein wachsender goldener Greif (von Hörburg).

Die bürgerliche Familie Roschmann stammt aus Lermoos im oberinntalischen Landgericht Ehrenberg. Als Stammvater der Familie gilt Martin Roschmannn, Postmeister zu Füssen und zu Lermoos unter den Kaisern Maximilian I., Karl V. und Ferdinand I. Dieser erhielt 1553 ein eigenes Wappen mit dem berufsbezogenen Posthorn, schwarz in goldenem Feld, dito auf dem Helm. Von den neun Kindern dieses Martins heiratete der gleichnamige Martin Roschmann, Sekretär der Regierung in Innsbruck, Anna von Hörburg, die Tochter des letzten männlichen Mitgliedes dieser Familie. Deshalb bekamen deren Söhne am 29.1.1592 von Erzherzog Ferdinand ein neues, vermehrtes Wappen verliehen, das das Wappen der erloschenen von Hörburg aufnimmt. Das geschah sogar in der Weise, daß zwar das Stammwappen Roschmann auf den bevorzugten Plätzen 1 und 4 verblieb, daß aber das Stammkleinod Roschmann zugunsten des Kleinods Hörburg aufgegeben wurde. Der hier relevante Friedrich Roschmann war ein Enkel von Martin Roschmann dem Jüngeren, und dieser Friedrich wurde am 20.2.1644 durch ein Diplom des Kaisers Ferdinand II. und der verwitweten Erzherzogin Claudia, der Vormünder der Kinder des Erzherzogs Leopold des Frommen, in den Adelsstand erhoben. Friedrich Roschmann war lange am erzherzoglichen Hof in Innsbruck tätig, als erzfürstlicher Rat und als Sekretär des Geheimen Rats, und er war hochangesehen und einflußreich. Erzherzog Sigmund Franz beförderte ihn am 18.12.1663 zum Salzmayramtsdirektor in Hall, ein hochangesehener und einträglich dotierter Posten. Er starb aber unvermählt und ohne Kinder kurz darauf.

Dieser Friedrich Roschmann hatte noch einen Bruder, Christoph Roschmann, der aber eine geistliche Karriere eingeschlagen hatte, Jesuit geworden war und als Rektor 1686 starb. Damit ist die gesamte Descendenz von Martin Roschmann d. J. erloschen. Die Familie, deren Lebensverhältnisse zunehmend bescheidener wurden, wurde fortgesetzt von den Nachkommen Josephs, einem weiteren Sohn von Martin Roschmann d. Ä. Jospeh war Salzfaktor, Postmeister und Besitzer der väterlichen Güter in Lermoos. Zu dessen Nachkommenschaft gehört auch Anton Roschmann (7.12.1694-25.6.1760), Schriftsteller, Geschichtsforscher, Topograph und Archäologe, in erster Ehe vermählt mit Maria Margaretha Mayr (-1726.) und in zweiter Ehe mit Maria Johanna von Feyrtag (-1768).

Eine spätere Form dieses Wappens ist das der Roschmann von Hörburg (Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 381 Tafel: 214), geviert mit einem silbernen Balken, darin drei rote Tatzenkreuze nebeneinander, Feld 1, 2, 3 und 4 wie zuvor, die Hörner golden beschlagen und mit goldenem Band, die Greifen einwärts und golden gekrönt. Zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu schwarz-goldenen Decken ein roter Adler, Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein wachsender goldener und golden gekrönter Greif. Im Rietstap liest sich das so: "Écartelé, aux 1 et 4 d'or à un cor de chasse de sable, l'embouchure à dextre, aux 2 et 3 d'azur à un griffon d'or, couronné du même. A la fasce d'argent, brochant sur l'écartelé et chargée de trois croix de Malte de gueules. Deux casques couronnés. Cimiers: 1° une aigle contournée de gueules, couronnée d'or, lambrequin d'or et de sable; 2° le griffon, lambrequin d'argent et de gueules". Diese Form des Wappens wurde Anton Leopold Roschmann von Hörburg (-19.5.1820), Kreishauptmann zu St. Pölten und Leopoldsordens-Ritter am 1.5.1820 bei der Verleihung des Ritterstandes gegeben (AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 807.37); das war der Sohn des im vorigen Abschnitt zuletzt genannten Anton Roschmann.

Das Wappen Romer (Fischnaler-Wappenkartei: Ramer) ist geteilt, oben in Schwarz ein gekrönter goldener Adler, unten in Rot zwei silberne Balken, auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken ein gekrönter goldener Adler zwischen einem mit drei Balken belegten Flug, rechts schwarze Balken auf Gold, links silberne Balken auf Rot. Ein entsprechendes Wappen mit marginalen Unterschieden (Wulst statt Krone, zwei Balken in der Helmzier statt drei, Adler ungekrönt) ist in der Fischnaler-Wappenkartei für die Brüder Simon Ramer, Bürger und Mitglied des Rats der Stadt Rattenberg, Georg Ramer, Handelsmann zu Schwaz, und Hans Ramer, Bürger in München, mit Hinweis auf eine Verleihung am 30.11.1590 zu Innsbruck verzeichnet.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.2815831,11.5066981,20z - https://www.google.de/maps/@47.2815831,11.5066981,88m/data=!3m1!1e3
Anton Eberle: Grabsteine der St. Nikolaus-Pfarrkirche zu Hall, 1876, Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3/20, S. 1-42, https://www.zobodat.at/pdf/VeroeffFerd_3_20_0001-0042.pdf - insbes. S. 24-25
Wappen Roschmann in der Fischnaler-Wappenkartei: http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=23683&sb=roschmann&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=23685&sb=roschmann&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=23682&sb=roschmann&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=23684&sb=roschmann&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=23681&sb=roschmann&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=23686&sb=roschmann&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=23686&sb=roschmann&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Österreichisches Staatsarchiv:
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4413821
Wappen Ramer in der Fischnaler-Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=22468&sb=ramer&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Wappen Hörburg in der Fischnaler-Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=16813&sb=h%C3%B6rburg&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Franz von Krones: Anton Roschmann, in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 167-173
https://www.deutsche-biographie.de/pnd116608870.html#adbcontent
Genealogie der Roschmann von Hörburg:
https://de.wikisource.org/wiki/BLKÖ:Roschmann-Hörburg,_die_Ritter_von,_Genealogie
Anonymus: Anton Roschmann und seine Schriften, 1826, Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 2:1-184
https://www.zobodat.at/Fpdf/VeroeffFerd_2_0001-0184.pdf

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