Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2844
Schwaz (Tirol, Österreich)

Wappen in und an der Schwazer Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Die Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariä Himmelfahrt ist eine der bedeutendsten gotischen Kirchen in Tirol und weist einige bauliche Besonderheiten auf. Es handelt sich um eine Hallenkirche, die größte der Gotik in Tirol. Das augenfälligste Merkmal ist das vierschiffige, sechsjochige Langhaus mit zwei Seitenschiffen, zwei Hauptschiffen und zwei Chören. Die repräsentative Westfassade besitzt fünf halbhohe Strebepfeiler und einen mit 13 kleinen Türmchen abschließenden Giebel, inspiriert vom Alten Münchener Rathaus. Das komplette Dach ist mit Kupferplatten gedeckt, die zusammen ca. 150 t wiegen. In ihrer jetzigen Form ist es die dritte Kirche am Ort. Eine erste Kirche, die schon in der ersten Hälfte des 14. Jh. bestand, wurde 1429 vergrößert. und 1432 geweiht. 1460 entstand der zweite Kirchenbau unter Leitung von Hans Mitterhofer und dessen Sohn Gilg, ein Bau, der 1465 schon geweiht, aber erst 1478 vollendet wurde. Der dritte Kirchenbau wurde 1490 begonnen, mit dem Münchner Architekten und Bildhauer Erasmus Grasser als Baumeister. Diese Neubauten in kurzer Folge waren das Ergebnis des Booms des Silberbergbaus: Man brauchte schnell immer größere Räume wegen des Bevölkerungswachstums (Schwaz war mit 20000 Einwohnern der größte Ort Tirols zur Blütezeit des Bergbaus, viermal so groß wie Innsbruck), und man konnte es sich leisten wegen des lukrativen Bergbaus. Der Bergbau war auch der Grund für die doppelten Kirchenschiffe: Die Kirche wurde der Länge nach durch eine bis 1858 bestehende 1,50 m hohe Holztrennwand unterteilt, auf der nördlichen Seite für die bürgerliche Bevölkerung, auf der südlichen Seite für die Bergknappen. Diese Maßnahme diente der Konfliktvermeidung zwischen zwei völlig unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, die sogar jeweils ihre eigene Gerichtsbarkeit hatten, der Landrichter war für die Bürger zuständig, der Bergrichter für die Knappen. Es gab also auch keine einheitliche Gemeindeverwaltung. Die Grabdenkmäler der Gewerken sind ausschließlich in der Knappenkirchenhälfte zu finden. Die Kirche besitzt zwei Glockentürme, den 72 m hohen alten Glockenturm mit statischen Problemen (1 m Überhang nach Norden) direkt an der Kirche und den 80 m weiter weg stehenden neuen Glockenturm von 1910 ff.

 

Sowohl außen als auch innen sind mehrere heraldisch interessante Grabdenkmäler erhalten. Diese Bronzetafel an der Außenseite der Schwazer Pfarrkirche, an der Nordwand des Turmes, erinnert an Frau Gertraud Heustadl, geborene Klammer. Die Tafel ist in zwei gleich große Bereiche aufgeteilt, oben die Zone des Ehewappens, unten die Inschriftenzone mit folgendem Wortlaut: "Anno domini 1506 / am 9. tag July sta/rb Die edell fraw Ge/drautt hewstadlin / von kag. Die hie / begraben leyt Der gott genedig / und parmherczig sey. Amen." Etwa über die Höhe der oberen zwei Drittel der Inschriftenzone reichen seitlich zwei oben mit Rundbogen geschlossene bildliche Hochreliefs, optisch links mit einer Christophorus-Darstellung, gegenüber eine Anna Selbdritt, eine Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind. Die Darstellung erinnert ein bißchen an die Nürnberger Spätgotik.

 

Heraldisch rechts sehen wir das redende Wappen der Heustadl von Kag, gemäß Fischnaler-Wappenkartei in Silber ein roter Heustadel mit spitzem Dach und offener Tür, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, rot gekleideter bärtiger Mannesrumpf, auf dem Kopf ein roter, silbern gestulpter Spitzhut, der Schaft mit einer goldenen Krone umschlossen und oben mit einem silbernen Federbusch besteckt. Gegenüber ist das Geburtswappen der Verstorbenen zu sehen, das der Familie Klammer, und dieses ist ebenso redend wie das andere, denn es zeigt eine mit den Spitzen nach unten gelegte und mit fünf (3:2) Rosen belegte Klammer, auf dem Helm eine mit den Spitzen nach oben gelegte und mit fünf (2:3) Rosen belegte Klammer vor einem Flug. Die Tinkturen sind auch in der Fischnaler-Wappenkartei nicht überliefert.

Dieses Komposit-Grabdenkmal ist im Innern der Schwazer Pfarrkirche aufgestellt. Die Rotmarmorplatte dient nur als Träger, denn die inhaltstragenden Elemente, das umlaufende, aus mehreren Bändern zusammengesetzte Inschriftenband mit den Evangelistensymbolen an den Ecken (Adler oben links, Schreiber oben rechts, Löwe unten links und Stierkopf unten rechts) und das mittlere Wappen sind aus Bronze aufgenietet. Die Inschrift lautet: "Nach c(h)rist(i) gepurd (= Geburt) / m cccc lxxxxi ia(h)r starb die edel und vest Magdalena / Ramungin am / samstag vor liechtmes(s) der Got(t) genedig sey amen". Im Jahr 1491 am Tag vor Lichtmeß, also am 1.2. starb Magdalena Ramung, geborene von Kampan (Campan).

 

Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: silbern-schwarz geteilt, oben ein nach links schreitender roter Löwe mit einer erhobenen Vorderpranke, Feld 2 und 3: in Blau drei (2:1) mit der Schneide nach rechts gelegte, silberne aufrechte Sicheln mit goldenem Griff, zwei Helme, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender Rumpf eines roten Stieres, Helm 2 (links): auf dem ungekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein blauer hoher, oben mit einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckter Hut, in dessen silbernem Stulp seitlich zwei mit den Schneiden zum Schaft hin gekehrte silberne Sicheln mit goldenem Griff stecken, Tinkturen nach Einträgen in der Fischnaler-Kartei., die wiederum das Element mit den Sicheln nach Conrad Grünenberg 1483 angibt. Das Wappen mit den Sicheln ist im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 345 geführt, dort sind die Schneiden glatt wie hier, ebenso im Berliner Wappenbuch als "Campaner"; dort sind die Schneiden gezähnt.

Von der Inschrift dieses in den Fußboden eingelassenen Grabsteines für Matthäus Perkhofer ist nichts Weiterführendes mehr zu erkennen, so abgetreten ist der rotmarmorne Stein. Das Wappen ist jedoch klar als das vermehrte der Familie Perkhofer zu erkennen. In der Fischnaler Wappenkartei ist ein vermehrtes Wappen der Perkhofer von Taufers und Moos abgebildet, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold auf einem grünen Hügel ein naturfarbener, d. h. blauer Pfau mit grünem Rad (Stammwappen Perkhofer), Feld 2 und 3: in Blau zwei schräggekreuzte goldene, beiderseits gestümmelte durchgehende Äste, Herzschild: fünfmal rot-silbern geteilt, in den silbernen Plätzen 4:3:2 (oder2:3:3) blaue Rauten (Taufers). Hier wird das Wappen nur mit einer Laubkrone geführt. Die Familie führte auf dem gekrönten Helm mit rechts blau-goldenen und links blau-silbernen Decken auf einem grünen Dreiberg den radschlagenden Pfau. Der Vermehrung liegt ein Diplom vom 12.5.1652 zugrunde. Taufers kam in das Wappen, weil ein Verwandter, Ludwig Perkhofer (1610-1686), 1653 von Erzherzog Ferdinand Karl gegen einen fünfstelligen Guldenbetrag Burg Taufers erwarb und 1654 das Gericht Taufers zu Lehen bekam. Die Burg Taufers mußte er aber 1685 wegen Schulden wieder verkaufen.

 

Der nachfolgend abgebildete herrliche Stein aus Rotmarmor wurde für Christian Tänzl geschaffen, wie die umlaufende Inschrift verrät. Die Familie Tänzl ist mit dem Schwazer Silberbergbau groß geworden. Es war ein kometenhafter Aufstieg der Familie in nur wenigen Generationen. Alles begann mit dem bürgerlichen Kaufherrn Jakob Tänzl in Innsbruck. Damals war Schwaz noch ein bedeutungsloses Nest - bis man 1420 dort Silber fand, und bald wußte man, daß es ein ganzer Berg voll Silber war, das ganze Bergbaurevier Falkenstein wartete auf Mutige, die bereit waren, ihre bürgerliche Existenz in der Stadt aufzugeben und der Gold-, nein Silbergräberstimmung zu folgen. Jakob Tänzl (-1472) war einer der ersten. Bereits 1430 wurde er Gewerke (Bergunternehmer) in Schwaz. Kaiser Friedrich III. verlieh 1441 die Grubenlizenz bei der Herrengrube. Schon 1463 förderte der bald eine führende Rolle im Silberbergbau spielende Jakob Tänzl die Menge von 151 kg Silber. Er legte den Grundstein für das sagenhaft erfolgreiche Bergunternehmertum der Familie. Gleichzeitig trat er als Stifter der Pfarrkirche in Hall, von St. Jakob in Innsbruck und der Pfarrkirche in Imst auf, wobei er ab 1462 den Neubau der letzteren erheblich förderte. Auch bei St. Jakob in Innsbruck war er seit 1459 Kirchenpropst und Bauleiter. Sein um 1430 geborener Sohn Christian übernahm das Geschäft; seine Töchter wurden mit je 12000 fl. Mitgift in andere Gewerkenfamilien verheiratet, Eleonore Tänzl mit Hans Jöchl, der in Sterzing aktiv war, und Christina Tänzl mit Hans Fueger, der auch in Schwaz grub. Am Pfeiler der Familie Jöchl in der Pfarrkirche Sterzing erinnert ein Wappen an Eleonore, ein weiteres an der geschnitzten Holzdecke im Ansitz Jöchlsturn in Sterzing, und am Schmiedeeisen-Gitter der Westempore der Pfarrkirche Hall erinnert ein Wappen an Christina und ihren Mann.

 

Sein Sohn Christian Tänzl (-1491), also der von dieser Grabplatte, übernahm das Geschäft schon zu Lebzeiten des Vaters. Er heiratete Christina Melauner aus Pfunds im Oberinntal. Unter ihm katapultierte der erfolgreiche Silberbergbau die Familie zu höchstem Reichtum und Ansehen. Das Montanunternehmen Tänzl wurde unter ihm unter den im Schwazer Bergbau tätigen Großgewerken und Schmelzherren führend. Zunächst verlegte er den Firmensitz ganz nach Schwaz. Dann vermehrte er die Anzahl der ausgebeuteten Gruben und seinen Grundbesitz: Er förderte in Gruben in Schwaz, in Imst, in Klausen, im Revier Rattenberg, in Gossensaß und am Schneeberg (Ridnaun). Ein weiteres Engagement bestand im Bergbaurevier Schladming in der Obersteiermark. Schmelzhütten unterhielt er in Schwaz und in Stans. Im Zeitraum von 1470 bis 1491 hatte Christian Tänzl 22,8 t Silber gewonnen, was ihm 3 Millionen Gulden an Gewinn einbrachte. Seine Gewinne legte er in Immobilien an: In Schwaz erbaute er das Tänzl-Haus, das heute den Kern vom Palais Enzenberg bildet. Ihm gehörte seit 1487 via Erbschaft Schloß Moos bei Sterzing und seit 1488 Schloß Berneck bei Kauns im Oberinntal. Die Weiherburg in Innsbruck stieß er 1470 wieder ab. Die Zusammenarbeit mit dem Landesherrn lief so: Tänzl mußte das Silber der Münze in Hall abliefern und bekam dafür rund 130 fl. pro Kilogramm. Erzherzog Siegmund machte ihn zu seinem Rat und pumpte ihn wiederum an und zog ihn für Bürgschaften heran, wenn er woanders Anleihen aufnahm. Und er lieh sich von seinem Haus-Bergunternehmer auch mal das Silbergeschirr für Feierlichkeiten aus. Christian Tänzl setzte die Kirchenförderung seines Vaters fort und leitete 1472-1482 den Bau der Pfarrkirche Schwaz und stiftete einen großen Jahrtag. Laut Hauptmatrikelbuch wurde er am 5.7.1483 geadelt.

Das Stammwappen der Tänzl ist schwarz-golden gespalten mit einem Schach-Doppelspringer in verwechselten Farben, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flügel. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 60 Tafel: 63 und in Band: Tir Seite: 16 Tafel: 19. Das Wappen, das seit 1390 geführt wurde, wird Kristan Dinzel am 16.10.1437 von König Sigismund bestätigt. Später ab 1502 gab es ein vermehrtes Wappen für die Familie, nach Siebmacher geviert, Feld 1 und 4: schwarz-golden gespalten mit einem Schach-Doppelspringer in verwechselten Farben, Feld 2 und 3: in Schwarz ein goldener hersehender Löwe ("gelöwter Leopard"), zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu schwarz-goldenen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flügel, Helm 2 (links): schwarz-goldenen Decken ein goldener hersehender Löwe wachsend vor einem Busch aus abwechselnd schwarzen und goldenen Straußenfedern. Der Löwe erscheint häufig als "natürlicher Leopard" mit schwarzen Flecken, aber nicht durchgängig. Ebenso findet man ihn mal hersehend, mal nicht. Die vermehrte Form ist im Scheiblerschen Wappenbuch zu finden, dort hat der Löwe schwarze Flecken.

 

In der Fischnaler-Wappenkartei wird ein anderes vermehrtes Wappen der Tänzl angegeben, nach einem weiteren in der Pfarrkirche Schwaz befindlichen Monument, Schild geviert wie zuvor beschrieben, drei gekrönte Helme, Helm 1 (Mitte): ein wachsender, rot mit goldenen Aufschlägen gekleideter Mannesrumpf mit einer flachen roten, golden umgeschlagenen Mütze, Helm 2 (rechts): Stammhelm, Helm 3 (links): ein Busch aus sechs abwechselnd goldenen und schwarzen Straußenfedern, alle Decken schwarz-golden. Es gibt auch noch einen weiteren Eintrag für ein vermehrtes Wappen mit Herzschild, Hauptschild geviert aus Doppelspringer und Löwe, im Herzschild ein Adler. Eine solche Form wird im Siebmacher unter Hinweis auf Mayerhofer erwähnt, mit dem Hinweis, daß dem Autor ein solches noch nicht begegnet sei. Tatsächlich gehört die dritte Helmzier mit dem wachsenden Mannesrumpf zu dem Adler-Herzschild, und auf Schloß Tratzberg ist eine solche Kombination aus zwei Wappen über einer Tür angebracht, und Adler/Mann sind das Wappen Rindscheit. Der Vogel wird von der Familie silbern-schwarz in goldenem Feld dargestellt und wahlweise je nach Quelle und Kontext als Taube, Falke, Schwalbe oder Adler interpretiert.

Christian Tänzl hatte zwei Söhne, Veit Jakob Tänzl (-1530) und Simon Tänzl (-1525), und eine Tochter, Elisabeth Tänzl. Erstere übernahmen das Geschäft, letztere wurde mit 80000 fl. Mitgift an Freiherr Bartlme von Firmian verheiratet. Ein um 1510 entstandenes Wappen an Schloß Englar in Eppan erinnert an Elisabeth Tänzl. Die Steigerung der Mitgift von einer Generation zur nächsten um das 6,67fache illustriert den finanziellen Aufstieg der Familie. Die nächste Stufe des gesellschaftlichen Aufstiegs erreichte Simon Tänzl durch Heirat mit Genovefa von Laubenberg (-1525) aus schwäbischem Adel, die erste eheliche Verbindung mit dem Adel war die gesellschaftliche Anerkennung des Erreichten. Ein 1507 entstandener Taufstein in Nassereith trägt die Wappen des Paares. Sie hatten als Nachkommen Hans Jakob Tänzl (-1536) und Kaspar Joachim Tänzl (-1553), beide ebenfalls als Bergbauunternehmer in Tirol tätig. Der andere Sohn Christians, Veit Jakob Tänzl, heiratete ebenfalls eine Frau aus alter Familie, Anna Rindschait (auch: Rindscheit, Rindschid, Rynndscheid, -1531) aus steirischem Adel; die Ehe war aber bis auf drei früh verstorbene Kinder ohne Nachkommen. Veit Jakob trieb den Bergbau noch einmal an und beutete noch mehr pro Jahr aus als je zuvor, ganz grob das Doppelte der bisherigen Menge: 1490-1500 wurden 20 t gefördert, im nächsten Jahrzehnt 18 t, und im wiederum nächsten Jahrzehnt 21 t, und das allein in Schwaz. Die nächste Stufe des gesellschaftlichen Aufstiegs erreichte Veit Jakob Tänzl, neben seinem Dasein als Unternehmer auch noch Bauherr, Kirchenstifter und Kunstmäzen, 1502 mit der Erhebung in den Reichsadelsstand mit dem Prädikat "von Tratzberg". Eine Wappenvermehrung begleitete den Aufstieg. Und ein weiterer Schritt zum Aufstieg war der 1492/1494 erfolgte Tausch von Burg Berneck gegen die durch einen Brand schwer beschädigte Burg Tratzberg, die er jetzt zum äußerst prunkvollen Renaissance-Schloß ausbauen ließ. Die weitere Geschichte der Familie Tänzl bis hin zum Ruin der Familie und dem Konkurs der Familie und der endgültigen Liquidation der Firma 1552 wird im Kapitel zu Schloß Tratzberg beschrieben, wo auch der Totenschild des Veit Jakob Tänzl hängt.

 

Der nächste rotmarmorne Grabstein ist für die Gewerkengattin Anna Hofer (-1493). Der Grabstein ist eine Arbeit des Bildhauers und Malers Wolfgang Leb, der vermutlich um 1460 in Salzburg geboren wurde und um 1520 in Wasserburg/Inn starb. Anna Hofer war die Schwiegertochter des Salzburger Gewerken Virgil Hofer (-1478), Bergherr zu Rattenberg. Ihr Mann war Hanns Hofer. Sie ist in einen weit ausladenden Mantel gekleidet, den sie mit ihrer rechten Hand zusammenrafft, darunter kommt ein gemustertes Unterkleid zum Vorschein. Aus der Hand fällt ein Rosenkranz herab. Mantel und Kleid sind tief dekolletiert. Auf dem Kopf trägt sie eine kugelige Haube und einem um das Kinn geführten Schleier. Mit dieser Tracht entspricht sie der neuesten Augsburger Mode in der Zeit um 1500.

Die beiden Wappen im unteren Teil des Zentralfeldes ragen mit ihren Kleinoden über das Podest, auf dem Anna Hofer steht, hinaus. Heraldisch rechts sieht man das Wappen des Ehemannes, das der Familie Hofer zu Urfahrn, in Schwarz eine eingebogene goldene Spitze mit drei (2:1) liegenden Mondsicheln in verwechselten Farben, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken eine silberne Bracke sitzend zwischen einem Paar Büffelhörner, das rechte schwarz, das linke golden (oder umgekehrt, Hund auch auf einem roten Kissen sitzend). Andere Variante: ein schwarzer Hund sitzend zwischen zwei golden-schwarz geteilten oder schwarz-golden übereck geteilten Büffelhörnern. Weitere Variante: Mondsicheln gesichtet. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher III, 102, ferner ist es im Negrischen Wappenbuch S. 157, im churbayerischen Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek, BSB Cgm 1508) und im Mayrhofen-Wappenbuch 152 enthalten. Weitere Nachweise: Siebmacher Band: BayA1 Seite: 5, Band: BayA1 Seite: 45, Band: BayA2 Seite: 76 Tafel: 48. Die Familie hatte ihr Bergbaugebiet in Rattenberg. Wilhelm Hofer war der Letzte des Geschlechts. Seine Tochter bringt 1660 durch Heirat Urfahrn an die von Zeilhofen. Das eigene Wappen von Anna heraldisch links zeigt einen in zwei Reihen gespickelten Schrägbalken, auf dem Helm zischen zwei Büffelhörnern ein aufgereckter Unterarm, in der Hand drei Kugeln haltend (Genealogie unklar, Hinweise willkommen).

Ein weiteres sehenswertes Detail ist das "Fürstenchörl" mit insgesamt 14, in zwei Reihen angeordneten Wappen verschiedener Länder von Kaiser Karl V. auf der dem Kirchenschiff zugewandten Außenseite der Brüstung. Einige lassen sich identifizieren, andere geben Anlaß zur Vermutung, daß die Farben evtl. nicht ganz korrekt sind. Die meisten Schilde tragen auf dem oberen Rand eine filigran geschnitzte Krone, nur Aragon hat keine.

Obere Reihe, Schild ganz links: schräggeviert, oben und unten in Gold vier rote Pfähle, rechts und links in Silber ein schwarzer Adler (Königreich Sizilien). Zweiter Schild von links: In Gold ein roter Löwe (Grafschaft Habsburg), gleiches Motiv beim dritten Schild von links, vierter Schild von links: In Schwarz ein goldener Löwe (Herzogtum Brabant). Sechster Schild von links: In Silber ein roter Löwe (Herzogtum Limburg, ebenso möglich: Königreich Leon). Schild ganz rechts: Eigentlich in Silber ein goldenes Krückenkreuz, bewinkelt von vier griechischen Kreuzchen (Königreich Jerusalem), hier farblich abweichend.

Untere Reihe, Schild ganz links: In Silber ein naturfarbener Granatapfel mit grünen Blättern und roten Kernen (Königreich Granada). Zweiter Schild von links: In Rot ein silberner Balken (Erzherzogtum Österreich). Dritter Schild von links: Im Wellenschnitt geteilt (hier gerade), oben in Gold ein wachsender roter Löwe, unten fünfmal blau-silbern im Wellenschnitt geteilt (hier gerade, Grafschaft Zeeland), vierter Schild von links: In Silber ein roter Adler, golden gekrönt und bewehrt und mit goldenen Kleestengeln (gefürstete Grafschaft Tirol). Fünfter Schild von links: Eigentlich innerhalb eines roten Bordes (fehlt hier) von Gold und Blau (hier umgekehrt) fünfmal schrägrechts geteilt (Herzogtum Burgund, Alt-Burgund), sechster Schild von links: In Gold vier rote Pfähle (Königreich Aragon).

Detailausschnitte

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.3469414,11.7097596,19z - https://www.google.de/maps/@47.3469414,11.7097596,190m/data=!3m1!1e3
Pfarrkirche Schwaz auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_Maria_Himmelfahrt_(Schwaz)
Wappen Heustadl in der Fischnaler-Wappenkartei:
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Wappen Klammer in der Fischnaler-Wappenkartei:
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Wappen Ramung in der Fischnaler-Wappenkartei:
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Wappen Kampan (Campan) in der Fischnaler-Wappenkartei:
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Wappen Perkhofer in der Fischnaler-Wappenkartei:
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Wappen Tänzl in der Fischnaler-Wappenkartei:
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Wolfgang Tschan: Veit Jakob Tänzl, in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 756-757 -
https://www.deutsche-biographie.de/pnd1080334564.html#ndbcontent - https://www.deutsche-biographie.de/sfz130226.html
Familie Tänzl im Heraldik-Wiki:
https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Tänzl_(Adelsgeschlecht)
Familie Tänzl auf Sagen.at:
http://www.sagen.at/doku/biographien/Taenzl.html
Geschichte von Schwaz:
https://silberregion-karwendel.com/de/die-bayern-brandschatzten-schwaz
Genealogie der Tänzl:
http://süddeutsche-patrizier.de/tng/getperson.php?personID=I8908&tree=patrizier
Veit Jakob Tänzl - Glanz und Ende eines Millionärs, in: Schwazer Weihnachtsbote 1955, Folge 15, Sonderdruck der Schwazer Heimatblätter, hrsg. vom Museums- und Heimatschutzverein Schwaz und Dr. Erich Egg, Schwaz 1955
Erich Egg: Aufstieg, Glanz und Ende des Gewerkengeschlechts der Tänzl, Schlernschriften 77, Innsbruck 1951, in: Tiroler Wirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart: Schlern-Schriften, Festgabe zur 100-Jahrfeier der Tiroler Handelskammer, Band: 77-79, Universitäts-Verlag Wagner, Innsbruck 1951
Wappen Hofer in der Fischnaler-Wappenkartei:
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