Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2850
Oppenheim (Landkreis Mainz-Bingen)

Der Sparrhof in Oppenheim

Der Sparrhof ist einer von Oppenheims historischen Adelshöfen. Er liegt im Bereich zwischen Schloßgasse, Katharinenstraße und Treibergasse (Katharinenstraße 16). Ursprünglich handelte es sich bei dem Anwesen um den Burgmannenhof der Herren von Cronberg, bis mindestens 1684 im Besitz der Familie. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde der Hof 1689 zerstört. Danach wurde das Herrenhaus als herrschaftlicher spätbarocker Walmdachbau in der ersten Hälfte des 18. Jh. wiedererrichtet. Von den Erben der von Cronberg kam der freiadelige Hof durch Verkauf an die Herren von Molsberg, und schließlich 1712 durch erneuten Verkauf an die Familie von Sparr.

Der Erwerber war Johann Carl Freiherr von Sparr (1667-20.3.1737), Sohn von Anselm Kasimir von Sparr zu Partenheim und Greiffenberg, fürstlich-münsterischer Generalmajor, und dessen Frau, Margaretha Petronella von der Recke. Johann Carl von Sparr war Domherr zu Münster und Propst von St. Martini in Münster. Testamentarisch vermachte er am 15.4.1733 seinen Besitz seinen Neffen, den Söhnen seines verstorbenen Bruders Otto Wladislaus von Sparr zu Greiffenberg und Partenheim, bischöflich münsterscher Obrist, vermählt mit Anna Elisabeth von Torck zu Nordherringen: Der eine Neffe, Friedrich Christian von Sparr, bekam Haus und Gut zu Oppenheim mit ca. 188 Morgen Land, der andere Neffe, Johann Carl von Sparr (17.9.1693-2.8.1783), kurkölnischer Kammerherr und später Geheimer Staats- und Kriegsrat, bekam seines Onkels Kanonikatspfründe und seine Fahrhabe in Münster und folgte ihm als Domherr nach. Friedrich Christian von Sparr heiratete am 6.8.1728 Anna Dorothea Maria von Büren und gab ihr das Haus Partenheim und seinen damaligen Anteil an dem Oppenheimer Adelshof "in donationem propter nuptias", worüber es später Streit zwischen der erbenden Witwe und ihrem Schwager, dem Domherrn Johann Carl von Sparr, gab. Letztendlich kam der Besitz an die Familie des letzteren, die er nach seiner Resignation am 30.8.1751 gründete. Seine Söhne waren A. C. Ferdinand Franz von Sparr, kurpfälzischer Oberleutnant, und J. Alexander H. M. Josef von Sparr, die um die Verwaltung der Güter kämpften, weil ihr Vater geschäftsunfähig wurde und ihre Stiefmutter Mißwirtschaft mit dem Grundbesitz und den Gütern betrieb.

Ein aus mehreren Teilsteinen zusammengesetzter Wappenstein ist als Spolie rückwärtig an einem modernen, rechtwinklig L-förmig angeordneten Baubestand angebracht, wo sich die ehemalige Ökonomie des Sparrhofs befand. Vermutlich handelte es sich bei der vorherigen und nur teilweise erhaltenen Bausubstanz im Kern um die alten Gebäude des Kronberger Hofs. Man sieht das von einer abgerissenen Scheune stammende Wappen nicht von den einfassenden Straßen aus, nur wenn man tief in die Krämerstraße hineingeht, an dem verwilderten ehemaligen englischen Landschaftsgarten mit exotischen alten Bäumen vorbei bis auf die Rückseite (Haus Krämerstraße 37b). Die ovale Wappenkartusche ist oben gekrönt und wird seitlich von zwei Greifen gehalten. Das Wappen der von Sparr zeigt in Blau ein silbernes Schildchen, bordweise begleitet von sieben goldenen Sternen. Sowohl die Form des Schildchens als auch die Anordnung der Sterne ordnen sich hier der äußeren Umrißform unter. Nicht dargestellt ist hier das Oberwappen, auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken wird ein silberner Flug geführt, beiderseits belegt mit einem blauen, mit drei oder vier goldenen Sternen belegten Schrägbalken, rechts schräglinks, links schrägrechts. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bö Seite: 171 Tafel: 75, Band: PoA Seite: 92 Tafel: 58, ferner im Münchener Kalender 1934 und im Westfälischen Wappenbuch, wo die Helmzier aber abweichend aus einem blauen Flügel besteht.

Im Jahre 1742 war der Sparrhof das Hauptquartier des Königs Georg II. von Großbritannien im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748), als die Pragmatische Armee auf habsburgischer Seite gegen die Preußen und Franzosen kämpfte. Nach der Französischen Revolution und der Eroberung Oppenheims durch französische Truppen wechselten die Besitzer mehrfach. Schließlich wurde der Sparrhof von Georg Senfter gekauft, welcher Besitzer einer Ziegelei, Kohlen- und Holzhandlung war und über seine Ehefrau Teilhaber am Chininunternehmen von Carl Koch wurde. Die Tochter des Erwerbers, Johanna Senfter, wurde Komponistin. Bis in die 1980er Jahre gehörte der Sparrhof noch der Weinguts-Familie Senfter. Heute sind in dem Anwesen Mietwohnungen eingerichtet (Sparrhof Vermietungs- und Verwaltungs-GmbH).

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8531951,8.3532329,20z - https://www.google.de/maps/@49.8531951,8.3532329,84m/data=!3m1!1e3Julian Hanschke:  Oppenheim am Rhein,Baugeschichte, Baudenkmäler Stadtgestalt, Verlag Engelhardt und Bauer, Karlsruhe 2010, 426 S., ISBN-10: 3941850229, ISBN-13: 978-3941850224
Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Bd. 18.3: Kreis Mainz-Bingen, Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim, bearb. von Dieter Krienke, Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2011, 408 S., ISBN-10: 3884623117, ISBN-13: 978-3884623114, S. 262-263 und S. 274
Die Burgmannenhöfe in Oppenheim:
https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/oppenheim/kulturdenkmaeler/burgmannenhoefe.html
Liste der Kulturdenkmäler in Oppenheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmäler_in_Oppenheim
Zweimal Johann Carl von Sparr, Onkel und Neffe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Karl_von_Sparr_(Domherr,_1667) und https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Karl_von_Sparr_(Domherr,_1693)
Urkundenbestand Familienangelegenheiten von Sparr im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt F 2, 120/1 - 6
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g2820&page=1&reload=true&sorting=41 - https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v3323137 - https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v194457

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