Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2991
Wipfeld
(Landkreis Schweinfurt)
Das Pfarrhaus von Wipfeld
Das Wipfelder Pfarrhaus steht halb am Hang zwischen dem alten Ortskern mit dem Marktplatz und der Kirche St. Johannes der Täufer, zu erreichen von der Treppenverbindung zwischen der Kirche und der Eulogius-Schneider-Straße. Es handelt sich um einen L-förmigen Winkelbau mit einem im Süden vorgelagerten Pflasterhof, der als Terrasse am Hang gebaut ist. Der zweigeschossige Walmdachbau ist auf 1694 datiert und besitzt geohrte Fenstergewände im barocken Stil.
Über dem hofseitigen Hauptportal ist ein Sandsteinwappen angebracht, das die Initialen "A. P. C. H." trägt, abgekürzt für "Albertus Praepositus Canoniae Heidenfeldensis". Eine andere Lesart ist "Augustini Patres Canoniae Heidenfeldensis", was aber weniger plausibel ist, weil dieses Wappen durch den zweiten Schild ganz klar einem bestimmten Propst zugeordnet ist. Dabei handelt es sich um das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Heidenfeld (Röthlein, Landkreis Schweinfurt). Der bürgerliche Albert Hoch stand dem Stift als Propst 1692-1719 vor. Er stammte aus Neustadt an der Saale. Seine Amtszeit muß eine sehr positive gewesen sein, er ließ die Klosterbibliothek wiederherstellen, eine Mühle und ein Krankenhaus erbauen und alle Baulichkeiten mit einer Mauer einfassen. Er gilt als Förderer der Wissenschaften. 1719 resignierte er, und schon bald darauf, am 26.3.1720, starb er. Zwei Wappenschilde sind zusammengestellt, der heraldisch rechte trägt ein schwebendes lateinisches Kreuz für das Stift, der andere enthält das persönliche heraldische Zeichen des Abtes, auf einem Berg ein auffliegender und gekrönter Vogel, rechts oben begleitet von einer gesichteten Strahlensonne. Vermutlich ist das eine dreifache redende Umsetzung des Familiennamens, der hohe Berg, der hoch fliegende Vogel und die hoch stehende Sonne. Über die Tingierung ist nichts bekannt. Hinter dem rechten Wappen ist der Krummstab aufrecht zu sehen, auf dem anderen Wappen ruht die Inful.
Das Wappen ist hier angebracht, weil das Stift bzw. die Chorherren den Pfarrer in Wipfeld stellten. Seit der Gründung des Chorherrenstifts im Jahre 1069/1071 bzw. seit der Teilung der Pfarrei Wipfeld durch Bischof Embricho im Jahre 1141, wodurch die Dörfer links des Mains Teil der Pfarrei Heidenfeld wurden, hatte das Stift Heidenfeld den Anspruch auf den Zehnten in Wipfeld. Das findet sich in einem Bestätigungsschreiben, das der Würzburger Fürstbischof Johann II. von Brunn 1414 dem Heidenfelder Propst ausstellte und darin dem Stift die Wipfelder Pfarre mit ihrem Zehnten und Nutzen zusicherte, also den kompletten Wein- und Getreidezehnt in der Wipfelder Gemarkung, wofür das Stift die "Pfarr besorgen" muß, also die Pfarre finanzieren und den Pfarrer stellen muß. Und auch bei Baumaßnahmen an der Kirche wie beim Bau des neuen Langhauses Ende des 18. Jh. mußte das Stift seinen finanziellen Beitrag leisten. Das Stift spielte sowohl als geistliche Obrigkeit als auch als weltlicher Macht- und Wirtschaftsfaktor eine Rolle im Ort. Das blieb so bis zur Säkularisation 1803, und danach kam Stift Heidenfeld 1805 durch Verkauf an den Grafen Türkheim. 1801-1901 war das Klostergebäude in Besitz der Freiherren von Bodeck-Ellgau. In Wipfeld gibt es noch eine zweite Erinnerung an dieses Stift, denn die Seitenaltäre aus der ehemaligen Stiftskirche, deren Bilder vom Würzburger Hofmaler Christoph Fesel angefertigt wurden, befinden sich nun in der Wipfelder Pfarrkirche.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.9219779,10.1769822,20z - https://www.google.de/maps/@49.9220174,10.176951,56m/data=!3m1!1e3
Kloster Heidenfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Heidenfeld
Albert Hoch: https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Hoch
Brigitte Schröder: Mainfränkische Klosterheraldik, die
wappenführenden Mönchsklöster und Chorherrenstifte im alten
Bistum Würzburg, Quellen und Forschungen zur Geschichte des
Bistums und Hochstifts Würzburg Bd. XXIV, Würzburg 1971
Kloster Heidenfeld auf den Seiten des Hauses der Bayerischen
Geschichte: http://www.hdbg.eu/kloster/index.php/detail?id=KS0133 - http://www.hdbg.eu/kloster/index.php/detail/geschichte?id=KS0133
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