Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3007
Würzburg
(Unterfranken)
Ehemaliges Mineralogisch-Geologisches Institut
Das ehemalige Mineralogisch-Geologische Institut am Pleicherwall 1 wurde im Jahre 1902 vom Architekten und seit 1892 ersten Leiter des Universitätsbauamtes, Dr. h.c. Rudolf Ritter Horstig gen. d`Aubigny von Engelbrunner (4.7.1858-3.10.1936) erbaut. Dieser Architekt erbaute außerdem das Monumentalgebäude der Neuen Universität, die Universitäts-Augenklinik, die Zahnklinik und das Physiologische Institut. Die Familie Engelbrunner war am 25.11.1800 zu Wien in den Reichsadelsstand erhoben worden; der Begünstigte war der kurhessische Geheime Legationsrat Johann Conrad Engelbrunner. Doch diese Familie erlosch, und Susanne Christine d'Aubigny von Engelbrunner heiratete Carl Gottlieb Horstig, und sie erwirkte, daß die Familie ihres verstorbenen Mannes am 24.8.1840 in Bayern als Horstig genannt d'Aubigny von Engelbrunner für sich und ihre Söhne eingetragen wurde. Jedenfalls ist dieses Institut späte Ergänzung eines ab 1850 einsetzenden und bis in den Anfang des 20 Jh. reichenden universitären Baubooms, in dessen Zuge etliche neue Universitätsgebäude im Bereich Juliusspital/Pleicherwall für die Medizin, für die Zahnmedizin am Pleichertor und für die Naturwissenschaften am heutigen Röntgenring und in der Koellikerstraße entstanden.
Dieses Institut der Julius-Maximilians-Universität ist ein zweigeschossiger, gewinkelter Walmdachbau mit neobarocken Schmuckelementen, Stuckgliederungen, Fugenschnitt im unteren Bereich, Eckquaderung und Vasen beiderseits des Giebels über der schlanken, das Hauptgesims durchbrechenden Mittelachse der elfachsigen Hauptfassade. Die Mineralogie war schon früh ausgegliedert und ans Hubland verlegt worden, und die Geologie verblieb zunächst am Pleicherwall. Doch auch das Institut für Geologie und Paläontologie der Universität wurde 2008 nach 145 Jahres des Bestehens geschlossen. Heute befinden sich in dem Gebäude das Physikalisch-Vulkanologische Labor sowie das Adolf-Würth-Zentrum für Geschichte der Psychologie der Universität Würzburg. Das Institut für Geographie und Geologie erhielt seine Räume am Hubland im bisherigen Mineralogie-Block.
Hoch oben im geschweiften Blendgiebel der neobarocken Fassade befindet sich ein Doppelwappen aus zwei ovalen aufrechten Kartuschen, die mit Laubgirlanden, Palmzweigen, Fruchtgebinden, Festons, Stoffbändern und einem geflügelten Engelskopf den Schmuck des geschweiften Giebels bilden. Die heraldisch rechte Kartusche zeigt das bayerische Staatswappen, das königlich bayerische Wappen, wie es 1835-1919 verwendet wurde. In dieser Form ist es eine Schöpfung von König Ludwig I, Verordnung vom 18.10.1835. Diese Form des königlich-bayerischen Wappens symbolisierte zum ersten Mal die verschiedenen Stämme und Regionen Bayerns und war zugleich Ausdruck des offiziellen Titels: König von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben. Zusätzlich erinnert der Veldenzer Löwe daran, daß die in Bayern regierende Linie letztendlich die Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld ist, und genau zu deren ehemaligem Herrschaftsgebiet gehörte Veldenz. Das Wappen ist geviert mit Herzschild, Feld 1: in Schwarz ein goldener, rot gekrönter Löwe (Pfalz am Rhein), Feld 2: von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Franken, sog. Fränkischer Rechen, Feld 3: von Silber und Rot hier sechsmal schräglinks geteilt und mit einem goldenen Pfahl belegt, ehemalige Grafschaft Burgau, steht für die Gebiete in Schwaben, Feld 4: in Silber ein blauer Löwe, golden bewehrt und golden gekrönt, Grafschaft Veldenz, Herzschild: von Silber und Blau schräg geweckt (Bayern, Haus Wittelsbach).
Die zweite Kartusche trägt das Wappen des Universitätsgründers, des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (regierte 1573-1617). Es ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei blauen Ringen, Stammwappen der Echter von Mespelbrunn, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Es wird ohne fürstbischöfliche Insignien verwendet, weil es nur als Erinnerung verwendet wird und die Regierung der Fürstbischöfe seit einem knappen Jahrhundert beendet war. Die Farben sind hier insgesamt etwas unausgewogen, das Blau wirkt zu stichig, das Rot ist verblichen, das Silber ist braun geworden.
Abb. links: Auch die schmiedeeisernen Füllungen der Türflügel zeigen das Echter-Wappen, eine Hommage an den Universitätsgründer. Abb. rechts: Ein nettes Detail ist die Einfassung des Fensters über dem Eingang in der Mittelachse: Eine Muschel oben und zwei Ammoniten und Kristallgruppen verweisen auf die Bestimmung des Gebäudes und die beiden Fachaspekte Geologie und Mineralogie.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.7990243,9.9270149,19.33z - https://www.google.de/maps/@49.7990243,9.9270149,19.33z
Geologisches Institut im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Geologisch-mineralogisches_Institut
Rudolf von Horstig im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Rudolf_von_Horstig
Bayerisches Wappen: http://www.peter-marquardt.de/wappen/bayern.html, http://www.ccbuchner.de/downloads/115/4455_Bayerns_Identitaet.pdf
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
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