Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3050
Bregenz (Bundesland Vorarlberg, Österreich)

Kloster Mehrerau

Das Kloster Mehrerau ist westlich von Bregenz in Seenähe zu finden, ca. 1,3 km von der Seebühne entfernt, zwischen Campingplatz und zwei Yachthäfen. Im wesentlichen besteht die Anlage aus zwei separaten Gebäudegruppen: Ganz im Norden, dem See am nächsten, befindet sich die moderne Klosterkirche. An dieser Stelle stand einst eine romanische Basilika. 1740-1743 wurde unter Abt Franciscus I. Pappus von Tratzberg zu Laubenberg und Rauhenzell (amtierte 1728-1748) eine barocke Kirche nach Plänen von Johann Michael Beer errichtet und später noch einmal nach Osten verlängert, die 1808 zerstört wurde. Südlich der Klosterkirche umschließen drei Flügel einen quadratischen Gartenhof; an allen drei Seiten springt ein kurzer Trakt in den Innenhof vor. Der im äußeren noch im barocken Zustand erhaltene Westflügel (Abtei) ist in der Mitte durch eine dreiachsige Zone mit Giebel hervorgehoben, dort liegt das Hauptportal. Diese Klosteranlage wurde 1779-1781 unter Abt Johann Baptist von Mayenberg (amtierte 1748-1782) von Johann Ferdinand Beer gebaut. In der Mitte des Südflügels (mit Refektorium, Küche und Bibliothek) springt ein weiterer Flügel nach außen vor, ebenso auf der Ostseite (Konvent mit Dormitorium). Diese beiden atypischen Außenflügel sind Neubauten der Zisterzienser aus dem 19. Jh. Diesem Klosterkomplex westlich vorgelagert liegt der Schulkomplex in Form eines gekippten "L", mit der Collegiumskapelle am Nordende und einem quadratischen Pavillon am Südostende, wo sich der Hauptzugang zum Gelände befindet. Im Rücken des Schulkomplexes liegen Wirtschaftsbauten, der Klosterkeller und die Aula Bernardi.

Die Gründung der Benediktinerabtei erfolgte 1086 durch Graf Ulrich X. von Bregenz (-27.10.1097), aber an anderem Ort, nämlich im unwirtlicheren, bergigen Herzen des Bregenzerwaldes, fernab der Zivilisation. Hier sollte einst ein gläubiger Einsiedler namens Diedo gelebt haben. Das neue Kloster wurde von Petershausen aus besiedelt, wobei die ausgesiedelten Mönche eher von der Fraktion waren, die sich den Reformbemühungen des Hirsauer Mönches und Bischofs Gebhard III. widersetzt hatten. Sie waren stadtverwöhnt und entsprechend entsetzt über die Lage des neuen Klosters, den geringen Komfort in den Holzbauten und den Überlebenskampf im Winter, und sie bemühten sich nach Kräften, da weg und ans viel schönere Bodenseeufer zu kommen, was nach einem kurzen Interim auch geschah: Ausgerechnet Gebhard III. war es, der am 27.10.1097 den Grundstein zum neuen Kloster in der Mehrerau legte. Graf Ulrich trat sein Gut Priggenhausen an das Kloster Petershausen ab und bezahlte die überlassenen Reliquien, um Mehrerau aus dessen Besitz zu lösen. Zuerst nannte man das Kloster St. Peter in der Au, dann Augia maior oder Monasterium Brigantinum, große Aue oder Bregenzer Kloster. Der Name "Augia maior" unterschied das Kloster von "Augia alba" (Weissenau) und "Augia minor" (Minderau), beide bei Ravensburg. 1125 konnte die erste Klosterkirche geweiht werden, eine bescheidene Basilika mit den Merkmalen Hirsauer Reformklosterkirchen. Nach dem Aussterben der Grafen von Bregenz übernahmen die Grafen von Montfort die Rolle als Förderer des Klosters. 1523 kam die Grafschaft Bregenz an Habsburg und wird Teil der gefürsteten Grafschaft Tirol. Im Gegensatz zu anderen Bodenseeklöstern war Mehrerau zwar durch ausgedehnten Besitz wirtschaftlich gut aufgestellt, politisch aber ein Niemand, die Mönche waren weitgehend bürgerlich, man hatte keinerlei landesherrliche Rechte, keine Gerichtsbarkeit, man war weder reichsunmittelbar noch exemt, man saß nicht auf der Prälatenbank: Die Abtei war unbedeutend. Im Jahre 1604 bekam Abt Gebhardt II. Raminger immerhin von Papst Clemens VIII. die Inful. 1647 fiel Bregenz an die Schweden, und Mehrerau wurde völlig ausgeplündert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg dauerte die Erholung sehr lange.

Im Barock erfolgte die umfassende Erneuerung der Anlage: Abt Franciscus I. Pappus von Tratzberg zu Laubenberg und Rauhenzell (amtierte 1728-1748) begann die bauliche Erneuerung des Klosters. Eigentlich sollte nur der Turm neu gemacht werden, nebst Reparaturen an der alten Kirche (Vertrag von 1738), doch wie das so ist, wenn man einmal anfängt, wurde daraus eine komplette neue Kirche. (Vertrag von 1739). Der Vertrag wurde mit Franz Anton Beer (1688-1749) geschlossen, doch spielte sich auf dieser Baustelle dessen Vetter Johann Michael Beer (1696-1780) als Palier vor Ort in den Vordergrund, und die neue Kirche ist vielmehr seine Gestaltung. Bis 1743 wurde die spätbarocke Saalkirche fertiggestellt. Erst unter dem nächsten Abt, Johann Baptist von Mayenberg (amtierte 1748-1782) ging man an die Erneuerung der Klostergebäude. Die Wahl fiel auf Johann Ferdinand Beer (1731-1789) als Baumeister, der sich bereits in St. Gallen mit der Doppelturmkirchenfassade einen Namen gemacht hatte. Er baute 1779-1781 die neue Vierflügelanlage des Klosters. Äußerlich ist der Bau spätbarock, innen jedoch ist der Übergang zum Klassizismus in den Stukkaturen von Peter Anton Moosbrugger (1732-1806) fühlbar.

Über dem in der Mittelachse positionierten Portal des Hauptflügels ist das Wappen von Abt Johann Baptist von Mayenberg (amtierte 1748-1782) angebracht. Die heraldisch rechte Kartusche ist silbern-rot gespalten mit einem schräglinks gelegten goldenen Schlüssel, überkreuzt von einem schrägrechtsgelegten, silbernen, goldengegrifften Schwert (Kloster Mehrerau). Schlüssel und Schwert sind die Attribute der Apostelfürsten Petrus und Paulus, denen die Klosterkirche geweiht war. Die Farben Rot und Silber leiten sich vermutlich von den Wappenfarben der Grafen von Montfort ab, welche Schirmvögte von Mehrerau waren.

Die heraldisch linke Kartusche trägt das Familienwappen des Abtes Johann Baptist von Mayenberg. Der Schild ist gemäß Beschreibung in Siebmacher Band: Bay Seite: 96 Tafel: 114 geviert mit Herzschild, Feld 1: in Rot einwärts ein goldener, gekrönter Löwe, Feld 2: hier etwas heterodox, eigentlich gespalten (nicht wie hier ganz silbern und teildamasziert), rechts in Silber ein roter, mit drei silbernen Jakobsmuscheln (nicht goldenen Kugeln wie hier) belegter Schrägrechtsbalken, links in Schwarz eigentlich ein Geharnischter mit einem Schwert in der Rechten und einem roten Schild mit silbernem Balken auf der Brust, Feld 3: gespalten, rechts in Blau (nicht wie hier Silber) auf einem silbernen Berg (fehlt hier) ein nackter Knabe, der in der Linken ein brennendes Herz emporhält (hier ohne Berg und anders), links in Silber zwei blaue schrägrechte Balken (hier anders), Feld 4: in Gold ein schwarzer Adler, nach Lit. gekrönt, Herzschild: in Gold ein schwarzer Doppeladler, auf jedem Haupt eine Krone, nach Lit. auf grünem Dreiberg, zwischen beiden Häuptern, auf der Brust, auf jedem Flug und zu jeder Seite unten ein goldener Stern, so daß diese also 1:3:2 stehen. Dieses Wappen geht zurück auf Johann Georg Schmidt, der im Jahre 1714 von Kaiser Karl VI. unter dem Titel "Edler Herr von und zu Mayenberg" in den Reichsritterstand erhoben wurde. Im Siebmacher wird dieses Wappen völlig zu Recht als "ein würdiges Beispiel unheraldischer Kompliziertheit" bezeichnet. Zu diesem Wappen führt die Familie zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu schwarz-goldenen Decken ein gekrönter schwarzer Doppeladler zwischen zwei rechts golden-schwarz und links silbern-rot geteilten, in den Mündungen je mit drei grünen Kleeblättern besteckten Büffelhörnern, Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein golden-schwarz und rot-silbern geteilter Flug, dazwischen ein gekrönter goldener Löwe wachsend.

Dieses Wappen der Verleihung von 1714 erfuhr am 12.7.1790 anläßlich der zu Wien erfolgten Erhebung von Joseph Anton Edler Herr von Mayenberg, niederösterreichischer Appellationsrat, in den Freiherrenstand mehrere Änderungen. Das Kleinklein im Schild wurde vereinfacht, und ein dritter Helm kam hinzu, um das Oberwappen zu entzerren, und der hinausgeworfene Gerüstete erscheint neu als Schildhalter, dafür doppelt (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 579.42). Das von der Familie ab 1790 geführte freiherrliche Wappen ist wie folgt aufgebaut: Geviert mit Herzschild, Feld 1: in Rot einwärts ein goldener, gekrönter und doppelschwänziger Löwe, Feld 2: in Silber ein roter, nach der Figur mit drei silbernen Jakobsmuscheln belegter Schrägbalken, Feld 3: in Silber zwei blaue Schräglinksbalken, Feld 4: in Gold ein schwarzer, golden gekrönter und ebenso bewehrter sowie rotgezungter Adler, Herzschild: in Silber ein schwarzer, auf beiden Häuptern golden gekrönter und ebenso bewehrter sowie rotgezungter Doppeladler. Dazu werden drei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (Mitte): zu schwarz-silbernen Decken der schwarze, auf beiden Häuptern golden gekrönte und ebenso bewehrte sowie rotgezungte Doppeladler des Herzschildes, Helm 2 (rechts): zu rechts rot-goldenen und links schwarz-goldenen Decken ein Paar Büffelhörner, das rechte golden-schwarz, das linke rot-golden geteilt, in den Mündungen jeweils mit drei grünen Kleeblättern besteckt, Helm 3 (links): zu rechts rot-silbernen und links blau-silbernen Decken ein Flug, der rechte Flügel silbern-blau, der linke rot-silbern geteilt. Als Schildhalter dienen zwei Gerüstete mit Schwert an der Seite, auf dem Kopf ein Helm mit rotem Federkamm, auf der Brust ein ovaler roter Schild mit silbernem Balken.

Abt Johann Baptist von Mayenberg, dessen Wappen hier von einer Mitra bekrönt wird und hinter dem schräglinks der Krummstab mit nach rechts abflatterndem Sudarium steht, lebte aber schon nicht mehr, als es zu dieser Verbesserung der unübersichtlichen Inhalte kam. Der aus Altshausen stammende Abt, der am 12.3.1782 starb, nachdem er die Abtei Mehrerau 34 Jahre lang geleitet hatte, war der drittletzte Abt des Benediktinerklosters. nach ihm kam Abt Benedikt Martini aus Riedlingen, der 1782-1791 amtierte, und dann kam noch Franz II. Hund, der 1791-1805 amtierte.

Das Ende des Benediktinerstifts Mehrerau kam 1805. Am 8.3. war Franz II. Hund gestorben, der letzte Abt. Die Neuwahl eines Abtes kam nicht zustande, nicht zuletzt weil die österreichische Regierung verzögerte. Am 26.12.1805 kamen Tirol und Vorarlberg an Bayern, Ergebnis des Friedens von Preßburg. Bayern, das mit Napoléon verbündet war und deshalb die Beute bekommen hatte, stürzte sich auf die Klöster, hob sie auf und sackte deren Grundbesitz ein. Die Silbergegenstände des Klosters wurden schnell nach München verschafft. Die Benediktiner von Kloster Mehrerau mußten am 28.2.1807 die Gebäude räumen. Symbolisch wurde am 7.12.1808 der Turm der Klosterkirche eingerissen, und das wurde mit einem Bankett im Refektorium gefeiert. Die Bibliothek wurde in alle Winde verstreut, verschleudert und soweit wie möglich zu Geld gemacht, der unverkäufliche und bis dahin nicht geplünderte Rest wurde verbrannt. Dann wurde die Kirche ganz abgerissen. Die Grabsteine des Klosterfriedhofs waren willkommenes Baumaterial für den Lindauer Hafen, genau wie die Steine der Kirche. Die Vierflügelanlage des Klosters wurde in "Karolinenau" umgetauft und der neuen bayerischen Königin Karoline zum Geschenk gemacht. Sie wohnte nie dort. 1814 ist es vorbei mit Napoléon, und damit auch mit Bayern in Bregenz. Doch vorbei ist vorbei, die Gebäude fallen der Verwahrlosung anheim. Die restlichen Gebäude wurden für 17500 fl. an die Brüder Feuerstein verkauft, letztere vermieteten die Räumlichkeiten, erst an Privatleute, dann, nach einem Brand 1839, als Kaserne an das Militär.

Die Wiederbelebung des Klosters erfolgte in der Mitte des 19. Jh., aber durch einen anderen Orden. Die Zisterziensermönche von Wettingen im schweizerischen Kanton Aargau waren 1841 aus ihrem am 13.1. des Jahres aufgehobenen Kloster vertrieben worden und suchten eine neue Heimat. Abt Leopold Höchle (1840-1864) mietete zwischenzeitlich das Schloß Buonas am Zuger See. Danach zog der Konvent in das freigewordene Kloster Werthenstein im Kanton Luzern, wo früher Franziskaner lebten. Von dort wurden sie durch den Sonderbundkrieg und die Truppen des Generals Frey-Herosé vertrieben; fortan hatten sie kein gemeinsames Zuhause mehr. Am 12.6.1854 konnte der Abt den Klosterkomplex Mehrerau von Franz Xaver Feuerstein für 48000 fl. erwerben; finanzkräftige antiliberale Kreise hatten fleißig gespendet und den Ankauf möglich gemacht. Im selben Monat wurde mit der Restaurierung der Gebäude begonnen, und am 18.10.1854 formierte sich der zwischenzeitlich in alle Winde zerstreute Konvent neu. Um die Kontinuität der Klostertradition zu wahren, wurde Mehrerau dem Kloster Wettingen als Priorat der deutsch-schweizerischen Kongregation inkorporiert, dann wurde der Sitz von Wettingen nach Mehrerau verlegt, so konnten alle Rechte und Privilegien aufrechterhalten werden. Deshalb nennt sich der Abt seitdem "Abt von Wettingen und Prior von Mehrerau".

Mehrere Wappen an den Gebäuden gehören zu dieser "zweiten Geschichte" von Mehrerau. Das beginnt am gemalten Zisterzienserbalken in einer Keilsteinkartusche über dem rechten Seitenportal des Hauptflügels. Das allgemeine Zisterziensersymbolist in Schwarz ein rot-silbern in zwei Reihen geschachter Balken. Es handelt sich um das dem heiligen Bernhard von Clairvaux postum angedichtete Phantasiewappen, das zum typischen Bestandteil der wirklich geführten mehrfeldrigen Wappen der Klöster und Äbte des Zisterzienserordens wurde. Das Wappen ist ebenso wie das nachfolgende nur in das vorhandene Kartuschenrelief eingemalt worden.

Der nächste Keilstein über dem linken Seitenportal des Hauptflügels trägt das eigentliche Wappen des Zisterzienserordens, blau mit goldenen Lilien besät, darauf ein golden-blau fünfmal schräggeteilter (hier umgekehrt angestrichen) Herzschild mit rotem Bord (hier abweichend und unrichtig golden angestrichen), eine Kombination aus Alt-Frankreich und Alt-Burgund. Es ist das Zisterzienserwappen ohne das sogenannte Bernhardswappen. Dieses Ordenswappen wird heute meist noch mit der Devise "cistercium mater nostra" auf einem Band geführt, Cîteaux unsere Mutter.

Auf der gegenüberliegenden Seite des weitläufigen Hofes ist an dem quadratischen Endgebäude ein drittes Wappen angebracht, das mit der Inschrift "Combust: 1832. Restaurat: 1865" an Brandzerstörung und Wiederaufbau erinnert. Das Wappen ist dem zweiten Abt nach der Wiederbesiedlung zuzuordnen, Abt Martin Reimann (11.4.1798-30.6.1878, amtierte 1864-1878). Dieses Wappen ist geviert, Feld 1: in Schwarz ein rot-silbern in zwei Reihen geschachter Balken (Zisterzienserbalken, St. Bernhard), Feld 2: in Gold über einem grünen Dreiberg drei schwarze, auf die Spitze gestellte Würfel (Rauten) pfahlweise (persönliches Wappen des Abtes Martin Reimann, das so alleine über seinem Portrait in der Abtei erscheint), Feld 3: über einem blauen Schildfuß (Meer) golden unter einem roten Schildhaupt, über allem eine golden gekrönte und rot gekleidete Melusine, mit den Händen die beiden grünen Fischschwänze ergreifend, im roten Platz mit einem goldenen sechszackigen Stern (Kloster Wettingen), Feld 4: silbern-rot gespalten mit einem schräglinks gelegten goldenen Schlüssel, überkreuzt von einem schrägrechtsgelegten goldenen (eigentlich silbernen, goldengegrifften) Schwert (Kloster Mehrerau). Auf dem oberen Schildrand ist eine rote, golden gesäumte und ebenso verzierte Mitra mit zwei seitlich herabhängenden Infuln positioniert, der goldene Krummstab des Abtes steht schräglinks hinter dem Schild.

Nachdem der heimatlose Konvent des Klosters Wettingen die Reste des Klosters Mehrerau als neue Heimat angekauft hatte, kombinierten die Äbte die beiden Stiftswappen in einem gevierten Schild, wobei es jedoch keine verbindlich eingehaltene Linie gibt. Als Klosterwappen wurde beispielsweise folgende Kombination geführt: Feld 1: Wettingen, Feld 2: Rapperswil (in Gold eine rote, grün beblätterte und gestielte sowie golden bebutzte Rose; Wappen des Gründers Heinrich von Rapperswil, abweichend vom normalen Wappen der Herren von Rapperswil), Feld 3: Zisterzienserbalken, Feld 4: Mehrerau. Alternativ: Feld 1: Wettingen, Feld 2: Mehrerau, Feld 3: Zisterzienserbalken, Feld 4: Rapperswil. Dritte Alternative: Feld 1: Zisterzienserbalken, Feld 2: Rapperswil, Feld 3: Wettingen, Feld 4: Mehrerau. Die Abtswappen verzichten auf das Symbol für Rapperswil und fügen statt dessen ein Feld mit ihrem persönlichen Symbol ein. Während, wie wir hier sehen, Abt Martin Reimann dafür zurückhaltend das Feld 2 nimmt, setzen die nachfolgenden Äbte Maurus Kalkum (29.4.1836-22.1.1893, amtierte 1878-1893), Laurentius Wocher (14.4.1856-24.4.1895, amtierte 1893-1895), Augustin Stöckli (22.11.1857-24.9.1902, amtierte 1895-1902) und Eugen Notz (10.1.1857-4.8.1917, amtierte 1902-1917) ihr persönliches Wappenbild in Feld 1 und verschieben den Zisterzienserbalken in das nachrangige Feld 2. Maurus Kalkum führte noch ein weiteres Wappen, geviert mit Herzschild, wobei das wie folgt aufgebaut ist: Feld 1: Zisterzienserbalken, Feld 2: Rapperswil, Herzschild: persönliches Wappen. Der erste Abt am neuen Ort, Leopold Höchle (28.10.1791-23.5.1864, amtierte 1840-1864), hatte als persönliches Wappen eine Gemse auf einem Felsen.

Den zweiten Abt am neuen Standort sehen wir hier. Kaspar Anton Reimann trat 1816 in die Abtei Wettingen ein und nahm den Mönchsnamen Martin an. 1821 bekam er die Priesterweihe. 1826 wurde er Granarius, d. h. er kümmerte sich um den Getreidezehnten und die Klostermühle. 1828 wurde er Cellerarius, als solcher unterstand ihm die Verwaltung der Wirtschaftsgüter des Klosters. Bei der Abtswahl 1840 unterlag er Leopold Höchle um nur eine Stimme. 1841 ging er mit seinem Abt ins Exil. Er wurde 1844 in Werthenstein zum Prior gewählt. Während der Vertreibung aus Werthenstein arbeitete er als Seelsorger in Schwyz und danach als Kaplan in Wagen bei Wurmsbach. Nach dem Ankauf von Mehrerau kümmerte er sich 1854-1864 um den Wiederaufbau der Gebäude und die angeschlossene Schule. Während der Krankheit von Leopold Höchle leitete er de facto bereits vor seiner Wahl ein halbes Jahr lang die Abtei. 1864 wurde er zum 45. Abt von Wettingen und 2. Prior von Mehrerau gewählt. Seine wesentlichen Leistung war die Fortführung der Wiederaufbauarbeiten, die Beseitigung der Brandruinen, der Bau von Gebäuden für die Schule, das Internat, für die Angestellten und für Gäste, auch den Kirchturm ließ er wieder errichten. Von  1866 bis 1875 leitete er selber auch als Direktor die Schule. Er starb infolge mehrerer Schlaganfälle.

Zu den neueren Äbten sind einige Wappen bekannt: Von 1968 bis 2009 war Kassian Lauterer (29.1.1934-19.10.2022) Abt und Prior. Er führte einen durch eine eingebogene Spitze in drei Felder aufgeteilten Schild, Feld 1: in Blau eine goldene Lilie (vgl. Wappen des Zisterzienserordens), Feld 2: in Rot ein goldener Stern (vgl. Stern im Wettingen-Wappen), Spitze: Bregenzer Kürsch. Von 2009 bis zu seinem Rücktritt 2018 leitete Abt Anselm van der Linde (24.9.1970-) die Abtei. Er führt einen gevierten Schild, Feld 1 und 4: in Blau eine goldene Lilie, Feld 2 und 3: in Gold ein blaues Sternbild (Kreuz des Südens, der oberste Stern mit drei nach unten weisenden Strahlen als Schweif, für Anselms Herkunftsland Südafrika), Herzschild: Zisterzienserbalken. Seit 2018 leitet Abt Vinzenz Wohlwend (15.10.1969-) die Territorialabtei. Er führt als Wappen in Gold auf einem grünen Dreiberg ein schwarzes Kreuz mit zwei Querbalken, der obere kürzer als der untere, dazu ein grüner Galero mit 2x 6 Fiocchi und die Devise "AUSCULTA CONSIDERA COMPLE". Er ist Abtpräses der internationalen Zisterzienserkongregation von Mehrerau.

Mehrerau spielte eine wichtige Rolle beim Wiedererstarken des Zisterzienserordens. Zunächst gehörte Wettingen-Mehrerau zur Schweizerischen, dann der Österreichischen Kongregation. 1888 gründete Mehrerau zusammen mit der von Mehrerau aus wiederbesiedelten Abtei Marienstatt im Westerwald und den abhängigen Schweizer Frauenklöstern eine eigene, die Mehrerauer Kongregation. Davon wiederum gingen Neugründungen in Sittich (Slowenien) und Mogila (Polen) aus. Das Kloster Wettingen-Mehrerau konnte 1919 die Wallfahrtskirche Birnau am Nordufer des Bodensees und das unterhalb derselben gelegene Schloß Maurach kaufen. Das Kloster ist mit Landwirtschaft, Holzwirtschaft und hauseigenen Handwerksbetrieben finanziell gut aufgestellt und betreibt auch heute noch ein Gymnasium mit Internat und außerdem ein eigenes Sanatorium südwestlich vom Kloster.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.5039399,9.7210984,19.33z - https://www.google.de/maps/@47.5039399,9.7210984,170m/data=!3m1!1e3
Webseite des Klosters:
https://www.mehrerau.at/ - neuere Geschichte: https://www.mehrerau.at/klosterleben/geschichte
Kloster Mehrerau im Projekt "Süddeutscher Barock" von Pius Bieri: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/h-r/Mehrerau.html - Grundriß: https://www.sueddeutscher-barock.ch/Bilder_jpg/grafik/m/Mehrerau_GrRissKombGr.jpg
Liste der Äbte von Wettingen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Äbte_von_Wettingen
Abt Martin Reimann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Reimann_(Abt)
Hugo Gerard Ströhl: Wappen des Zisterzienserstiftes Wettingen-Mehrerau, in: Archives héraldiques suisses, 36 (1922), Heft 3-4, S. 84-92 -
http://doi.org/10.5169/seals-744934
Abt Martin Reimann in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Reimann_(Abt)
Abt Martin Reimann in Biographia Cisterciensis:
http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Reimann,_Martin
Einzelne Äbte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Höchle - https://de.wikipedia.org/wiki/Maurus_Kalkum - https://de.wikipedia.org/wiki/Laurentius_Wocher - https://de.wikipedia.org/wiki/Augustin_Stöckli - https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Notz - https://de.wikipedia.org/wiki/Kassian_Haid - https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Suso_Groner - https://de.wikipedia.org/wiki/Kassian_Lauterer - https://de.wikipedia.org/wiki/Anselm_van_der_Linde - https://de.wikipedia.org/wiki/Vinzenz_Wohlwend
Einzelne Äbte, hauptsächlich Biographia Cisterciensis:
http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Höchle,_Leopold - https://www.cistopedia.org/index.php?id=8910 - http://www.orden-online.de/wissen/w/wocher-laurentius/ - http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Stöckli,_Augustin - http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Notz,_Eugen - http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Haid,_Kassian - http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Groner,_Heinrich - http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Lauterer,_Kassian - http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Van_der_Linde,_Anselm - http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Wohlwend,_Vinzenz
Territorialabtei Mehrerau:
https://de.wikipedia.org/wiki/Territorialabtei_Wettingen-Mehrerau
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 579.42
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4385266, Wappenabbildung Freiherren von Mayenberg: https://www.archivinformationssystem.at/bild.aspx?VEID=4385266&DEID=10&SQNZNR=1
Liste der Äbte von Mehrerau in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Äbte_von_Mehrerau

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