Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3061
Bregenz (Bundesland Vorarlberg, Österreich)

Pfarrkirche St. Gallus: Franz von Vintler

Die Inschrift dieses Gedenksteins für Franz Vintler von Plätsch und Runkelstein (1768-21.4.1807) lautet "Hier ruhet / FRANZ von VINTLER / zu / PLATSCH und RUNGGELSTEIN / Tyroler Landmann, wirklicher / k. k. Gubernialrath, Kreishauptmann, / Landvogt und Präses der / vorarlbergischen Stände. // Geboren zu Meran. Gestorben zu Bregenz, / im 39 Jahre seines Alters am 21 April 1807, / als k. bayr. Landescomissär von Vorarlberg. // R(EQUIESCAT). I(N). P(ACE)." Das Grabdenkmal und die Wappendarstellung sind zwar künstlerisch nicht anspruchsvoll, dennoch ist die Platte historisch interessant, weil sie ein Zeugnis der bayerischen Besatzungszeit und Verwaltung ist.

Franz Vintler von Plätsch wird hier zunächst als Kreishauptmann bezeichnet. Wie bei einem anderen Grabdenkmal erläutert, waren zunächst die Gebiete Vorarlbergs in Form von vier Vogteien organisiert. Dann reformierte Kaiser Karl VI. die Verwaltung und wandelte die Vogtei Bregenz in ein Oberamt um, geleitet von einem Oberamtsdirektor. Maria Theresia benannte das Ganze 1750 noch einmal um: Nun hieß die ehemalige Vogtei "k. k. Oberamt der Graf- und Herrschaften Bregenz und Hohenegg". 1786 kam die nächste Reform: Aus den Herrschaften Bregenz-Hohenegg und dem 1765 erworbenen Hohenems und den ehemaligen Vogteiämtern Feldkirch und Bludenz bildete man das Kreisamt Vorarlberg mit Sitz in Bregenz. Der Leiter dieses Kreisamtes war der Kreishauptmann, der der Regierung in Innsbruck und dem Tiroler Landeshauptmann unterstellt war. Im Amt des Kreishauptmannes folgten aufeinander Landvogt Karl Maria Edler von Schenk (-1789), dann Ignaz Anton von Indermauer (1789-1796), dann Johann Jakob von Vicari (1797-1805) und schließlich dieser Franz Vintler von Plätsch (1805-1806) als vierter und letzter der Reihe.

 

Franz Vintler von Plätsch wird danach jedoch inschriftlich als königlich-bayerischer Landkommissar bezeichnet. Das war die Folge des Friedens von Preßburg vom 26.12.1805: In der Schlacht bei Austerlitz war das österreichische Heer zusammen mit dem russischen von Napoléon besiegt worden, und es verlor 1.) die Grafschaft Tirol und Vorarlberg an das bisherige Kurfürstentum und gerade aus der Taufe gehobene Königreich Bayern, 2.) den Breisgau an das ebenfalls zum 1.1.1806 frischgebackene Königreich Württemberg sowie an das Kurfürstentum Baden und 3.) Venetien, Istrien, Dalmatien und Cattaro an das Königreich Italien. Auf der Haben-Seite konnte Österreich das säkularisierte Erzstift Salzburg und die ebenfalls säkularisierte Fürstpropstei Berchtesgaden verbuchen. Der Kurfürst von Salzburg, den es erst 3 Jahre lang gab, bekam zum Ausgleich das neu geschaffene Großherzogtum Würzburg. Bayern bekam auch noch einen Teil des ehemaligen Hochstifts Passau, außerdem das ehemalige Hochstift Augsburg. Österreich konnte weiterhin auf der Haben-Seite die säkularisierten Güter des Deutschen Ordens und des Malteserordens verbuchen. In summa war der Schaden für Österreich beträchtlich: Es verlor ein Siebtel seiner Staatseinnahmen und 4 Millionen Untertanen, das war ein Sechstel der Bevölkerung. Mittelbar führte diese extreme Schwächung Österreichs zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches im Folgejahr. Erst 1815 wurden im Zuge des Wiener Kongresses etliche Preßburger Folgen rückgängig gemacht. Jedenfalls wurde Bregenz im Preßburger Frieden bayerisch und blieb es bis 1814. Die Bayern trennten Tirol und Vorarlberg voneinander; letzteres wurde der Provinz Schwaben eingegliedert. Am 21.6.1808 schuf man den Illerkreis mit der Kreishauptstadt Kempten, und Vorarlberg gehörte dazu. Dieser Kreis wurde nach Verlusten 1810 an Württemberg und 1814 an Österreich 1817 wieder aufgelöst; der Löwenanteil kam an den Oberdonaukreis, Schongau kam zum Isarkreis.

Der Verstorbene, Franz Vintler von Plätsch, wurde erster bayerischer Kreiskommissär von Vorarlberg, also über die sieben Landgerichte Weyler, Bregenz, Inner-Bregenzer-Wald, Dornbirn, Feldkirch, Sonnenberg und Montafon, und übte dieses Amt von der bayerischen Übernahme bis zu seinem Tod aus, das war noch vor Schaffung des Illerkreises. Er hatte die Aufgabe, am 18.3.1806 an alle nachgeordneten Ämter Drucke des königlich-bayerischen Besitzergreifungspatentes vom 30.1.1806 zu versenden, die überall nebst dem bayerischen Wappen öffentlich anzubringen waren. Nach der Auflösung des Bregenzer Oberamtes und der Schaffung eines reinen Kreisamtes wurde Franz Vintler am 1.1.1807 als Kreishauptmann im Range eines Landesdirektions-Rats bestätigt. Er war damit gleichzeitig Präses der Landstände. Er lebte nicht mehr lange genug, um alle Rückstände in der Verwaltung aus der Zeit des Kreishauptmanns von Vicari aufzuarbeiten. Auf ihn folgte Maximilian Ludwig Balthasar von Merz (1758-1811) als Generalkommissär 1808-1809, dann folgte als Generalkommissär des Illerkreises Karl August von Reisach (1774-1846), der zur Deckung seiner Schulden öffentliche Gelder veruntreute und 1813 nach Preußen floh und 1818 in absentia zu 12 Jahren Festungshaft verurteilt wurde, was aber nie vollstreckt werden konnte, weil er nie mehr bayerischen Boden betrat. Nach ihm gab es keinen neuen Kommissär, weil sich die Auflösung des Illerkreises abzeichnete.

Das Wappen der Vintler von Plätsch, ist geviert mit gekröntem Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot zwei aufrechtstehende silberne Bärentatzen (Stammwappen der Vintler von Bozen), Feld 2 und 3: in Gold drei schwarze, balkenweise gelegte, abgehauene Bärentatzen übereinander (Wappenvermehrung 1480, Obertor zu Bozen), Herzschild: von Rot und Silber mit einer schwarzen Spitze gespalten (Vermehrung von 1673, von Plätsch). Dazu werden drei Kleinode auf gekrönten Helmen geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein Flügel belegt mit einer eingebogenen Spitze, rechts oben rot, links oben silbern, Spitze schwarz, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken zwei aufrechtstehende silberne Bärentatzen (Stammwappen Vintler), Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei aufrechtstehende schwarze Bärentatzen (Obertor zu Bozen). Das Familienwappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Tir Seite: 18 Tafel: 21. Etliche Belege sind in der Fischnaler-Wappenkartei zu finden.

Die Standardquelle zur Interpretation dieses Wappens Vintler dürfte Siebmacher Band: Tir Seite: 18 Tafel: 21 sein. Dort ist das Wappen in seinen drei Entwicklungsstufen (Stammwappen und 1 Helm, vermehrtes Wappen und 2 Helme, freiherrliches Wappen und 3 Helme) abgebildet und erläutert. Laut Siebmacher fand die erste Vermehrung ca. 1480 statt, als Erzherzog Sigmund dem Konrad Vintler selbige gewährte. Die zweite Vermehrung wird auf 1673 datiert, als Kaiser Leopold I. Adam und Wilhelm Vintler den Freiherrenstand gewährte. Im Siebmacher wird Feld 1 und 4 als Stammwappen zugeordnet, der Herzschild als von Plätsch, über Feld 2 und 3 gibt es keine Angaben. Die zweite Vermehrung anläßlich der Freiherrenstandserhebung für "Hans Adam Vintler von Runckhlstain zu Plätsch", kaiserlicher Obristwachtmeister, Wilhelm senior und junior, und die Cousinen Maria Magdalena und Maria Elisabeth am 4.7.1673 wird in den Unterlagen des österreichischen Staatsarchivs mit einer farbigen Wappenabbildung dokumentiert (AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 1036.6). Sie erhielten das Prädikat "Vintler Freiherr von Runckhlstain Herr zu Plätsch", die Anrede "Wohlgeboren" und besagte Wappenbesserung aus zusätzlichem Herzschild und drittem Helm. Die zweite Vermehrung ist also eindeutig, die erste ist interessanter, weil vor dieser offiziellen Vermehrung schon die Vintler beide Motive führten, sowohl die beiden aufrechten als auch die drei waagerechten Bärentatzen, offensichtlich entweder das eine oder das andere Motiv.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß in historischen Wappenbüchern (z. B. Scheiblersches Wappenbuch Folio 105) auch die waagerechten Bärentatzen alleine für die Familie Vintler angegeben werden. Im Berliner Wappenbuch werden die waagerechten Bärentatzen mit dem Namen „von kur amtzler“ oder „von kur amkler“ verbunden, dessen Bedeutung unklar ist. Beide zeigen die Bärentatzen jedoch in silbernem Feld. Im Wernigeroder Wappenbuch ("wintler") erscheint das Stammwappen des Geschlechts von Vintler folgendermaßen: In Rot zwei silberne, balkenweise gelegte, abgehauene Bärentatzen übereinander (gewendet); auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken zwei aufrechte silberne, abgehauenen Bärentatzen, also eine Mischform und offensichtlich ein Mißverständnis. Das Problem verwirrte offensichtlich schon damals. In Vigil Rabers Wappenbuch erscheint das Wappen auf Blatt 0511.

Bei den drei horizontalen Bärentatzen handelt es sich nach Wetzel um das Wappen der Bozener Stadtadligenfamilie von Obertor (auch als von Oberthor, de porta, de porta de Bozano, de porta superiori, von (Ober-)Thurn zu Bozen, de Bauzano, de Bozano oder ähnlich bezeichnet, alle sind die selbe Familie, und der üblichste Name ist Obertor). Aus diesen unterschiedlichen Schreibweisen leitet sich die auch zu findende, aber irreführende Zuordnung "von Thurn" ab, tatsächlich ist auch mit der Variante "Thurn zu Bozen" die besagte Familie Obertor gemeint. Alle diese Namen meinen die gleiche Familie. Vielfach nannten sich diese Familien, Vintler, Obertor, Niedertor, Trienter Ministerialenfamilien etc., nur "von Bozen" und nur ausnahmsweise genauer. Wetzels plausible, auf einem Hinweis von Franz-Heinz Hye beruhende Theorie ist, daß die aufrechten Bärentatzen, also das Stammwappen, bereits eine Anlehnung an das Stammwappen der von Obertor (de Bozano, de Porta) bzw. eine Variante desselben ist, mit denen die Vintler verwandtschaftlich verbunden waren. Das erste Vintler-Wappen mit den beiden aufrechten Bärentatzen ist für Niklaus Vintler als Grieser Richter ab dem letzten Viertel des 14. Jh. belegt (vgl. auch im Münchner Botenbuch, Bruderschaftsbuch Arlberg). 1377 taucht das Bärentatzenwappen zum ersten Mal auf, noch 1376 hatte er mit einem einer Hausmarke ähnelnden Zeichen gesiegelt. Nachdem er Grieser Landrichter geworden war, hatte er landesfürstliche Aufgaben stellvertretend zu übernehmen, und da war so eine Art Hausmarke unter Niveau, deshalb wurde das Wappen zu diesem Zweck erschaffen, ohne daß es eine formale Wappenverleihung dazu gab. Die verwandtschaftlichen Beziehungen erklären die Motivähnlichkeit der beiden Komponenten.

Nach dem Erlöschen der von Obertor wurde Niclas/Niklaus Vintler, "obrister Ambtmann bey der Etsch", das nun ledige Obertorwappen in einer Urkunde von 1393 zugesprochen, aber in besagter Urkunde ist von drei Bärentatzen auf goldenem Grund die Rede, nicht auf silbernem Grund. Die Urkunde ist nicht im Original erhalten, es ist von einem beigezeichneten Wappen die Rede, die Farbangaben sind am Rande nachgetragen. Der letzte der von Obertor war Reimbrecht "vom Thurn zu Botzen" = Obertor, ein Vetter von oben genanntem Niclas/Niklaus Vintler, der das Wappen übertragen bekam. Reinbrecht war der Sohn von Randold de Porta (von Obertor), gest. 1361. Die Übernahme des Obertorwappen im Jahre 1393 kommt dann einer nachträglichen Legitimierung der bereits geführten Anlehnung gleich, oder sagen wir salopp, jetzt rückte die Familie ("die Vintler von der Wangergasse") mit höchster Erlaubnis auf das Original vor, eine Standesverbesserung und eine weitere Stufe auf der Treppe des gesellschaftlichen Aufstiegs. Eine bürgerliche Familie ist im Aufstieg begriffen, schafft Verbindungen mit einer etablierten Familie, die unter vielen Namen in Erscheinung tritt, heiratet ein, lehnt sich im Wappenmotiv an sie an. Die etablierte Familie stirbt aus, die aufsteigende Familie "beerbt" sie hinsichtlich des Wappens. Aber immer noch war die Familie daß in der Grauzone zwischen Bürgertum und niederem Adel anzusiedeln, unzweifelhaft "Herren", selten als "edel" bezeichnet, aber nie wurde sie ernsthaft dem Ritteradel zugerechnet, sondern es waren zu diesem Zeitpunkt in der Außenwahrnehmung immer die städtischen "Vintler von Bozen", selbst noch nach dem Kauf von Runkelstein wurden sie noch von der alteingesessenen Ritterschaft als neureiche städtische Aufsteiger im Grenzbereich zwischen Patriziertum und Adel wahrgenommen. Die Übertragung des Obertor-Wappens war zwar eine Standeserhöhung, aber sie bedeutete noch nicht die Integration der Familie in die Tiroler Ritterschaft. Erst im 15. Jh. erfolgte die Integration in den Adel des Landes Tirol.

Die schwierigste Frage ist die nach der Feldfarbe. Ein Blick in die Fischnaler Wappenkartei ergibt folgendes Bild: Für Heinrich von Obertor findet sich das Wappen mit drei schwarzen waagerechten Bärentatzen in silbernem Feld mit der Jahresangabe 1339 unter Berufung auf Stephan von Mayrhofen: Wappen Sammlung tyrolischer Geschlechter, mit goldenem Feld unter Berufung auf Hugo von Goldegg: Wappen-Sammlung und Notizen über Adelsgeschlechter in Tirol und Vorarlberg, und ohne Farbangaben unter Berufung auf eine Urkunde im Archiv des Priesterseminar zu Brixen. Es deutet sich also an, daß das Feld vermutlich früher wirklich silbern war, und bei der Übernahme 1393 oder wahrscheinlicher erst danach kam es zur farblichen Diskontinuität, entweder absichtliche Variation, oder Festlegung innerhalb einer vorhandenen Variationsbreite, oder unabsichtliche Variation, das kann rückwirkend nicht entschieden werden. Tatsache ist jedoch, daß in der Anfangszeit (Scheiblersches Wappenbuch, entstanden ca. 1450-1480) durchaus noch die silberne Variante dokumentiert ist, während später ausschließlich der goldene Grund verwendet wurde, der schon am 5.1.1393 im Wappenbrief Herzog Albrechts III. für Leopold Vintler, seine Brüder und die Onkel Nikolaus I. und Franz erwähnt wird. Noch wurden die Motive alternativ und alleine geführt. Erst 1480 kam es zu der Kombination beider Motive im gevierten Wappen.

Die unübersichtlichste Frage ist die der mehreren Wappenversionen parallel. Schauen wir noch einmal in die Fischnaler-Wappenkartei unter dem Stichwort "Vintler": Dort gibt es mehrfach das Stammwappen mit den zwei aufrechten Bärentatzen, mit den Jahresangaben 1415, 1416, 1525 und 1533 sowie mit dem Hinweis, daß es 1415 eine Wappenbesserung für Johann Vintler de Bolsano gab, indem Kaiser Sigmund ihm auf dem Konstan-zer Konzil eine goldene Helmkrone anstelle des bis dahin üblichen Helmwulstes verlieh, wobei nur das eigentliche Vintler-Stammwappen von der königlichen Wappenbesserung betroffen war, nicht die Obertor-Variante. Niclaus Vintler führte selbst nach der Verleihung 1393 das alte Stammwappen unverändert fort, auch zum amtlichen Siegeln. Hans Vintler, Amtmann a. d. Etsch, führt 1417 auch das reine Stammwappen, desgleichen Hans Vintler 1427. Für den Sterzinger Deutschordenskomtur Georg Nicolaus Vintler wird 1626 noch das reine Stammwappen mit dem Deutschordenskreuz unterlegt angegeben. Für denselben Mann, nun als Bozener Landkomtur, wird 1653 das Stammwappen mit dem Deutschordenskreuz geviert. Das heißt, daß auch nach der Übernahme des Obertor-Wappens von mehreren Familienmitgliedern der Vintler noch lange das alte Stammwappen alleine und auch als Siegel geführt wurde. Die Verleihung 1393 rückt damit in den Rang einer Wappenbesserung und einer quasi nachträglichen Legitimation der zwischen 1376 und 1377 aus dem Boden gestampften Wappenvariante, die wir als Stammwappen titulieren. Oder wir formulieren etwas deutlicher: Die Entstehung des Wappens 1376/1377 war etwas dubios, und die Verleihung 1393 veredelte das damalige Vorgehen nachträglich. Und mit dieser Rückendeckung gab es keinen Grund, das "geheilte" frühere Wappen aufzugeben. Teile der Familie nehmen das neue Wappen mit höchster Erlaubnis an, andere Teile der Familie bleiben beim alten Wappen. Bei der Übernahme wird die Feldfarbe Gold festgelegt, auch wenn sie früher offensichtlich Silber war. Der Grund für den Farbwechsel ist unbekannt, er scheint auch nicht einheitlich vollzogen oder von den Quellen übernommen worden zu sein.

Die Übernahme des Obertor-Wappens 1393 ist mit einer eigenen Karteikarte in der Fischnaler-Kartei dokumentiert, mit goldenem Hintergrund der drei waagerechten Bärentatzen, mit Verweisen einerseits auf den herzoglich-österreichischen Wappenbrief und andererseits auf Konrad (Chunrat) Vintler 1442. Ein Eintrag ist besonders interessant, nämlich die Karteikarte für Hans Vintler und Thomas Vintler, 1493 St-Cassian-Stift zu Brixen. Dort werden zwei Schilde abgebildet, der für Hans (Johann) mit den aufrechten, der andere für Thomas mit den waagerechten Bärentatzen. Das heißt, daß parallel beide Motive in Gebrauch waren, und daß sie unterschieden wurden, möglicherweise gab es Präferenzen je nach Familienzweig.

Weiterhin gibt es das gevierte Wappen, mit den fraglichen Bärentatzen in goldenem Feld, dem Hinweis auf die Vermehrung im Jahre 1480 und Bezug auf den Kanoniker Paulus Vintler de Bolsano 1628, Wolfgang Vintler 1596 und Jörg (Georg) Vintler, fürstbischöflich-brixnischer Pfleger zu Salern 1672. Eine weitere Karteikarte mit drei (blauen) waagerechten Bärentatzen in goldenem Feld verweist auf Bartholomäus Vintler 1533. Das heißt, daß auch nach der Kombination beider Wappen das Obertor-Wappen alleine geführt wurde, obwohl das Obertorwappen ab dem zweiten Drittel des 15. Jh. als integraler Bestandteil des Vintlerwappens regelmäßig verwendet wurde. Erst 1480 werden, um dem Chaos ein Ende zu bereiten, beide Motive in geviertem Schild vereint. Doch das Chaos ist nicht zu Ende, beide Formen werden separat neben der gevierten Form geführt, jetzt sind es drei benutzte Wappen.

Und natürlich gibt es in der Fischnaler-Kartei die freiherrliche Version mit den fraglichen Bärentatzen in goldenem Feld in mehreren Beispielen unter Verweis auf das Diplom 1673 oder Vorkommen auf einer Schulderschreibung des Anton Thaddäus von Vintler aus dem Jahre 1728, darunter auch unplausible Einträge wie der Verweis auf ein Siegel des Wilhelm von Vintler aus dem Jahr 1660 unter Verweis auf die Pfaundlerische Siegel-Sammlung, was nicht sein kann, weil das vor dem Diplom liegt. Der Verweis auf ein Siegel des Anton Thaddäus von Vintler aus dem Jahre 1687 in der Siegel-Sammlung des Ferdinandeums ist jedoch plausibel. Eine eindeutige Festlegung tritt also erst mit der Freiherrenstandserhebung ein, das Diplom hat eine eindeutige Wappenabbildung, und dabei bleibt es.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,20z - https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,88m/data=!3m1!1e3
Pfarrei St. Gallus:
https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/bregenz/pfarren/bregenz-st-gallus/willkommen
Galluskirche:
https://www.brigantium.at/sankt-galluskirche
Vintler von Plätsch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vintler_(Adelsgeschlecht)
Wappen Vintler in der Fischnaler Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11680&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11681&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11682&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11684&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11690&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11691&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11698&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11699&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11700&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Landeshauptleute Vorarlbergs auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Landeshauptleute_Vorarlbergs
Ulrich Nachbaur: Auswirkungen der bayerischen Reformen von 1806 bis 1814 auf die Vorarlberger Verwaltungsstrukturen, hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv, Bregenz 2009, ISBN: 978-3-902622-10-5 -
https://apps.vorarlberg.at/pdf/nachbaurauswirkungen.pdf
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 1036.6
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4348145
René Wetzel: Die Wandmalereien von Schloß Runkelstein und das Bozner Geschlecht der Vintler, Literatur und Kunst im Lebenskontext einer Tiroler Aufsteigerfamilie des 14./15. Jahrhunderts, Habilitationsschrift, Universität Fribourg, 1999, 507 S.,
https://archive-ouverte.unige.ch/unige:28771 - 10.13097/archive-ouverte/unige:28771
Wappen Oberthor in der Fischnaler Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=21877&sb=oberthor&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=21879&sb=oberthor&sw=&st=&so=&str=&tr=99

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