Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3062
Bregenz (Bundesland Vorarlberg, Österreich)

Pfarrkirche St. Gallus: Jacob Zoller von Zollershausen

Dieses Grabmonument an der Außenseite von St. Gallus wird von zwei Säulen flankiert, die eine dreieckige Verdachung tragen. Auf den Kämpfern ist die Jahreszahl 1564 eingehauen. Unten ist als einzige Partie der stark verwitterten Inschrift zu lesen: "Der Zoller von Zollerhausen Begrebnus 1564". Das Zentralfeld zeigt in einer Bogennische die Auferstehung Christi aus dem Grabe, umrahmt von der Inschrift "Der Tod Ist verschwu(n)den durch den Si(e)g unser(e)s Herren Ihesu Christi Esa 25 Osea (?) 13 1 Cor 15 1564". Auch auf der Verdachung befindet sich eine nur noch teilweise lesbare Inschrift, die mit den Worten beginnt: "Ich weiß das(s) Dein Arloser (Erlöser) Lebet in (Himmel und E)rde ....". Wir haben also dreimal die gleiche Jahreszahl, aber keinerlei namentliche Zuordnung zu einem bestimmten Familienmitglied, die ergibt sich allein durch die Wappenkombination am Grabdenkmal.

 

Die Familie Zoller besaß in Patsch (Bezirk Innsbruck-Land) den Zollerhof (Römerstraße 29), ursprünglich eine landesfürstliche Zollstätte. Nach der Nobilitierung wurde der Hof zum Ansitz erhoben. Jacob Zoller von Zollershausen (Zollerhausen), kaiserlicher Rat und Hofkammersekretär, Pfleger und Inhaber der Pflege Vellenberg und des Landgerichts Sonnenburg in Tirol, für den dieses Epitaph errichtet wurde, bekam am 4.2.1560 zu Augsburg eine Wappenbesserung im Adelsstand (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 1123.6) und erhielt am 31.5.1564 eine Adelsbestätigung (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 1123.8).

Das Stammwappen der Familie Zoller zeigt in Rot einen silbernen, mit einem laufenden roten Hund mit goldenem Halsband mit ebensolchem Ring belegten und von zwei silbernen Kugeln begleiteten Schrägrechtsbalken, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein sitzender roter Hund mit goldenem Halsband mit ebensolchem Ring. Das vermehrte Wappen der Zoller von Zollershausen, wie wir es am Grabdenkmal oben in der Mitte über dem Bogen sehen, ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silberner, mit einem laufenden roten Hund mit beringtem Halsband belegten und von zwei silbernen Kugeln (hier mit Feinstruktur wie Besanten) begleiteten Schrägrechtsbalken, Feld 2 und 3: in Gold eine blaue eingebogene Spitze, belegt mit einer goldenen, golden gekrönten und rot gezungten Löwenmaske, dazu zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu rot-silbernen Decken ein sitzender roter Hund mit beringtem Halsband (Stammhelm), Helm 2 (links): zu blau-goldenen Decken ein sitzender goldener, golden gekrönter und rotgezungter Löwe.

Zwei weitere Wappen sind seitlich tiefer angebracht, vermutlich für die beiden Ehefrauen des Verstorbenen. Das heraldisch rechte Wappen ist das der Penninger von Windegg (Eppan). In der Fischnaler-Wappenkartei wird das Wappen unter Verweis auf das Mayrhofen-Wappenbuch wie folgt angegeben: Geviert, Feld 1 und 2: in Silber ein ungekrönter schwarzer Doppeladler, Feld 2 und 3: in Rot ein bärtiger, einwärts gewendeter silbern gekleideter Mannesrumpf. Dazu gibt es in den Unterlagen aber eine briefliche Nachricht des Dr. Helmut Marchesani vom 8.5.1978 an die Bibliothek des Ferdinandeums in Innsbruck, der gemäß der im Verwaltungsarchiv befindlichen Diplome von 1554 und 1560 des 1554 geadelten Hans Penninger abweichend als Stammwappen dessen Vaters Leonhard Penninger angibt: In Blau das Brustbild eines Mannes mit langem krausen, braunen Haaren und Bart und mit rotem Rock zeigt, auf dem Stechhelm mit roten und blauen Helmdecken zwischen einem Flug ein laufendes nacktes Knäblein mit goldenem offenem Haar, ein rotes Stäbchen haltend. 1554 wurde der Helm geöffnet und erhielt eine goldene Krone; das Knäblein durfte aus der Zier entfernt werden. 1560 wurde das Wappen geviert, Feld 1 und 4: in Blau das Brustbild eines Mannes mit braunem, langen Haar und spitzen Bart und rotem Rock, Feld 2 und 3: schwarz-golden gespalten mit einem Doppeladler in verwechselten Farben. Dazu werden zwei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (rechts): ein Flug, rechts rot, links blau, Helm 2 (links): ein wachsender schwarzer gekrönter Adler. Das ist der Zustand, der dem hier gezeigten Wappen entspricht, denn dieses Grabdenkmal wurde 4 Jahre nach der Quadrierung des Schildes angefertigt.

 

Der dritte Schild ist schräglinksgeteilt mit einem Löwen, Tinkturen unbekannt, das ist das Wappen der in Innsbruck vorkommenden Familie Burkhart. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein wachsender Mannesrumpf. Dieses Wappen wird in der Fischnaler-Kartei gelistet, ohne Farbangaben. Jacob Zoller von Zollershausen hatte in erster Ehe Katharina Burkhart und nach deren Tod in zweiter Ehe Ursula Penninger von Windegg-Anger geheiratet. Er hatte am 6.1.1563 unter Aufhebung des am 1.1.1553 errichteten Jahrtages in der Pfarrkirche St. Gallus einen neuen Jahrtag gestiftet, für sich, seine verstorbene und seine gegenwärtige Ehefrau, für seinen Vater, Paul Zoller, Bürger zu Bregenz, für seinen verstorbenen Bruder, Christoph Zoller, dessen Frau Clara von Pein, seine Kinder, seines Bruders Kinder, alle ihre Vorfahren und Nachkommen. Dieser neue Gedenktag, für dessen Einrichtung er ein Kapital von 200 fl. zur Verfügung stellte, lag an Freitag nach St. Jakobstag. Er wünschte sich, daß soweit möglich auch Stadtammann und Rat dem Gedenktag beiwohnen sollten. Das war das vierfache finanzielle Volumen der ersten, damit aufgehobenen Stiftung aus dem Jahr 1553.

Ein späteres Mitglied der Familie, Jakob Andre Zoller von Zollershausen, Pfleger zu Vellenberg für Erzherzog Ferdinand Karl, Pfandinhaber und Gerichtsherr der Herrschaft und des Landgerichts Sonnenberg, besaß ein Haus mit Hofstatt und Garten im Bregenzer Maurach, das Zollerhausen genannt wurde, und diese Immobilie verkaufte er für 200 fl., wobei er sich ausdrücklich sein adeliges Prädikat "von Zollerhausen" für sich und seine Nachkommen vorbehielt. Jakob Andre Zoller von Zollershausen starb 1654 als der Letzte der Paul Zollerischen Linie. Die Adelsfreiheit, die gewährte Wappenbesserung und das Prädikat "von Zollershausen" wurde am 17.12.1659 zu Innsbruck auf seinen Verwandten Johann Georg Zoller aus einer anderen Linie, erzherzoglicher Rat und oberösterreichischer Regierungssekretär, übertragen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,20z - https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,88m/data=!3m1!1e3
Pfarrei St. Gallus:
https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/bregenz/pfarren/bregenz-st-gallus/willkommen
Galluskirche:
https://www.brigantium.at/sankt-galluskirche
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 1123.8
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4399318
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 1123.6
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4399316
Verkaufsurkunde des Hauses im Maurach:
https://www.monasterium.net/mom/AT-StaAB/Urkunden/Urkunde_876/charter?_lang=deu
Wappen der Zoller in der Fischnaler-Wappenkartei:
https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=30350&sb=zoller&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=30363&sb=zoller&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=30368&sb=zoller&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=30351&sb=zoller&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Gedenktag des Jakob Zoller von Zollershausen:
https://www.monasterium.net/mom/AT-StaAB/Urkunden/Urkunde_598/charter und https://www.monasterium.net/mom/AT-StaAB/Urkunden/Urkunde_568/charter
Wappen Penninger in der Fischnaler-Wappenkartei:
https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=2583&sb=penninger&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Wappen Penninger: Stephan von Mayrhofen: Wappen-Sammlung tyrolischer Geschlechter
Wappen Penninger: Briefwechsel des Dr. Helmut Marchesani
https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=2587 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=2588
Wappen Burkhart in der Fischnaler-Wappenkartei:
https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=9806&sb=Burkhart&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5140&sb=Burkhart&sw=&st=&so=&str=&tr=99

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