Bernhard
Peter
Felder,
Komponenten und ihre Geschichte
Eine komplexe Erbschaft
wird verteilt:
Das Feld für die Grafschaft Gleichen und seine
Verbreitung in deutschen Adelswappen
Die Grafen
von Gleichen
Die Grafen von Gleichen sind
ein erstmals mit Graf Erwin I. 1099 urkundlich im Thüringer Raum
erscheinendes Geschlecht, das sich erst Grafen von Tonna nannte,
dann nach ihrer zweiten Burg Grafen von Gleichen. Ihren Aufstieg
nahm die Familie an der Seite der Erzbischöfe von Mainz, in
deren Diensten sie stand. Die Bindung an Mainz war in der
Frühzeit besonders eng, vor allem wegen der Schutzvogtei über
die Stadt Erfurt, die die Grafen von Gleichen seit 1120 besaßen,
aber auch weil ihr Landbesitz in der Erfurter Gegend und im
Eichsfeld unter mainzischer Landeshoheit stand. Die Familie hatte
zwei unterschiedliche Besitzschwerpunkte, einen im Eichsfeld und
einen in Thüringen rund um Wandersleben, Gräfentonna und
Ohrdruf. Auf die Grafen von Gleichen gehen die Klostergründungen
von Volkenroda (Kreis Mühlhausen, 1131 gegründet, erstes
thüringisches Zisterzienserkloster) sowie Reifenstein (Kreis
Worbis, 1162 gegründet) zurück. Der Höhepunkt der Macht der
Grafen von Gleichen lag in der ersten Hälfte des 13. Jh.: Sie
hatten beste Rückendeckung durch die Mainzer Erzbischöfe, waren
als Vögte von Erfurt unentbehrlich, so daß sie es sogar wagen
konnten, sich gelegentlich "Grafen von Erfurt" zu
nennen. Doch kurz darauf begann schon der sich lange hinziehende
Niedergang: Gegen Ende des 13. Jh. begann ein durch
Linienauftrennung begünstigter Niedergang der Familie, der zur
Veräußerung etlicher Stammgüter im Eichsfeld und in Thüringen
und zum Verlust von Vogteien führte. 1283 mußte man die Vogtei
über Erfurt verpfänden, 1290 an Erfurt verkaufen. 1294 wurde
das Eichsfeld verkauft. Kompensiert wurde das durch
Hinzugewinnung von Besitz rund um Ohrdruf und Verlagerung der
Herrschaft dahin im 14. Jh. Der sächsische Bruderkrieg ruinierte
die Familie, weil sie sich gegen Erfurt stellte, einem mit Erfurt
verfeindeten Raubritter Unterschlupf gewährten und dafür von
der Stadt die eigenen Ortschaften verwüstet bekam. Erfurt
belagerte sogar die Burg in Gräfentonna. Die gegen Ende völlig
verschuldete Grafenfamilie erlosch 1631, worauf es zu einer
komplexen Aufteilung des Erbes kam, was dazu führte, daß sich
mehrere Familien, jede auf ihre Weise, als Rechtsnachfolger des
Grafengeschlechts ansahen und deren Wappen als Feld in das ihrige
aufnahmen.
Abb.: Ronneburg, Erker des Alten Baus, Wappenschild für Elisabeth von Gleichen-Tonna (1554-19.7.1616), die zweite Gemahlin von Graf Heinrich von Isenburg-Büdingen-Kelsterbach (13.9.1537-31.5.1601).
Die Burg
in Gräfentonna
Der älteste Sitz der Grafen von Gleichen war Gräfentonna, nach
dem sie sich zuerst Grafen von Tonna nannten. Sie regierten in
Tonna von 1089 bis zum Aussterben 1631. In Gräfentonna befinden
sich zwei Herrschaftssitze, die Kettenburg und das Neue Schloß
am Markt. Die aus dem Mittelalter stammende Kettenburg ist das
alte gräfliche Schloß, dessen Ursprünge vermutlich bis ins 9.
Jh. zurückreichen, als der Ort erstmals Sitz eines
Grafengeschlechts war. Auch Erwin I. (-1116), der Gründer der
Grafen von Tonna, später Gleichen-Tonna, bezog hier 1089
Quartier. Um 1200 wurde der Grafensitz als spätromanische
Wasserburg mit vierflügeliger Kernburg mit einer trapezförmigen
Vorburg neu gebaut; weitere Wiederherstellungen und Umbauten
erfolgten 1375 nach einem Brand, mehrfach im 16. Jh. und 1761.
Seit der Mitte des 17. Jh. diente die Kettenburg in Gräfentonna
als Amtshaus der Herzöge von Sachsen-Gotha. Von 1861 bis 1991
diente die Kettenburg als Zuchthaus und wurde entsprechend
umgestaltet. Ihr umgebautes Äußeres und der Allgemeinzustand
lassen heute nicht mehr erahnen, daß es sich hier um den
Stammsitz eines der wichtigsten Thüringer Grafengeschlechter und
zudem einen bis in das 9. Jh. zurückgehenden Grafensitz handelt.
Das Neue Schloß am Markt hingegen hat nichts mehr mit den Grafen von Gleichen zu tun, sondern entstand ab 1677 unter Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg, der die Herrschaft Tonna, eine aus Gräfentonna, Burgtonna und mehreren umliegenden Dörfern (Aschara, Eckardtsleben, Illeben, Döllstädt, Töttelstädt, Bienstädt und Eschenbergen) gebildete Einheit, von den Grafen von Waldeck gekauft hatte, denen sie 1640-1677 gehörte, nachdem sie 1631 an die Schenken von Tautenburg gefallen war.
Abb.: Burgruine Gleichen bei Wandersleben: Renaissance-Portal von 1588 mit Wappen-Ädikula für Philipp Ernst Graf von Gleichen-Tonna (4.10.1561-18.11.1619). Portal und Wappenstein waren 1842 von General Freiherr von Müffling, welcher die Burg 1817 gekauft hatte, entfernt und für sein Gut Ringhofen bei Mühlberg als Spolien verwendet worden. Sie wurden erst 1960/1962 zurückgebracht und wieder eingebaut.
Die Burg
Gleichen bei Wandersleben
Die Burgruine Gleichen liegt weithin sichtbar auf einem Bergkegel
nördlich der Autobahn A4 etwas südlich der Verbindungslinie
Gotha - Erfurt am Südrand des Thüringer Beckens. Sie wird zu
den sogenannten "Drei Gleichen" gerechnet, zu denen
auch die Mühlburg und die Wachsenburg gerechnet werden, die alle
drei markante Hügel in Sichtweite voneinander besetzen, die aber
alle eine unterschiedliche Besitzgeschichte haben. Nur die Burg
Gleichen gehörte den Grafen von Gleichen, freilich als Mainzer
Lehen. Die Mühlburg war ebenfalls ein Lehen des Erzstifts Mainz
und kam in verschiedenen Anteilen an die Stadt Erfurt, an die
Grafen von Henneberg-Schleusingen und die Grafen von Schwarzburg,
1351-1362 ganz an Erfurt, 1592-1667 an Sachsen-Weimar bzw.
Sachsen-Altenburg und Sachsen-Gotha, 1667 wieder an Kurmainz. Die
Wachsenburg gehörte den Grafen von Schwarzburg, dann den
Wettinern, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha. Sie war den von
Witzleben und den Vitzthum verpfändet. Allen drei Burgen
gemeinsam war nur die ähnliche Lage auf kegelförmigen Bergen,
die enge Nachbarschaft und das jeweilige Interesse an der
wichtigen hier verlaufenden Fernhandelsstraße, der Via Regia
zwischen Frankfurt einerseits und Erfurt und Leipzig
andererseits, mit einer Abzweigung in Richtung Nürnberg. Der
Name "die drei Gleichen" bezieht sich also nur auf die
Topographie, denn alle drei hatten unterschiedliche Besitzer. Nur
die nördlichste der drei ein malerisches Ensemble bildenden
Burgen gehörte den Grafen von Gleichen. Woher der Name
"Gleichen" kommt, ist unklar - die gängige Version
nimmt die ähnliche Topographie aller Burgen naheliegend als
Grund der Benennung an, so bereits Melissantes 1713.
Wahrscheinlicher ist aber die Ableitung vom keltischen Wort
"glich" für Felsen. Eine erste Erwähnung unter dem
Namen "Gliche" erfährt die Burg bereits im Jahre 1034
in den Annalen des Klosters Reinhardsbrunn.
Die Burg Gleichen ist nicht der erste Grafensitz, sondern der zweite. Die Wurzeln der Burg Gleichen liegen im 11. Jh., denn sie wurde bereits 1088 von Kaiser Heinrich IV. vergeblich belagert, als dieser im Sachsenkrieg gegen Markgraf Eckbert von Meißen zog. Ursprünglich handelte es sich um einen Besitz der Grafen von Orlamünde. Sie gingen aber bald der Burg verlustig, die durch Schenkung seitens des Pfalzgrafen Wilhelm von Ballenstedt aus dem Geschlecht der Askanier und seiner Mutter, Gertrud von Northeim, zwischen 1122 und 1137 an das Hochstift Mainz kam, zusammen mit der benachbarten Mühlburg. Für Mainz war das ein sehr wichtiger Zugewinn, denn es stärkte die Position des Kurstaates im Wettbewerb mit den aufstrebenden Thüringer Grafengeschlechtern der Ludowinger, Schwarzburger und Kevernburger um die Macht in Thüringen.
Die Grafen von Tonna, die eng mit den Mainzer Fürstbischöfen verbunden und bereits seit 1120 Vögte von Erfurt waren, wurden um 1139 mit der strategisch günstig gelegenen Burg Gleichen belehnt (der Begünstigte war Ernst I.), und das Grafengeschlecht nannte sich seit 1162 (Ernsts Sohn Erwin II.) nach der Burg: Die Grafen von Gleichen prägten die Geschichte der Burg für die nächsten Jahrhunderte. Um das noch einmal hervorzuheben: Die Grafen von Gleichen nannten sich nach ihrem Mainzer Lehen, ihre eigentliche Grafschaft war Tonna, und ihr Stammsitz war die Kettenburg in Gräfentonna.
Im 12. Jh. ebnete man nach einer Zerstörung um 1178 die Bergspitze zu einem Plateau ein, um den Bauplatz zu vergrößern, deswegen sind von dieser ersten Burg keine baulichen Reste erhalten. Burg Gleichen wurde vom 12. bis zum 15. Jh. mehrfach zerstört und immer wieder aufgebaut. Eine der schlimmsten Zerstörungen brachte ein Unwetter am 31.5.1231, bei dem Blitzschläge alle drei Burgen abbrennen ließen. Danach wurden der romanische Wohnbau und der Wehrturm aufgestockt.
1385 teilte sich das Grafenhaus in eine Linie zu Tonna und eine zu Gleichen (jüngere Linie). Nun wurde auch erstmals in eine Herrschaft Tonna und die Grafschaft Gleichen differenziert. Bis 1455 war die Burg Gleichen neuer Herrschaftsschwerpunkt der Familie, bis man wieder nach Gräfentonna in die Kettenburg zurückzog. Burg Gleichen wurde nur noch als Amtssitz und Gefängnis benutzt und begann zu verfallen. Doch die Burg wurde nach einer Besitzteilung als Wohnsitz reaktiviert. Deshalb stammt die meiste sichtbare Bausubstanz innerhalb der Ringmauer aus der Zeit der Renaissance. Bis 1573 war die Burg wieder ständige Residenz einer Linie des Grafengeschlechts. Die Witwe des Grafen Georg II., Walpurgis, zog dann aber nach Ohrdruf.
Abb.: Burgruine Gleichen bei Wandersleben: Blick auf den romanischen Wohnbau.
Die Grafen bauten Burg Gleichen erst zum Ende des 16. Jh. schloßartig aus: Georgs Sohn, Philipp Ernst Graf von Gleichen-Tonna (4.10.1561-18.11.1619), vermählt mit Gräfin Anna Agnes von Hohenlohe-Langenburg, bezog wieder die bei der Besitzteilung erhaltene Burg Gleichen und ließ im Nordwestteil einen neuen Schloßbau errichten. Das zweigeschossige, symmetrisch gestaltete Herrenhaus mit seinen Doppelfenstern und seinem von Diamantquadern eingefaßten Renaissance-Portal stammt aus dem Jahr 1588 und dokumentiert den Wandel von Burg Gleichen zum Residenzschloß.
Kurz nach dem Neubau des Herrenhauses gaben die Grafen die Burg jedoch auf und verlegten ihre Residenz nach Ohrdruf. 1599 verlor Burg Gleichen erneut und diesmal endgültig ihre Funktion als Residenz, als Graf Philipp Ernst nach dem Tod seiner Mutter nach Ohrdruf zog und die Bauarbeiten auf der Burg einstellen ließ. Burg Gleichen diente nur noch als Verwaltungssitz des Amtes. Die Grafen ließen die bedeutungslos gewordene Burg Gleichen verfallen, bereits 1523 beschwerte sich der Lehnsherr, der Mainzer Kurfürst, bei seinem Lehnsnehmer, Graf Hans Ludwig, über den verwüsteten und vernachlässigten Zustand der Burg.
Burg Gleichen kam als heimgefallenes Lehen zurück an Kurmainz und wurde von den Fürstbischöfen neu vergeben, an die Grafen von Hatzfeld, die sich nun von Hatzfeld-Gleichen nannten: Kaiser Ferdinand hatte ihnen 1641 das Recht verliehen, sich Grafen von Gleichen zu nennen. Die zeitweise noch von einem hatzfeldischen Amtmann bewohnte Burg war 1652 noch intakt, 1666 aber schon partiell verfallen. Als 1655 der Ort Wandersleben niederbrannte, bediente man sich bei der Burg für Baumaterial (Holzbalken!), und ihrer Dächer beraubt, verfiel die Burg jetzt schnell. Partiell erfolgte Wiederherstellung: 1780 reparierte man zuletzt noch einmal die Dächer. Als die Linie Hatzfeld-Gleichen 1794 erlosch, fiel Burg Gleichen erneut als erledigtes Lehen an Kurmainz zurück. Es folgten mehrere Besitzer rasch aufeinander. 1802 kam die Landeshoheit an Preußen. 1806 folgte die französische Verwaltung. Napoléon persönlich verhinderte 1811 den Verkauf auf Abbruch. 1813 wurde die Burg von französischen Truppen auf dem Rückweg von der Völkerschlacht bei Leipzig angezündet. Nach dem Abzug der Franzosen und der anschließenden Neuordnung kam die Burg zusammen mit Erfurt wieder einmal an Preußen.
Das
Schloß Ehrenstein in Ohrdruf
Ohrdruf begann seine Karriere
als Ort der klösterlichen Aktivität: Gegenüber der ehemaligen
Burg, die aus Turm, Wall und Graben bestand, gründete auf der
anderen Seite der Ohra der Missionar Bonifatius im Jahre 725 das
erste Kloster in Thüringen. Auf den Resten der fränkischen
Wasserburg gründete dann Lullus, ein Schüler des Bonifatius und
späterer Erzbischof von Mainz, die Kirche St. Peter und Paul,
die 777 geweiht wurde. Gozbert, Abt zu Hersfeld, stellte um 980
die mittlerweile verfallene Kirche wieder her und gründete ein
Kanonikerstift. Daraus entwickelte sich das Petristift, welches
mit 15 Kanonikern besetzt war und ungefähr im Bereich des
Schloßhofes und des Nordflügels lag. Das erste Chorherrenstift
in Thüringen, dessen Gebäude am 16.3.1184 durch einen Brand
zerstört und 1186 verändert wiederaufgebaut wurden, wurde 1344
nach Gotha verlegt, wo es die Marienkirche auf dem Gothaer
Schloßberg übernahm.
Ohrdruf war im Mittelalter ein wichtiges Verwaltungszentrum für die thüringischen Güter des Klosters Hersfeld, wo die Hersfelder Vögte ihren Sitz hatten. Hersfelder Vögte waren zunächst die Grafen von Käfernburg, zeitweise auch die Grafen von Gleichen. Seit 1170 hatten die Grafen die Vogtei über Ohrdruf, welches sie 1342 gänzlich erwarben.
Der Besitz von Ohrdruf markiert eine gewisse politische Umorientierung: Früher waren die Grafen von Gleichen aufs engste mit den Erzbischöfen von Mainz verbandelt, so sehr, daß sie als Gefolgsleute der Erzbischöfe in eine gewisse Opposition zu den Landgrafen von Thüringen gerieten, welche ihnen als Nachbarn im Eichsfeld und in Mittelthüringen oft feindlich gegenüberstanden, Erwin von Tonna-Gleichen 1170 gefangennahmen und mit allerhöchster Billigung exekutieren ließen und 1178 in einer erneuten Fehde die Burg Gleichen belagerten und zerstörten.
Mehrere Ereignisse änderten die Verhältnisse: Die Grafen von Tonna verkauften 1290 ihre Vogteirechte in Erfurt an die Stadt selbst, die sich so ein bißchen vom Mainzer Joch freikaufte. Schon 1283 hatten die Grafen ihre Vogteirechte gezwungenermaßen an den Erfurter Magistrat verpfändet. Die Vogtei über das Peterskloster in Erfurt kam 1373 zum Ende. Erfurt verhinderte den Rückerwerb der Herrschaft Vieselbach durch die Grafen von Gleichen, denen sie eigentlich gehört hatte, und übernahm die Herrschaft selbst. Ein weiteres Symbol der systematischen Verdrängung der Grafen als Mainzer Vertreter war eine Kleinigkeit: Die Grafen von Gleichen genossen das Privileg, das Erfurter Lauentor jederzeit abgabenfrei passieren zu können. Die Erfurter Bürger beendeten das, indem sie das betreffende Stadttor einfach zumauerten: Ende des Privilegs durch Wegfall der Möglichkeit.
Die Besitzungen und Burgen im Eichsfeld mußten die Grafen 1294 an das Hochstift Mainz veräußern. Auf der anderen Seite wurden die Grafen von Gleichen vom Thüringer Landgrafen Balthasar 1385 mit Ohrdruf belehnt, nachdem der letzte Graf von Kevernburg (Käfernburg) auf Pilgerfahrt verstorben und das Gebiet heimgefallen war. In Ohrdruf hatte Graf Hermann von Gleichen bereits 1332 das Schultheißenamt erworben. Die von Witzleben und die von Stutternheim übergaben 1351 ihre Güter in Ohrdruf und Wechmar an die Grafen von Gleichen. Um 1409 gab es weiteren territorialen Zuwachs aus der Erbmasse der Herren von Salza. Um die Stadt wurde fleißig zugekauft, und so wurde das Gebiet der Grafschaft Gleichen neu definiert. 1416 gab es infolge einer Heirat noch einen weiteren Zuwachs: Das südlich von Weimar gelegene Blankenhain kam an die Grafen von Gleichen. Die Loyalitäten verschoben sich infolgedessen, und die Grafen wurden Lehnsleute der Markgrafen von Meißen aus dem Hause der Wettiner.
Abb.: Schloß Ehrenstein in Ohrdruf, Blick auf den Nordflügel
Die Grafen von Gleichen zogen nun nach Ohrdruf und machten es zu ihrer neuen Residenzstadt. Graf Georg II. von Gleichen (1509-1570), vermählt mit Walpurgis von Spiegelberg und Pyrmont, erbaute auf den Resten des aufgegebenen Petristiftes, die ihnen 1463 von den Gothaer Kanonikern überlassen worden waren, 1550 ihr neues Residenzschloß. Das wurde im Laufe der Zeit eine große, zweigeschossige Vierflügelanlage, die sich um einen großzügigen Innenhof gruppiert. Giebel, Zwerchhäuser, Erker, Treppentürme und ein großer Hauptturm in der Südostecke verleihen der Anlage einen malerischen Reiz. Doch zunächst hatte man 1550 nur mit einem einzigen Flügel begonnen, wo früher nur eine Mauer das Klosterareal begrenzte. Die anderen Klosterflügel beließ man vorerst; Ost- und Nordflügel blieben bis 1610 unverändert bestehen. Der neue Flügel von 1550 sollte gemäß dem 1552 geschlossenen Ehevertrag als Witwensitz für seine Frau dienen. Als 1570 der Erbfall eintrat, bezog Gräfin Walpurgis mit ihren Söhnen Philipp, Ernst, Johann Ludwig und Georg hier Quartier. Im selben Jahr wurde an besagten Flügel ein Turm angebaut. Graf Ernst schließlich baute die beiden anderen Flügel von 1610 bis 1616 um und bezog sie in die Schloßanlage ein, so daß sie nicht mehr als Stiftsgebäude zu erkennen waren. Seine Frau, Agnes von Hohenlohe-Langenburg, hat um 1617 die Schloßkirche aus eigenen Mitteln herrichten lassen. So entstand eines der schönsten Renaissanceschlösser Mitteldeutschlands.
Das Wappen
der Grafen von Gleichen
Das Stammwappen der Grafen
von Gleichen zeigt in Blau einen silbernen, rotbewehrten
und ebenso gezungten Löwen, dessen goldene Krone mit 3
Straußenfedern geschmückt ist, einer silbernen zwischen zwei
blauen. Die Straußenfedern sind aber kein Muß und werden
häufig weggelassen. Das Oberwappen zeigt auf dem gekrönten Helm
mit blau-silbernen Decken einen wachsenden silbernen Löwen,
dessen goldene Krone mit 3 Straußenfedern geschmückt ist, einer
silbernen zwischen zwei blauen. Im Kleinod tauchen die
Straußenfedern in der Krone regelmäßig auf; diese Kombination
aus Löwe und Straußenfedern ist typischer als die anderen
Merkmale. Abweichend trägt der Löwe im Scheiblerschen
Wappenbuch auf einer roten Krone einen ganzen Busch silberner
Straußenfedern, ebenso in mehreren anderen historischen
Wappenbüchern. Der Löwe der Helmzier wird bisweilen auch
sitzend dargestellt. Der Löwe im Schild und in der Helmzier wird
auch doppelschwänzig abgebildet; die Variationsbreite ist groß.
Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Souv4 Seite: 82
Tafel: 76, im Band: SchwA Seite: 10 Tafel: 6 und im Band: Bö
Seite: 192 Tafel: 82, ferner im Aschaffenburger Wappenbuch Tafel
37 Seite 155. Auf Burg Gleichen ist am ab 1588 erbauten
Renaissancebau über der Tür ein entsprechendes Wappen der
Grafen angebracht.
Abb.: Offenbach, Isenburger Schloß, Wappen der Anna von Gleichen (-22.3.1431) als Teil einer Ahnenprobe an der Arkadenfassade, Brüstungsfelder der oberen Galerie. Sie war die Tochter von Adolf I. Graf von Gleichen-Tonna (-1456) und Agnes von Hohnstein-Kelbra; und sie hat Bruno V. von Querfurt (-26.2.1496) geheiratet. Das Kleinod zeigt hier nur einen Löwenrumpf.
Abb.: Ronneburg, Teil eines Allianzwappens von Graf Heinrich von Isenburg-Büdingen-Kelsterbach (13.9.1537-31.5.1601) und seiner zweiten Gemahlin Elisabeth von Gleichen-Tonna (1554-19.7.1616). Das Kleinod zeigt hier einen wachsenden Löwen.
Daneben gibt es auch ein vermehrtes Wappen der Grafen von Gleichen, das sie nach dem Erwerb von Pyrmont und Spiegelberg führten (abgebildet z. B. im Alten Siebmacher und im Siebmacher Band: FstA Seite: 97 Tafel: 121, danach die Farbangaben unten, die im Detail von den korrekten und üblichen Farben der Einzelkomponenten abweichen): Es ist nach den genannten Quellen geviert mit Herzschild:
Das Wappen hat drei Helme:
Auszug aus
der Genealogie der Grafen von Gleichen-Tonna (1494-1631)
Im Laufe der Zeit bildeten die
Grafen von Gleichen verschiedene Linien. Die Ursprungslinie war
die der Grafen von Gleichen in Tonna, Gleichen und Blankenhain,
später die Hauptlinie die der Grafen von Gleichen-Tonna. Nachdem
sich im 14. Jh. das Schicksal der Familie zum Positiven gewendet
hatte und den Grafen von Gleichen neuer Grundbesitz in Hülle und
Fülle zugefallen war, wurde der Gesamtbesitz aufgeteilt: Ludwig
von Gleichen gründete die Linie Gleichen-Blankenhain. Über
seine Frau, eine Tochter des Grafen Günther XXXII. von
Schwarzburg, kam er an die Herrschaft Ehrenstein. Seine
Nachfahren erwarben das Niederschloß zu Kranichfeld samt
zugehöriger Herrschaft. Die hochverschuldete Linie der Grafen
von Gleichen in Blankenhain und Kranichfeld erlosch 1627 mit
Wolrad Graf von Gleichen (4.3.1556-8.3.1627). Hans Ludwig von
Gleichen übernahm Tonna und residierte auf der Kettenburg. Ihm
gehörten die Orte Mülverstedt, Burgtonna, Gräfentonna,
Eschenbergen, Bischleben, Töttelstädt, Hochheim etc., also der
östliche Teil. Graf Ernst von Gleichen übernahm die Burg
Gleichen und die Orte Wandersleben, Günthersleben, Wechmar,
Sülzenbrücken, Emleben, Schwabhausen und Ohrdruf. Die Linie der
Grafen von Gleichen in Remda erlosch 1596 mit Georg Rudolf Graf
von Gleichen (1562/63-26.3.1596). Die Linie der Grafen von
Gleichen-Tonna, deren Genealogie unten ausgeführt werden soll,
war diejenige, die alle anderen Linien überlebte, wenn auch nur
für wenige Jahre, und infolgedessen beerbte, so daß der Besitz
wieder vereinigt wurde, ehe das Gesamtgeschlecht ausstarb und
alles Territorium zur Disposition stand. Schlüsselfigur ist
Johann Ludwig Graf von Gleichen-Tonna (1565-17.1.1631), ultimus
familiae.
Erbverbrüderungen
angesichts des bevorstehenden Aussterbens
Der letzte Graf von Gleichen
war Johann Ludwig Graf von Gleichen-Tonna (1565-17.1.1631), Sohn
von Georg II. Graf von Gleichen-Tonna (1509-24.9.1570) und dessen
zweiter Frau Walburg Gräfin von Pyrmont und Spiegelberg
(-22.7.1599). Johann Ludwig war zwar mit Erdmuthe Juliane von
Hohnstein (11.5.1587-28.7.1633) verheiratet, doch das Paar blieb
kinderlos.
Wie sah es mit Johann Ludwigs Geschwistern aus? Aus der ersten Ehe seines Vaters mit Elisabeth von Plesse (28.6.1531-1556) gab es als Halbgeschwister neben dem jung verstorbenen Wolfgang noch Siegmund Graf von Gleichen-Tonna (1553-16.5.1578), Elisabeth von Gleichen-Tonna (1554-19.7.1615) und Margarethe von Gleichen-Tonna (28.5.1556-14.1.1619). Alle vier starben also vor ihm. Aus der zweiten Ehe seines Vaters gab es neben Johann Ludwig noch die Brüder Philipp Ernst Graf von Gleichen-Tonna (4.10.1561-18.11.1619) und Georg von Gleichen-Tonna. Auch diese beiden starben alle vor ihm. Philipp Ernst hatte Anna Agnes von Hohenlohe-Weikersheim (2.9.1568-8.9.1616) geheiratet, die Tochter von Wolfgang Graf von Hohenlohe-Weikersheim (14.6.1546-28.3.1610) und Magdalena von Nassau (15.12.1547-16.5.1633), aber das Paar blieb kinderlos.
Diese Verschwägerung bildete die Basis für eine am 27.4.1621 vom Haus Hohenlohe mit dem Grafen Johann Ludwig von Gleichen angesichts des vorauszusehenden Aussterbens geschlossene Erbverbrüderung, genauer gesagt wurde die Erbverbrüderung zwischen dem Grafen Johann Ludwig zu Gleichen einerseits und den Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim, Kraft von Hohenlohe-Neuenstein und Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg wegen der Obergrafschaft Gleichen andererseits, sowie mit den Grafen von Schwarzburg (Vertrag vom 12.3.1623), dem Schenken zu Tautenburg (Vertrag vom 1.5.1621), den Grafen von Waldeck und den Grafen von Nassau mit Zustimmung der Herzöge zu Sachsen-Coburg und Sachsen-Eisenach geschlossen. Letztere hatten angesichts des bevorstehenden Todes des Grafen Johann Ludwig zu Gleichen durchaus ein Interesse an der rechtzeitig geplanten Abwehr von territorialen Ansprüchen des Stiftes Hersfeld und von Kurmainz.
Aussterben
der Grafen von Gleichen und Aufteilung des Erbes
Als 1631 der Ernstfall eintrat
und das Grafenhaus Gleichen-Tonna völlig verschuldet im
Mannesstamm erlosch, wurde das Gebiet aufgeteilt. Die Teilstücke
gingen sehr verschiedene Wege, was dazu führte, daß mehrere
Adelshäuser sich in der Nachfolge der Grafen von Gleichen sahen
und einige davon das Wappenbild übernahmen, einige mit
Berechtigung, aber auch andere, die nie zum Führen des Titels
eines Grafen von Gleichen berechtigt waren. So kam es, daß das
Wappenbild der Grafen von Gleichen als neu aufgenommene
Komponente in mehreren Adelswappen auftaucht, auch bei
ursprünglich räumlich weiter entfernt ansässigen: Die Grafen
von Hohenlohe waren unter den größten Profiteuren der
Zerschlagung des ehemaligen Herrschaftsgebietes der Grafen von
Gleichen. Beide Linien, die zu Neuenstein und die zu Langenburg,
übten die Herrschaft und Verwaltung in der Obergrafschaft
Gleichen gemeinsam aus. Erst 1665 fand eine Realteilung der
Territorien zwischen beiden Hohenloher Linien statt. Die Grafen
von Schwarzburg-Arnstadt (später im Erbwege an die Grafen von
Schwarzburg-Sondershausen) erhielten bei der Teilung der Gebiete
der Grafen von Gleichen im Jahre 1631 entsprechend dem am
12.3.1623 geschlossenen Vertrag die 2,5 Quadratmeilen große
Untergrafschaft. Die Herrschaft Tonna kam gemäß dem Vertrag vom
1.5.1621 an Christian Schenk von Tautenburg. Die Schenken von
Tautenburg starben aber 1640 mit dem Genannten in der
thüringischen Linie aus, danach ging die Herrschaft Tonna an die
Grafen von Waldeck und danach durch Verkauf am 4.10.1677 an
Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha und Altenburg. Die Grafen von
Waldeck bekamen die Grafschaften Pyrmont und Spiegelberg, die
ihnen Graf Johann Ludwig von Gleichen-Tonna bereits 1625
abgetreten hatte. Sie behielten die Herrschaft Tonna aber nur 37
Jahre lang, denn am 4.10.1677 verkauften sie diese an Herzog
Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg. Die Burg Gleichen
fiel mit dem Ort Wandersleben als erledigtes Lehen zunächst an
das Erzstift Mainz zurück, ebenso Blankenhain. Mainz belehnte
1639 die Grafen von Hatzfeld damit. Die Ernestinischen
Herzogtümer hatten sowohl unmittelbaren Besitz aus der Erbmasse
als auch die Landeshoheit über die ehemalige Grafschaft
Gleichen. Ab 1826 lag die Landeshoheit über das Amt Tonna beim
Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Die Herrschaft Remda kam an
Sachsen-Altenburg, desgleichen die Dörfer Böseleben und
Trommlitz. Sülzenbrücken kam 1640 an Sachsen-Gotha. Blankenhain
kam nach dem Aussterben der Grafen von Hatzfeld-Gleichen 1794 an
das Herzogtum Sachsen-Weimar, zu dem es bis 1920 gehörte.
Parallel dazu beanspruchte Sachsen-Weimar (bzw. die
entsprechenden Unterlinien) die Landeshoheit über das gesamte
Gebiet der ehemaligen Grafschaft Gleichen. Erst lag die
Landeshoheit über die Ober- und Untergrafschaft Gleichen beim
Gesamthaus Sachsen-Weimar. Ab 1657 lag sie alleine bei der Linie
der Herzöge von Sachsen-Gotha, und ab 1672 beim Herzogtum
Sachsen-Gotha-Altenburg.
Die Erben
(1): die Grafen von Hohenlohe
Die Grafen von Hohenlohe, an
die gemäß dem Vertrag von 1621 die Obergrafschaft Gleichen
gefallen war, nahmen zusätzlich den Titel eines Grafen von
Gleichen an. Die Grafen von Hohenlohe-Neuenstein und
Hohenlohe-Langenburg bekamen als ihren Anteil am zu verteilenden
territorialen Kuchen den Mittelpunkt Ohrdruf (Stadt und Schloß),
Emleben, Schwabhausen, Petriroda, Wechmar, Petzigrode,
Wanningsroda, Pferdingsleben (eine Exklave nordöstlich von
Gotha) und Werningshausen (eine Exklave nördlich von Erfurt bei
Straußfurt). Die Grafen Georg Friedrich von
Hohenlohe-Neuenstein-Weikersheim und Kraft VII. von
Hohenlohe-Neuenstein traten 1631 das Erbe an, wobei für den
geächteten Grafen Georg Friedrich sein Bruder das Erbe in
Empfang nahm.
Beide Linien, die zu Neuenstein und die zu Langenburg, herrschten gemeinsam über die ihnen neu zugefallenen Territorien und übten auch gemeinsam die Verwaltung aus; die Landeshoheit hatten jedoch die ernestinischen Herzöge von Sachsen, seit 1657 ausschließlich Sachsen-Gotha. Die Grafen von Hohenlohe bauten Schloß Ohrdruf im Stile der Zeit um. Erst 1665 teilten die beiden Hohenloher Linien das Territorium wirklich untereinander auf. Die Stadt und das Schloß Ohrdruf wurden halbiert; jede Linie erhielt die Hälfte. Ebenso wurden Wechmar und Exklave Pferdingsleben zwischen den beiden Linien hälftig geteilt. Die Exklave Werningshausen blieb gemeinschaftlicher Besitz. Die Linie Hohenlohe-Langenburg bekam zur Gänze Emleben, Petriroda und Schwabhausen mit dem Wasserschloß sowie das Rittergut Wanningsroda.
Dieser Besitz machte nun die Hohenloher Teilungen wie folgt mit: Die Neuensteiner Hälfte wurde bis 1677 gemeinschaftlich verwaltet, bei der dann erfolgten Teilung kam sie an den Grafen Johann Ludwig von Hohenlohe-Künzelsau, dann 1689 an seinen Bruder Graf Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein, nach dessen Tod kam sie 1698 an Graf Johann Friedrich von Hohenlohe-Oehringen, und auch bei der Teilung 1708 blieb sie bei der Linie Hohenlohe-Oehringen, die aber 1805 ausstarb. Graf August Wilhelm von Hohenlohe ließ ab 1750 Teile der Anlage, vor allem den Nord- und Westflügel, im Stil des Rokoko einrichten, dabei entstand der Rokokosaal im Nordflügel. Der ehemalige Speisesaal im Westflügel wurde zum Musiksaal umgebaut und ist heute noch in originaler Erhaltung. Dem sogenannten Klosterturm ließ er eine Zwiebelhaube aufsetzen.
Die Linie Hohenlohe-Ingelfingen-Oehringen verzichtete Ende 1808 zur Beilegung eines Erbstreites sowohl auf das alt-ingelfingensche Drittel an der Langenburger Hälfte als auch auf den Anspruch auf die Oehringer Hälfte der Obergrafschaft Gleichen zugunsten von Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Langenburg. 1810 war der gesamte Thüringer Besitz mit der kompletten Obergrafschaft Gleichen in den Händen der beiden Linien Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Langenburg und wurde gemeinsam unter der Federführung des jeweiligen Seniors bzw. seiner Domänenkanzlei von beiden Häusern verwaltet. Bis 1848 wurden in Ohrdruf eine Kanzlei und ein Konsistorium unterhalten. Als die Linie Hohenlohe-Kirchberg im Jahr 1861 erlosch und die Erbauseinandersetzung bezüglich der Kirchberger Erbschaft 1861-1863 abgeschlossen war, war Hohenlohe-Langenburg alleiniger Besitzer des ganzen Thüringer Kuchenstücks. Fürst Hermann zu Hohenlohe verkaufte 1869 das Schloß, die Stadt und die Grafschaft an den gothaischen Staat.
Das Wappen der Grafen von Hohenlohe und Gleichen ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber zwei rotgezungte, schwarze, schreitende, hersehende Löwen, Stammwappen Hohenlohe, Felder 2 und 3: geteilt, oben in Schwarz ein schreitender goldener Löwe, rot gezungt, golden gekrönt, unten golden-schwarz gerautet, Herrschaft Langenburg, Herzschild: in Blau ein silberner Löwe, golden gekrönt, aus der Krone Straußenfedern hervorkommend (können fehlen), Grafschaft Gleichen.
Abb.: Schloß Weikersheim, ehem. Hofstube, Hervorhebung der Komponenten für die Grafschaft Gleichen. Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Frau Monika Menth vom 2.5.2014, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Dazu werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein sich aus roten Flammen erhebender, silberner Phönix mit roten Schwungfedern, Stammkleinod Hohenlohe, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender, golden gekrönter, rotgezungter, silberner Löwe, aus dessen Krone eigentlich noch die Straußenfedern hervorkommen, Grafschaft Gleichen, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender goldener Löwe, golden gekrönt, rot gezungt, zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern, Herrschaft Langenburg.
Auch im weiter vermehrten Wappen der fürstlichen Linie zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst tauchen die Elemente für die Grafschaft Gleichen auf. Der Schild ist wie folgt aufgebaut:
Abb.: Waldenburg, Wappen am sog. Torflügel von 1735, seit 1971 Siegelmuseum, Hervorhebung der Komponenten für die Grafschaft Gleichen.
Auf dem Schild befinden sich 5 Helme:
Das Wappen wird von zwei hohenlohischen Schildhaltern flankiert, die beide ein Fähnchen in der freien Pranke tragen, heraldisch rechts ein rotbewehrter, goldener, hersehender Löwe mit einem hermelingestulpten, blauen Fürstenhut auf dem Kopf, mit hochgeschlagenem Schweif, in der freien Pranke an goldbespitzter, als braun beschriebener, hier aber ebenfalls goldener Turnierlanze eine goldene Fahne mit den drei (1:2) goldenen Flammen darauf, heraldisch links ein schwarzer Leopard, in der freien Pranke an goldbespitzter Turnierlanze eine schwarze Fahne, darin übereinander zwei goldene, gekrönte, schreitende Löwen. Devise: Ex flammis orior. Hinter allem ein roter, hermelingefütterter Wappenmantel, aus einem Fürstenhut herabfallend.
Die Erben
(2): die Grafen von Schwarzburg
Die Grafen von
Schwarzburg-Arnstadt (später im Erbwege an die Grafen von
Schwarzburg-Sondershausen) erhielten bei der Teilung der Gebiete
der Grafen von Gleichen im Jahre 1631 entsprechend dem am
12.3.1623 geschlossenen Vertrag die 2,5 Quadratmeilen große
Untergrafschaft mit den Orten Günthersleben, Sülzenbrücken,
Ingersleben und das Rittergut Stedten an der Gera.
Sülzenbrücken kam kurz darauf 1640 an Sachsen-Gotha.
Die Erben
(3): die Schenken von Tautenburg
Die Herrschaft Tonna mit
Burgtonna, Aschara, Eckardtsleben, Illeben, Döllstedt,
Bienstädt, Ufhausen, Töttelstädt und Teilen von Eschenbergen
kam gemäß dem Vertrag vom 1.5.1621 an Christian Schenk von
Tautenburg. Die Schenken von Tautenburg starben aber 1640 mit dem
Genannten in der thüringischen Linie aus, danach ging die
Herrschaft Tonna an die Grafen von Waldeck und danach durch
Verkauf am 4.10.1677 an Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha und
Altenburg.
Die Erben
(4): die Grafen von Waldeck
Die Grafen von Waldeck
zählten auch zu den größeren Profiteuren vom Aussterben der
Grafen von Gleichen. Die Basis für die Ansprüche bildete die am
20.5.1582 geschlossene Ehe zwischen Margarethe von Gleichen
(28.5.1556-14.1.1619) und Günther Graf von Waldeck-Wildungen
(29.6.1557-23.5.1585). Die Grafen von Waldeck bekamen die
Grafschaften Pyrmont und Spiegelberg, die ihnen Graf Johann
Ludwig von Gleichen-Tonna bereits 1625 abgetreten hatte. Sie
behielten 1631 die Grafschaft Pyrmont, aber die Grafschaft
Spiegelberg kam 1631 an das Haus Nassau-Diez. Weiterhin
übernahmen die Grafen von Waldeck 1640 die Güter, die an die
Schenken von Tautenburg gefallen waren (Herrschaft Tonna mit
Burgtonna, Aschara, Eckardtsleben, Illeben, Döllstedt,
Bienstädt, Ufhausen, Töttelstädt und Teilen von Eschenbergen).
Mit dem Tod von Christian Schenk von Tautenburg übernahmen die
Waldecker das territoriale Erbe wie genannt. Die Grafen von
Waldeck waren jedoch nie Inhaber eines Grafentitels von Gleichen.
Sie führten lediglich den Löwen der Grafen von Gleichen für
die Herrschaft Tonna. Deshalb kann man die Wappenkomponenten,
obwohl sie dem Wappen der Grafen von Gleichen entnommen wurden,
auch nicht als Grafschaft Gleichen ansprechen; sie stehen
lediglich für die Herrschaft Tonna. Die Grafen von Waldeck
behielten die Herrschaft Tonna aber nur 37 Jahre lang, denn am
4.10.1677 verkauften sie diese an Herzog Friedrich I. von
Sachsen-Gotha und Altenburg. Das vermehrte Wappen ist wie folgt
aufgebaut:
Drei Helme führt das Wappen:
Abb.: Lemgo, Kirche St. Nicolai, Wappentafel der Gräfin Catharina von Waldeck (1612-24.11.1649), Hervorhebung der Komponenten für die Grafschaft Gleichen, Veröffentlichung der Aufnahme mit freundlicher Erlaubnis von Superintendant Andreas Lange vom 26.10.2007.
Die Komponenten für die Herrschaft Tonna finden sich auch im weiter vermehrten Wappen der Linie Waldeck-Eisenberg (auch Waldeck-Kulenburg oder Waldeck-Culemborg genannt). Der Schild ist zweimal gespalten und einmal geteilt mit Herzschild:
Abb.: Kleinheubach (Landkreis Miltenberg), ev.-luth. Pfarrkirche St. Martin, Schild für Albertine Elisabeth Gräfin zu Waldeck-Eisenberg (9.2.1664-1.11.1727) über dem Portal als Teil eines Allianzwappens, Hervorhebung der Felder für die Grafschaft Gleichen.
Im alten Rathaus von Werth (Gemeinde Isselburg) befindet sich ein Wappen für Georg Friedrich von Waldeck-Eisenberg mit einem Feld mehr, also mit acht Inhalten. Der Schild ist zweimal geteilt (unter Korrektur von Fehlfarben):
Ein ähnliches Wappen ist im Siebmacher, Band Souveräne 1, S. 47, T. 108 aufgeführt, allerdings mit noch einem Feld mehr. Das gleiche Wappen mit 9 verschiedenen Inhalten taucht in einem unter Georg Friedrich von Waldeck-Eisenberg entstandenen Druck des Culemburgischen Stadt- und Landrechts von 1680 auf.
Georg Friedrich Fürst von Waldeck-Eisenberg war auch Kommandeur des Johanniter-Ordens zu Lagow, weshalb es sein Wappen auch mit dem achtspitzigen Ordenskreuz unterlegt gibt, so z. B. auf einem Druck des Culemburgischen Stadt- und Landrechts von 1680.
Dazu bei diesen Varianten fünf Helme. Meist werden drei auf den Schildrand gesetzt und zwei seitlich neben den Schild gestellt. Davon werden folgende Helme auf dem Schildrand sitzend präsentiert:
Rechts und links des Schildes befinden sich zwei weitere Helme, völlig losgelöst vom Schild:
Es können aber auch genauso alle fünf Helme auf dem Schildrand präsentiert werden, wie die Darstellung des Wappens für Albertine Elisabeth Gräfin zu Waldeck-Eisenberg (9.2.1664 - 1.11.1727) über dem Portal der ev.-luth. Pfarrkirche St. Martin in Kleinheubach belegt.
Abb.: Kleinheubach (Landkreis Miltenberg), ev.-luth. Pfarrkirche St. Martin, Schild für Albertine Elisabeth Gräfin zu Waldeck-Eisenberg (9.2.1664-1.11.1727) über dem Portal als Teil eines Allianzwappens, Hervorhebung des Helmes für die Grafschaft Gleichen.
Im nächsten vermehrten Wappen halten weitere Bestandteile Einzug. Es sind alles Anspruchswappen, die den Schild jetzt auffüllen. Er ist neunfeldrig mit Herzschild:
Abb.: Schloß Pyrmont, Wappen für Friedrich Anton Ulrich Graf von Waldeck (1676-1728) als Teil eines Allianzwappens, Hervorhebung des Feldes für die Grafschaft Gleichen.
Zu diesem Wappen gehören insgesamt fünf Helme:
Die Erben
(5): Kurmainz
Die Burg Gleichen mit
Wandersleben war zunächst zwischen dem Herzog von Sachsen-Coburg
und dem Erzbischof von Mainz, Anselm Casimir Wambolt von Umstadt,
strittig. Mainz konnte die Meinungsverschiedenheit zu seinen
Gunsten entscheiden. Die Burg Gleichen fiel als erledigtes Lehen
zunächst an das Erzstift Mainz zurück. Mainz belehnte 1639 die
die Brüder Melchior und Hermann Grafen von Hatzfeld mit der Burg
Gleichen und Wandersleben, worauf sich die betreffende Linie von
Hatzfeld-Gleichen nannte. Ebenso war Blankenhain als erledigtes
Lehen an Kurmainz heimgefallen.
Die Erben
(6): die Grafen von Hatzfeld
Das ritterbürtige Geschlecht
derer von Hatzfeld stammt aus Oberhessen. Das Stammhaus ist
Hatzfeld bei Battenburg an der Eder (Landkreis
Waldeck-Frankenberg). Sie sind alte hessische Landsassen und
Vasallen. Durch Heirat des Johann von Hatzfeld (1354-1407) mit
der Schwester des letzten Edelherrn von Wildenberg an der Sieg
(auch Wildenburg, gest. 1420), Jutta, kam die Familie Hatzfeld in
den Besitz dieser reichsunmittelbaren Herrschaft, die sie von
1418 bis 1806 regierte. Sebastian von Hatzfeld (gest. 1630) stieg
in den Freiherrenstand auf. Die Familie spaltete sich in die
Stammlinie, die Linie Hatzfeld-Wildenburg-Weisweiler und die
Linie Hatzfeld-Wildenburg-Crottorf auf. Die beiden letztgenannten
wurden 1635 in den erblichen Reichsgrafen- bzw. Grafenstand
erhoben.
Die Grafen von Hatzfeld kamen über einen Umweg an territorialen Zugewinn aus der Gleichen-Erbschaft: Das ihnen zufallende Kuchenstück war zunächst 1631 als erledigtes Lehen an das Erzstift Mainz gefallen. Bis 1639 war die Burg Gleichen unbewohnt. Der amtierende Mainzer Fürsterzbischof belehnte 1639 die Brüder Melchior und Hermann Grafen von Hatzfeld-Wildenburg-Crottorf, Söhne des vorgenannten Sebastian von Hatzfeld, mit der Burg Gleichen und Wandersleben, worauf sich die betreffende Linie von Hatzfeld-Gleichen nannte. De facto bekamen sie die Burg erst 1651. Ansonsten kümmerten sich die Grafen nicht weiter um die Ruine. Die Grafen von Hatzfeld-Gleichen, die nie in ihre neuen Gebiete umzogen und lediglich einen Verwalter dort einsetzten, starben 1794 mit Friedrich Karl Franz Cajetan Fürst von Hatzfeld-Gleichen-Trachenberg aus. Die Burg Gleichen und der Ort Wandersleben fielen an das Erzstift zurück und wurden nicht neu verlehnt. Durch den Reichsdeputationshauptschluß wurden die betreffenden Gebiete preußisch; danach gerieten sie 1806-1814 unter napoléonische Verwaltung. Im Jahre 1814/15 kam die Burg Gleichen zusammen mit Erfurt an Preußen. Preußen veräußerte die Burg Gleichen an einen Privatmann, unter dem sie endgültig zur Ruine wurde. Auch Blankenhain war von Kurmainz an die Grafen von Hatzfeld verlehnt worden. Nach deren Erlöschen kam Blankenhain an das Herzogtum Sachsen-Weimar, unter dessen Herrschaft es bis 1920 verblieb.
Das Wappen der Grafen von Hatzfeld-Gleichen ist gespalten und zweimal geteilt:
Abb.: Wappen an der Wiesentheider Kirche, Hervorhebung des Feldes für die Grafschaft Gleichen
Dazu wurden drei gekrönte Helme geführt:
Innerhalb kurzer Zeit war im Zuge der Umwälzungen des Dreißigjährigen Krieges der Besitz der Grafen von Hatzfeld gewaltig gewachsen: Nachdem 1639 die Burg Gleichen, der Ort Wandersleben, die Herrschaften Blankenhain und Nieder-Kranichfeld und das Gericht zu Hochheim bei Erfurt hinzugekommen waren, wurden die Grafen von Hatzfeld-Gleichen 1641 mit der schlesischen Herrschaft Trachenberg belehnt. Bis zur Enteignung 1945 blieb Trachenberg in der Familie; heute trägt es den Namen Zmigród. 1632 kamen die Grafen von Hatzfeld-Gleichen an die Güter der erloschenen von Rosenberg und wurden neue Besitzer der Herrschaft Rosenberg, der Stadt Niederstetten mit dem Schloß Haltenbergstetten, dem Dorf Waldenhofen und dem Schloß Waldmannshofen. Haltenbergstetten blieb bis 1794 in der Familie, Waldmannshofen bis 1886.
Abb.: Friesenhagen (Landkreis Altenkirchen), Totentafel an der westlichen Rückwand der Pfarrkirche St. Sebastianus für die verwitwete Anna Elisabeth Freiin von Kesselstatt (27.6.1666-10.8.1726), Tochter von Johann Eberhard von Kesselstatt und Anna Antoinette von Orsbeck und älteste Schwester des Trierer Kurfürsten Johann Hugo Freiherr von Orsbeck. Sie hatte Sebastian d. J. Graf von Hatzfeld und Gleichen (1654-22.4.1708) geheiratet, den Sohn von Hermann von Hatzfeld, Graf zu Gleichen (12.7.1603-23.10.1673) und Maria Katharina Kämmerer von Worms genannt von Dalberg. Das Wappen ist als Ehewappen gespalten, rechts gespalten und zweimal geteilt mit Herzschild, Feld 1: in Silber ein schwarzer Doppeladler, golden bewehrt und rot gezungt (Gnadenzeichen), Feld 2: in Blau ein silberner Löwe, golden gekrönt (Grafschaft Gleichen), Feld 3: in Silber eine rote Rose mit goldenem Butzen (Herrschaft Crottorf), Feld 4: in Silber 3 (2:1) rote Mispelblüten mit grünem Butzen (Herrschaft Wildenburg), Feld 5: in Silber ein golden gekrönter, schwarzer Adler, Feld 6: silbern-rot geteilt und 4x gespalten mit wechselnden Tinkturen (Herrschaft Rosenberg), Herzschild: in Gold ein schwarzer Maueranker (Hatzfeld), links: in Silber ein roter, geflügelter Drache mit zwei Beinen und einem gewundenem Stachelschwanz (Kesselstatt). Hervorhebung des Feldes für die Grafschaft Gleichen.
Die später fürstliche Linie Hatzfeld-Gleichen-Trachenberg hat noch mehr Felder im Wappen. Es ist wie folgt aufgebaut (preußisches Diplom vom 10.7.1803):
Dazu werden sieben gekrönte Helme geführt:
Schildhalter zwei doppelschwänzige, auswärtsblickende silberne Löwen, aus deren goldenen Kronen je drei Straußenfedern wachsen, eine silberne zwischen zwei blauen, für die Grafschaft Gleichen. Um alles ein aus einem Fürstenhut herabfallender Wappenmantel.
Abb.: Niederstetten, Schloß Haltenbergstetten, Hervorhebung der Felder für die Grafschaft Gleichen
Eine vereinfachte Form dieses Wappens der Linie Hatzfeld-Gleichen-Trachenberg ist am Schloß Haltenbergstetten zu sehen: Das Wappen hat einen gevierten Hauptschild, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Adler, eigentlich belegt mit einer liegenden silbernen Mondsichel, Schlesien für die Herrschaft Trachenberg in Schlesien, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner, goldengekrönter Löwe, aus dessen Krone drei Straußenfedern hervorkommen, eine silberne zwischen zwei blauen, Grafschaft Gleichen, und einen gevierten Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Maueranker (Doppelhafte), Stammwappen der Grafschaft Hatzfeld, Feld 2 und 3: in Silber drei (2:1) rote Rosen (Mispelblüten), Herrschaft Wildenberg.
Die Erben
(7): Ernestinische Herzogtümer
Sachsen hatte sowohl
unmittelbaren Besitz aus der Erbmasse als auch die Landeshoheit
über die ehemalige Grafschaft Gleichen. Unmittelbarer Besitz war
die Herrschaft Tonna. Sie gehörte 1640-1677 den Grafen von
Waldeck, dann wurde sie an Herzog Friedrich I. von
Sachsen-Gotha-Altenburg verkauft. Die ehemalige Herrschaft wurde
als Amt weitergeführt. Er ließ ab 1677 in Gräfentonna das neue
Schloß am Markt erbauen, einen riesigen, dreistöckigen Bau von
84 m Länge und 12 m Tiefe, in dem heute die Gemeindeverwaltung
ihren Sitz hat. Ab 1826 lag die Landeshoheit über das Amt Tonna
beim Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Die Herrschaft Remda kam
an Sachsen-Altenburg, desgleichen die Dörfer Böseleben und
Trommlitz. Sülzenbrücken kam 1640 an Sachsen-Gotha. Blankenhain
kam nach dem Aussterben der Grafen von Hatzfeld-Gleichen 1794 an
das Herzogtum Sachsen-Weimar, zu dem es bis 1920 gehörte.
Parallel dazu beanspruchte Sachsen-Weimar (bzw. die entsprechenden Unterlinien) die Landeshoheit über das gesamte Gebiet der ehemaligen Grafschaft Gleichen. Erst lag die Landeshoheit über die Ober- und Untergrafschaft Gleichen beim Gesamthaus Sachsen-Weimar. Ab 1657 lag sie alleine bei der Linie der Herzöge von Sachsen-Gotha und ab 1672 beim Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg. So blieb es auch nach dem "Gothaer Hauptrezeß" des Jahres 1680. Erst als nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg im zu Hildburghausen am 12.11.1826 geschlossenen Teilungsvertrag die Ernestinischen Herzogtümer territorial neu gegliedert wurden, kamen die Grafschaften Ober- und Untergleichen an das Herzogtum Sachsen-Gotha bzw. zum vereinten Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, dessen beide Landesteile in Personalunion regiert wurden. Erst 1848 wurde die Obergrafschaft Gleichen formal aufgelöst, indem die Patrimonialgerichtsbarkeit aufgehoben und durch das staatliche Justizamt Ohrdruf ersetzt wurde. Auch die Untergrafschaft wurde in juristischem Sinne aufgelöst, indem Günthersleben dem Justizamt Gotha zugeteilt wurde und das Justizamt Ichtershausen nun für die Orte Ingersleben, Stedten und Sülzenbrücken zuständig war. Weitere Neugliederungen folgten in den Jahren 1858 und 1879, wobei die ehemals eigenständigen Territorien immer mehr eingegliedert wurden und mit der Verwaltungsstruktur des Gesamtlandes verschmolzen.
Abb.: einzelnes Wappen für die Grafschaft Gleichen als Anspruch der Linie Sachsen-Gotha bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg über den Arkaden von Schloß Friedenstein in Gotha, als Teil einer 54 Einzelwappen umfassenden Komposition.
So sah sich Sachsen-Gotha-Altenburg in doppeltem Sinne berechtigt, den Löwen der Grafschaft Gleichen zu führen. Entsprechend taucht in den Wappen von Sachsen-Gotha-Altenburg neben dem üblichen Bilderteppich der Ernestinischen Herzogtümer mit dem silbernen Löwen im blauen Feld für die Grafschaft Gleichen-Tonna ein in sächsischen Komplexwappen selten gesehenes Feld im Schildfuß auf. Als Beispiel dient hier das Große Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg mit folgendem Aufbau:
Abb.: Altenburger Schloß, barocker Triumphbogen, Hervorhebung des Feldes für die Grafschaft Gleichen.
Abb.: Gotha, Schloß Friedrichstein, Wappen des Herzogs Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, Hervorhebung des Feldes für die Grafschaft Gleichen.
Literatur,
Links und Quellen:
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan,
Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Grafen von Gleichen: https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichen_(Adelsgeschlecht)
Genealogie der Grafen von Gleichen: https://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_von_Gleichen
Gräfentonna: https://de.wikipedia.org/wiki/Gräfentonna
Herrschaft Tonna: https://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft_Tonna
Grafschaft Gleichen: https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Gleichen
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon.
312 c), Folio 192 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Gleichen-Scheibler192ps.jpg
Wappen der Grafen von Gleichen: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00001650,00157.html
Wappen der Grafen von Gleichen: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00020447,00319.html
vermehrtes Wappen der Grafen von Gleichen: https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichen_(Adelsgeschlecht)#/media/File:Wappen_der_Grafen_von_Gleichen.jpg
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983, Tafel 37 Seite 155
Siebmachers Wappenbücher wie beschrieben
Grafen von Gleichen, Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte
1494
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der
deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis
zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN
978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Grafen von Hatzfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Hatzfeld_(Adelsgeschlecht)
Udo Hopf, Gerd Strickhausen, Elmar Altwasser: Die drei Gleichen
(Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa, Band 7), 48
S., Verlag: Schnell & Steiner, 2. Auflage 2009, ISBN-10:
3795413893, ISBN-13: 978-3795413897
Siegfried Siegesmund: Die Drei Gleichen, Baudenkmäler und
Naturraum: Faszination einer Kulturlandschaft, 256 S., Verlag:
Edition Leipzig, 1. Auflage 2013, ISBN-10: 3361006597, ISBN-13:
978-3361006591
Heiko Laß: Burgruine Gleichen bei Wandersleben, in: Höfische
Kostbarkeiten in Thüringen, historische Anlagen der Stiftung
Thüringer Schlösser und Gärten, hrsg. von Helmut-Eberhard
Paulus, mit Beiträgen von Heiko Laß, Helmut-Eberhard Paulus und
Stefan Winghart, Große Kunstführer der Stiftung Thüringer
Schlösser und Gärten, Band 3, Schnell & Steiner Verlag,
Regensburg 2007, ISBN 978-3-7954-1840-3, S. 218-223
Klaus Neuenfeld: Streifzüge durch Thüringer Residenzen:
Ludowinger - Ernestiner - Henneberger - Reußen - Schwarzburger,
344 S., Verlag: Beier & Beran, 1. Auflage 2012, ISBN-10:
3941171704, ISBN-13: 978-3941171701, S.124-125
Udo Hopf: Die Burgruine Gleichen bei Wandersleben, zur Geschichte
und Baugeschichte der namhaften Grafenburg, in: Burgen in
Thüringen: Geschichte, Archäologie und Burgenforschung,
Jahrbuch der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Band 10,
2006, Regensburg 2007.
Burgruine Gleichen auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Gleichen
Burg Gleichen auf den Erfurter Seiten: https://www.erfurt.de/ef/de/erleben/kunst/museen/108331.html
Burg Gleichen auf Burgen.de: https://www.burgen.de/deutschland/gleichen/
Burg Gleichen im Burgenarchiv: https://burgenarchiv.de/burg_gleichen_in_thueringen
Thüringer Burgenland: https://www.thueringen.info/burgenland-drei-gleichen.html
Thüringer Schlösser: https://www.thueringerschloesser.de/index.php?id=46
Kettenburg in Gräfentonna: https://de.wikipedia.org/wiki/Kettenburg_(Tonna)
Die Wappen der Grafen und Fürsten von
Waldeck-Pyrmont
Sächsische Wappen (1), Ernestinische
Linie
Die Wappen des Hauses Hohenlohe
Die Bärentatzen-Beute und ihre Darstellung
Das Feld für Münzenberg und seine Verbreitung
in deutschen Adelswappen
Ein Erbstreit und die heraldischen
Folgen: das Schicksal des Limpurger Territoriums
Weitere Monographien - Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2016, 2018
Impressum