Bernhard
Peter und Dominik Smasal
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1004
Heidelberg
Heidelberger Schloß (7): Friedrichsbau (1)
Kurfürst Friedrich IV fügte dem Schloß einen weiteren prächtigen Renaissancebau hinzu, den nach ihm benannten Friedrichsbau, errichtet in der nordwestlichen Ecke des Schloßgevierts, was eine erhebliche Verschiebung des baulichen Akzentes zum Neckartal hin bedeutete, und durch seine beiden Schaufassaden, einmal zum Hof hin und einmal zum Tal hin, prägt dieser Bau außergewöhnlich markant das Erscheinungsbild des Schlosses. Beide Fassaden sind baugleich bis auf einen kleinen Unterschied: Nur die hofseitige Fassade weist ein Figurenprogramm auf, die Nordseite nicht. Es ist zugleich der am besten erhaltene Flügel. Mit dem Ottheinrichsbau zusammen markiert er zwei ganz unterschiedliche Phasen der Renaissancebaukunst, beide üppigst geschmückt, und doch jeder ganz eigen in seinem Umgang mit der Gliederung und Ornamentik. Der Architekt des 1601-1604 errichteten Baues ist Johannes Schoch (ca. 1550-1631). Der heutige Bau entspricht der Restaurierung durch Carl Schäfer 1890 - 1900.
Abb.: Friedrichsbau von Süden aus gesehen
Die Fassade ist reichlich und kräftig durch verkröpfte Gesimse gegliedert. Die Säulenordnung orientiert sich an klassisch antiken Abfolgen toskanisch, dorisch, ionisch, korinthisch. Im Vergleich zum Ottheinrichsbau wirkt der Bau jedoch aufgrund veränderter Proportionen mehr in die Höhe strebend. Einige Stilelemente sind gleich wie am Ottheinrichsbau, insbesondere die Doppelfenster, deren Zwischenräume abwechselnd einen Pilaster und eine Nische mit Statue zeigen. Das Programm der Statuen ist jedoch ein ganz anderes, nicht eine ideale Weltordnung als Regierungsprogramm wie am Ottheinrichsbau ist dargestellt, sondern das Ganze ist eine ideelle Ahnengalerie: Friedrich d. Fromme, Ludwig VI, Johann Casimir, Friedrich IV - alle aus der Linie der Pfalzgrafen zu Simmern, Ruprecht, Friedrich I., Friedrich II. - alle aus der Kurlinie, Ottheinrich - aus der Abspaltung Pfalz-Neuburg, Kaiser Ludwig, König Ruprecht, Otto von Ungarn, Christoph III der Bayer König von Dänemark - alles gekrönte Häupter, ganz oben Karl der Große, Otto von Wittelsbach, Pfalzgraf Ludwig, Rudolf, und schließlich in der Dachzone allegorische Darstellungen des Frühlings, der Gerechtigkeit und des Sommers. Anderes Programm, die Absicht ist jedoch die gleiche, Illustration des fürstlichen Machtanspruches. Bei der Restaurierung während des 19. Jh. wurden die Statuen durch Kopien ersetzt.
Abb.: V. l. n. r. Friedrich IV, Johann Casimir, Ludwig VI
Abb.: Blick auf einen der beiden Süd-Giebel mit einem der beiden Wappenpaare
Wappen des Friedrich IV. Kurfürst v. der
Pfalz (Wappen 10, 12)
Das an beiden Giebeln
vorkommende Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Auf dem Helm ein goldener Löwe sitzend, rot gekrönt und rot bewehrt. Die angewinkelten Hinterbeine sind hier weit zur Seite herausgeklappt, und der Schweif vollführt eine invers S-förmige Biegung hinter dem Löwenkörper.
Abb.: Friedrichsbau, Giebel 1, Wappen für Friedrich IV von der Pfalz
Genealogie zum Bauwerk (1)
Kurfürst Ottheinrich war
kinderlos, und schon wieder hatte man ein dynastisches Problem,
und wieder einmal kam es zu einer genealogischen Diskontinuität.
Der neue Kurfürst kam aus der Linie der Pfalzgrafen zu Simmern,
und Friedrich IV, der Bauherr des nach ihm benannten Flügels,
war der dritte Kurfürst aus dieser Linie der Pfalzgrafen:
Abb.: Friedrichsbau, Giebel 1, Wappen für Luise Juliane Gräfin v. Nassau-Oranien
Wappen
der Luise Juliane Gräfin v. Nassau - (Wappen 11, 13)
Das Wappen ist wie
folgt aufgebaut:
Abb.: Friedrichsbau, Giebel 2, Wappen für Luise Juliane Gräfin v. Nassau-Oranien
Dazu gehören drei Helme:
Genealogie zum Bauwerk (2)
Abb.: Position der besprochenen Wappen auf der Südseite des Friedrichbaues am Heidelberger Schloß
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Band Landesfürsten
Rudolf Haas, Hansjörg Probst: Die Pfalz am Rhein: 2000 Jahre
Landes-, Kultur- u. Wirtschaftsgeschichte. Südwestdeutsche
Verlagsanstalt, Mannheim 1984, ISBN 3-87804-159-4
Meinrad Schaab: Geschichte der Kurpfalz. Bd. 1: Mittelalter.
Kohlhammer, Stuttgart 1999, ISBN 3-17-015673-X, Bd. 2: Neuzeit.
Kohlhammer, Stuttgart 1992, ISBN 3-17-009877-2
Alexander Schweickert: Kurpfalz. Kohlhammer, Stuttgart 1997, ISBN
3-17-014038-8
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Schloßführer: Wolfgang Wiese, Karin Stober, Schloß Heidelberg,
Deutscher Kunstverlag München Berlin, 2005, ISBN 3-422-03107-3
Adolf von Oechelhäuser: Das Heidelberger Schloss. Verlag
Brigitte Guderjahn, Heidelberg, 9. Aufl. 1998 (unveränderter
Nachdruck der 8. Aufl. von 1987, bearb. von Joachim Göricke).
Burkhard Pape: Die Befestigungen am Heidelberger Schloss. Bau,
Architektur und Funktion der Fortifikationen und die Geschichte
der Belagerungen. Verlag Stefan Wiltschko, Neckargemünd-Dilsberg
2006, ISBN 3-00-017727-2
Franz Schlechter, Hanns Hubach, Volker Sellin: Heidelberg: Das
Schloß. Umschau Buchverlag, 2001, ISBN 3894661445
Schloß Heidelberg: http://www.schloss-heidelberg.de/de/schloss-heidelberg/Schloss/238149.html
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