Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1056
Burghausen an der Salzach

Stadtpfarrkirche St. Jakob, Grabdenkmäler

Dieser auf 1509 datierte Stein für Ludwig von Walbrunn zeigt das Wappen der Familie Walbrunn (auch Wallbrunn), in Blau drei (2:1) silberne Rauten (Wecken). Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken eine silberne Raute zwischen zwei blauen Büffelhörnern, deren jedes mit einer silbernen Raute belegt ist. Alle Rauten sind hier facettiert dargestellt. Die Familie Walbrunn (auch Wallbrunn) ist ein reichsritterschaftliches Geschlecht, rheinischer Uradel, das im Rheinland, in Schwaben, in Böhmen, in Württemberg und in Hessen zu finden ist. Stammsitz ist Partenheim bei Mainz. Böhmischer Freiherrenstand für Georg Christoph von Walbrunn, sachsen-lauenburgischer und später großherzoglich-toskanischer Hofmeister und Oberschenk, am 16.7.1724, Ausdehnung auf die gesamte Familie 1726. Sie besaßen seit 1440 Ernsthofen (bei Dieburg, Gemeinde Modautal) als pfälzisches, ab 1522 als hessisches Lehen bis 1722, wo sie es dem Lehnsherrn verkauften. In der Schloßkapelle Ernsthofen haben sie ihr Erbbegräbnis. Sie standen in Diensten der Katzenelnbogener und später der hessischen Landesherren. Diese Familie ist maßgeblich für die Verwüstung der Stadt Friedberg im Jahre 1444 mitverantwortlich. Die Inschrift der Platte lautet: "Hie ligt begraben Chonnem von Walbrunn Zw Newen Egloshaim disser Zeit haubtmann Zw Burckhausen [Sun] Ludbig genant dem got genad An(n)o d(omini) 1509".

Das nächste Grabdenkmal ist für Wilhelm Berner (gest. am19.5.1581) und seine Mutter Katharina von Reifferscheidt ("ein gebornne von Riffersit", "Bernnerin", "Bernners Frau Mutter", gest. am 24.9.1581). Das Wappen von Berner zeigt in Blau zwei schräggekreuzte Feuerhaken (Bootshaken) mit silbernem Schaft und schwarzem Spieß und Haken. Helmzier ein silberner, mit einem blauen Band schräg umwundener Schaft (Säule, Köcher, bisweilen als gekrönt beschrieben), der oben mit einem Stoß Pfauenfedern besteckt ist, zwischen zwei wie im Schild bez. Feuerhaken. Helmdecken blau-silbern. Das Stammwappen von Reifferscheidt zeigt in Silber ein rotes Schildchen, darüber einen blauen fünflätzigen Turnierkragen. Auf dem hier bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein Paar Eselsohren, rechts silbern, links rot. Das Wappen Reifferscheidt verbindet sich in seiner weiteren Entwicklung mit Dyck und Salm. In der selben Kombination Berner / Reifferscheidt findet sich ein Wappenpaar im Mortuarium zu Eichstätt. Die Inschrift lautet: "Hie ligt begraben der Edle und Vest Wilhelm Bernner wellichr in Gott seligkhlich entschlaffen ist den 19. mai anno 81 auch die wolgeborn frau katarina Bernnerin ein gebornne von Riffersit obben... Bernners frau mutter sellige die auch in Gott selligkhlich verschieden ist den 24. september anno 81....".

Ein drittes Personendenkmal von 1580 für den Burghauser Regierungsrat und Burgsassen Georg Philipp von Baumgarten zeigt optisch links das Wappen der altbayerischen Familie Baumgartner von Fraunstein (Paumgartner von Fraunstein), welche eigentlich eine Kaufmanns- und Schiffmeisterfamilie aus Kufstein war, aber um die Mitte des 15. Jh. wappengenossen wurde und auch zu adeligen Würden gelangte und im 15. Jh. nach Bayern kam und sich 1508 Schloß und Herrschaft Fraunstein bei Braunau am Inn kaufte. In Blau ein silberner (auch goldener) Flechtzaun, darauf schreitend ein goldener Löwe mit roter Zunge und Waffen. Das ursprüngliche Wappen soll oben zwei schräggekreuzte Äste besessen haben. Kleinod ein wachsender Mann in blauem, golden aufgeschlagenen Rock, einen blauen, golden gestulpten Spitzhut auf dem Kopf, eine goldengestielte Hellebarde über der Schulter tragend. Ursprünglich soll er einen der Äste über der Schulter getragen haben. Die Helmdecken sind blau-golden. Weitere Epitaphien der Familie finden sich in Wasserburg und in Kufstein, auf letzterem ist der Löwe aber wachsend hinter dem Flechtzaun dargestellt, desgleichen auf einer Wappendarstellung im Mortuarium Eichstätt und im alten Siebmacher von 1605. Später wurde das Wappen vermehrt: Geviert, 1 Stammwappen, 2 Marschall von Mayrhofen, aber von Rot, Silber und Gold geteilt, 3 Schmiehen, von Silber und Blau geteilt, 4 Gurr zu Hag, in Rot ein silbernes Pferd. Das zweite Wappen auf der optisch rechten Seite zeigt das Brustbild eines Mannes im Profil, mit hinten herabhängender Mütze. Die Helmzier auf gekröntem Helm ist ein geschlossener Flug.

Eine weitere Platte mit dem Datum 1517 zeigt das Wappen von Paulus ("Edl Paulls") Starzheimer. Er war Kastengegenschreiber in Burghausen. Sigmund und Hans Starzheimer aus Neustadt erhielten von Kaiser Friedrich III am 19.12.1465 einen Wappenbrief zu Neustadt. Der Schild zeigt in Gold "ein n. merschwein uber sich gekeret und zu dem lauff geschicket". Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken "ein rauch swartzes wildes manspilde on fuesz, habende in seinen beiden henden und under dem gerechten arme ein sweinspiesz mit einem g. schaft zu dem stich geschicket und umb sein haubte ein g. fliegende pinden" - Also in Gold ein natürliches Meerschwein (gewöhnliches Schwein ohne Hauer) aufspringend, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender wilder Mann mit goldener, abflatternder Binde um den Kopf, eine Saufeder mit goldenem Schaft zum Stoße bereithaltend. Im Siebmacher findet sich das nach dieser Platte gezeichnete Wappen im Band Bg8, S. 31, T. 35.

Die letzte hier vorgestellte Platte zeigt optisch links das Wappen der Ridler von Johanneskirchen (und Pfangau). Das Stammwappen - wie hier dargestellt - ist in Rot ein silberner Schrägrechtsbalken (hier gewendet), belegt mit einem schwarzen Strahl (= Pfeil). Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken auf einem goldenen Vogelfuß ein wie der Schild bez. Flügel. 1586 und 1595 haben die Ridler in beiden Linien das Wappen der ausgestorbenen Kaindorfer dem ihrigen hinzugefügt. Das nun gevierte Wappen zeigt in den Feldern 1 und 4 das Ridlersche Stammwappen, in den Feldern 2 und 3 in gold-rot gespaltenem Feld einen dürren Baum, an dem ein Hifthorn hängt, dazu werden zwei gekrönte Helme geführt, Helm1 (vorne) ist der Ridler-Stammhelm, Helm 2 (hinten) ist der Kaindorfer Helm, ein dürrer Baum, an dem ein Hifthorn hängt, dazu rot-goldene Decken. Hier am Grabdenkmal ist nur das Stammwappen abgebildet. Das Geschlecht ist mit Franz Ignatius Ridler von Johanneskirchen, Pfangau und Obing um 1780 erloschen. Der gleiche Schild (in Rot ein silberner Schrägrechtsbalken (hier gewendet), belegt mit einem schwarzen Strahl (= Pfeil)) wird übrigens noch von den Ligsalz von Ascholding (Münchner Patriziergeschlecht) und von den Schrenk geführt, die Kleinode sind aber verschieden. Die Legende sagt, daß ein Schrenk, mit dem das Geschlecht ausstarb, nur zwei Töchter hatte. Er gab sie einem Ligsalz und einem Ridler zur Frau mit der Vereinbarung, daß diese seinen Wappenschild nehmen, die Helmzier aber abwandeln. So führen die Ligsalz einen roten Hut mit silbernem Stulp, darauf der schwarze Strahl, Decken rot-silbern, und die Ridler führen den mit dem Schildbild belegten Flügel mit Geierfuß. Die Ligsalz führten auch ein mit dem Hut bekleidetes rotes Mannsbild als Kleinod. Die Ligsalz hatten drei Linien, die von Hueb, die von Ascholding und die von Farchach. Die Linie von Hueb hat immer das einfache Stammwappen beibehalten, nur den Hut oben gekrönt und mit einem Hahnenfederbusch besteckt. Die Linie von Farchach führte später ein geviertes Wappen und als Helmzier den mit dem Hut bekleideten Mannsrumpf. Die Linie von Ascholding führte später einen mit dem Wappen Pötschner gevierten Schild. Wie es die Ironie des Schicksals wollte - unerwartet wurde dem alten Schrenk doch noch ein Sohn geboren, und seine Familie überlebte die beiden anderen und blüht noch, als die beiden anderen längst ausgestorben waren (Ligsalz 1739, Ridler um 1780). Soweit die Legende. Der Vater der hier bestatteten Töchter war übrigens Sebastian Ridler, "D.O.M. Hie ligen begraben des Edlen und Vesten Sebastian Ridler zu Johanskhirchen .... in Bayern Rath und Chastner (Kastner) zu Burckhausen leibliche Khinder....".

Das optisch rechte Wappen ist das der Familie Krimel von Eberstall (auf der Platte nicht genannt). Georg Krimel erhielt von Kaiser Karl V am 28.7.1543 einen Wappenbrief. Am 12.9.1572 wurde Laurenz Krimel, Regierungsrat und Doktor der Arzneikunde von Kaiser Maximilian II zu Landshut in den Adelsstand erhoben. Das Wappen ist golden-blau schräglinks geteilt, darüber ein silberner rotgezungter Gemsbock. Helmzier ein blauer Berg (auch eine blaue Kugel), darauf eine liegende, mit den Spitzen nach oben gerichtete goldene Mondsichel, in der Höhlung besteckt mit einem silbernen Straußenfederbusch. Helmdecken blau-golden. Erinnert wird mit dieser Platte an die beiden Kinder von Sebastian Ridler, die auf der Platte genannten Töchter sind Maria Felizitas und Anna Elisabeth Ridler, 1582 und 1586 verstorben.

Literatur, Quellen und Links
Siebmachers Wappenbücher
Georg Miesgang, Wolfgang Schütz: Burghausen. Pannonia-Verlag 1979, ISBN 3-7897-0031-2
Geschichte der Herren von Wallbrunn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Wallbrunn
Ein herzliches Dankeschön an Frau Eva Gilch M.A., Stadtarchiv und Stadtmuseum Burghausen, und an Frau E. Hübner von der Pfarrei St. Jakob für wertvolle Hinweise und Entschlüsselung der Inschriften.
Wilhelm Neu, Volker Liedke: Oberbayern, in: Michael Petzet: Denkmäler in Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern, Bd. I.2, hrsg. vom Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Oldenbourg Verlag, München, 1986, ISBN 3-486-52392-9.
Baudenkmäler in Burghausen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Burghausen

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