Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 132
Idstein,
Residenzschloß
Das Allianzwappen über dem Renaissance-Portal der Südfront des Idsteiner Schlosses
Das
Allianzwappen Nassau-Idstein / Baden-Durlach
Bei diesem Allianzwappen über
dem Renaissance-Tor von ca. 1630 handelt es sich bei der Dame,
heraldisch rechts, um Sibylle Magdalene von Baden-Durlach, geb.
in Durlach am 21.7.1605, gest. in Straßburg am 26.7.1644.
Warum Baden-Durlach?
1533 entstanden aus der Markgrafschaft Baden zwei badische Linien
mit zwei badischen Gebieten, die sich aber später wieder
vereinigten. Christoph I. Markgraf v. Baden (13.11.1453 -
19.4.1527, reg. 1475 - 1515) hatte mit seiner Frau Ottilie v.
Katzenelnbogen (ca 1451-15.8.1517) einst 3 Söhne, die für die
Nachfolge in Frage kamen: Bernhard IV. (III) Markgraf v.
Baden-Baden (7.10.1474 - 1536), Ernst Markgraf v. Baden-Durlach
(1482 - 6.2.1553) und Philipp I. Markgraf v. Baden-Sponheim
(6.11.1479 - 17.9.1533). Unter ihnen sollte die Markgrafschaft
Baden aufgeteilt werden. 1515 bekam Bernhard III die
luxemburgischen und sponheimischen Güter, Ernst die Güter im
Breisgau mit Hachberg und dem Markgräflerland und Philipp den
Rest. Davon verstarb Philipp vorzeitig ohne Erben, so daß Baden
unter den Brüdern Bernhard und Ernst aufgeteilt wurde. Bernhard
bekam jetzt Stadt und Schloß Baden, die Vogtei über Herrenalb
und Frauenalb, die Herrschaft Beinheim und die Gebiete südlich
des Flusses Alb. Ernst erhielt aus der Erbmasse nun Durlach,
Pforzheim, Liebenzell, Altensteig und die Gebiete nördlich des
Flusses Alb. Aus dieser Teilung resultierten die bernhardinische
Linie (obere Markgrafschaft Baden-Baden, Residenz in Baden-Baden)
und die ernestinische Linie (untere Markgrafschaft Baden-Durlach,
Residenzen in Pforzheim, später Durlach, zuletzt Karlsruhe).
1565 verlegte Markgraf Karl II seine Residenz von Pforzheim nach
Durlach und seitdem nannte sich die ernestinische Linie
Markgrafen von Baden-Durlach. 1594-1622 besetzte
Baden-Durlach Baden-Baden. 1635-1648 kam Baden-Durlach während
der Irrungen und Wirrungen des 30jährigen Krieges vorübergehend
an Baden-Baden. 1724 wurde die Residenz nach Karlsruhe verlegt.
Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555
ebenfalls, wurde aber später rekatholisiert. Erst 1771 wurde
diesem gespaltenen Zustand ein Ende bereitet, als die
bernhardinische Linie ohne männlichen Erben blieb und per
Erbschaftsvertrag beide Ländereien unter Kontinuität der
ernestinischen Linie wieder vereinigt wurden. Die Markgrafschaft
Baden gab es wieder in vereinigter Form.
Das Wappen hat neun Felder und einen Herzschild, also 10 Motive (historischer Hintergrund hier nachlesbar):
Sponheim | Hachberg | Baden | Üsenberg | Eberstein (1) |
Eberstein (2) | Badenweiler | Rötteln | Mahlberg | Geroldseck |
Zu diesem Wappen gehören 10 Helme:
Von diesen Helmen werden meist nicht alle oben auf dem Schildrand dargestellt, sondern es werden drei oder sechs o.ä. ausgewählt (die wichtigsten), während die restlichen Helme seitlich neben dem Hauptwappen losgelöst von diesem dargestellt werden, eine weitere Möglichkeit des konstruktiven Umgangs mit dem Platzproblem bei zu vielen Helmen. Im Beispiel werden 6 Helme auf dem Schildrand aufgereiht und je zwei rechts und links des Schildfußes abgebildet.
Bei dem Herrn, heraldisch links, handelt es sich um den Bauherren des Renaissance-Schlosses, den Grafen Johann von Nassau-Idstein, geb. in Saarbrücken am 24.11.1603, gest. in Idstein am 23.5.1677, in erster Ehe am 6.6.1629 in Saarbrücken verheiratet mit oben erwähnter Sibylle Magdalene von Baden-Durlach, ehelichte nach deren Tod in zweiter Ehe in Straßburg am 6.12.1646 Gräfin Anna von Leiningen (geb. am 15.5.1625, gest. in Idstein am 14.12.1668). Graf Johann von Nassau-Idstein trat seine Herrschaft in Idstein im Jahre 1629 an.
Das Wappen der Grafen von Nassau (Walrams Stamm) ist ab 1527 wie folgt aufgebaut:
Dazu drei Helme:
Warum Lahr-Mahlberg?
Mahlberg (Reichsstadt und Herrschaft) unterstand erst den
Zähringern. Nach deren Aussterben zog der Kaiser das
heimgefallene Lehen ein, und die Stadt wurde Reichsstadt. Die
Herren von Geroldseck kommen von der Stammburg Hohengeroldseck in
der Ortenau und bauten sich im 13. Jh. dort ihre Herrschaft auf.
Sie sind nicht zu verwechseln mit Geroldseck im Wasichen
(Elsaß), welches an die Rappoltsteiner kam. Durch Heirat von
Walter I. von Geroldseck (geb. vor 1224, gest. 1277) in zweiter
Ehe mit einer Tochter und Erbin der letzten Herren von Mahlberg,
Heilika v. Mahlberg (geb. vor 1252, gest. vor 1259) ging der
Besitz Mahlberg und Lahr an die Geroldsecker über, sie sich
jetzt Herren von Geroldseck-Mahlberg nennen. Mitte des 13. Jh.
besetzten die Herren von Geroldseck die Stadt und machten sie zum
Sitz ihrer Herrschaft Mahlberg. 1277 kam nach dem Tod von Walter
I von Geroldseck Mahlberg an die Linie Lahr-Mahlberg, 1426 wurde
sie an Moers-Saarwerden vererbt, das 1376 durch Erbheirat
zwischen Moers und Saarwerden und Teilung 1417 gebildet wurde,
schließlich wurde 1442 Mahlberg an Jacob I. Markgraf v. Baden
(15.3.1407 - 13.10.1453) verpfändet. 1497 kauft Baden die
Hälfte der ehemaligen Herrschaft mit Mahlberg, während die
andere Hälfte mit Lahr bei Moers-Saarwerden verblieb und 1527
beim Aussterben der Grafen von Moers-Saarwerden an
Nassau-Saarbrücken fällt und 1629 dann an Nassau-Weilburg.
Detailvergrößerung des Schildbildes
Das
Renaissance-Schloß von Idstein einst eine Nassauer
Residenz
Das Schloß, wie es sich uns
heute präsentiert, stammt im wesentlichen aus der Zeit von
1614-1634, erbaut von Jost und Heinrich Heer (Höer). Dabei wurde
alte Bausubstanz eingebaut, was in der Gliederung des Schlosses
heute noch nachvollziehbar ist. Der Bauplatz war nördlich der
alten Burg, jenseits des Halsgrabens, in dem heute die Straße
verläuft. Südlich befinden sich noch wenige erhaltene Gebäude
der alten Burg, allen voran der Hexenturm und die alte Toranlage.
Das Schloß ist eine Dreiflügelanlage mit nach Westen offenem
Hof, der repräsentative Eingangsflügel weist nach Süden. Schon
unter Graf Ludwig II. von Nassau-Weilburg (1565-1627, reg. ab
1605) wurde ab 1614 mit dem Bau begonnen, wurde die in die Jahre
gekommene ldsteiner Burg teilweise abgerissen, erweitert und
durch neuere Planungen ersetzt. 1629 kam nach einem
Teilungsvertrag zwischen drei Brüdern Graf Johannes an die
Herrschaft über Idstein, unter ihm nahm Idstein einen
wirtschaftlichen Aufschwung, nicht zuletzt durch die rege
Bautätigkeit an Schloß und Kirche, die Künstler und Handwerker
anzog. Die Pläne für das Schloß stammten von Jost Heer,
durchgeführt wurde der Bau unter der Leitung dessen Sohnes,
Heinrich Heer, und später unter der Bauleitung von August Rumpf.
Chaos
im 30jährigen Krieg
Das Schloß war noch nicht
vollendet, da überkam das Land der 30jährige Krieg mit seinen
Wirren, so daß das Residenzschloß erst 1648-1653 fertiggestellt
werden konnte. Der 30jährige Krieg sorgte für eine mehrjährige
Unterrechung, denn der Graf Johannes war Protestant und
damit natürlich Anhänger von König Gustav Adolf von Schweden.
Als die kaiserliche Liga in der Schlacht von Nördlingen siegte,
mußte Graf Johannes 1634 Idstein verlassen und sein Land dem
Chaos überlassen; erst 1646 durfte er zurückkehren, und seine
ganze Anstrengung galt fortan der Wiederherstellung geordneter
und lebenswerter Zustände in seiner Herrschaft. Ein Brand im
Jahre 1651 warf den Bau zusätzlich zurück. Geplant war
ursprünglich eine Vierflügelanlage, doch vollendet wurde nur
eine Dreiflügelanlage; die Nordseite wurde nicht geschlossen.
Die
neuere Geschichte des Schlosses
Das Schloß war die Residenz
der Grafen von Nassau-Idstein (seit 1688 gefürstet) bis zum Tode
von Fürst Georg August Samuel (1665-1721), dem Letzten dieser
Linie, den Schloßherrn, auf den die meisten Innendekorationen
zurückgehen, ein spätgeborener Sohn des Grafen Johannes und
einziger Überlebender dessen vieler Kinder, danach wurde die
Residenz bedeutungslos und erfuhr mancherlei verschiedene
Nutzung. Die Residenz wurde nach Biedrich verlegt. Die Brücke
über die tiefer gelegenen Straße zum Schloß wurde übrigens
erst im 18. Jh. in der heute bekannten Form errichtet.
1721-1881/83 diente das Schloß der Unterbringung des
Nassauischen Landesarchives (danach in Wiesbaden), 1905 war hier
ein Genesungsheim für Angehörige der Königlich-Preußischen
Armee, 1914 war hier ein Lazarett eingerichtet, 1918 wurde es
französische Kaserne, und seit 1946 wird es gemeinsam mit einem
tiefer westlich unterhalb des Schlossfelsens errichteten
erweiternden Neubau als Gymnasium genutzt. In den 1990ern wurde
das Schloß tiefgreifend renoviert.
Die Südfassade hier im Bild wird akzentuiert durch einen rechteckigen Erkervorbau in der Fassadenmitte mit Beschlagwerk und dreifacher Dachhaube, über dem Hauptgesims turmartig endend. Das Prunkportal der Renaissance mit Rustika-Quadern und kannelierten Pilastern liegt exzentrisch westlich, so daß man beim Zutritt über die Brücke einen Bogen schlagen muß.
Genealogischer Rückblick (1): Ehefrau
Genealogischer Rückblick (2): Ehemann
Literatur:
Christel Lentz, Jahrbuch des
Rheingau-Taunus-Kreises 2002, herausgegeben vom Kreisausschuß
des Rheingau-Taunus-Kreises
http://www.nassau-info.de/geschichte-jb-idstein.htm
http://www.nassau-info.de/galerie-idst-schloss.htm
Christel Lentz: "Das Idsteiner Schloss", Idstein
1994.
http://ka.stadtwiki.net/Staatswappen_1807
http://www.heraldique-europeenne.org/Regions/Allemagne/Bade.htm (Darstellung bezüglich Baden weckt viele Fragen)
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere: Die Wappen der
Souverände der deutschen Bundesstaaten, Souveräne 1.1.1.
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Wertvolle Hinweise gab Herr
Peter Stammnitz, Idar-Oberstein, wofür ihm an dieser Stelle
herzlich gedankt sei.
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage
2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
http://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_von_Baden
Kulturdenkmäler in Hessen (Landesamt für Denkmalpflege Hessen)
- http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=13958&session=913&event=Query.Details
Idstein (Taunus): Schloß-Portal - Stadtwappen am Rathaus - Torgebäude
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