Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 285
Wertheim (Mainfranken) - Teil (5)

Grafschaftsmuseum zu Wertheim

Das Alte Rathaus (ehemals Klinkhardts- und Rankenhof) beherbergt heute das Grafschafts-Museum. Der Gebäudekomplex ist aus mittelalterlichen, ehemals herrschaftlichen Häusern hervorgegangen und wurde mehrfach umgebaut. 1562/65 bis 1988 wurde dieser Teil als Rathaus genutzt. Im Inneren befinden sich schöne Stuckdecken aus der Renaissance.

Über dem Haupteingang das Wappen der Grafen von Wertheim: Geteilt, oben in Gold ein schwarzer aus der Teilung hervorkommender Adler, unten in Blau 3 silberne Rosen mit goldenem Butzen. Das alte Wappen der Grafen von Wertheim wird von der Stadt Wertheim heute als Stadtwappen geführt.

Am zweiten Flügel senkrecht zum alten Rathaus ein Wappenstein von 1540: Es handelt sich um das Allianzwappen des Grafen von Wertheim und einer Schenkin von Limpurg-Gaildorf. Interessant an der Darstellung ist, daß das Wappen der Grafen von Wertheim asymmetrisch geviert ist, so daß scheinbar 6 gleichgroße Felder vorliegen.

Das Wappen der Grafen von Wertheim ist "versetzt" geviert:

Die Helmzier ist im vorliegenden Kombinationswappen der Adler der Grafen von Wertheim, bereichert um zwei Fähnchen. Die Büffelhörner der Herrschaft Breuberg sind unter den Tisch gefallen, denn zu dem Adler auf dem gekrönten Helm mit seinen ausgebreiteten Flügeln hätten sie einfach mehr als unglücklich ausgesehen, dafür sind die Fähnchen silbern mit zwei roten Balken tingiert und fungieren so als Hilfskleinod.

Das Wappen der Schenken von Limpurg ist geviert:

Die Helmzier ist eine Kombination aus den im Spitzenschnitt silbern-rot geteilten Büffelhörnern, hier aber überkreuz tingiert, und dem goldenen Gefäß dazwischen. Im alten Siebmacher wird z. B. das Wappen mit zwei Helmen abgebildet, einer mit den Büffelhörnern und rot-silbernen Decken, einer mit dem goldenen Gefäß und blau-silbernen Decken.

Anmerkung: Die häufig verwendeten silbernen Spitzen führen zu Verwirrungen, insbesondere bei den Grafen von Limpurg, die bereits unter dem Staufer Friedrich II. zu den wichtigsten Reichsministerialen zählten. Die Anzahl der Spitzen wird auf Abbildungen und im Siebmacher unterschiedlich angegeben. Mal sind es drei, mal vier. Diese Nachlässigkeit führt zu Verwechslungen, denn drei Spitzen sind eigentlich Franken, vier Spitzen eigentlich Schenk von Limpurg. Seit die Würzburger Bischöfe den fränkischen Rechen in ihr Wappen aufnahmen, wollten viele Familien ebenso ihre Verbundenheit mit Franken demonstrieren. Sie nahmen den fränkischen Rechen ebenfalls in ihr Familienwappen auf, allerdings mit kleinen Veränderungen, mehr oder weniger Spitzen, Änderung der Laufrichtung etc., um der Forderung nach Einmaligkeit Genüge zu tun. Dies gilt es sorgsam auseinanderzuhalten. Interessant sind in diesem Zusammenhang vor allem Wappen Würzburger Kleriker, die ein Feld mit 3 Spitzen (Würzburg) und ein Feld mit 4 Spitzen (Schenken von Limpurg) haben. Weil die ähnlich sind, stellt man die beim Vieren eines Schildes schräg gegenüber und durchbricht die übliche Anordnung.

Literatur:
Werner Dettelbacher, Franken, DuMont Kunstreiseführer, 9. Auflage Köln 1980, ISBN 3-7701-0746-2
Eugen Schöler, Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch.
Siebmachers Wappenbuch, A 1,3 3A Fürsten. Die Fürsten des Heiligen Römischen Reiches, 1. Band, 3. Abteilung, 3. Reihe A.
Siebmachers Wappenbuch, M 1.3.1 Fürsten. Die mediatisierten Fürstengeschlechter in Deutschland, 1. Band, 3. Abteilung, Hoher Adel I
http://www.wertheim.de/stadtinfo/bilder/wertheim.html

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Ein Erbstreit und die heraldischen Folgen: das Schicksal des Limpurger Territoriums

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