Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 526
Bischofsstadt Eichstätt

Eichstätt: Das Mortuarium - Teil (5): Deckenfelder 24-28

Gewölbefeld 24:

Das Feld steht hier für den Domherrn Johann Krafft von Weitingen (von Weitting, von Wittingen). Er wurde am 23.2.1561 geboren (im Salzburg-Wiki falsch "um 1575"). Am 15.6.1573 erhielt er die Tonsur. Am 2.11.1573 immatrikulierte er sich zum Studium in Dillingen. Seine erste Domherrenstelle war in Augsburg, ebenfalls 1573. Am 4.10.1576 immatrikulierte er sich in Ingolstadt zur Fortsetzung seiner Studien. In Eichstätt war er ab dem 15.4.1586 Domherr, ab dem 20.10.1589 Kapitular. Dort blieb er bis zum 19.10.1593, dann resignierte er zugunsten seines Vetters Michael von Landenberg. Die Priesterweihe empfing er am 1.1.1587. Nach Eichstätt ging er als Domherr (seit dem 2.4.1593) nach Salzburg, wo er vom 15.1.1603 bis zum 21.3.1626 Domdechant und vom 16.3.1620 bis 1638 Dompropst (mit ein paar Komplikationen, päpstliche Bestätigung am 1.4.1624) war und am 28.12.1638 im Alter von 77 Jahren starb. 1614 wurde er zum Propst von Lavant gewählt, was er aber nicht annahm. 1615 wählte das Domkapitel zu St. Andrä im Lavanttal ihn zu seinem Propst. Am 21.4.1629 wurde er noch Hofratspräsident in Salzburg. Johann Krafft war der Sohn von Johann Friedrich von Weitingen und Agnes von Lammersheim/Lomersheim. Seine Großeltern waren väterlicherseits Friedrich von Weittingen und Margarethe von Landenberg sowie mütterlicherseits Lamprecht von Lammershaim/Lomersheim (im Salzburg-Wiki: falsch "Bernard von Lamershaim") und Agnes von Rüdesheim (im Salzburg-Wiki: falsch "N. Landschadtin"). Johann Krafft hatte auch einen Bruder namens Johann Friedrich, der Domherr in Salzburg und Augsburg war.


Gewölbefeld 25:

Das Wappen paßt zu Johann Georg von Werdenstein (8.1.1542-3.11.1608), der erst in Augsburg 1563 Domherr und dann am 25.4.1567 in Eichstätt Domizellar wurde und der berühmt ist wegen seiner großen, mehrere Tausend Bände umfassenden Bibliothek, die später an die Herzöge von Bayern verkauft wurde und jetzt Teil der Bayerischen Staatsbibliothek ist. Er war der Sohn von Lorenz Hildebrand von Werdenstein (-1570) und seiner Frau, Elisabeth von Grünenstein. Die Großmutter väterlicherseits war nach Braun Dorothea von Argau, die Großmutter mütterlicherseits war Anna von Freyberg. Johann Georg von Werdenstein studierte in Padua (Immatrikulation am 5.12.1562) und Siena (Immatrikulation am 12.2.1563). 1564 folgten Aufenthalte in Venedig, Florenz, Ferrara, Rovigo, Bologna und erneut Padua. Am 8.7.1570 wurde er in Eichstätt kapitular, am 2.1.1579 Cantor. Mehrfach war er Oberspitalmeister. Er ist übrigens Widmungsträger von Siebmachers Wappenbuch.


Gewölbefeld 26:

Diese Ahnenprobe paßt zu Johann Conrad von Gemmingen, welcher 1595-1612 Eichstätter Fürstbischof war. Seine Eltern waren Dietrich IX. von Gemmingen (1517-24.4.1586), Herr zu Tiefenbronn und Neuhausen, augsburgischer Rat und Statthalter zu Dillingen, und Lia (auch Leia) von Schellenberg (-6.8.1564). Die Großeltern väterlicherseits waren Dietrich VIII. von Gemmingen (-1542), Herr zu Tiefenbronn und Neuhausen, und Katharina von Neuhausen (1481-1563). Die Großeltern mütterlicherseits waren Hans von Schellenberg, Herr zu Huefingen und Stauffen, und Clara von Randegg.


Gewölbefeld 27:

Vermutlich handelt es sich um Johann Henrich Hübschmann von Biberbach (-11.4.1631/1641), der im Mortuarium begraben liegt. Er war Kanoniker, Scholaster und Senior des Kapitels. Der Domherr war mit dieser Wappenkonstellation wohl ein Sohn von Markus Hübschmann von Biberbach und Christine Pfaffenlapp, während die Mutter von Markus Hübschmann von Biberbach eine von Wallbach war und die Mutter von Christine Pfaffenlapp eine von Landsberg.


Gewölbefeld 28:

Bei diesem Domherrn handelt es sich um Albrecht von Ratzenried (um 1580-2.5.1645). Er war der Sohn von Jodok (Jodocus) Ludwig von Ratzenried (1548-1611), Erbkämmerer des Hochstifts Konstanz, Kammerpräsident zu Konstanz und Obervogt zu Meersburg, und dessen Frau, Barbara von Weiler (-1613). Die Großeltern väterlicherseits waren Jos von Ratzenried und Susanna von Neuhausen. Mütterlicherseits waren die Großeltern ein Herr von Weiler und Magdalena Nothafft von Hohenberg. Deshalb müßten im Wappen Nothafft die Flügel korrekt sein, nicht der Balken. Der Vater des Domherrn kaufte 1580 Bellamont bei Biberach von den Truchseß von Waldburg und verkaufte es 1595 an das Kloster Ochsenhausen. Er erwarb 1589-1590 den ganzen Besitz der Stadt Wangen in seinen Herrschaften auf. Albrecht von Ratzenried erwarb am 18.8.1588 eine Exspektanz in Konstanz. Am 16.3.1591 wurde er in Eichstätt Domizellar. Er immatrikulierte sich zum Studium in Dillingen am 1.10.1591, wo er 1594 nach der ersten Residenzzeit seine Studien fortsetzte. 1599 ging er zum weiteren Studium nach Pont-à-Mousson. Er war auch ab 1599 Domherr in Augsburg und ab dem 29.12.1601 Domherr in Konstanz. Die letztgenannte Stelle gab er am 28.6.1602 zurück. Seit dem 20.5.1608 war er in Eichstätt Kapitelmitglied, und seit dem 13.1.1609 war er dort Cantor. Für seinen bischöflichen Dienstherrn unternahm er mehrere diplomatische Missionen. Am 20.10.1631 wurde er dem Fürstbischof als Statthalter vorgeschlagen, als jener abwesend und in Ingolstadt war. Am 25.6.1635 ernannte ihn der Fürstbischof zum Administrator des Hochstifts bis zur Wahl eines Koadjutors. 1639 war er Pfleger zu Nassenfels für den Fürstbischof. Albrecht von Ratzenried war der Letzte seiner Linie.


Linke Abb: Detail der "Schönen Säule", rechte Abb.: Innenhof des Kreuzgangs von Südosten


Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher, bes. Band Bistümer
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
persönliche Mitteilung von Herrn Ph. Frhr. v. Hutten, ein herzliches Dankeschön
persönliche Mitteilung von Herrn Thomas Kaltenbach, ein herzliches Dankeschön
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Dr. Claudia Grund, Der Dom zu Eichstätt, Hrsg. Domkapitel Eichstätt, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 2007, ISBN 978-3-89870-293-5
http://www.bistum-eichstaett.de
http://www.bistum-eichstaett.de/dom/domfuehrung/mortuarium.htm
Johann Heinrichs von Falckenstein: Antiquitates Nordgavienses oder Nordgauische Alterthümer und Merckwürdigkeiten, aufgesucht in der Aureatensischen Kirche, oder Hochfürstl. Hochstifft Eichstett, 2. Teil, Lochner, Frankfurt und Leipzig 1733 -
https://books.google.de/books?id=fwZDAAAAcAAJ
Hugo A. Braun: Das Domkapitel zu Eichstätt von der Reformationszeit bis zur Säkularisation (1535-1806). Verfassung und Personalgeschichte (Beiträge zur Geschichte der Reichskirche in der Neuzeit 13), Stuttgart 1991
Salzburg-Wiki zu Johann Krafft von Weitingen:
https://www.sn.at/wiki/Johann_Krafft_von_Weitting
Ein herzliches Dankeschön an Frau Siglinde Buchner für die Lösung der Ahnenprobe des Johann Krafft von Weitingen
Bild von Johann Krafft von Weitingen:
https://digital.onb.ac.at/rep/access/preview/BAG_7754717
Hugo A. Braun: Das Domkapitel zu Eichstätt von der Reformationszeit bis zur Säkularisation (1535-1806), Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1991, 615 S., ISBN-10: 3515056033, ISBN-13: 978-3515056038
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Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus dem Mortuarium mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Domkapitular Manfred Winter, Summus Custos, als Vertreter des Bischöflichen Ordinariats Eichstätt, vom 07.05.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

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