Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 919
Schrozberg (Landkreis Schwäbisch Hall)

Schrozberg: Schloß

Bevor Schrozberg an das Haus Hohenlohe kam, gehörte es diversen Rittergeschlechtern, lange Zeit zweien gleichzeitig, was ziemlich untypisch und bemerkenswert ist. Erstmals wird Schrozberg als "Scrotsperch" im Jahre 1249 erwähnt. Die Herren von Schrozberg hatten 1343-1521 den Ort in ihrem Besitz, gleichzeitig mit den Herren von Rothenburg (1345-1409), gefolgt von den Herren von Berlichingen (1409-1609) und den Herren von Adelsheim (1521-1558), allesamt uralte fränkische Reichsrittergeschlechter. 1558-1609 hatte das Haus Hohenlohe den Ort teilweise in seinem Besitz. 1609 schließlich kamen die Hohenloher gänzlich in den Besitz von Schrozberg, als Georg Friedrich Graf v. Hohenlohe-Weikersheim (5.9.1569 - 7.7.1645) den zweiten Teil Schrozbergs den Herren von Berlichingen abkaufte. Bei der Landesteilung 1610 bekam Graf Georg Friedrich Weikersheim und das Amt Schrozberg. Die Hohenloher behielten den Ort bis 1806. Am Ort befand sich eine alte Wasserburg, deren Reste Mitte der 70er Jahre des 20. Jh. wiedergefunden wurden. Das heutige Schloß entstand ab 1441, es vereinigt in sich Bauteile aus unterschiedlichen Bauphasen. Nachdem die Hohenloher es als Residenz zugunsten von Ingelfingen aufgegeben hatte, stand es erst leer, heute wird es u. a. als Rathaus und Kulturzentrum mit Bücherei benutzt.

Das Schloß bildet auf mehr oder weniger quadratischer Grundfläche ein nach Norden offenes U. In der Südwestecke befindet sich der massive Kernbau mit dem Berlichingen-Turm. Nach Norden wird er durch den westlichen Seitentrakt verlängert, zum östlichen Seitentrakt führen zwei Querbauten, der südliche etwas nach Süden vorversetzt, der andere sehr schmal. Im Norden ist ein kleiner formaler Garten angelegt. Zwei Wappensteine besitzt das Schloß Schrozberg. Einer zeigt das Allianzwappen von Georg Friedrich Graf v. Hohenlohe-Weikersheim u. Gleichen (5.9.1569 - 7.7.1645) und seiner ersten Frau Eva v. Waldstein (- 24.5.1631). Es befindet sich über dem Eingang durch den Westflügel und ist in desolatem Zustand, die Details sind fast zerstört. Da ein weit besseres Allianzwappen dieser beiden an der Stadtkirche besprochen wird, wird hier auf eine Abbildung verzichtet.

Der andere, einzigartig erhaltene und wunderschön detailliert ausgearbeitete Wappenstein befindet sich über dem südlichen Eingang in den Schloßhof, an dem neueren Trakt, der das alte Kernschloß mit dem Ostflügel im Süden verbindet. Der Anfang dieses Flügels ist im obigen Bild rechts am Bildrand zu sehen, während im Bild oben hauptsächlich das Kernschloß zu sehen ist. Das Wappen über dem Rundbogentor, das von einem rechteckigen Rahmen eingefaßt ist (Anschlag für die einstige Zugbrücke, Rollenlager noch zu sehen) ist genau nach Süden ausgerichtet.

Es handelt sich um das Allianzwappen von Ludwig Kasimir Graf v. Hohenlohe-Waldenburg-Neuenstein (12.1.1517 - 24.8.1568) und seiner am 11.11.1540 zu Römhild geehelichten Frau Anna zu Solms-Lich (12.11.1522 - 9.5.1594). Damit fällt das undatierte Wappen in die Zeit von 1540-1594. Es ist einer der besterhaltenen und schönsten Renaissance-Wappensteine in Hohenlohe.

Genealogie:

Hohenlohe-Wappen:
Der Schild ist geviert:

Das Wappen trägt zwei Helme:

Solms-Wappen:
Das Wappen von Anna zu Solms-Lich (12.11.1522 - 9.5.1594) ist geviert:

Das Solmser Wappen trägt zwei Helme:

Genealogie:

Die Abb. zeigt den Blick vom formalen Garten nach Süden auf das Kernschloß mit dem Berlichingen-Turm. Durchschreitet man den Durchgang rechts im Bild, gelangt man zu dem zerstörten Allianzwappen Hohenlohe / Waldstein auf der westlichen Außenseite. Links vom Hauptbau gelangt man durch zwei Durchgänge zum oben besprochenen Wappenstein auf der südlichen Außenseite.

Teil-Geschichte des Hauses Hohenlohe:
Das Haus Hohenlohe leitet sich ab von den Herren von Weikersheim, die erstmals 1153 bezeugt sind. Ab 1178/1198 nannten sich die edelfreie Familie nach der heute verschwundenen Burg Hohenlohe (Hohlach, Hohenloch) 10 km südwestlich von Uffenheim. 1378 wurde die Stammburg an die Burggrafen von Nürnberg verkauft. Das Gebiet der Herren von Hohenlohe erweiterte sich schnell im Raum um die Flüsse Tauber und Kocher, und sie selbst stiegen in den Grafenstand auf. Die Anerkennung als Reichsgrafen kam 1450 mit der Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain und Nidda, eine rein erbrechtliche und nicht tatsächliche Sache. Die wichtigsten Zugewinne aus frühester Zeit waren:

Das Haus teilte sich mehrfach in mehrere Linien. Erst erfolgte eine Teilung in Hohenlohe-Hohenlohe, Hohenlohe-Brauneck und Hohenlohe-Weikersheim.

Hohenlohe-Brauneck
Die Linie der Herren von Hohenlohe-Brauneck benannte sich ab 1243 nach der gleichnamigen Burg bei Creglingen, eine in Resten erhaltene und heute privat als Landwirtschaftsbetrieb genutzte Spornburg nordwestlich von Niedersteinach. Als sie 1434 im Mannesstamme erlosch, fiel die Herrschaft an die Grafen von Schwarzburg, dann an Michael Burggraf v. Magdeburg Graf v. Hardegg und Retz (-24.3.1483), denn Margareta v. Hohenlohe-Brauneck-Brauneck (gest. 1429), war erst mit Heinrich XXI. Graf v. Schwarzburg-Wachsenburg und danach mit Johann II. Burggraf v. Magdeburg Graf v. Hardegg und Retz (- 8.6.1427) vermählt, dann kam die Herrschaft 1448 durch Verkauf an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach.

Hohenlohe-Hohenlohe
Die Linie der Herren von Hohenlohe-Hohenlohe begegnet uns je nach Ort auch unter den Namen Hohenlohe-Uffenheim oder Hohenlohe-Uffenheim-Entsee und Hohenlohe-Wernsberg sowie Hohenlohe-Möckmühl und Hohenlohe-Speckfeld (kurzlebige Unterlinien). Albrecht I von Hohenlohe-Hohenlohe hatte mit seiner ersten Frau einen Sohn Albrecht II, der zum Begründer der Linie Hohenlohe-Uffenheim wurde (s. u.). Mit seiner zweiten Frau, Udelhild v. Berg-Schelklingen, hatte er zwei Söhne, Friedrich v. Hohenlohe-Wernsberg (- 23.12.1290, Begründer der Linie Hohenlohe-Wernsberg, erloschen mit dessen Kindern) und Albrecht v. Hohenlohe-Möckmühl (-16.4.1338, Begründer der Linie zu Möckmühl, erloschen 1340 mit Albrecht von Hohenlohe-Möckmühl).

Hohenlohe-Weikersheim
Die Linie der Herren und Grafen von Hohenlohe-Weikersheim nennt sich nach einem der ältesten Sitze des Geschlechtes, dessen Namen es trug, ehe es den von Hohenlohe annahm. Stammlinie bis zum letzten Hohenloher zu Weikersheim:

Hier kommt es zu einer örtlichen Diskontinuität in der direkten Abstammungslinie, denn 1511-1515 kommt es zu einer großen Erbteilung unter den Söhnen des Georg I. Graf v. Hohenlohe-Waldenburg (17.1.1488 - 16.3.1551): Ludwig Kasimir begründete die Linie in Neuenstein (mit Döttingen, Forchtenberg, Hollenbach, Kirchensall, Langenlautingen, Michelbach, Zweiflingen, Niedernhall), Weikersheim, Mitherr in Oehringen, Künzelsau, 1558 in Langenburg, Kirchberg und Ingelfingen. Sein Bruder Eberhard wird zum Begründer der Linie Waldenburg (1558 in Waldenburg, Pfedelbach, Schillingsfürst und Bartenstein, Adolzfurt, Kupferzell, Mainhardt, Sindringen, Mitherr zu Ohringen, Erbauer des Schlosses Pfedelbach). Die Söhne von Ludwig Kasimir Graf v. Hohenlohe-Waldenburg-Neuenstein (12.1.1517 - 24.8.1568) setzen die Linie zu Weikersheim fort.

Als die Linie Weikersheim 1756 erlosch, kamen die Besitzungen an Hohenlohe-Neuenstein, 1805 an Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Kirchberg und 1861 an Hohenlohe-Langenburg alleine. 1810 fiel der Besitz an Württemberg.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Geschichte Stadtkirche Schrozberg:
http://www.evangelisch-in-hohenlohe.de/kirchen-bezirke/blaufelden/schrozberg/uber-die-schrozberger-stadtkirche/
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Hohenloher Genealogie:
http://www.gen.heinz-wember.de/hohenlohe/index.html
Schloß Weikersheim in Renaissance und Barock, Geschichte und Geschichten einer Residenz in Hohenlohe, Staatsanzeiger Verlag (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg, Mai 2006, ISBN 3-929981-58-0
Die Hohenlohischen Hausverträge und Erbteilungen, Fritz Ulshöfer, Neuenstein 1960
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 459

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