Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1357
Wiltz (Großherzogtum Luxembourg)

Dekanatskirche Niederwiltz - Marianne de Custine Gräfin von Wiltz

Gegenüber der auf der vorherigen Seite besprochenen Metallplatte im Nebenraum des Chores der Dekanatskirche Niederwiltz hängt eine zweite Platte rechts des Taufbeckens, zeitlich ähnlich einzuordnen und ebenfalls von herausragender Qualität und Feinheit, eine Arbeit, die in der Dunkelheit des Seitenraumes normalerweise kaum wahrgenommen wird. Beide Frauen, an die hier auf den einander gegenüber hängenden Platten erinnert wird, waren Schwestern. Im Gegensatz zur vorher besprochenen Françoise Antoinette erreichte diese Schwester namens Marianne jedoch das heiratsfähige Alter und ehelichte 1736 Antoine-Fr. de Lamberty. Deshalb sehen wir hier auch ein Ehewappen de Lamberty / de Custine-Wiltz.

Als Schildhalter (jeweils in Ausschnittsvergrößerung) sehen wir oben rechts und links des zusammengestellten Ehewappens zwei wilde Männer, um die Hüfte und eigentlich auch um die Stirn mit Laub bekränzt, jeweils eine schwarze Keule tragend (französisch: deux sauvages ceints et couronnés de feuilles de chêne, portant des massues de sable). Diese beiden Schildhalter gehören zum Wappen des Ehemannes aus der Familie de Lamberty.

Auf der optisch linken, heraldisch rechten Seite ist das Wappen des Ehemannes zu sehen, das Wappen de Lamberty (Lambertye): In Blau zwei goldene Sparren. Französischer Blason: D'azur à deux chevrons d'or. Das Wappen wird mit einer gräflichen Krone geführt. Die Familie stammt eigentlich aus dem Périgord und ist seit dem 17. Jh. auch in Lothringen anzutreffen, wo ihre Mitglieder wichtige Gefolgsleute der Herzöge von Lothringen waren, und eng mit luxemburgischen Familien verbunden. Die Familie trägt die Titel eines Grafen und eines Marquis.
Dargestellt ist das vermehrte Wappen Custine de Wiltz, geviert mit Herzschild. Feld 1 und 4: golden mit rotem Schildhaupt (Wiltz), Feld 2 und 3: schwarz mit silbernen Lilien besät (Lombut), Herzschild: in Silber ein schwarzer, beiderseits von einer ebensolchen Schrägleiste begleiteter Schrägbalken (Custine). Der Herzschild ist hier erheblich vereinfacht, die seitlichen Schrägleisten fehlen. Weitere Ausführungen insbesondere zur Entwicklung des Wappens siehe obige Seite zum Chorgitter.

Die Inschrift unter dem Ehewappen lautet: "CY GIST DAME MARIANE NÉE COMTESSE DE WILT(Z) MARQUISE DE LAMBERTYE DÉCÉDÉE AU CHÂTEAU DE WILT(Z) LE NEUVIÈME JOUR D'OCTOBRE MIL(LE) SEPT CENT TRENTE NEUF ÂGÉE DE DIX-HUIT ANS ET DIX MOIS". Verheiratet zwar, doch nur drei Jahre älter als ihre Schwester, denn sie starb schon mit fast 19 Jahren am 9.10.1739.

Wie die auf der vorherigen Seite besprochene Schwester ist Marianne de Custine et de Wiltz die Tochter von Charles-Ferdinand de Custine (gest. 21.11.1748) und Marie-Xavière d'Arnoult, die bei der Schwester vorgestellte und diskutierte Genealogie gilt hier analog.

Diese Verbindung zwischen den Familien de Custine und de Lambertye ist übrigens nicht die einzige, schon früher hatte Marguerite de Custine, einzige Erbin des Schlosses Cons-la-Grandville (département Meurthe-et-Moselle), Jean de Lambertye geheiratet, der Gouverneur von Longwy war.

Zurück zur Familie Custine: Wie oben bereits erläutert, fielen der Besitz und der Titel der Grafen von Wiltz an Mariannes Schwager Innocent-Marie de Vassinhac d'Imécourt, den Mariannes Schwester Marie Thérèse de Custine et de Wiltz am 23.3.1738 im Alter von nur 15 Jahren geheiratet hatte (sie wurde schon mit 29 Jahren Witwe). Innocent-Marie schlug eine militärische Laufbahn ein wie so viele seiner Vorfahren, und er wurde Colonel des Regimentes Périgord und Chevalier de Saint-Louis. Er wurde in der für die Franzosen verlustreichen Assiettaschlacht am 19.7.1747 im Verlauf des Österreichischen Erbfolgekriegs im Gebirge westlich von Turin tödlich verwundet, als der Versuch, die Piemontesen aus dem Krieg zu drängen, scheiterte. Innocent-Marie wurde nur 27 Jahre alt. Ihm folgten als Besitzer von Wiltz nach: Marie-Louis-Charles de Vassinhac, Vicomte d'Imécourt, Comte de Brandeville et de Louppy, vermählt mit Charlotte de Chauvelin, danach Charles-Gédéon de Vassinhac, Comte d'Imécourt, verheiratet mit Albertine de Sainte Aldegonde, dann Charles-Edmond-Marie Vassinhac, vermählt mit Marie des Moustiers-Mérinville, schließlich Charles-Marie-Maxime-Ferdinand de Vassinhac, Marquis d'Imécourt, vermählt 1875 mit Henriette-Gabrielle-Marie d'Audiffret-Pasquier, deren Sohn Jean-Henri-Edmond-Marie, Marquis d'Imécourt, geb. 1884, hatte zusammen mit seiner Frau Thérèse Goury du Roslan zwei Kinder, Gabrielle de Vassinhac d'Imécourt, geb. 1919, und Marie-Edmond de Vassinhac d'Imécourt, geb. 1921.

Literatur, Links und Quellen:
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dechant Martin Molitor vom 11.5.2010, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Siebmachers Wappenbücher
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Emmanuel de Boos, Dictionnaire du Blason, Editions du léopard d'or, Paris, 2001, ISBN 2-83377-170-1
La Famille seigneurale de Wiltz, 1.) notice historique et généalogique, S. 1-18, 2.) Archives du Château de Louppy, Inventaire fait en 1921, S. 19-46, 3.) Généalogie des seigneurs de Wiltz par l'abbé Jean Clees, S. 47-69, Publications de la Section Historique de L'Institut G.-D. de Luxembourg, Volume LXV, 1933.
Herrn Laurent Granier ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise und stete Durchsicht der frz. Blasons.

Dekanatskirche Niederwiltz, Epitaph für Katharina von Wiltz - Epitaph für Hartard von Wiltz - Epitaph für Anna von Manderscheid - Schlußsteine im Gewölbe - Gitter im Chor - Françoise Antoinette de Custine Gräfin v. Wiltz - Marianne de Custine Gräfin v. Wiltz

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