Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1363
Tuntange (Tuntingen, Großherzogtum Luxemburg)

Pfarrkirche von Tuntange:
Platte für Thomas Marchant d'Ansembourg

Eine Platte aus Metallguß erinnert an Baron Thomas Marchant d'Ansembourg, gest. 12.12.1728, verheiratet mit Anna Maria von Neuforge. Die Inschrift im unteren Bereich der Platte unterhalb der Wappendarstellung lautet: "HIC JACET PERILLUSTRIS AC GENEROSUS DOMINUS, DOMINUS THOMAS LIBER BARO DE MARCHANT ET D'ANSEMBOURG TOPARCHA IN SEPTEMFONTIBUS USELDINGEN ELLE KALER & C PERRIFODINARUM ANSEMBOURGENSIUM DOMINUS QUONDAM PRAE NOBILIS DOMINAE D(OMI)NAE ANNAE MARIAE DE NEUFORGE CONIUX QUI OBIIT 12 XBRIS 1728 R. I. P." Eigentümlich ist bei diesen Platten die Schreibweise des Monats - Xbris = 10bris = decem-bris. Bei flüchtigem Lesen kann man das für Oktober halten. Der Titel "Baron" wurde am 10.12.1728 von Charles VI an Thomas Marchant, Seigneur d'Ansembourg, vergeben, also nur zwei Tage vor seinem Ableben. Das Vorkommen mehrerer Gußplatten exzellenter Qualität für diese Familie hängt eng mit der prosperierenden Eisenhüttenindustrie im Tal von Ansembourg zusammen.

Das verbesserte freiherrliche Wappen der Marchant ist geviert:
  • Feld 1 und 4: in Silber ein eigentlich doppelschwänziger, hier einschwänziger, golden gekrönter, golden gezungter, schwarzer Löwe
  • Feld 2 und 3: in Silber eine dreieckige schwarze Egge

Helmzier: Der schwarze Löwe wachsend. Helmdecken schwarz-silbern. Schildhalter zwei goldene, hersehende Löwen, die jeder in ihren Vorderpranken eine Turnierlanze mit Banner tragen, das Tuch zeigt jeweils das freiherrliche Wappen der Marchant.

Darstellerisch gibt es hier einige Besonderheiten, die in der klassischen Heraldik eher verpönt sind, so ist der Löwe der Helmzier um 90 Grad gegenüber der Blickrichtung des Helmes gedreht, eine Verletzung heraldischer Regeln, die im Barock eben nicht mehr die Gültigkeit wie in früheren Jahrhunderten hatten. Ebenso finden wir zwar zwei Schilde, die von Mann und Frau, unter dem gemeinsam verwendeten Helm des Ehemannes zusammengestellt, doch dazwischen ist noch eine Rangkrone eingeschoben, obwohl es gutem Stil entspricht, entweder Rangkronen oder Helme mit Kleinoden zu verwenden. Bei den Bannern wäre anzumerken, daß man normalerweise bei einer Fahne an der Fahnenstange beginnt, Feld 1 einer gevierten Fahne ist immer oben an der Stange, egal, wie herum sie weht. Das mag dem zeitgenössischen Künstler wohl als Haarspalterei erschienen sein, denn hier ist es nach dieser Logik genau andersherum als im Wappen. Darüber mögen wir bei der handwerklich exzellent ausgeführten Arbeit des frühen 18. Jh. gnädig hinwegsehen.

Wappen der Freiherren de Neuforge de Neuerbourg, einer luxemburgische Familie, die noch im 17. Jh. de la Neuveforge hießen. Sie kamen aus Stavelot und gelangten nach Verkauf ihrer Herrschaft Pouxhons nach Luxemburg. Sie führen in Silber drei (2:1) blaue Rauten (Wecken). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre: Auf dem gekrönten Helme mit blau-silbernen Decken eine blaue Raute zwischen einem silbernen Adlerflug, jeder Flügel mit einer blauen Raute belegt.

Epitaph für Thomas Marchant d'Ansembourg und Anna Maria de Neuforge

Ein prächtiges barockes Epitaph aus Stein, ein signiertes Werk des Bildhauers Renier Panhay de Rendeux, erinnert an die Eheleute Baron Thomas Marchant d'Ansembourg, gest. 12.12.1728, und Anna Maria von Neuforge, gest. 23.2.1734. Die weitläufige, teilweise durch die Figur verdeckte Inschrift unterhalb der Wappendarstellung lautet: "D(EUS) O(PTIMUS) M(AXIMUS) SOUS CES JEROGLYPHES SURNATURELS ET DIVINS REPOSENT LES COPRS DES ILLUSTRES PERSONNES MESSIRE THOMAS BARON DE MARCHANT ET D'ANSEMBOURG; SEIGNEUR D'ANSEMBOURG, SEPTFONTAINES, ELL, USELDANGE, KALER, OLM & DECEDE LE 12 DECEMBRE 1728 ET MADAME ANNE MARIE BARONNE DE MARCHANT ET D'ANSEMBOURG, NEE DE NEUFORGE, QU'UNE MORT PRECIPITEE, MAIS NON PAS IMPREVUE ENLEVA LE 23 FEVRIER 1734 LES SACREZ NOEUDS D'UN SAINT MARIAGE AUSSI BIEN QUE LES PLUS NOBLES VERTUS DE LA RELIGION AVOIENT UNIS CES AIMABLES PERSONNES D'ESPRIT, DE COEUR ET DE VOLONTE: UNE FOY VIVE ET AGISSANT CAPTIVOIT LEUR ESPRITS SOUS LE JOUG DE LA LOI. UNE CHARME ARDENTE ET AMOUREUSE ENVERS DIEU, BIEN FAISANTE ET LIBERALE EN(VER)S LE PROCHAIN EMBRAZOIT LEUR COEURS DES FLAMMES ...... PURES, UNE ESPERANCE SOLIDE ET CONSTANTE SOUV(ENT V)OLONTEZ DANS LA PRATTIQUE DES PLUS HEROIQUES ......EURS QUE CES BELLES AMES JOUISSENT AU PLUST(O)T .....LES ONT CRU SI FERMEMENT QU'ELLES ONT .....ARD(A)MMENT, ET QU'ELLES ONT ESPERE SI CONSTAMMENT."

Das aus weißem Marmor gehauene Wappen zeigt heraldisch rechts das freiherrliche Wappen der Marchant d'Ansembourg, links das der Neuforge, Beschreibung siehe oben. Die zwei Löwen aus dem Wappen der Marchant flankieren die unter einer Krone zusammengestellten, nach barocker Art ovalen Schilde als Schildhalter.

Literatur, Links und Quellen:
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer Joel Santer vom 6.6.2010, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Luxemburg
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

Pfarrkirche, Anna Catharina Marchant d'Ansembourg geb. v. Velbrück - Pfarrkirche, Maria Anna Marchant d'Ansembourg und Glasfenster - Schloß Neu-Ansembourg (1) - Schloß Neu-Ansembourg (2)

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