Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1365
Tuntange (Tuntingen, Großherzogtum Luxemburg)

Pfarrkirche von Tuntange:
Platte für Maria Anna Marchant d'Ansembourg

Eine eher einfach gearbeitete Platte aus Metallguß erinnert an die als Kind gestorbene Maria Anna Marchant d'Ansembourg, Tochter von Thomas Marchant d'Ansembourg und Anna Maria von Neuforge, geb. 7.5.1709, gest. 24.12.1719. Hier begegnet uns wieder die Form eines Rautenschildes als typische Schildform für Damen, besonders bei isolierter Darstellung, nicht in Form eines Ehewappens. Die Inschrift im unteren Bereich der Platte unterhalb der Wappendarstellung lautet: "HIC JACET PRAENOBILIS DOMICELLA MARIA ANNA MARCHANT NATA 7 MAII 1709 EX CONJUGIO PRAENOBILIS DOMINI THOMAE MARCHANT & ANNAE MARIAE DE LA NEUVEFORGE QUAE OBIIT DUM FERME ATTICISSET UNDECIMUM ANNUM 24.10bris 1719 R. I. P."

Das verbesserte freiherrliche Wappen der Marchant ist geviert:
  • Feld 1 und 4: in Silber ein doppelschwänziger, golden gekrönter, golden gezungter, schwarzer Löwe
  • Feld 2 und 3: in Silber eine dreieckige schwarze Egge

Eine Helmzier fehlt bei dieser Darstellung. An der Spitze des Rautenschildes ist nur ein Schnurknoten zu sehen. Ein dreieckig gezogener Wappenmantel umgibt den Schild. Schildhalter wie bei den anderen Platten gibt es hier nicht. Leerräume werden mit vegetabilen Elementen gefüllt.

Thomas Baptist de Marchant Freiherr zu Ansembourg, geb. 4.7.1660, gest. 12.12.1728, hatte in erster Ehe Marie Louise Hermee Madame de Dionleval (gest. 12.10.1693) geheiratet. Mit ihr hatte er die Kinder Marie Charlotte Marchant, Anne Marchant, Wilhelm Franz Marchant (gest. 27.10.1723), Servais Marchant und Servais Pierre Marchant (gest. 16.6.1703), wovon die meisten ganz jung verstarben. In zweiter Ehe heiratete Thomas Baptist de Marchant Freiherr zu Ansembourg am 27.7.1704 in Luxemburg dann Anne Marie de la Neuveforge (20.4.1668 - 24.2.1734), aus dieser Ehe entstammt die hier beschriebene kleine Maria Anne Marchant, ihr Bruder war der Stammhalter Lambert Joseph Graf de Marchant d'Ansembourg (24.10.1706 - 23.5.1768).

Wappenfenster

Graf Lambert Joseph de Marchant d'Ansembourg heiratete in erster Ehe am 3.8.1734 in Düsseldorf Anna Catharina von Velbrück (25.8.1714 - 12.5.1760). Mit ihr hatte er die Kinder Claude Romain Joseph Maximilian Francois de Paule v. Marchant u. Ansembourg (14.5.1745 - 10.2.1798), Maria Agnes v. Marchant u. Ansembourg und Franziska Bertranda Charlotte v. Marchant und Ansembourg (- 1817) Nach dem Tod von Anna Catharina von Velbrück heiratete Graf Lambert in zweiter Ehe Marie Anne v. Harff zu Dreiborn.

Claude Romain Joseph Maximilian Francois de Paule v. Marchant u. Ansembourg heiratete am 16.5.1779 Marie Anne Victoire de Hayme de Bomal (21.4.1751 - 1.3.1806), die Nachfolge als Graf trat der Sohn Jean Baptist Ferdinand Joseph Graf v. Marchant u. Ansembourg (5.2.1782 - 14.5.1854), gefolgt von dessen Sohn Guillaume Louis Eugene Marie Graf v. Marchant u. Ansembourg (6.9.1809 - 10.2.1882), der Juliette Alexandrine Philippine de Bagenrieux de Lanquesaint (20.3.1825 - 12.10.1859) heiratete.

Letztere hatten zum Sohn den erstgeborenen, aber kinderlosen Gaston Johann Baptist Franz Maria Graf v. Marchant u. Ansembourg (geb. 13.8.1848), sowie Amaury Jules Victor Marie Graf v. Marchant u. Ansembourg (16.8.1849 - 8.4.1926), welcher am 18.1.1882 in Schaerbeck Augusta Marie Cornelie Baronesse d'Anethan (5.7.1863 - 17.3.1951) ehelichte. Ihrer beider Wappen ist im Glasfenster der Kirche abgebildet.

Die Kinder des Paares waren: Rene Julius Maria Graf v. Marchant u. Ansembourg (13.1.1883 - 11.10.1953), Juliette Maria Bertha Gräfin v. Marchant u. Ansembourg (10.7.1884 - 15.8.1971), Helene Laura Marie Gräfin v. Marchant u. Ansembourg (10.9.1885 - 10.12.1941), Gabrielle Victoria Clotilde Marie Gräfin v. Marchant u. Ansembourg (11.7.1887 - 9.1.1979), Gaston Jean Paul Maria Graf v. Marchant u. Ansembourg (14.8.1891 - 9.11.1957) und Raymond Anne Victor Joseph Jean Baptiste Graf v. Marchant u. Ansembourg (9.6.1897 - 14.7.1959).

Der vorletzte Graf Gaston heiratete am 4.1.1934 in Brüssel Marguerite Baronesse Brugman de Walzin (3.11.1905 - 9.8.1992). Sein Sohn ist Gaston Marie Amaury Nicolas Graf v. Marchant u. Ansembourg (geb. 19.8.1938).

Das verbesserte freiherrliche Wappen der Marchant ist geviert: Feld 1 und 4: in Silber ein doppelschwänziger, golden gekrönter, golden gezungter, schwarzer Löwe (im Loutsch und im Siebmacher Lux als normaler Löwe beschrieben), Feld 2 und 3: in Silber eine dreieckige schwarze Egge. Helmzier: Der doppelschwänzige schwarze Löwe aufspringend. Helmdecken schwarz-silbern.

Schildhalter, hier rechts und links der Wappenkombination, zwei goldene, hersehende Löwen. Jeder der beiden Löwen hält ein Banner, das heraldisch rechts zeigt in Gold einen roten Löwen, das heraldisch links zeigt ein rotes Feld unter einem silbernen, schwarz gegitterten Schildhaupt. Beides sind Elemente aus dem gräflichen Wappen der Marchant, letzteres steht für Koerich. Es ist eine Methode, um trotz Darstellung des einfachen, nur vierfeldrigen Wappenschildes doch noch mehr Elemente unterzubringen, die dem Grafen eigentlich zustanden. Das Schwarz ist hier im Glas überall so hell, daß es wie Silber wirkt.

Das Wappen der d'Anethan ist geteilt: oben in Gold ein schreitender roter Löwe, wobei auch ein sitzender Löwe in den Darstellungen möglich ist, unten in Gold drei blaue Pfähle, wobei es viele Varianten gibt, in Blau drei goldene Pfähle, in Blau drei silberne Pfähle, in Blau vier goldene Pfähle. Helmzier: ein sitzender roter Löwe zwischen zwei Büffelhörnern, hier silbern, im Loutsch und Siebmacher als schwarz beschrieben. Helmdecken rot-golden. Erhebung in den Ritterstand am 27.8.1630 für Jean Anethan durch Kaiser Ferdinand II. Titel eines Barons für François-Henri-Joseph d'Anethan, seigneur de Densborn, am 1.12.1787 durch Kaiser Joseph II. Der Familie wurde die Vicomte-Krone zugestanden.

Bei beiden Wappen entsprechen die Darstellungen nicht mehr guten Proportionserwartungen, die Helmzier ist vergleichsweise winzig, und die wider gute heraldische Praxis zwischen Schild und Helm jeweils eingeschobenen Rangkronen verschieben das Gefüge derart, daß die Helmdecken gar nicht mehr an den Schild heranreichen und das Oberwappen quasi vom Schild abgekoppelt ist.

Literatur, Links und Quellen:
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer Joel Santer vom 6.6.2010, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Luxemburg
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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