Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1585
Junglinster (Großherzogtum Luxemburg)

Pfarrkirche St. Martin in Junglinster:
Totenschilde

An der westlichen Rückwand der Kirche befinden sich drei rautenförmige Obiit-Schilde, die alle in Verbindung mit den letzten in Linster herrschenden Vertretern der Familie Metzenhausen stehen.

Die erste Tafel trägt die Inschrift "OBIIT 6TA FEBRUARII ANNO 1781": Maria Eva von Metzenhausen war die Erbtochter von Linster. Sie hatte Peter Georg von Zitzewitz geheiratet, der 1759 Linster als Lehen bekam. Um das Wappen herum befinden sich verschlungene und verknotete Schnüre, sog. Liebesseile, die bisweilen auf Frauenwappen und Ehewappen auftreten.

Die Wappenkombination zeigt heraldisch rechts das Wappen der von Zitzewitz, in von Silber und Schwarz gespaltenem Feld ein eigentlich golden bewehrter Doppeladler in verwechselten Farben, rechts das Wappen der von Metzenhausen. Das Geschlecht der von Zitzewitz stammt aus Hinterpommern. Sie sind eines Wappens und Stammes mit den v. Mitzlaff. Sie gehören zum Stamm Kutzeke (Kozich, Kotzig, Kutzig oder auch Kutzke), und sie nannten sich seit Martinus Kozich nach ihrem Rittersitz Zitzewitz, so ist er 1345 bereits als Martinus de Sitsovits urkundlich aufgetreten. Seit 1909 hat das Geschlecht den preußischen Grafenstand, welcher an zwei Bedingungen geknüpft ist: 1.) Primogenitur, 2.) Besitz von Zitzewitz-Gatz-Nitzlin. Erster Begünstigter des Grafenstandes war Wilhelm von Zitzewitz. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein Busch von sieben abwechselnd schwarzen und silbernen Straußenfedern (Siebmacher Band: BraA Seite: 110 Tafel: 67, Band: Pr Seite: 470 Tafel: 509). Im gräflichen Wappen von 1909 treten zwei Schildhalter auf, rechts ein schwarzer, links ein silberner Adler, beide golden bewehrt und widersehend. Das liegt hier noch in weiter Ferne, als Schildhalter kommen zwei doppelschwänzige, widersehende, goldene Löwen zum Einsatz.

Die zweite Tafel trägt die Inschrift "OBIIT 19 Augusti ANNO 1749". Weder ein Vorname noch ein Hinweis auf die Ehefrau wird gegeben, so daß man hier nur anhand des Familienstammbaumes über das Todesdatum den genauen Namen herausfinden kann (Hinweise willkommen).

Unter einer neunperligen Rangkrone und flankiert von zwei doppelschwänzigen, widersehenden, goldenen Löwen als Schildhaltern ist hier allein das Wappen der v. Metzenhausen wiedergegeben, in Schwarz ein silberner Doppelhaken (Wolfsangel). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein schwarzer Gupf, mit drei silbernen Doppelhaken belegt, oben mit einem Hahnenfederbusch zwischen mehreren goldenen Ähren besteckt, Helmdecken schwarz-silbern (Gruber, Loutsch).

Die dritte Tafel trägt eine Inschrift, die offensichtlich einmal übermalt wurde unter Veränderung des Datums, aus dem 19. wurde der 16., und aus 1749 wurde 1748. Im Zentrum ist das prächtigste Wappen der drei Schilde, ein Allianzwappen aus zwei unter einer reichverzierten, neunperligen Rangkrone zusammengestellten Ovalkartuschen, als Schildhalter zwei doppelschwänzige, widersehende, goldene Löwen wie in den beiden anderen Tafeln auch. Um das Wappen herum befinden sich verschlungene und verknotete Schnüre, sog. Liebesseile, die bisweilen auf Frauenwappen und Ehewappen auftreten. Zwischen den beiden Ovalkartuschen erkennt man weitere Spuren der Alternativbemalung wie die Bügel eines Helmes, die in das Metzenhausen-Feld hineinreichen und den Rahmen kreuzen.

Heraldisch rechts ist das überall auftretende Metzenhausen-Wappen, heraldisch links das Wappen der Zand, Zant oder Zandt von Merl, in Rot drei (2:1) silberne, golden gekrönte Löwen. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein sitzender, gekrönter, silberner Löwe. Das Wappen der Zandt von Merl wird beschrieben im Gruber, bei Zobel, bei Wolfert, im Siebmacher Band: Pr Seite: 71 Tafel: 93, Band: Sa Seite: 53 Tafel: 62 und im Loutsch. Am häufigsten wird als Helmzier nur der sitzende Löwe angegeben. Bei Gruber und in Lissingen ist als Variante zu finden der Löwe vor einem schwarzen Hahnenfederbusch. Es gibt drei Varianten des Kleinods im Loutsch: nur der sitzende Löwe, der sitzende Löwe mit aus der Krone herorkommenden Pfauenfedern, sitzender Löwe vor grünem Ölzweig. Nach Loutsch sind die Löwen blau gezungt und bewehrt. Die rheinisch-moselländische Familie besaß seit dem 16. Jh. auch einen Teil der Seigneurie de Bourscheid in Luxemburg. Diese Wappenkombination paßt zu Johann Philipp von Metzenhausen, Sohn von Philipp Christoph von Metzenhausen, Enkel von Peter Ernst von Metzenhausen und Margarethe von der Horst, Urenkel von Bernhard von Metzenhausen und Regina Elisabeth von Hagen zur Motten, gest. 1749, verheiratet mit Maria Margareta Zandt von Merl, Tochter von Johann Heinrich Zandt von Merl und Franziska von Steinkallenfels, gest. 16.11.1758. Die beiden hatten zwei Söhne und drei Töchter, darunter Maria Magdalena Elisabeth von Metzenhausen, und mit ihrer beider Nachkommen starb das Geschlecht der von Metzenhausen aus. Diese Wappenkombination begegnet uns noch einmal im barocken Saal in der Burg Burglinster als Stuckwappen auf dem Plafond im ersten Obergeschoß, wobei die beiden Komponenten für die beiden Ehepartner in einem gevierten Schild zusammengestellt sind.

Literatur, Links und Quellen:
Richard M. Staud, Joseph Reuter, Die kirchlichen Kunstdenkmäler der Dekanate Betzdorf und Grevenmacher, Luxemburg, Sonderdruck 1937, Verlag Ons Hemecht 1935/1936
Genealogie v. Metzenhausen: Sammlung Gotthard Strasser, Trierer Stadtarchiv

Veröffentlichung der Bilder aus dem Innenraum der Pfarrkirche von Junglinster mit freundlicher Genehmigung von Herrn Francis Erasmy, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974, Publications Nationales Du Ministère des Arts et des Sciences, Imprimerie Saint-Paul, Société Anonyme, Luxembourg
Zitzewitz-Wappen: http://www.rambow.de/images/Zitzewitz-Wappen.jpg
Zitzewitz: Genealogisches Handbuch des Adles, Starke Verlag, Band XVI, 2005, Band 137 der Gesamtreihe, S. 558-559
Zitzewitz: Otto Hupp, Münchener Kalender 1931, Buch u. Kunstdruckerei AG, München und Regensburg 1931.
Siebmachers Wappenwerk

Pfarrkirche St. Martin, Bernhard III. von Orley - Juliana von Bulich - Klemens von Orley - Heinrich von Metzenhausen - Elisabeth von Elter - Kreuzaltar - Franziska von Bolant - Anna von Malberg - barocke Epitaphien

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