Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2887
Würzburg (Unterfranken)

Der letzte Rest der Trainkaserne

Die Trainkaserne stand früher in der Dreikronenstraße in der Zellerau, etwa auf der Höhe des Alten Kranen auf der anderen Mainseite gegenüber. Ganz in der Nähe befindet sich das Mercure Hotel am Mainufer, direkt nördlich von diesem sind die letzten Überreste der Trainkaserne an der Einfahrt zur LGA Landesgewerbeanstalt Bayern, Prüfamt für Standsicherheit (Dreikronenstraße 31) zu finden, in einer winzigen Grünfläche. Früher befand sich hier ein großer Kasernen-Komplex, der bis zum Schottenkloster reichte. Die parallel zur Dreikronenstraße verlaufende Alte Kasernstraße erinnert noch daran. Die Alte Kaserne wurde unter der Regierung von Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths erbaut; der Baumeister war Antonio Petrini (1631-1701). Hier waren die fürstbischöflichen Soldaten stationiert. Damals war es die einzige große Kaserne der Würzburger Armee. Eine zweite Kaserne wurde 1722-1724 von Balthasar Neumann unter Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn erbaut, die Alte Infanteriekaserne oder Alte Mainkaserne am heutigen Willy-Brandt-Kai auf der anderen Main-Seite.

Nach der Säkularisation des Fürstbistums wurde das komplette Schottenkloster Teil der Alten Kaserne, in der zunächst königlich-bayerische Artillerie stationiert wurde. Die Schottenkirche war Garnisonskirche. Den Namen Trainkaserne hatte das lange Gebäude aber von dem in Würzburg stationierten königlich-bayerischen 2. Train-Bataillon der königlich-bayerischen Armee. Train bedeutet, daß das nicht die Front-Truppen waren, sondern eine Logistik-Einheit, die den Nachschub an Munition, Ausrüstung und Verpflegung an die kämpfenden Einheiten heran brachte. Diese 2. Train-Abteilung wurde am 1.4.1872 gegründet und bestand bis 1919. Nach der Entmilitarisierung des Geländes wurden die Gebäude als Geschäfts- und Lagerräume sowie für Mietwohnungen genutzt. Bei dem verheerenden Luftangriff auf Würzburg am 16.3.1945 wurde der langgestreckte Längsbau komplett zerstört; 1950 wurden die Reste abgerissen. Der östliche Querbau der Trainkaserne, immerhin das älteste Kasernengebäude Deutschlands, hat den Krieg unversehrt überlebt, wurde aber 1986 wider alle denkmalpflegerischen Bedenken abgerissen, so daß auch der letzte Bau der Trainkaserne mittlerweile verschwunden ist. Überlebt hat von der Alten Kaserne nur das Fürstenbaugebäude nahe dem Schottenkloster, das heute vom Berufsbildungswerk genutzt wird. Das ist der Trakt, den man sieht, wenn man durch die LGA-Einfahrt über den Parkplatz in Richtung Schottenkirche schaut.

 

Das aus den Trümmern geborgene Wappen der Trainkaserne, das erst noch an einer Hauswand der Wiederaufbauzeit eingemauert war, steht jetzt links von der Einfahrt zur LGA unter einem Baum in einem Fleckchen Grün. Das ist alles, was von der Train-Kaserne übriggeblieben ist, nachdem 1989 die letzten Reste abgeräumt wurden und Neubauten Platz machen mußten. Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (13.2.1652-3.8.1719, amtierte 1699-1719) ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: erneut geviert: Feld a und d: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen der von Greiffenclau-Vollraths, Feld b und c: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Herrschaft Ippelbrunn (Eppelborn), Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, schräglinksgestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Auf dem Schild ruht der Fürsten- bzw. Herzogshut, hinter der ovalen Kartusche sind das gestürzte Schwert und der Krummstab schräggekreuzt. Die von Blattornamenten umspielte barocke Kartusche wird unten von einem Muschelornament als Kontrapunkt zum Fürstenhut begleitet.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.796531,9.9229828,20z - https://www.google.de/maps/@49.796531,9.9229828,84m/data=!3m1!1e3
Train-Abteilung im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/K%C3%B6niglich-Bayerische_2._Train-Abteilung
Alte Kaserne im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Alte_Kaserne
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe, hrsg. vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein, Würzburg, 1974, 192 S.
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Philipp_von_Greiffenclau_zu_Vollraths
Familie von Greiffenclau in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Greiffenclau
Johannes Kreuzenbeck: Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 31, Bautz, Nordhausen 2010, ISBN 978-3-88309-544-8, Sp. 537-538
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths im Würzburg-Wiki:
http://wuerzburgwiki.de/wiki/Johann_Philipp_von_Greiffenclau
Winfried Romberg (Bearb.): Die Würzburger Bischöfe von 1684 bis 1746, Germania Sacra. Dritte Folge Nr. 8, die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, das Bistum Würzburg 8, De Gruyter, Berlin/Boston 2014,
https://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A8C-9 - https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A8C-9/3.F._8_Romberg_Bischoefe.pdf?sequence=1&isAllowed=y

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