Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 100
Bamberg: Bürgerstadt und Bischofsstadt

Schloß Geyerswörth

Schloß Geyerswörh liegt auf einer Regnitzinsel. Der Fluß Regnitz bildet mehrere Arme, die durch Bamberg fließen. Ganz groß umfließen linker Regnitzarm und rechter Regnitzarm die bürgerliche Inselstadt. Der linke Regnitzarm teilt sich kurz vor dem Alten Rathaus noch einmal auf. Das berühmte Rathaus auf der Brücke bildet eine kleine Insel für sich, und parallel dazu beginnt der oberste Teil der größeren Insel, die bis zum Hollergraben reicht. An der Stelle, wo sich diese Insel verbreitert, steht das Schloß, das also im Westen vom linken Regnitzarm, im Norden aber vom Ludwig-Donau-Main-Kanal umspült wird. Man erreicht es am besten über den Geyerswörthsteig.

Zustand 2018

Im Kern ist das Schloß Geyerswörth eine mittelalterliche Burg, von der Familie Geyer aus Nürnberg erbaut, die sich im 14. Jh. in Bamberg niederließ, daher auch der Name. Einst lag das Schloß auf einer Insel (Wörth) und war nur über eine Brücke erreichbar. Im Jahr 1580 fiel das Schloß an das Hochstift Bamberg. Bis 1587 wurde das Schloß von Erasmus Braun zur bischöflichen Residenz umgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch das Wappen über dem Eingang. Später wurde seine Funktion von der Neuen Residenz auf dem Domberg übernommen. 1743 erfolgte eine Instandsetzung des zwischenzeitlich etwas verfallenen Baus im barocken Stil durch J. J. M. Küchel. Seit 1904 wird der Bau als städtisches Ämterhaus genutzt.

Zustand 2009

Der Bauherr zur Zeit der Fertigstellung war der Bamberger Fürstbischof Ernst von Mengersdorf (1583-1591). Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, hier beidesmal seitenverkehrt (gewendet), Feld 2 und 3: silbern-rot-blau halbgespalten und im Zahnschnitt mit 5 Spitzen geteilt, mit drei (2:1) Rosen belegt in blau, silbern und rot, Stammwappen der von Mengersdorf. Hier haben wir in Feld 3 seines Stammwappens einen bewußten Verstoß gegen die Farbregel, der aber insgesamt weniger schwer wiegt als eine Durchbrechung des Rhythmus aus den Farben blau-rot-silbern.

Zustand 2018

Dazu gehören folgende Helmzieren: Helm 1: Ein rundes oder auch achteckiges, goldenes, ringsum pfauenfederbestecktes Schirmbrett, auf dem sich der schwarze Löwe mit der silbernen Schrägrechtsleiste vom Schildbild wiederholt, Helmdecken schwarz-golden, Hochstift Bamberg, Helm 2: zu rot-silbernen Helmdecken ein Flug, insgesamt belegt mit der Figur von Feld 2, wobei die dritte Rose zwischen die beiden Flügel gestellt ist. Also ist der Flug jeweils im Zahnschnitt geteilt, rechts silbern-blau, links rot-blau, rechts oben mit einer blauen Rose, links oben mit einer silbernen Rose belegt, eine rote Rose zwischen beiden Flügeln. Das ist das Stammkleinod der von Mengersdorf.

Die Ausrichtung des Bamberger Löwen ist grundsätzlich rechtsgerichtet. Bei aus zwei Wappenschilden zusammengestellten Kombinationen kann der Löwe im optisch linken Schild aus Courtoisie gewendet werden. In kombinierten Wappen, hauptsächlich gevierten Bischofswappen, begegnen uns mehrere Möglichkeiten. Zum einen kann das identische Schildbild unverändert in die beiden schräg gegenüberliegenden Felder einbeschrieben werden, beidesmal mit rechtsgerichtetem Löwen und Schrägrechtsleiste. Aus heraldischer Courtoisie kann aber auch der Löwe in Feld 1 gewendet werden, dann wendet natürlich die Schrägrechtsleiste mit, so daß im Ergebnis die beiden Löwen in Feld 1 und 4 beide nach innen gerichtet sind und die beiden Schrägleisten gegenläufig sind. Dieses Wenden ist bezüglich Feld 1 in gevierten Wappen eine korrekte Gestaltungsvariante, Feld 4 dagegen ist invariant. Doch keine Regel ohne Ausnahme, es finden sich nämlich wie hier auch historische Beispiele, wo beide Löwen gewendet sind.

Abb.: Schloß Geyerswörth von der Rathausbrücke aus gesehen (2006)

Die Familie von Mengersdorf gehört zum alten fränkischen Adel und erlosch ca. um 1630. Sie ist eigentlich ziemlich unbedeutend, in der Reichsritterschaft finden sich kaum Belege für hervorhebenswerte Ereignisse in Zusammenhang mit der Familie. Überhaupt gibt es erst ab dem 16. Jh. konkrete Angaben. Das Stammgut Mengersdorf wurde von der Familie von Aufseß übernommen. Eine kurze Präsenz in der Geschichte hatte die Familie durch mehrere Domherren in Bamberg und Würzburg und diesen einen Bamberger Bischof zur Zeit der Gegenreformation. Der Letzte seines Stammes war Johann Ernst von Mengersdorf, Bamberger und Würzburger Domkapitular.

Der Bischof von Mengersdorf war für seinen Würzburger Kollegen Julius Echter von Mespelbrunn, der die Wahl begünstigte und ihn auch zum Bischof weihte, Garant für eine starke Hand der Gegenreformation im benachbarten Bistum. Entsprechend setzte Mengersdorf auch die Beschlüsse des Tridentinums durch, führte den Gregorianischen Kalender ein, gestaltete die Festtags- und Fastenordnungen neu und errichtete ein Priesterseminar. Weiterhin baute er die Festungen Forchheim und Kronach aus und stabilisierte insgesamt sein Bistum in schwierigen Zeiten.

Zustand 2009

Schloß Geyerswörth ist eine unregelmäßige, mehrflügelige Anlage, die sich um einen Innenhof gruppiert. Der Nordwestflügel, der Südwestflügel und der Nordostflügel geben ein Trapez vor; der Südostflügel besteht jedoch aus zwei Teilstücken mit dem Turm in der Mitte zwischen beiden, und die Teilstücke stoßen am Turm in stumpfem Winkel aneinander, so daß der Hof unregelmäßig fünfeckig ist. Am Turm ist zum Innenhof hin ein polygonaler Treppenturm angebaut, und an diesen stößt noch ein Kellerhals. Der Nordostflügel ist weiter in gleicher Flucht nach Osten verlängert und reicht bis zum Brückensteig und Hexenmahnmal. In spitzem Winkel stößt dort ein langgezogener Südflügel an, einen nach Westen zur Geyerswörthstraße offenen Hof bildend, der als Parkplatz genutzt wird..

Zustand 2018

Im Innenhof finden wir ein weiteres, aber rund ein Jahrhundert jüngeres Wappen, nämlich an einer späteren Zutat, dem barocken Wandbrunnen linkerhand des Turmes und rechterhand der östlichen Tordurchfahrt. Zwischen den beiden Fenstern des Erdgeschosses quillt das Wasser aus einem Rohr, das in die maskenverzierte Konsole eingelassen ist, welche den Wappenstein des Bamberger Fürstbischofs Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (regierte 1683-1693) trägt.

Zustand 2018

Das Wappen ist ein zusammengestelltes Wappen mit zwei nebeneinander gestellten und einander zugeneigten, separaten Wappenschilden für die Amts- und Familienkomponente, rechts in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg (gewendet), links in Silber ein roter Balken, oben und unten begleitet von einem blauen Löwen, rotgezungt, Stammwappen der Schenk von Stauffenberg.

 

Zustand 2018

Ein frontal den Betrachter anblickender Löwe dient als Schildhalter, der hier seine Pranken in grotesker O-Bein-Stellung rechts und links der sehr groß dimensionierten Kaiserkrone Bambergs vorbei führt, um die Oberkanten der Schildkartuschen greifen zu können. Schrägrechts ist hinter dem Bamberger Schild das Vortragekreuz zu sehen, schräglinks hinter dem Stauffenberg-Schild der Krummstab.

Zustand 2018

Ähnlich zusammengestellte separate Schilde dieses Fürstbischofs können wir in Kronach an der Festung Rosenberg an der Bastion St. Philipp im Osten sehen. Dieser Fürstbischof verwendet alternativ zusammengeschobene, d. h. in gespaltenem Schild vereinigte (z. B. Bamberg, St. Martin) oder auch gevierte Wappen (z. B. Burgkunstadt, Rathaus).

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Bamberger Fürstbischöfe:
Georg II. Marschall von Ebnet (1503-1505)
Georg III. Erbschenk von Limburg (1505-1522)
Weigand von Redwitz (1522-1556)
Georg IV. von Rügheim (1556-1561)
Veit II. von Würtzburg (1561-1577)
Johann Georg I. Zobel von Giebelstadt (1577-1580)
Martin von Eyb (1580-1583)
Ernst von Mengersdorf (1583-1591)
Neidhardt von Thüngen (1591-1598)
Johann Philipp von Gebsattel (1599-1609)
Johann Gottfried I. von Aschhausen (1609-1622)
Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623-1633)
Franz von Hatzfeld (1633-1642)
Melchior Otto Voit von Salzburg (1642-1653)
Philipp Valentin Voit von Rieneck (1653-1672)
Peter Philipp von Dernbach (1672-1683)
Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683-1693)
Lothar Franz von Schönborn (1693-1729)
Friedrich Carl von Schönborn (1729-1746)
Johann Philipp Anton Freiherr von Franckenstein (1746-1753)
Franz Konrad Graf von Stadion und Thannhausen (1753-1757)
Adam Friedrich von Seinsheim (1757-1779)
Franz Ludwig von Erthal (1779-1795)

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung bei Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.891064,10.8879578,18.75z - https://www.google.de/maps/@49.8911717,10.8879342,81m/data=!3m1!1e3
Eugen Schöler, Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch. Siebmachers Wappenbuch.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Schloß Geyerswörth:
https://gobamberg.de/sehenswuerdigkeiten/schloss-geyerswoerth/
Schloß Geyerswörth:
https://de.wikipedia.org/wiki/Residenzschloss_Geyersw%C3%B6rth
Schloß Geyerswörth und seine Gärten:
https://www.villageyerswoerth.de/hotel-bamberg-geschichte/
Schloß Geyerswörth:
https://www.bambodo.de/schloss-geyerswoerth-bamberg.html
Schloß Geyerswörth:
https://bamberg.bayern-online.de/die-stadt/sehenswuerdigkeiten/historische-bauwerke-und-plaetze/schloss-geyerswoerth/

Bamberg (Franken): Neues Rathaus - Neue Residenz - Aufseßstraße - Hauptwachstraße 1 - "Alte Münze" Judenstraße 12 - Kapitelhaus / Diözesanmuseum - Altes Rathaus - Domberg, R. A. von Eyb - Ehehaltenhaus - Curia Sancti Sebastiani - Schloß Geyerswörth - St. Jakob - Alte Hofhaltung, Teil 1 - Alte Hofhaltung, Teil 2 - Alte Hofhaltung, Teil 3 - Alte Hofhaltung, Teil 4 - Alte Hofhaltung, Teil 5 - Alte Hofhaltung, Teil 6 - Haus zum Saal - Aufsessianum - Bibra-Haus - Pfarrkirche St. Martin: Fassade - ehemaliger Aufseß-Hof, jetzt Barock-Hotel - Curia Sancti Lamperti - Curia Sanctae Elisabethae - Curia Stm. Johannis et Pauli - Madlershof - Truchsessenhof (Truchseßhöflein) - Jakobsplatz 7

Die Wappen der Fürstbischöfe von Bamberg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Bamberger Löwe

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