Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 431
Bad Homburg vor der Höhe - Hessische Residenz

Das Schloß in Bad Homburg vor der Höhe
Hirschgangflügel, Oberes Tor, Tordurchgang zum unteren Schloßhof, Südwestseite

Das Obere Tor
Oberes Tor im Hirschgangflügel: In der ansonsten eher ruhigen und nüchternen Fassade ein Tor, das einen wahrhaft barocken Gedanken in plastische Formen umsetzt: Aus einer ovalen Nische sprengt auf seinem Pferd in voller Rüstung der Landgraf Friedrich II von Hessen-Homburg direkt frontal auf den Betrachter zu, in voller Bewegung, die Füße seitlich in die Steigbügel gestemmt, mit wallender Lockenpracht. Unter ihm liegen am Boden zwei nackte und gefesselte Gefangene.

Die Flächen sind mit Kriegsemblemen gefüllt, passend zur militärisch ausgerichteten Landgrafenfamilie. Über den Säulen rechts und links befinden sich die Figuren des Mars und der Minerva. Das Portal ist eine Arbeit von Zacharias Juncker d. J.

Heraldik des Oberen Tores
Das Wappen von Hessen-Homburg ist in mehrere Teilsymbole aufgelöst, die als Symbol auf den Fahnen inmitten des ganzen Kriegsgerätes erscheinen, eine einmalige Umgangsweise mit den Komponenten des hessischen Wappens. Insgesamt gibt es zwei Kartuschen und vier Fahnen:

Blick auf den Hirschgangflügel: Er ist ein Querriegel zwischen den beiden Schloßhöfen, 1678-1704 unter dem Architekten Andrich erbaut. Ursprünglich war er nur eingeschossig. Das Obergeschoss und der Dachaufbau stammen aus einer Umbauphase des 19. Jahrhunderts. Im westlichen, unterkellerten Teil stecken noch Reste der mittelalterlichen Brendelburg. Auch das Tor weist Spuren älterer Vorgängerbauten auf: An der zum unteren Hof ausgerichteten Torseite befinden sich noch Laufsteine eines gotischen Fallgatters.

Geschichte der Landgrafen Teil 1: Von Friedrich I bis Friedrich II
1. Landgraf Friedrich I. von Hessen-Homburg, geb. am 5.3.1585 auf Schloß Lichtenberg, gest. am 9.5.1638 in Homburg v. d. Höhe, regierte 1622 – 1638.

Er ist der Begründer des Hauses Hessen-Homburg, Sohn von Georg I von Hessen-Darmstadt und Prinzessin Magdalena von Lippe, Vater von den Landgrafen 2, 3, 4. Er wurde am 10. August 1622 vermählt mit Margareta Elisabetha von Leiningen-Westerburg-Schaumburg (1604–1667), Tochter des Grafen Christoph von Leiningen-Westerburg. 1622 wurde die Landgrafschaft Hessen-Homburg als Mittel zur Versorgung eines der Brüder des Landgrafen von Hessen-Darmstadt gegründet. Das Haus Hessen-Homburg und die Residenz in Homburg hatten zwar eine gewisse Selbständigkeit, standen aber weiterhin unter der Oberhoheit von Hessen-Darmstadt.

Zu der Zeit stand das Schloß Homburg noch nicht, sondern eine mittelalterliche Burg krönte den Hügel, mit der einst das Amt des obersten Märkers (Waldbot) der Waldgenossenschaften Hohemark, Seulberg-Erlenbacher und Hardtwald Marken verbunden war, eine eppsteinische Territorialburg. Im letzten Drittel des 14. Jh. wurde die Vorläufer-Burg mit steinernen Bauten wie Palas und Bergfried erweitert, eine neue steinerne Mauer schloß die obere Altstadt mit ein. Hierbei begegnet uns die Burgmannenfamilie Brendel von Homburg, bekanntgeworden u. a. durch den Mainzer Bischof, vom 13.-15. Jahrhundert als Lehensträger in Homburg ansässig. Von dieser Brendelburg stammen u.a. der überwölbte Palaskeller und der Bergfried („Weisser Turm").

1638-1648 Regierung der Landgräfin Margareta Elisabetha von Leiningen-Westerburg-Schaumburg als Vormund für ihren Sohn, der beim Tode seines Vaters erst 13 Jahre alt war. Mit 23 Jahren übernahm dieser die Regierung.

2. Landgraf Wilhelm Christoph von Hessen-Homburg gen. Landgraf zu Hessen-Bingenheim, geb. am 13.11.1625 in Ober-Rosbach, gest. am 27.8.1681, regierte 1648 - 1669. Sohn des 1. Landgrafen.

Landgraf Wilhelm Christoph lebte bevorzugt nicht in Homburg, sondern in Bingenheim, einem als Residenz umgebauten Kloster in der Wetterau, ein Landbesitz, den seine erste Frau mit in die Ehe brachte. Seine Frau erlitt ein für die Zeit typisches Schicksal, jedes Jahr eine Schwangerschaft, alle Kinder sterben früh, sie selbst starb bei der Geburt des 12. Kindes. Seine zweite Frau heiratete er ohne sie je gesehen zu haben, eine verkannte Persönlichkeit, auf der einen Seite eine großherzige und beliebte Landesmutter, die sich sozial sehr engagierte und Schulen gründete, auf der anderen Seite wurde sie von ihrem Ehemann wegen ihrer „Buckligkeit “verschmäht und nach einem gescheiterten Scheidungsversuch auf Schloß Philippseck bei Butzbach abgeschoben, während er sich mit Fräulein von Lützow aus Mecklenburg tröstete. Dieser Landgraf brachte seiner Landgrafschaft nur ein äußerst begrenztes Interesse entgegen, und schließlich verkaufte er 1669 Stadt und Amt Homburg für 200.000 Gulden an seinen Bruder Georg Christian, der daraufhin die Regierung übernahm.

3. Landgraf Georg Christian von Hessen-Homburg, geb. am 10.12.1626 in Homburg v. d. Höhe, gest. am 1.8.1677 in Frankfurt am Main, regierte 1669 - 1671. Sohn des 1. Landgrafen, Bruder des 2. Landgrafen.

Als jüngerer Sohn hatte Georg Christian zunächst wenig Aussichten auf Übernahme der Regierungsgeschäfte und suchte eine Karriere in Kriegsdiensten. 1648-1653 war er in spanischen Kriegsdiensten, wo er am Schluß den Rang eines Capitan general bekleidete. Danach kämpfte er in der Armee Frankreichs, 1656 wurde er Generalleutnant, des weiteren war er als Vermittler für Kardinal Mazarin bei der Kaiserwahl 1658 aktiv. Danach findet man ihn in Sachsen. Spät kam er doch noch an die Regierung, als er seinem desinteressierten Bruder Homburg abkaufte. Aber nur zwei Jahre später veräußerte er Stadt und Amt Homburg an die Kaufleute Johann Christian von Boyneburg und Johann Ochs in Frankfurt; wiederum zwei Jahre später löst Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt die Verpfändung ein, daher gehört Hessen-Homburg in den Jahren 1673-1679 zu Hessen- Darmstadt.

4. Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg gen. Prinz von Homburg, geb. am 30.3.1633 in Homburg v. d. Höhe, gest. am 24.1.1708 in Homburg v. d. Höhe, regierte 1680 – 1708. Jüngster Sohn des 1. Landgrafen, Bruder des 2. und des 3. Landgrafen.

Auch Friedrich hatte als jüngster Sohn zunächst wenig Aussichten auf Übernahme der Regierungsgeschäfte und suchte nach einer klassischen „Grand Tour“ durch Italien und Frankreich und Studien in Genf eine Karriere in Kriegsdiensten. Er trat in schwedische Kriegsdienste ein, daher auch die Wahl von Ehefrauen aus dem nordischen Adel. Bei diesem Job verlor er 1659 vor Kopenhagen seinen rechten Unterschenkel, wegen der Prothese der despektierliche Beiname „Landgraf mit dem silbernen Bein“. Später war er General der Kavallerie in Brandenburg. Schließlich machte er das angeschlagene Schiff in Bad Homburg wieder flott, löste 1679 das verpfändete Amt Homburg von seinen Verwandten Hessen-Darmstadt wieder aus. Vor allem bemühte Friedrich sich, die angeschlagene Wirtschaft in seinem Land wieder in Schwung zu bringen, weiterhin kümmerte er sich um die Ansiedlung aus Frankreich vertriebener Hugenotten, die zum wirtschaftlichen Aufschwung beitrugen.

Position des beschriebenen Wappens:

Landgraf Friedrich II - Erbauer des Schlosses
Friedrich ist der Erbauer des Schlosses von Bad Homburg. 1680 wurden die größten Teile der alten Burg abgerissen, nur der alte Bergfried blieb erhalten. Innerhalb der folgenden fünf Jahre wurde das neue Schloß unter der Bauleitung von Paul Andrich erbaut (Grundsteinlegung am 14.5.1680). Beim Neubau wurde natürlich weiterverwendet, was sich von den alten Mauern ins neue Konzept integrieren ließ. Von seinem Bauherrn wurde das Schloß „Friedrichsburg" genannt. Das Schloß besteht aus mehreren Flügeln, die rechtwinklig aneinanderstoßen und um zwei Höfe gruppiert sind, einen sehr weitläufigen oberen Hof und einen breitrechteckigen unteren Hof. Im einzelnen sind die beiden Querriegel im Norden der Uhrturmflügel und der Hirschgangflügel mit jeweiligen Durchfahrten. Beide Teile werden an den Schmalseiten des unteren Hofes im Nordwesten mit dem Englischen Flügel verbunden, der im Bibliotheksflügel eine Fortsetzung findet. Den oberen Hof begrenzen der rechtwinklig im Osten an den Hirschgangflügel stoßende Königsflügel, daran wieder rechtwinklig anstoßend der Archivflügel im Süden. Durch den beibehaltenen Burggraben und die Schießscharten am Wall hatte die Anlage in dieser Zeit noch einen fortifikatorischen Charakter. Der Königsflügel öffnete sich ganz im Sinne des Barocks nach Osten zum Garten.

Das Schloß in Bad Homburg vor der Höhe
Wappen am Parktorgitter

Am Eisentor zum Schloßpark an dessen südöstlichen, stadtseitigen Ausgang befindet sich das hessische Wappen aufgemalt, eine vereinfachte Variante des Wappens von Hessen-Darmstadt, wie sie sich auch an der parkseitigen Fassade des Königsflügels findet (siehe dort). Die Komponenten im einzelnen:

Ausschnittsvergrößerung

Literatur:
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Olaf Vieweg, Die Entwicklung des hessischen Wappens bis zur französischen Revolution, Karfunkel 40, ISSN 0944-2677, Juni/Juli 2002, S. 61-62
Siebmacher's Wappenbücher, Fürsten M 1.3.1. 1. Band, 3. Abt. Hoher Adel, 1. Reihe, die mediatisierten Fürstengeschlechter in Deutschland
Siebmacher's Wappenbücher, Souveräne 1.1.1. Hessen
Christian Metz: Schloß Homburg vor der Höhe, Staatliche Schlösser und Gärten Hessens, Broschüre 23, 1. Auflage 2006, ISBN 3-7954-1702-3
Hessische Kunstdenkmäler:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?gg=167954303&obj=8328&session=913&event=Query.Details

Homburg, Bad Homburg vor der Höhe: Schloß, oberes Tor innen - Schloß, unteres Tor - Oberes Tor außen - Hirschgangflügel, NW-Ecke - Königsflügel, Mitte NW-Seite - Königsflügel, Mitte SO-Seite - Königsflügel, Ecke NW-Seite

Die Entwicklung des Hessischen Wappens

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