Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1174
Ettlingen

Brunnen in Ettlingen: 2. Georgs-Brunnen

Der Markt- oder Georgsbrunnen befindet sich auf dem Marktplatz südwestlich des Rathauses. Dies ist jedoch nicht der ursprüngliche Ort, das war die Kreuzung Entengasse/Marktstraße. Erst seit 1954 steht er am aktuellen Ort. Er ist benannt nach der Drachentöterfigur auf seinem zentralen Schaft. Der Hl. Georg wird als Hüter der Marktgerechtigkeit gesehen. Die Brunnenfigur ist eine Kopie, das Original steht im Schloß. Das noch Ediningom genannte Dorf bekam im Jahre 965 von Kaiser Otto dem Großen das Marktrecht. 1192 bekommt Ettlingen von Kaiser Heinrich VI. das Stadtrecht. Der Brunnen stammt von 1494 und ist auf seinem Schaft datiert. Stilistisch ist seine Formensprache spätgotisch. Die reichgestaltete Säule mit vier wasserspendenden Rohren erhebt sich zentral aus einem achteckigen, schmucklosen Trog. Auf jeder der vier Seiten des Schaftes ist ein Wappen angebracht.

Links: Österreich, Mitte: Georgs-Figur, rechts: Stadtwappen und Österreich

Interessanterweise sehen wir auf einer Seite das österreichische Wappen (in Rot ein silberner Balken), wobei die spitz nach unten ausgezogene Form einfach künstlerische Laune ist. Der Grund ist, daß die Mutter von Christoph I. Markgraf v. Baden (13.11.1453 - 19.4.1527, reg. 1475 - 1515), der zur Zeit der Brunnenaufstellung 1494 regierte, Katharina v. Österreich (ca. 1420 -11.9.1493) war.

Das Kommunalwappen von Ettlingen ist gespalten, vorne in Gold ein roter Schrägbalken, hinten in Blau ein schwebender, silberner Zinnenturm. Die Wahl des roten Schrägbalkens bezieht sich klar auf das dort herrschende Haus Baden, deren Stammwappen hier aufgenommen wurde. 1219 wird der badische Markgraf Hermann V. Herr über Ettlingen, damals noch Etiningen genannt. Kaiser Friedrich II gab dem Markgrafen Ettlingen als Reichslehen im Tausch gegen anderen Besitz. Seitdem gehörte Ettlingen zur Markgrafschaft Baden.1535 wird Ettlingen Amtsstadt innerhalb der durch Teilung entstandenen Markgrafschaft Baden-Baden.

Abb.: eine der vier Röhrenmasken

In dieser Form ist das Ettlinger Stadtwappen seit dem 14. Jh. bekannt, wobei die Farben des Turmes erst im 19. Jh. verbindlich festgelegt wurden. Vor diesem Wappen führte Ettlingen, so auf dem ältesten bekannten Siegel um das Jahr 1234, den von einem Schlüssel durchkreuzten badischen Schrägbalken, der für den Schutzpatron Petrus (neben Paulus) der Propstei Weißenburg stand. Aus den Jahren 1256 und 1257 sind fragmentarisch Ettlinger Stadtwappen erhalten, die ebenfalls den von einem Schrägbalken überzogenen Schlüssel zeigen. Das Siegel mit dem Turm begegnet uns erstmals auf einem Siegel von 1346, wobei der Turm unten gerade abgeschnitten ist, die unten zugespitzte Form begegnet uns in einer Form der Zeit 1358 - 1465.

Die hintere Hälfte ist eine Kombination aus zwei verschiedenen Elementen. Eine verbreitete Erklärung, die gerne geglaubt wird, weil Otto Hupp sie sich zu eigen gemacht hat, ist folgende: Der Turm bezieht sich auf die seit 1546 zum Bistum Speyer gehörende Propstei Weißenburg als altem Ortsherren (Wissembourg/Elsaß), die in Rot eine silberne Burg, durchsteckt von einem silbernen Abtsstab, überhöht von einer goldenen Krone, führten. Bevor die Markgrafen von Baden über Ettlingen herrschten, war dies Weißenburg. Dem sei entgegengehalten, daß 1.) Weißenburg eine doppeltürmige Burg führte, 2.) in anderen Farben und 3.) Weißenburg in der Zeit, als das Stadtwappen geändert wurde, faktisch keine Rolle mehr spielte. Vielmehr darf angenommen werden, daß die frischgebackene Stadt stolz auf ihre Stadtrechte war und dies wie bei so vielen Städten durch Aufnahme eines Symboles der Stadtbefestigung zum Ausdruck brachte. Die Wahl der Farben Blau und Silber bezieht sich auf das Wappen des Bistums Speyer, zu dem Ettlingen gehört, denn Speyer führt in Blau ein durchgehendes silbernes Kreuz.

Links: Johann von Baden, Erzbischof von Trier, Mitte: Stadtwappen, rechts: Baden-Sponheim

Das Landeswappen in der Abb. ganz rechts entspricht der Form, wie sie vom Haus Baden ab dem Anfall von Sponheim geführt wurde und ist geviert: Feld 1 und 4: Baden (in Gold ein roter Schrägrechtsbalken), Feld 2 und 3: Sponheim (hintere Grafschaft Sponheim: von Rot und Silber geschacht, vordere Grafschaft Sponheim: von Gold und Blau geschacht, zur Diskussion der Farben siehe Schildhalterinbrunnen)

Das vierte Wappen hat eigentlich nichts direkt mit dem Ort zu tun, soll wohl eher zeigen, wie supertoll und erfolgreich das Haus Baden ist: Christoph I. Markgraf v. Baden (13.11.1453 - 19.4.1527, reg. 1475 - 1515), der zur Zeit der Brunnenaufstellung 1494 regierte, hatte zum Onkel den Trierer Erzbischof Johann II von Baden (geb. 14.6.1430, 1456 zum Erzbischof von Trier gewählt, bekannt als Unterstützer von Adolf II von Nassau in der Mainzer Stiftsfehde gegen Dieter von Isenburg und als Förderer des Anschlusses der Benediktinerklöster an die Reformbewegung des Ordens, gest. 9.2.1503 in Koblenz-Ehrenbreitstein) dessen Amtswappen vom Bistum Trier und vom Stammwappen geviert ist: Feld 1 und 4: In Silber ein durchgehendes rotes Kreuz (Kurtrier), Feld 2 und 3: In Gold ein roter Schrägrechtsbalken (Stammwappen Baden). Hier ist das Wappen komplett gewendet, Schildform (eine Tartsche hat die Aussparung optisch links = heraldisch rechts), Feldinhalte und Feldpositionen.

Abb.: Drachenfigur

Literatur und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere: Die Wappen der Souveräne der deutschen Bundesstaaten, Souveräne 1.1.1.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Stadtwappen Ettlingen:
http://www.ettlingen.de/servlet/PB/menu/1124291/index.html
Brunnen:
http://www.ettlingen.de/servlet/PB/menu/1123493/index.html

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