Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1689
Graz (Steiermark, Österreich)

Graz, Taubenkobel (Gymnasium)

Der sog. "Taubenkobel" ist das ehemalige Gymnasium der Stadt Graz in der Hofgasse Nr. 10, zwischen dem Landesfürstlichen Zeughaus zur Linken (heute ein Amtsgebäude der steiermärkischen Landesregierung) und dem Palais Lamberg zur Rechten. Es wurde vermutlich um 1570/52 für den Hofvizekanzler Schranz erbaut und später von den Jesuiten übernommen und umgebaut unter, wie die Bauinschrift von 1619 besagt, Beteiligung wichtiger kirchlicher Institutionen, nämlich der beiden Bischöfe von Laibach (auf der Informationstafel am Haus fälschlicherweise mit Lavant verwechselt) und Seckau, der beiden Äbte von Admont und St. Lambert und der beiden Pröpste von Stainz und Vorau. Das fünfgeschossige Haus hat in drei Obergeschossen je drei Renaissance-Doppelfenster mit kleinen Halbsäulchen. Das oberste Geschoß ist nachträglich aufgestockt worden.

Die Inschrift der rotmarmornen Gründungstafel unter dem mittleren Fenster des ersten Obergeschosses lautet: "THOMAS LABACEN(SIS EPISCOPVS) IACOBVS SECCOVIENSIS EPISCOPVS MATTHIAS ADMONT(ENSIS ABBAS) HENRICVS AD S(ANCTVM) LAMB(ERTVM ABBAS) IACOBVS IN STAINCZ (PRAEPOSITVS) DANIEL IN VORAV PRAEPOSITVS PRO SVA IN BENE MERITA GRATIENSES SOCIE IESV MVSAS BENEVOLENTIA HOC THEOLOGICAE ET PHILOSOPHICAE FACVLTATIS GYMNASIVM PATRIAE BONO CONSTRVXERE ANNO MDCXIX".

Rings um diese Inschrift sind die insgesamt sechs Wappen der genannten kirchlichen Würdenträger angebracht, aufgrund der Randlage stark geneigt und verzerrt. dabei befinden sich die beiden bischöflichen Wappen innerhalb der ovalen Einfassung und sind recht groß dargestellt.

Das Wappen des 1597-1630 amtierenden Laibacher Bischofs Thomas Chrön (Tomaž Hren) zeigt nur das Bistumswappen ohne persönliche Zutaten, es ist in Gold ein durch einen silbernen Krummstab von Schwarz und Blau gespaltener Doppeladler, die linke Seite des Adlers ist mit einem nur zur Hälfte sichtbaren Halbmond belegt, der in zwei Reihen von Gold und Rot geschacht ist. Hier sind das in anderen Darstellungen auftretende Wappenschildchen auf der rechten Seite sowie Schwert und Zepter im rechten Fang des Adlers sowie die Kronen auf seinen Häuptern weggelassen worden. Farbvarianten sind möglich. Das Motiv des Adlers setzt sich zur Hälfte aus dem des Reiches und zur anderen Hälfte aus dem von Görz zusammen. Laibach hatte kein Hochstift, deshalb ist es das Bistumswappen.

Das Wappen des 1615-1633 amtierenden Seckauer Bischofs Jakob Eberlein (1575–1633) ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein aus dem linken Obereck kommender, silbern mit goldener Stulpe gekleideter Arm mit segnender Hand mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger (Bistum Seckau, hatte kein Hochstift, deshalb ist es das Bistumswappen), Feld 2: drei flammende Kelche balkenweise, Feld 4: einwärts ein Löwe (2 und 3 persönliches Wappen des Bischofs).

 

Die vier Klosterwappen befinden sich in den vier äußeren Ecken jenseits des ovalen Rahmens, die beiden Abtswappen oben, die beiden Propstwappen unten. Optisch links oben ist das Wappen des 1615-1628 amtierenden Matthias Preininger, Abt der Benediktinerabtei Admont (gespalten, rechts silbern-rot erneut gespalten mit zwei Rauten in verwechselten Farben, links das persönliche Symbol des Abtes), optisch rechts oben ist das Wappen des 1613-1638 amtierenden Johann Heinrich Stattfeld, Abt von St. Lambrecht (reines Klosterwappen, gespalten, rechts der Majuskelbuchstabe "L", golden auf blau, links zwei schräggekreuzte Abtsstäbe, bei Z. Bartsch nur das "L"), optisch links unten ist das Wappen des Propstes Jakob Rosolenz aus dem Augustinerchorherrenstift Stainz mit dem silbernen Herz in Rot als reinem Stiftswappen (bei Z. Bartsch gestürzt, vgl. auch Siebmacher Band: Klö Seite: 29 Tafel: 52), und optisch rechts unten ist das Wappen des Propstes Daniel Gundau aus dem Augustinerchorherrenstift Vorau (reines Stiftswappen, Tingierung nach Z. Bartsch: geteilt, oben in Blau eine biblische Szene, der Hl. Thomas legt den Finger in die Seitenwunde des auferstandenen Christus mit dem Kreuz in der Rechten, beide golden nimbiert, unten in Gold ein schwarzer Klauenflügel, vgl. Siebmacher Band: Klö Seite: 30 Tafel: 51).

Literatur, Quellen und Links:
Informationstafel am Gebäude
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Graz, von Horst Schweigert, Verlag Schroll, Wien 1979
Wappen Bistum Laibach: Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, S. 284
Wappen von Stainz: Zacharias Bartsch, Steiermärkisches Wappenbuch (1567), Facsimile-Ausgabe mit historischen und heraldischen Anmerkungen von Dr. Josef v. Zahn und Heraldische Besprechung von Alfred Ritter Anthony v. Siegenfeld, Graz u. Leipzig, Ulrich Mosers Buchhandlung (J. Meyerhoff) 1893, Seite 124 Tafel 16
Wappen von Vorau: Zacharias Bartsch, Steiermärkisches Wappenbuch (1567), Seite 150 Tafel 14
Wappen von St. Lambrecht: Zacharias Bartsch, Steiermärkisches Wappenbuch (1567), Seite 65 Tafel 8
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Hofgasse 10:
http://www.grazerbe.at/index.php?title=Hofgasse_10

Alte Universität - Paulustor - Palais Inzaghi (Bischofsplatz 1) - Palais Stürgkh - Palais Attems - Palais Kollonitsch - Palais Saurau-Goess - Palais Lengheimb (Rindsmaul) - Trauttmansdorff-Komplex - Dompfarrhof - Palais Kazianer - Landeszeughaus (Teil 1) - Landeszeughaus (Teil 2) - Joanneum (Raubergasse) - Palais Wildenstein - Deutschordenshaus - Mariahilfkirche - Schauspielhaus - Landhaus, Rittersaaltrakt - Landhaus, Landstubentrakt - Bezirksamt I - Palais Schwarzenberg - Admonter Hof - Schloß Eggenberg, Front - Schloß Eggenberg, Galeriegänge

Ortsregister - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2012
Impressum