Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1694
Graz (Steiermark, Österreich)

Graz, Palais Schwarzenberg

In der Grazer Altstadt befindet sich in der Bürgergasse 3 das dreistöckige Palais Schwarzenberg, etwas unscheinbar zwischen weitaus prächtigeren Nachbarhäusern, mit einer vierachsigen Fassade mit großen Doppelfenstern im Stil der Renaissance in beiden Obergeschossen. Das Palais ist zwar zur Straße schmal, erstreckt sich aber ziemlich lang nach hinten. Die namengebende Familie besaß das Haus von 1631 bis zum Ende des 19. Jh. Vorbesitzer waren erst bis 1613 Hanns Jakob Khisl, Freiherr zum Kaltenprunn und Gonowitz, dann 1613-1630 Johann Jacob v. Lamberg (27.3.1561-7.2.1630), als Johann VII. ab 1603 Bischof von Gurk, und schließlich erwarb es Graf Georg Ludwig zu Schwarzenberg (24.12.1586-22.7.1646), Sohn von Christoph II. Graf v. Schwarzenberg (7.9.1550-6.7.1596) und Anna Kärgl zu Fürth (1553-1622). Er war zweimal verheiratet, zuerst in erster Ehe mit Anna Neumann v. Wasserleonburg (25.11.1536-18.12.1623). Diese Frau schenkte ihm zwar keine Kinder, aber als Tochter eines steinreichen Villacher Bürgers ein gewaltiges Vermögen, das ihm unter anderem den Kauf und Umbau dieses Hauses ermöglichte. Ersteres war kein Wunder, schaut man sich die Daten genauer an, stellt man fest, daß sie 50 Jahre älter war als ihr Mann! Es war also eine Ehe aus purer Berechnung. In zweiter Ehe war Graf Georg Ludwig dann mit Maria Elisabeth v. Sulz (1587-12.12.1651) verheiratet, Tochter von Rudolf VII. Graf v. Sulz Landgraf im Klettgau (13.2.1559-5.5.1620) und Agathe v. Limpurg (17.11.1561-6.8.1623). Dies war jedoch nicht die entscheidende Heirat, die den Schwarzenbergern Sulz und Klettgau einbrachte, mehr dazu siehe unten. Graf Georg Ludwig war erzherzoglicher und kaiserlicher Gesandter, Geheimer Rat, Oberhofmarschall und General. Die zweite Ehe erwies sich als unglücklich hinsichtlich der Fortführung der Familie, denn beide Söhne starben früh: Ludwig Erkinger v. Schwarzenberg (9.8.1626-22.2.1629) und Franz Erkinger v. Schwarzenberg (24.9.1630-1633). Das Palais wurde 1775 von Fürst Ferdinand von Schwarzenberg in einen Fideikommiß eingebracht und im 19. Jh. von Johann Fürst zu Schwarzenberg verkauft.

Die Fürsten von Schwarzenberg sind Uradel aus Franken, und sie sind eines Stammes mit den Herren und Grafen von Seinsheim, vgl. das gemeinsame Stammwappen in Feld 1, das sich nur durch die erhöhte Anzahl von Spaltungen von dem der Seinsheimer unterscheidet. Den Namen "Schwarzenberg" nahmen sie nach Erwerb der Herrschaft Schwarzenberg in Mittelfranken an. Die Familie erlangte mit Erkinger von Seinsheim auf Schwarzenberg am 10.8.1429 den Reichsfreiherrenstand und am 21.5.1566 den Reichsgrafenstand für die Hohenlandsberger Linie und die bayerische Linie, erhoben wurden dabei Christoph II. Graf v. Schwarzenberg (7.9.1550-6.7.1596), Johann III. Graf v. Schwarzenberg (1525-28.11.1588), Friedrich II von Schwarzenberg zu Hohenlandsberg (28.4.1540-19.1.1570) und Otto Heinrich Graf v. Schwarzenberg Herr zu Hohenlandsberg (15.11.1535-11.8.1590), 1562 herzoglich bayerischer Landhofmeister, 1576-1581 kaiserlicher Reichshofratspräsident und Obersthofmarschall zu Prag, 1581-1590 herzoglich bayerischer Geheimer Rat, Land- und Obersthofmeister und Kammerherr. Adolf Frhr. v. Schwarzenberg, Oberst in kurkölnischen, spanischen und kaiserlichen Diensten, wurde am 5.6.1599 Reichsgraf. Johann Adolf Graf zu Schwarzenberg (20.9.1615-26.5.1682/1683) erlangte schließlich am 14.7.1670 den Reichsfürstenstand (Primogenitur) unter Erhebung der Grafschaft Schwarzenberg zu einer gefürsteten Grafschaft. Am 25.9.1723 wurden die Fürsten Herzöge zu Krummau.

Von heraldischem Interesse ist das spätbarocke Portal, das vermutlich um 1775 durch Josef Hueber errichtet wurde. Im Gebälk ist eine Rokoko-Wappenkartusche mit dem aus Sandstein gehauenen fürstlichen Wappen, dem Bildhauer Johannes Piringer zugeschrieben. Das Wappen der Fürsten von Schwarzenberg ist geviert mit gespaltenem Herzschild, Feld 1: siebenmal silbern-blau gespalten (Seinsheim-Schwarzenberg), Feld 2: silbern-rot mit drei Spitzen (im Spitzenschnitt) geteilt (Sulz), Feld 3: in Silber ein schrägrechts gelegter, schwarzer, am oberen Ende rot brennender Ast (Brand) (Brandis), Feld 4: in Gold ein abgetrennter Türkenkopf mit Haarschopf und Bart, dessen linkes Auge ein schwarzer Rabe mit goldenem Halsband auskratzt (Wappenbesserung als Andenken an den Sieg über die Türken = Gyor in Ungarn), Herzschild gespalten, rechts in Rot auf schwarzem Dreiberg ein silberner Zinnenturm (Schwarzenberg), links in Blau drei (2:1) goldene Getreidegarben (Klettgau). Auf der Rocaille-Kartusche ein Fürstenhut.

Das Wappen und seine Entwicklung werden beschrieben im Siebmacher Band: Bö Seite: 204 Tafel: 88-89, Band: FstA Seite: 246 Tafel: 322, Band: Nö2 Seite: 98 Tafel: 45-47, Band: Salz Seite: 61 Tafel: 25, Band: FstM Seite: 24-25 Tafel: 52-56, Band: Sibü Seite: 81-83 Tafel: 34, Band: He Seite: 26 Tafel: 29, Band: Un Seite: 571 Tafel: 407.

Das Stammwappen der von Seinsheim und der von Schwarzenberg ist mehrfach silbern-blau gespalten, wobei die Seinsheimer in der Regel 5 Spaltungen und die Schwarzenberger zur Unterscheidung 7 Spaltungen benutzen (mit sehr viel Toleranz bei historischen Darstellungen). Auch hinsichtlich der Kleinode gab es Unterschiede: Die Seinsheimer Linie führte nur einen wachsenden Mannesrumpf, wobei er im Scheiblerschen Wappenbuch bereits an Gewand und Hut wie der Schild mehrfach blau-silbern gespalten ist, auf einem Aufschwörschild von Ludwig von Seinsheim in der Nürnberger ehem. Deutschordenskirche St. Jacob aber ganz rot mit silbernen Aufschlägen zu rot-silbernen Decken ist. Man darf also von einer ziemlichen Bandbreite an möglichen Darstellungen ausgehen. Die Schwarzenberger Linie führte auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken einen wachsenden, rot mit silbernem Kragen gekleideten, bärtigen Mannesrumpf mit rotem, silbern gestulptem Hut, an dessen Spitze drei Straußenfedern in den Farben blau-silbern-blau stecken, zwischen zwei blauen, mit einem silbernen Balken belegten Büffelhörnern, alternativ zwischen zwei mehrfach blau-silbern geteilten Büffelhörnern, die außen und an den Enden mit Pfauenfedern besteckt sind. Alternativ wurden zwei Helme geführt, rechts die Büffelhörner, links der Mannesrumpf. Erkinger aus der Schwarzenberger Linie hatte also zwei Maßnahmen ergriffen, um sich vom Wappen der Seinsheimer Stammlinie abzusetzen, nämlich erstens vermehrte er die Spaltungen im Schild um "zwei Striche", und zweitens nahm er einen Helm mit den Büffelhörnern an, der auch alleine geführt wurde, jedenfalls später wieder mit dem Stammhelm kombiniert wurde, entweder als zwei einzelne Kleinode oder als ein zusammengeschobenes Kleinod.

Das vermehrte Wappen nach dem Reichsgrafendiplom vom 21.5.1566 für die ausgestorbene fränkische Linie ist geviert, Feld 1 und 4: siebenmal silbern-blau (auch als blau-silbern angegeben) gespalten, Feld 2 und 3: in Rot auf schwarzem Dreiberg ein silberner Zinnenturm (Schwarzenberg). Dazu werden zwei Kleinode geführt:

Das vermehrte Wappen nach dem Reichsgrafendiplom vom 5.6.1599 für Adolf Frhr. v. Schwarzenberg, Oberst in kurkölnischen, spanischen und kaiserlichen Diensten, ist geviert, Feld 1 und 4: siebenmal silbern-blau gespalten, Feld 2 und 3: in Gold ein abgetrennter Türkenkopf mit schwarzem Haarschopf und Bart, an dessen Auge ein schwarzer Rabe mit goldenem Halsband kratzt (Wappenbesserung als Andenken an den Sieg über die Türken bei Raab = Gyor in Ungarn vom 29.3.1598). Dazu werden drei Kleinode geführt:

Vermehrtes Wappen von 1636: Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: siebenmal silbern-blau gespalten, Feld 2 und 3: in Gold der schwarze kaiserliche Doppeladler (Gnadenzeichen). Dazu werden zwei Kleinode geführt:

Fürstliches Wappen nach dem Diplom vom 14.7.1670: Das Wappen blieb genauso wie das gräfliche Wappen von 1599, geviert aus Seinsheim und Türkenkopf, die drei Helme wurden jedoch durch eine einfache, hermelingestulpte rote Fürstenmütze ohne Bügel und ohne Reichsapfel an der Spitze ersetzt. Vielfach wurde auch nur der Stammschild verwendet. Alternativ wurden die bisherigen Inhalte gräflicher Wappen kombiniert, so am sog. Schwarzen Turm des Stammschlosses in Scheinfeld.

Neue Inhalte: Ferdinand Wilhelm Eusebius Fürst zu Schwarzenberg (1652-1703) hatte Maria Anna Gräfin v. Sulz Landgräfin im Klettgau (-18.7.1698) geheiratet, die Erbtochter von Johann Ludwig II. Graf zu Sulz Landgraf im Klettgau (23.10.1626-21.8.1687) und Maria Elisabeth v. Königsegg u. Aulendorf (17.1.1636-22.12.1658). Als Erbin der gefürsteten Grafschaft Klettgau (zwischen Schaffhausen und Waldshut) brachte sie diese nach dem Aussterben der Landgrafen im Mannesstamm 1698 samt dem Titel eines Grafen von Sulz und eines Landgrafen von Klettgau an die von Schwarzenberg, was sich in der nächsten Form des Wappens widerspiegelt. Das Wappen der Grafen von Sulz war silbern-rot mit drei Spitzen (im Spitzenschnitt) geteilt, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken eine ebenso geteilte Inful, abgebildet z. B. im Scheiblerschen Wappenbuch.

Fürstliches Wappen nach dem Diplom vom 8.2.1688: geviert mit Herzschild, Feld 1: siebenmal silbern-blau gespalten (Seinsheim), Feld 2: silbern-rot mit drei Spitzen (im Spitzenschnitt) geteilt (Sulz, cave: umgekehrt wie beim fränkischen Rechen!), Feld 3: in Silber ein schrägrechts gelegter, schwarzer, am oberen Ende rot brennender Ast (Brand) (Brandis), Feld 4: in Gold ein abgetrennter Türkenkopf mit schwarzem Haarschopf und Bart, an dessen linkem Auge ein schwarzer Rabe mit goldenem Halsband kratzt (Wappenbesserung nach Türkensieg bei Raab), Herzschild gespalten, rechts in Rot auf schwarzem Dreiberg ein silberner Zinnenturm (Schwarzenberg), links in Blau drei (2:1) goldene Getreidegarben (Klettgau). Dazu werden fünf Helme geführt:

An Prunkstücken werden dazu geführt: Zwei goldene Löwen dienen als Schildhalter, sie werden als Träger der beiden äußersten Helme eingesetzt, hermelingefütterter roter Wappenmantel mit goldenen Fransen, aus einem Fürstenhut herabfallend.

Fürstliches Wappen mit den Veränderungen von 1814 bzw. nach dem Diplom vom 21.4.1817: Zwischen Feld 1 und 2 wurde ein weiteres, zweimal gespaltenes Feld eingeschoben, ein Gnaden-Wappen mit dem Inhalt Österreich-Habsburg-Lothringen (kaiserliches Hauswappen). Der Aufbau des Schildes ist nun wie folgt:

Helme und Prunkstücke wie beim Diplom von 1688.

Literatur, Quellen und Links:
Palais Schwarzenberg: http://www.burgen-austria.com/Archiv.asp?Artikel=Graz%20-%20Palais%20Schwarzenberg
Palais Schwarzenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Schwarzenberg_%28Graz%29
Schwarzenberg:
http://www.coresno.com/aktuell/133-boehmen/2237-lex-schwarzenberg.html
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Herwig Ebner, Burgen und Schlösser Graz, Leibnitz, Weststeiermark, 1967, 204 Seiten, ISBN-10: 3850300285, ISBN-13: 978-3850300285
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Graz, von Horst Schweigert, Verlag Schroll, Wien 1979
Die Kunstdenkmäler der Stadt Graz, Die Profanbauten des 1. Bezirkes (Altstadt), 1997, 712 Seiten, Verlag: F. Berger, ISBN-10: 3850284379, ISBN-13: 978-3850284370

GHdA, Fürstliche Häuser XI (1980)
Geschichte des Klettgaus:
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7545.php
Genealogie Seinsheim:
http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb1.html
Genealogie Schwarzenberg:
http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb2.html, http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb3.html, http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb4.html, http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb5.html
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Franz von Krones, Georg Ludwig Graf von Schwarzenberg, in: Allgemeine Deutsche Biographie 33 (1891), S. 303-305, online:
http://www.deutsche-biographie.de/pnd117379697.html - http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Schwarzenberg,_Georg_Ludwig_Graf_von

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