Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1930
Hilsbach (zu Sinsheim, Rhein-Neckar-Kreis)

Die Amtskellerei in Hilsbach

An der barocken Hilsbacher Amtskellerei, einem zweistöckigen und neunachsigen Repräsentationsbau in der Ortsmitte mit zentralem Portal über einer doppelläufigen Freitreppe, ist rechts unten an der Fassade unter dem zweiten Fenster von rechts ein prachtvolles Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens eingemauert. Der Ort der Anbringung überrascht, weder über einer Tür noch in einem Giebel, an äußerst ungewöhnlicher, ja fast unwürdiger Stelle. Das hat nur eine Erklärung: Der Stein stammt nicht von hier, sondern wurde sekundär hier vermauert.

Die Amtskellerei (Lampertsgasse Nr. 14, Abb. oben) war nicht das Deutschordensgebäude, auch wenn der hier zu besprechende Wappenstein das suggeriert. Die Amtskellerei wurde 1732-1733 als Verwaltungsgebäude für den kurpfälzischen Amtskeller errichtet. Nach 1808 war hier das Rentamt der Fürsten von Leiningen. Das stattliche Haus wurde ab 1840 als Schulgebäude genutzt. Seit 1982 ist hier das Bügermeisteramt Sinsheim, Verwaltungsaußenstelle Hilsbach. Wie kommt nun der Wappenstein des ebenfalls in Hilsbach ansässigen Deutschen Ordens hierher? Eigentlich stammt er vom benachbarten reformierten Pfarrhaus (Lampertsgasse Nr. 16), welches 1744 vom Deutschen Orden errichtet wurde, aber 1821-1907 als evangelisches Pfarrhaus der reformierten Gemeinde genutzt wurde, heute aber in vernachlässigtem Zustand ist (Abb. unten).

Der Ort Hilsbach, zuvor den Grafen von Oettingen gehörend, kam im 13. Jh. an die Kurpfalz und blieb bis 1803 in deren Besitz. Die Verwaltung erfolgte erst durch eine kurpfälzische Vogtei auf dem Steinsberg, doch diese wurde 1517 nach Hilsbach verlegt. Eine Kellerei wurde nun zur Verwaltung eingerichtet. Das Patronatsrecht aber und zwei Drittel der Einkünfte der Pfarrkirche Hilsbach gelangten 1367 durch Schenkung durch Pfalzgraf Ruprecht I. an das Deutschordenshaus in Weinheim, zwei Jahre später die ganze Pfarrei, und der Deutsche Orden bekam vom Wormser Fürstbischof das noch fehlende Drittel des Kirchenzehnten. Das bedeutete, daß sowohl das Pfarrgut Ordenseigentum wurde als auch das Zehntdrittel des Pfarrers in die Ordenskasse ging, aus der wiederum der Pfarrer bezahlt werden mußte. In Hilsbach bestand keine eigene Kommende, sondern es handelte sich um ein von der Kommende Weinheim verwaltetes Gut. Die Kommende Weinheim wiederum war keiner Landkommende unterstellt und damit nicht in eine Ballei eingegliedert, sondern unterstand direkt dem Deutschmeistertum. Das war so gedacht, daß die Einkünfte direkt in die Schatulle des Deutschmeisters flossen. Dennoch ergaben sich im Laufe der Geschichte der Kommende Weinheim immer wieder Abhängigkeiten von anderen Kommenden, insbesondere Frankfurt und Horneck, auch wenn Weinheim weitgehend selbständig war. Die Pfalzgrafen genehmigten 1393 die Übertragung des Patronats an die Kommende Horneck. Auch die Kommende Horneck unterstand unmittelbar dem Deutschmeistertum und war Sitz des Deutschmeisters.

Es handelt sich hier an der Amtskellerei um das Wappen des zur Bauzeit amtierenden Deutsch- und Hochmeisters Clemens August Herzog von Bayern (geb. 16.8.1700 in Brüssel, reg. 17.7.1732-6.2.1761 als Hochmeister, gest. 6.2.1761 in Koblenz-Ehrenbreitstein). Sein Wappen ist in vier Ebenen aufgebaut, einem Hauptschild mit seinen ganzen Kirchenämtern, einem Hochmeisterkreuz mit aufgelegtem Adlerschild und einem Herzschild mit dem Familienwappen.

 

Abb.: Türsturz unter dem Oberlicht der Amtskellerei

Literatur, Links und Quellen:
Hinweistafeln an den Gebäuden
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Hilsbach:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hilsbach
Kommende Weinheim:
http://www.leo-bw.de/detail-gis/-/Detail/details....ordenskommende+Weinheim
Geschichte Hilsbach:
http://www.se-angelbachtal-hilsbach.de/html/geschichte856.html?t=
Geschichte Hilsbach:
http://www.sinsheim.de/pb/,Lde/380422.html
Kommende Weinheim:
http://www.kloester-bw.de/klostertexte.php?kreis=&bist....3&thema=Geschichte
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, Selbstverlag Willig, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 484.

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