Bernhard
Peter
Wappen
des Deutschen Ordens
Wappen
von Deutschordensrittern
Die Deutschordensheraldik ist
eine der interessantesten und reichhaltigsten. Wir können
einerseits als Gründe die Bedeutung des Ordens und der in ihm
vertretenen Mitglieder anführen, wir können aber auch ganz
banal sagen, daß wir immer da eine besonders reichhaltige
Heraldik finden, wo Mitglieder wechselnder Familienzugehörigkeit
am Quell von Macht und Geld saßen - das gilt für den Deutschen
Orden genauso wie für die Fürstbistümer. Als er längst seine
religiöse und politische Bedeutung eingebüßt hatte, war der
Deutsche Orden immer noch eine Wirtschaftsmacht, an der der Adel
gerne Familienmitglieder teilhaben ließ. Und so kommt es, daß
die Schlösser des Deutschen Ordens, die einstigen Kommenden,
Landkommenden und Hochmeistersitze dem Heraldiker die Augen
übergehen lassen angesichts der Menge, der Vielfalt und der
Qualität der heraldischen Dokumente. Wer in den Orden eintrat,
mußte in der Regel seine adelige und deutsche Abstammung
nachweisen, es gab Aufschwörschilde, Aufschwörbücher,
Aufschwörtafeln. In Ellingen ist ein ganzer Raum nur voll mit
Tafeln der dort aufgeschworenen Mitglieder. In Altshausen ist in
der Schloßkirche eine Tafel, die bis an die Decke des Chores
reicht, voller Landkomturwappen, dazu reichhaltige plastisch
dargestellte Schilde in einer Seitennische des Kirchenraumes. Die
Ballei Franken gab sogar eigene Wappenkalender heraus, die das
Wappen jedes einzelnen Ritters dokumentieren. Bad Mergentheim als
einstiger Sitz des Deutsch-und Hochmeisters bietet ebenfalls eine
Fülle von heraldischen Dokumenten. Zu der Zeit, als all diese
Arbeiten entstanden, hatte sich die gesellschaftliche Funktion
desselben zwar von einem Ritterorden zu einer
Versorgungsinstitution gewandelt, Tatsache bleibt aber, daß die
Beschäftigung mit der Heraldik des Deutschen Ordens eine der
ergebnisreichsten ist.
Das Kennzeichen des Deutschen Ordens war das schwarze Kreuz auf silbernem (weißen) Grunde. Im Prinzip ist es ein einfaches, durchgehendes Kreuz, und dieser Form folgen alle frühen Darstellungen. Bei späteren Darstellungen werden die Enden auch gerne tatzenförmig oder keilförmig verbreitert, sogar mit einer dünnen Linie kann es in der Spätzeit bordiert sein, was einer stilistischen Entwicklung dieses Motivs entspricht. Welche genaue Form das Kreuz hat, ist eine Frage der Zeit der Darstellung und des Stils, weder des Ranges noch des Amtes, und auch die Bedeutung ist die gleiche. Jedes dieser Kreuze ist inhaltlich korrekt, aber wurde zu unterschiedlichen Zeiten verwendet. Das Eiserne Kreuz und auch das Symbol der heutigen Bundeswehr gehen übrigens auf dieses Deutschordenskreuz zurück.
Ein Deutschordensritter oder Komtur unterlegte sein eigenes Familienwappen (links) mit diesem Deutschordensschild (Mitte), um seine Zugehörigkeit zum Orden zu zeigen (rechts).
Hier ist das Unterlegen mit dem Wappen der Speth gezeigt, zutreffend beispielsweise für Adam Gottfried Speth Freiherr von und zu Schülzburg, Deutschordensritter zu Altshausen, gest. 13.2.1715, ebenso zutreffend für Georg Adolph Speth Freiherr von und zu Schülzburg, Deutschordensritter und Ratsgebietiger der Ballei Franken im 18. Jh. Wappen Speth/Späth: In Rot übereinandergelegt drei silberne Schlüssel mit gezähntem Bart. Die zugehörige Helmzier wäre ein rotgewandeter Männerrumpf mit Spitzbart, mit einer roten, gestulpten, hinten abhängenden Mütze und den drei silbernen Schlüsseln auf der Brust und auf der Mütze. Helmdecken rot-silbern.
Drei weitere Komturwappen
Linke Abb.: Veit Dietrich von Erthal, Deutschordensritter und Hauskomtur zu Ellingen, nach einem Wappenkalender in Ellingen. Das Erthal-Stammwappen ist geviert, Feld 1 und 4: In rot zwei silberne Balken, Feld 2 und 3: ledig und blau tingiert .
Abb. Mitte: Adolph Joseph Reichlin Freiherr von Meldegg, Deutschordensritter und Komtur zu Würzburg und Münnerstadt, desgleichen Bero Ludwig Reichlin Freiherr von Meldegg, Deutschordensritter und Komtur zu Ulm, nach einem Wappenkalender in Ellingen. Stammwappen in Rot ein silberner Balken, belegt mit drei roten Ringen. Helmzier ein Paar wie der Schild bez. Büffelhörner, Helmdecken rot-silbern.
Abb. rechts: Lotharius Franc. Ioann. Ignatius von Bubenhofen, Deutschordensritter und Komtur zu Frankfurt, nach einem Wappenkalender in Ellingen. Stammwappen: In Rot zwei silberne Zickzackbalken, auch mit umgekehrten Farben oder als 3-5x im Zackenschnitt silbern-rot geteilt beschrieben. Helmzier ein wachsender Jüngling, Rock silbern-rot gespalten, zwei gestürzte Hifthörner in Gegenfarbe haltend. Helmdecken rot-silbern.
Landkomture
und der gevierte Schild
Während der
Deutschordensritter und einfache Komtur standardmäßig seinen
Schild mit dem Ordenskreuz unterlegte, wurde es bei Inhabern
höherer Ämter in den Schild aufgenommen. Landkomture, Leiter
einer Landkommende und einer Ballei, sowie Deutschmeister trugen
einen gevierten Schild, bei dem die höhere Position 1 und damit
auch Position 4 von dem Deutschordenskreuz eingenommen wurde, die
verbleibenden Positionen 2 und 3 von dem Familienwappen. In den
frühen Wappen dieses Aufbaus wurde das Konstrukt nicht noch
einmal zusätzlich mit einem Deutschordensschild unterlegt, in
späteren schon (s. u.). Natürlich gilt das nicht kategorisch -
jeder Landkomtur war natürlich frei, eine einfachere Darstellung
ohne Quadrierung zu wählen, und auch dafür finden sich Belege
an den Kommenden.
Ein weiteres heraldisches Merkmal herausragender Positionen beim Deutschen Orden ist eine spezielle zusätzliche Helmzier, die an Platz 1 geführt wird, ein silberner Flug, beiderseits belegt mit einem durchgehenden schwarzen Kreuz, Helmdecken schwarz-silbern. Ein beliebiger Landkomtur kommt damit also auf mindestens zwei Helme, denn sein eigenes Familien-Helmkleinod wird auf Platz 2 berücksichtigt.
Landkomture
und der gevierte Schild, Beispiel: Hans Jacob vom Stain
Dieses Beispiel stammt aus
Beuggen bei Rheinfelden. An einem landwirtschaftlichen Zweckbau
befindet sich ein Wappenstein , der auf 1629 datiert ist. Die
stark abgekürzte, hier sinngemäß ergänzte Inschrift lautet:
"HANS JACOB VOM STAIN T(EVTONICI). O(RDINIS). L(AND).
C(OMTVR). D(ER). B(ALLEI). E(LSASS). V(ND). B(VRGVND). C(OMTVR).
Z(V). A(LTSHAVSEN). V(ND). B(EVGGEN)."
Johann Jakob vom Stain war in der Zeit von 1629 bis 1649 Landkomtur der Ballei Elsaß-Burgund. Er ist ein Nachfolger von Johann Kaspar von Stadion in diesem Amt. Das Schwierige ist, daß ohne Tinkturen und Oberwappen die Wappen beider ununterscheidbar sind, denn sie haben das gleiche Schildbild, wenn auch in inversen Farben. Um es noch komplizierter zu machen, waren sie beide vorher auch noch abwechselnd Hauskomture in Beuggen. Hier ist glücklicherweise die inschriftliche Zuweisung eindeutig, ferner verweist die Datierung in seine Amtszeit.
Deutscher Orden | vom Stain zum Rechtenstein | Landkomtur Johann Jakob vom Stain |
Johann Jakob vom Stain führt hier einen gevierten Schild, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes Kreuz (Deutscher Orden, Landkomture nahmen das Ordenskreuz in den gevierten Schild auf, das Kreuz hier schwebend und mit tatzenförmigen Enden, eine stilistische Weiterentwicklung des bis dahin durchgehend geführten Kreuzes), Feld 2 und 3: in Gold drei schwarze Wolfsangeln (Wolfsanker) übereinander, mit dem Ring nach unten gelegt. Hier wird ein an den oberen und seitlichen Rändern stark eingezogener und symmetrisch an vier Stellen schneckenförmig eingerollter Renaissance-Schild verwendet; ein Oberwappen fehlt. Das wären zwei Helme, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein beiderseits mit einem durchgehenden schwarzen Kreuz belegter silberner Flug (Deutscher Orden), Helm 2 (links): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken eine gestürzte, mit dem Ring nach oben gelegte schwarze Wolfsangel (Wolfsanker), die Spitzen mit je einem Pfauenstoß (Pfauenwedel, Pfauenfederbusch) besteckt.
Deutschmeisterwappen
mit geviertem Schild:
Genau wie bei den Landkomturen
sahen die Wappen der Deutschmeister aus. Sie trugen einen
gevierten Schild, bei dem die höhere Position 1 und damit auch
Position 4 von dem Deutschordenskreuz eingenommen wurde, die
verbleibenden Positionen 2 und 3 von dem Familienwappen. Sie
benutzten ferner zwei Helme auf dem Schild, wobei die bessere
Position stets vom Deutschordenskleinod eingenommen wurde.
Deutschmeisterwappen
mit geviertem Schild: Beispiel Walther von Cronberg
Ein Beispiel möge dies
illustrieren: Links das Stammwappen von Cronberg, in der Mitte
das Deutschordenskreuz, rechts der komplette Wappenschild von
Walther von Cronberg als Deutschmeister, späterer Deutsch- und
Hochmeister des Deutschen Ordens.
Mit der Aufnahme des Deutschordenskreuzes wurde das Wappen zum Personenwappen. Das Vieren eines Schildes ist bei Familienwappen ein häufig verwendetes Mittel, um eine hinzugekommene Herrschaft mit der vorhandenen gemeinsam darzustellen, ein solchermaßen geviertes Wappen wurde vererbt. Nicht so bei Amts- und Ordenswappen, die mit dem Familienstammwappen geviert wurden, diese Wappen wurden in der gevierten Form nicht vererbt, sondern waren trägergebunden. Außerdem lebten Deutschordensritter ehelos. Natürlich ist nie ausgeschlossen, daß ein Deutschordensritter den Deutschen Orden wieder verläßt und seine Ämter niederlegt, um die Familie fortzuführen, so geschehen z. B. in der Familie von Cronberg, als Ulrich IV von Cronberg seine Ämter im Deutschen Orden niederlegte, um erst Anna von Dahlberg, dann Katharina von Karben zu ehelichen, um das Aussterben des Flügelstammes zu verhindern.
Blasonierung des Wappens von Walther von Cronberg: Geviert:
Im Oberwappen wurde / n der Helm / die Helme des Stammwappens mit dem zum Deutschen Orden gehörenden Helm gemeinsam verwendet. Zwei Helme gehören im Beispiel zum Wappen des Walther von Cronberg:
Sechs Deutschmeisterwappen mit diesem Aufbau:
Linke Abb.: Reinhard von Neipperg (1480-1489 Deutschmeister). In den Feldern 2 und 3 das Stammwappen: In Rot drei (2:1) silberne Ringe. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Mitte: Conrad Burggraf von Nürnberg, Deutschmeister 1257. Feld 2: Burggrafen von Nürnberg: Innerhalb eines silbern-rot gestückten Bordes in Gold ein schwarzer doppelschwänziger Löwe, rot gekrönt. Feld 3: Hohenzollern: silbern-schwarz geviert. In der aus dem Burggrafentum und dem Zollernschen Stammwappen gevierten Form führten sie das Wappen bis 1415/1417, also bevor sie mit der Mark Brandenburg belehnt wurden. Helm 1: Ein silbern-schwarz gevierter Brackenrumpf. Helmdecken schwarz-silbern. Helm 2: Burggrafschaft Nürnberg, ein niedriger roter Hut mit Hermelinaufschlag, aus dem Hut ein schwarzer rotgekrönter Löwe wachsend, zwischen zwei rot-silbern gestückten Hörnern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Rechte Abb.: Gottfried Herr zu Hanau, Deutschmeister 1375. In den Feldern 2 und 3 das Stammwappen: In Gold drei rote Sparren übereinander. Helmzier ein silberner auffliegender Schwan, rot bewehrt und gezungt. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Linke Abb.: Dietrich von Cleen (1515-1525 Deutschmeister), Feld 2 und 3 das Stammwappen; in Gold ein Kleeblatt aus drei deichselförmig zusammengestellten roten, ausgerundeten oder herzförmigen Blättern, auch stärker rund ausgeschnitten und dann als rote rund ausgeschnittene Seeblätter angesprochen, Helmzier ein mit der Schildfigur belegter Flug. Helmdecke rot-golden.
Mitte: Johann Adelmann von Adelmannsfelden (1510-1515 Deutschmeister), Feld 2 und 3 das Stammwappen, sie führen in Silber einen gekrönten blauen Löwen, Kleinod ein halbes goldenes Sieb, an den beiden Enden (Schnittkanten) mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Helmdecken blau-silbern. Im späteren gräflichen Wappen (1790) wurde der Schild aus Löwe (dann rot gekrönt) und Sieb (diesmal ganz) geviert. Es fand dabei sozusagen ein wechselseitiger Austausch zwischen Schild und Oberwappen statt: Das Sieb kam zusätzlich in den Schild, der Löwe wurde als zweite Helmzier zitiert.
Rechte Abb.: Jost von Venningen, Deutschmeister 1448 und Siegfried von Venningen, Deutschmeister 1382, Feld 2 und 3 das Stammwappen, in Silber 2 rote ins Andreaskreuz gesetzte Lilienstäbe (Glevenstäbe, Lilienzepter), Helmzier eine oft rot bordierte silberne Bischofsmütze, mit den gekreuzten zwei roten Lilienstäben belegt, oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Helmdecken rot-silbern
Alle diese Deutschmeisterwappen und noch mehr sind übrigens abgebildet im Gang des Obergeschosses des Deutschordensschlosses Mergentheim.
Deutschmeisterwappen
auf Epitaphien, 2 Beispiele:
Die nachfolgenden
Deutschmeisterwappen sind auf Burg Horneck zu sehen, im
Tordurchgang zum Innenhof des Hochschlosses. Es handelt sich
allerdings um Gips-Kopien, die Originale befinden sich heute in
der Kapelle der Burg Bouzov in der mährischen Gemeinde Bouzov.
Dieses Epitaph ist für Johann Adelmann von Adelmannsfelden, Deutschmeister 1510-1515. Dieses Epitaph ist stilistisch am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance. Der Aufbau, die Umrahmung mit dem Stabwerk, die Anordnung der Inschrift gehört zur eher konventionellen Formensprache, während der obere Abschluß der Platte neue Formen in die Komposition einbringt wie zwei geflügelte nackte Engelchen als Schildhalter. In das Astwerk des oberen Abschlusses sind zwei menschliche Figuren eingefügt, optisch links ein Geharnischter, auf der anderen Seite ein wilder Mann mit langem Zottelbart und ebensolchem Haar und mit geschulterter Keule. Die Inschrift lautet: "Anno domini jm 15.... und 15. Jahr am XVII Tag des monats Februarij Ist der hochwirdig Fürst und Her Her Johann adelmann teutschmeister verschiden. Dem got genad". Über dem Kopf befindet sich das Wappen des Deutschmeisters, es ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz (Deutscher Orden), Feld 2 und 3: in Silber ein rot gekrönter und ebenso bewehrter blauer Löwe (Adelmann von Adelmannsfelden). Zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit einem schwarzen Kreuz (Deutscher Orden), Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein halbes goldenes Sieb, an den beiden Enden (Schnittkanten) mit schwarzen Hahnenfedern besteckt (Adelmann von Adelmannsfelden). Das Familienwappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Wü Seite: 1 Tafel: 1 und abgebildet im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 227. |
Dieses Epitaph ist für Hartmann v. Stockheim, Deutschmeister 1499-1510. Er war zuvor Komtur in Kapfenberg und 1492-1499 Komtur auf Burg Horneck. Der untere Teil des Epitaphs ist schlicht und aufgrund der Zerstörungen an der Farbschicht auf dem Gips nicht besonders ansehnlich. Der obere Teil ist von einer überladenen, verwirrenden spätgotischen Formenfülle, in der sich die einzelnen Formen in ihrer Dynamik gegenseitig ausbremsen und eigentlich nur noch als ornamentartige Flächenfüllung von großer Schwere wahrgenommen werden. Die schlecht leserliche Umschrift in geschnörkelten gotischen Minuskeln lautet: "anno domini MVX am XXIII Tag Januarii ist der hochwürdig Firste und Herr Her Hartmann von Stockheim Meister Teutsch Ordens in Deutsch & welischen Landen mit Dodt verscheiden. Dem Gott gnedig und barmherzig sey. Amen. Über dem Kopf befindet sich das Wappen des Deutschmeisters, es ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz (Deutscher Orden), Feld 2 und 3: mit drei Spitzen golden-schwarz geteilt (v. Stockheim). Zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit einem schwarzen Kreuz (Deutscher Orden), Helm 2 (links): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein Flug, beiderseits mit drei Spitzen golden-schwarz geteilt (v. Stockheim). Das Wappen der hessisch-rheinischen Familie v. Stockheim wird beschrieben im Alberti S. 775, im Zobel Tafel 333 sowie im Siebmacher Band: NaA Seite: 11 Tafel: 15, wo weitere Varianten der Helmzier beschrieben werden (Büffelhörner, Gupf, alle wie der Schild geteilt). Sie haben nichts zu tun mit dem gleichnamigen Geschlecht, welches in Nieder-Olm, in Bibergau und in Eltville saß und durch Erbheirat an die Nippenburgschen Güter kam. Beide Familien werden jedoch bei Kneschke vermengt. In der Galerie der Deutschmeister im Deutschordensschloß Bad Mergentheim ist übrigens statt Schwarz fälschlicherweise Blau genommen worden. |
Hochmeisterwappen
mit diesem schlichten Aufbau:
Die ersten Hochmeister des
Deutschen Ordens folgten noch diesem einfachen heraldischen
Schema. Mit einem Vorbehalt: Wir - und ebenso historische
Wappenbücher wie das von Hans-Georg Boehm publizierte - neigen
dazu, dieses gevierte Schema rückwirkend auch auf die frühen
Hochmeister zu projizieren. Wir müssen aber davon ausgehen, daß
bei den frühesten Vertretern gevierte Wappen noch nicht
allgemein gebräuchlich waren und diese Mode sich erst
entwickelte. Vermutlich haben daher die frühen Hochmeister
entweder den Deutschordensschild oder den Familienschild
verwendet oder beide nebeneinandergestellt. Erst mit der
aufkommenden Lust an gevierten Wappen wurde die Quadrierung aus
Deutschordensschild und Familiensymbol zur
Selbstverständlichkeit. Der erste, der wirklich nachweislich
einen gevierten Schild benutzte, und das aus Gründen, die in der
Komplexität seines Familienwappens lagen, war Friedrich von
Sachsen. Ebenso war es bei seinem Nachfolger. Deshalb müssen wir
uns auch bei zwar historischen, aber nachträglich und später
entstandenen Werken bewußt sein, daß diese gevierten
Darstellungen zwar dem damaligen Zeitgeist bei der Entstehung des
Werkes entsprachen, nicht aber dem Usus, als die Personen
tatsächlich gelebt haben.
Linke Abb.: Heinrich I. Waldbott (Walpod) (1198- ca. 1200), der erste Hochmeister des Deutschen Ordens nach der Umwandlung von einer Hospitalbruderschaft in einen Ritterorden. Welcher Linie der Walpoden er zugehörte, ist nicht bekannt. Sein Wappen mit mit 8, 12 oder sogar 16facher Ständerung wiedergegeben, ersteres im von Hans-Georg Boehm herausgegebenen historischen Wappenbuch, letzteres im Berliner Wappenbuch. Hier wurde beispielhaft die 12fache Ständerung der Waldbott von Bassenheim gewählt, .Feld 2 und 3: zwölffach rot-silbern geständert. Helmzier - wenn er dieser Linie angehörte, ohne Beleg- ein silberner Schwan, dessen erhobene Flügel mit je einem 12fach rot-silbern geständerten Schildchen belegt sind. Helmdecke rot-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Mittlere Abbildung: Heinrich von Tunna gen. Bart (1208-1209), dritter Hochmeister des Ritterordens, Aufriß nach der "CRONICA von dem Anfang deß Ordens der Ritter Brüder deß Hospitals S. Marien Theutschen Hauses zu Jerusalem" aus dem 17. Jh. Feld 2 und 3: Geviert von Rot und einem schwarzen Löwen in Silber. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Rechte Abb.: Otto von Kerpen (1200-1208), zweiter Hochmeister des Ritterordens. Aufriß nach der "CRONICA von dem Anfang deß Ordens der Ritter Brüder deß Hospitals S. Marien Theutschen Hauses zu Jerusalem" aus dem 17. Jh. Feld 2 und 3: In Silber ein roter Sparrenbalken (Zickzackbalken), darüber ein dreilätziger blauer Turnierkragen. Helmzier ein wie der Schild bezeichneter offener Flug. Helmdecke rot-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Zusätzliche
Unterlegung mit einem Deutschordensschild:
Besonders prunkvoll sind
Wappen, die zwei Prinzipien in sich vereinen, zum einen die
Unterlegung mit einem weiteren, etwas größeren Schild, welcher
nur das Deutschordenskreuz enthält, zum anderen das des
Quadrierens mit dem Deutschordenskreuz. Besonders wirkungsvoll
ist das bei Verwendung von Deutschordenskreuzen, deren Enden
tatzenförmig geformt sind. Die beiden eigentlich separaten
Formen, durchgehendes gerades Kreuz und Tatzenkreuz kommen beide
beim Deutschen Orden alternativ vor. Manchmal wird das schwarze
Kreuz zusätzlich noch mit einer dünnen Linie bordiert, was eine
stilistische Weiterentwicklung darstellt.
Links das mit dem Deutschordenskreuz des Hans Caspar Graf von Stadion, Landkomtur der Ballei Elsaß-Schwaben-Burgund 1627-1628 (Stammwappen: In Schwarz drei goldene Wolfsangeln (Wolfsanker) übereinander, jeweils mit dem Ring nach unten. Helmzier auf einem schwarzen, golden gestreiften Kissen eine goldene Wolfsangel (Wolfsanker), mit dem Ring nach oben, darin ein Pfauenstoß. Helmdecken schwarz-golden). In der Mitte der zusätzliche Schild mit Deutschordenskreuz, der darunter gelegt wird, ganz rechts das zweilagig aufgebaute Landkomturswappen.
Sechs
Landkomturwappen mit diesem Aufbau:
Ob nur mit dem
Deutschordenskreuz geviert, dieses gerade und durchgehend, oder
als Tatzenkreuz, oder zusätzlich mit einem weiteren
Deutschordensschild unterlegt - das Repertoire ist austauschbar.
Festzuhalten ist nur, daß der einfache Ritter mit dem
Deutschordenskreuz unterlegen durfte, aber nicht seinen Schild
damit quadrieren. Ob die, die quadrieren durften, also
Landkomture, Deutschmeister, zusätzlich unterlegten, war eine
Frage des persönlichen Repräsentationsbedürfnisses, man findet
beide Darstellungsweisen.
Eberhard von Königsegg 1385 und Marquard von Königsegg 1408 sowie Christian von Königsegg-Rotfels (Rothenfels) 1757, alle drei Landkomture der Ballei Elsaß-Schwaben-Burgund, Feld 2 und 3 schräglinks rot-golden geweckt. Helmzier ein roter Federstoß. Helmdecken rot-golden. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Hugo (Haug) Dietrich von Hohenlandenberg (Landenberg), Landkomtur der Ballei Elsaß-Schwaben-Burgund 1578-1600. Deren Stammwappen ist geviert aus: Komponente 1: golden-schwarz geviert in den Feldern 2 und 3. Komponente 2: In Rot 3 (2:1) silberne Ringe in den Feldern 1 und 4 (Stammwappen Landenberg). Helmzier 1: Zwei aufwärts gerichtete, wie die Felder 2 und 3 tingierte und an den Ärmeln außen mit je drei Knöpfen versehene Arme. Entweder ist jeder Arm für sich geviert, aber auch übereck gold-schwarz geteilt möglich. Helmdecken schwarz-golden. Helmzier 2: auf einem roten Kissen ein schwarzer Flügel, mit 7 silbernen Lindenblättern belegt, Helmdecken rot-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Jo. Jacob Herr von Stain, Landkomtur der Ballei Elsaß-Schwaben-Burgund 1628-1630, Feld 2 und 3 in Gold drei schwarze Wolfsangeln (Wolfsanker) übereinander, jeweils mit dem Ring nach unten. Helmzier eine goldene Wolfsangel (Wolfsanker), mit dem Ring nach oben, die beiden Spitzen mit je einem Pfauenstoß besteckt. Helmdecken schwarz-golden. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Philipp von Ehingen, 1540, Landkomtur 1540-1540, Feld 2 und 3 in Schwarz ein goldener Sparren, Helmzier ein wachsender bärtiger Männerrumpf mit goldener Krone und schwarzem, mit einem goldenen Sparren gezeichneten Gewand, Helmdecken schwarz-golden. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Johann Friedrich von Baaden (Baden),1684 Landkomtur der Ballei Elsaß-Schwaben-Burgund, sowie Frid. Benedikt von Baaden (Baden), Landkomtur der Ballei Elsaß-Schwaben-Burgund 1688-1707, Feld 2 und 3 silbern-schwarz in 4 Reihen geschacht, Helmzier ein wie der Schild bez. Flug, Helmdecken schwarz-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Freiherr Hartmann von Roggenbach, 1667 Landkomtur der Ballei Elsaß-Schwaben-Burgund, Feld 2 und 3 rot-schwarz-silbern halbgespalten und geteilt, Helm ein Paar Büffelhörner, das rechte schwarz-silbern gespalten, das linke rot-silbern gespalten. Helmdecken rechts rot-silbern, links schwarz-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Alle in diesem Abschnitt dargestellten Beispiele sind übrigens in der Kirche des Deutschordensschlosses Altshausen zu finden.
Ein Photobeleg für
ein Landkomturwappen mit diesem Aufbau:
Am Deutschordenshaus
in Marburg findet sich das Wappen des Landkomturs Beat
Konrad Reuttner von Weyl, geboren 1719,
Deutschordensritter 1745, 1758 Komtur der Mainau, 1774-1803
Landkomtur der Ballei Elsaß-Burgund mit Sitz in Altshausen,
später auch Landkomtur der Ballei Hessen in Marburg. Ferner war
er kaiserlicher Rat und Staats- und Konferenzminister des
Hochmeisters. Zuletzt war Beat Konrad Reuttner von Weyl in
Altshausen, dort starb er auch im am 23. Mai 1803.
Der Hauptschild ist geviert, in den Feldern 1 und 4 in Silber ein schwarzes Tatzenkreuz (Deutscher Orden, Landkomtur), in den Feldern 2 und 3 in Blau ein abgewandter, gesichteter, goldener Mond. Der Schild ist unterlegt von einem weiteren Deutschordensschild (Mitgliedschaft im Deutschen Orden). Zwei Helmzieren, Helm 1 ein silberner, mit einem schwarzen Tatzenkreuz belegter Flug (Deutscher Orden), Helm 2 ein aus einem liegenden Mond hervorwachsender geharnischter Mann mit Streitkolben in der Rechten, die Linke in die Seite gestemmt. Normalerweise wird dieser Helm gekrönt geführt. Helmdecken blau-golden. Schildhalter zwei widersehende Löwen.
Das
Amt des Hochmeisters
Der Hochmeister ist das
höchste Amt des Deutschen Ordens. Er repräsentiert den Orden
nach außen. Den religiösen Titel den Hochmeisters gibt es nur
im Deutschen Orden und bezeichnet das höchste Amt in diesem.
Andere Ritterorden bezeichnen diese Position als
"Großmeister", normale Orden
"Generalsuperior" o.ä. Bis 1530 wurde das Oberhaupt
des Deutschen Ordens nur "Hochmeister" genannt, danach
"Hoch- und Deutschmeister", nachdem die Ämter
vereinigt wurden. Standardmäßig hatte diese Position ein
Ordensritter inne, erst später, mit dem Wandel von einem
Ritterorden zu einem klerikalen Orden, ging das Amt an die
Priesterbrüder über, und die Hochmeister der neueren Zeit waren
immer Äbte.
Abb.: Ein historisches Exlibris ohne Jahresangabe, entworfen von Ernst Krahl (1858-1926) für den Deutschen Orden. Das Wappen zeigt das Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens in seiner allgemeinen, nicht an die Person eines bestimmten Hochmeisters gebundenen Form. Die Burg Eulenberg oder die Eulenburg liegt in Tschechien auf dem Gebiet von Olmütz in Nordmähren. Der Deutsche Orden hatte einst reichen Besitz in Mähren, bis zur Auflösung am 22.10.1938 und Beschlagnahmung des Vermögens war der Deutsche Orden einer der größten Grundbesitzer in Nordmähren, unter anderem besaß er auch die Burgen Busau und Eulenburg sowie Schloß Freudenthal - einst Sitz des Hochmeistertums - und Karlsbrünn.
Der
Hochmeister: Welche Macht hat er?
Früher, als der Orden noch
seinen Schwerpunkt im Heiligen Land hatte, hatte er die höchste
weltliche und geistliche Autorität des Ordens inne. Nachdem der
Deutsche Orden nach Preußen übersiedelte, wurde der Hochmeister
zugleich Landesherr. Im Laufe der Zeit ließ die Autorität des
Amtes nach, vor allem nach der Reformation war der Symbolgehalt
des Amtes wichtiger als die tatsächliche Machtausübung.
Insbesondere nach dem Verlust der Territorien im Osten war
"Hochmeister" nicht mehr als ein wohltönender Titel.
Mit der Säkularisation kam der Orden in enge Abhängigkeit des
österreichischen Kaiserhauses, denn der Posten wurde ab da stets
durch einen Prinzen aus dem Hause Habsburg besetzt und der
Hochmeister war nur noch ein besonderer Würdenträger
Österreichs aus der kaiserlichen Familie. Der Deutsche Orden war
"quasi" zum Hausorden der Habsburger geworden. Nach dem
Ende des 1. Weltkrieges wurde der Orden aus dieser Abhängigkeit
gelöst, Hochmeister wurden nun Kleriker des Ordens.
Wie
ist ein Hochmeister gekleidet?
Typisch ist der weiße
Ordensmantel, besetzt mit dem Hochmeisterkreuz, zur ritterlichen
Gewandung bzw. später zur Uniform getragen. Heutzutage ist der
Hochmeister Abt mit dem Recht, bischöfliche Gewandung zu tragen,
also Mitra und Krummstab sowie violette Soutane und violettes
Scheitelkäppchen (Pileolus), dazu hat er typischerweise das
ritterliche Hochmeisterkreuz auf dem weißen Ordensmantel.
Normalen Ordensmitgliedern steht nur das schwarze Kreuz auf dem
weißen Ordensmantel zu.
Heraldischer
Ausdruck des Hochmeistertums:
Nur der Hochmeister darf das
Hochmeisterkreuz im Wappen führen. Dies ist ein über den Schild
gelegtes schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen
Lilienkreuz, Herzschild in Gold der schwarze, rotbewehrte Adler,
wie es ab dem fünften Hochmeister in Gebrauch ist. Normalen
Ordensmitgliedern steht nur das schwarze Kreuz in Silber zu. In
der Frühzeit, bis zu Hochmeister Heinrich von Tunna gen. Bart
(1208-1209), führten auch die Hochmeister nur den gevierten
Schild mit dem Deutschordenskreuz in den Feldern 1 und 4 (Aufbau
1, s. o.). Dann kam das Hochmeisterkreuz auf, das anstelle des
bisherigen Deutschordenskreuzes in den Positionen 1 und 4 eines
mit dem Familienstammwappen gevierten Schildes geführt wurde.
Zuerst hatte es eine einfachere Form, das aufgelegte goldene
Kreuz endete mit einem stumpfen kurzen Querbalken (Aufbau 2),
dann kam das Lilienkreuz in Gebrauch (Aufbau 3).
Ein Beispiel für diese frühere Form des Hochmeisterkreuzes (Aufbau 2) ist das Wappen von Hermann von Salza, Deutschordenshochmeister und eigentlichen Ordensformer (geb. ca. 1162, amtierte 1209/1210-1239, einer der wirkungsstärksten Hochmeister, die der Orden je hatte, der den Orden in eine starke miltärisch-politische Organisation verwandelte und der nach einem ersten Versuch in Siebenbürgen zum Gründer des Ordensstaates in Preußen wurde). Geviert, in 1 und 4: Hochmeisterkreuz in der frühen Form, 2 und 3: In Rot ein goldenes, gekrümmtes Widderhorn (Stammwappen von Salza).
Ein weiteres heraldisches Merkmal des Hochmeistertums ist eine spezielle zusätzliche Helmzier, die an Platz 1 geführt wird: Ein silbernes Schirmbrett, belegt mit einem Hochmeisterkreuz, außen mit goldenen Kugeln und daran schwarzen Hahnenfedern (oder auch Pfauenfedern) besteckt, Helmdecken schwarz-silbern. Diese Helmzier gilt nur für das Hochmeistertum. Hochmeister führen meist zusätzlich die ganz normale Helmzier des Deutschen Ordens, ein silberner (meistens geschlossen dargestellt) Flug, beiderseits belegt mit einem durchgehenden schwarzen Kreuz, Helmdecken schwarz-silbern. Ein beliebiger Hochmeister kommt damit also auf mindestens drei Helme, denn sein eigenes Familien-Helmkleinod wird auf Platz 3 auch noch berücksichtigt.
Ein Beispiel für
die neue Form des Hochmeisterkreuzes:
Als Beispiel für die neue
Form des Hochmeisterkreuzes (Aufbau 3) diene das
Hochmeisterwappen von Martin Truchsess von Wetzhausen
(1477-1489), dem 34. Hochmeister des Deutschen Ritterordens.
Links sein Familienwappen, in der Mitte das Hochmeisterkreuz
alleine, rechts das aus Hochmeistertum und Familienwappen
gevierte Amtswappen.
Blasonierung des Hochmeisterwappens von Martin Truchsess von Wetzhausen (amtierte 1477-1489), wie ganz rechts abgebildet: Geviert:
3 Helme:
Drei weitere Hochmeisterwappen mit diesem Aufbau:
Links: Heinrich von Plauen (1410-1413, gehörte zu den Vögten von Plauen älterer Linie, und da zur Nebenlinie Mühltroff, die mit ihm ausstarb) und Heinrich Reuß von Plauen (1467-1470). Aus dem Hause der Herren von Reuß, Burggrafen zu Meißen. Feld 2 und 3: In Schwarz ein gekrönter goldener Löwe (später golden gekrönt). Kleinod ein silbern-schwarz gespaltener Brackenrumpf. Helmdecken schwarz-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Mitte: Konrad von Jungingen (1393-1407) und sein direkter Nachfolger und Verwandter Ulrich von Jungingen (1407-1410). Feld 2 und 3: Von Silber und Blau geviert. Helmzier ein silbernes und ein schwarzes Büffelhorn oder zwei silbern-blau übereck geteilte Büffelhörner, am Außenrand mit Hahnenfederbüschen, federbesteckten Stäben, Pfauenfedern oder Eichenblättern verwechselter Farbe je nach Quelle besteckt. Helmdecken schwarz-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Rechts: Konrad von Wallenrode (1391-1393). Feld 2 und 3: In Rot eine silberne, viereckige, kleeblattverzierte Gürtelschnalle (Rinck) mit durchgestecktem Dorn. Auf dem gekrönten Helm ein beiderseits wie der Schild bez. Flug. Helmdecken rot-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Eine neue Anordnung
für das Hochmeisterkreuz
Dies blieb bis zu Hochmeister
Johann von Tiefen (1489-1497) so. Danach wurde es üblich, den
gesamten Schild, wieder geviert aus dem einfachen
Deutschordenskreuz und dem Familienwappen, insgesamt mit dem
Hochmeisterkreuz zu belegen (Aufbau 4). Hochmeister Friedrich von
Sachsen (1498-1510) ist in der "Cronica von dem Anfang deß
Ordens der Ritter Brüder deß Hospitals S. Marien Theutschen
Hauses zu Jerusalem" aus dem 17. Jh. der erste, der es so
führt, und bei dieser relativ prunkvollen Art und Weise, das
Hochmeisteramt zu visualisieren, blieb man dann auch.
Ein Beispiel:
Walther von Cronberg
Hier als Beispiel die Bildung
des Hochmeisterwappens (Aufbau 4) für Walther von Cronberg
(1527-1543): Links das schlichte Deutschordenskreuz, geviert mit
dem Stammwappen von Cronberg, in der Mitte das Hochmeisterkreuz,
rechts der komplette Wappenschild von Walther von Cronberg,
Deutsch- und Hochmeister des Deutschen Ordens.
Blasonierung des Hochmeisterwappens von Walter von Cronberg (amtierte 1527-1543), wie ganz rechts abgebildet: Geviert:
Belegt mit einem Hochmeisterkreuz (auf einem schwarzen Kreuz ein goldenes Glevenkreuz (Lilienkreuz), in der Mitte belegt mit einem Herzschild, der in Gold den schwarzen Reichsadler zeigt).
3 Helme:
Drei weitere Hochmeisterwappen mit diesem Aufbau:
Links: Wolfgang Schutzbar gen. Milchling (geb. 1483, Hochmeister 1543-1566). Feld 2 und 3: In Silber drei (2:1) mit den Stielen zum Dreipaß verbundene schwarze Lindenblätter (auch als Kugeln oder Herzen dargestellt je nach Darstellung und Quelle), dies ist das Wappen Schutzbar. Helmkleinod: Ein wie der Schild bez. Flug, zum Stammwappen der Schutzbar. Helmdecken schwarz-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben. In Feld 4 kann auch bei späteren Wappen eine goldene Prälatenmütze in silbernem Feld für Ellwangen sein.
Mitte: Johann Caspar von Ampringen (Hochmeister 1664-1684). Feld 2 und 3: In Rot zwei silberne Pfähle mit darübergezogenem goldenen Balken. Kleinod: Zwei silberne, auswärts gekehrte Bärenpranken, je eine rote Kugel haltend, Helmdecken rot-silbern. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Rechts: Johann Kaspar von Stadion (Hochmeister 1627-1641). Feld 2 und 3: in Schwarz drei goldene Wolfsangeln (Wolfsanker) mit dem Ring nach unten. Kleinod ein schwarzes, golden gestreiftes Kissen, darauf eine goldene Wolfsangel (ein goldener Wolfsanker), mit dem Ring aufwärts, in dem ein Pfauenstoß steckt. Andere Bestandteile wie oben beschrieben.
Sonderfall:
ein Deutschmeister mit Hochmeisterkreuz
Das Hochmeisterkreuz stand nur
dem Hochmeister zu. Ein Deutschmeister führte wie ein Landkomtur
das Deutschordenskreuz geviert mit seinem Familienwappen, aber
kein Hochmeisterkreuz. Ab 1525 stellte sich diese Frage sowieso
nicht mehr, weil ab da beider Ämter als Deutsch- und Hochmeister
in einer Person vereinigt wurden. Aber vor 1525 wurde das in den
Wappendarstellungen säuberlich getrennt. Allerdings gibt es eine
Ausnahme, wo ein Deutschmeister mit Hochmeisterkreuz zu sehen
ist:
Dieses Epitaph, ein Gipsabdruck auf Schloß Horneck (Original heute in der Kapelle der Burg Bouzov in der mährischen Gemeinde Bouzov), ist für Eberhard von Seinsheim, Deutschmeister 1420-1443. Über dem Kopf sehen wir einen Wappenschild mit dem Hochmeisterkreuz, in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Glevenkreuz (Lilienkreuz), das Ganze in der Mitte belegt mit einem Herzschild, der in Gold den schwarzen Reichsadler zeigt. Warum führt hier der Deutschmeister das Hochmeisterkreuz, welches ihm eigentlich gar nicht zustand, sondern ausschließlich dem Hochmeister? Immerhin hat er nicht, wie es ein Hochmeister durfte, seinen Schild mit dem Hochmeisterkreuz quadriert, sondern das Hochmeisterkreuz hier nur als zweiten, aber an bester Position angebrachten Schild verwendet. Hintergrund für diese Anmaßung, ja Usurpation, ist ein Streit zwischen Eberhard von Seinsheim als Deutschmeister und dem 1422-1441 amtierenden Hochmeister Paul von Rusdorf. Ersterer war ein äußerst fähiger Deutschmeister, der sehr viel für den Aufbau einer eigenen Landeshoheit des Deutschen Ordens getan hat, der den Besitz vermehrt, konsolidiert und rechtlich abgesichert hat, der ein strukturiertes Abgabensystem für die Balleien einführte und der 1420 Horneck zur Verwaltungszentrale des Territorialbesitzes gemacht hatte und die Burg umgebaut hatte. Dadurch ergaben sich Konflikte hinsichtlich der Kompetenzen und Befugnisse zwischen Deutschmeister und Hochmeister, zwischen den Bedürfnissen in Deutschland einerseits und denen in den Ostgebieten andererseits. Eberhard von Seinsheim erklärte schließlich 1439 die Regierung des Paul von Rusdorf für unzulänglich und den in seinen Augen unfähigen und untragbaren Hochmeister für abgesetzt, wobei er sich auf die sog. "Orselnschen Statuten" berief (die freilich eine Fälschung waren). Er erklärte sich selbst anstelle des Paul von Rusdorf zum Statthalter des Hochmeisteramtes. Und deshalb führt er hier streng genommen unrechtmäßig den Hochmeisterschild! Kaiser Sigismund, die Reichsfürsten und das Basler Konzil ergriffen jedoch Partei für Eberhard. Paul von Rusdorf hingegen erklärte seinerseits Eberhard für abgesetzt, aber als er sah, daß er zwar im Recht war, de facto aber keine Macht mehr dazu hatte, weil der Konvent ebenfalls nicht mitzog, resignierte er am 2.1.1441. Er starb eine Woche später in der Marienburg. Von seinem Nachfolger im Amt des Hochmeisters wurden die "Orselnschen Statuten" anerkannt. Der letzte eigenständige Deutschmeister auf Schloß Horneck war Dietrich von Cleen, der 1515-1526 amtierte und den Sturm der Bauern auf Horneck miterlebte. 1525 wurden beide Ämter unter Walter von Cronberg zusammengelegt, so daß das Problem aus der Welt war. Fortan gab es nur noch einen Deutsch- und Hochmeister.
Photobeispiele für
Wappen des Deutschen Ordens
Altshausen: Kavaliershäuser - Rathaus - Sonstige - Landkomture in der
Schloßkirche (1) - Landkomture in der Schloßkirche (2) - Landkomture in der
Schloßkirche (3) - Landkomture in der Schloßkirche (4) - Landkomture in der
Schloßkirche (5) - Chor, Hochmeister - Chor, Landkomtur - Scheitelbogen,
Hochmeister - Scheitelbogen, Landkomtur - Wappentafel der
Landkomture im Chor (1) - Wappentafel der Landkomture im Chor (2) - Wappentafel der
Landkomture im Chor (3) - Wappentafel der Landkomture im Chor (4)
Beuggen bei Rheinfelden (Kreis Lörrach): Schloß Beuggen (1): Wappensteine aus dem
15. Jh. - Schloß Beuggen (2): Wappensteine aus dem
16. Jh. - Schloß Beuggen (3): Wappenstele aus dem
16. Jh. - Schloß Beuggen (4): Wappensteine aus dem
frühen 17. Jh. - Schloß Beuggen (5): Wappensteine aus dem
17. Jh. - Schloß Beuggen (6): Wappensteine aus dem
18. Jh.
Dinkelsbühl: Deutschordensschloß
Ellingen: Pleinfelder Tor - Schloß, Hauptfassade - Schloß, Nordflügel - Reithalle - Ökonomiegebäude - Mariahilfkapelle - Pfarrkirche St. Georg - Rathaus - Brauerei - Schloßkirche außen - Tor zum Rosental - Mühltor
Ellwangen: Schönenbergkirche (1) - Schönenbergkirche (2) - ehem. Pfarrhaus
Friedberg (Wetterau): Deutschordenshaus
Gelchsheim (Landkreis Würzburg): Kirchturm
Graz (Steiermark, Österreich): Deutschordenshaus
Gundelsheim (Landkreis Heilbronn): Schloß Horneck - Deutschmeister-Grabdenkmäler - Bannwirtschaft
Hilsbach (zu Sinsheim, Rhein-Neckar-Kreis): Amtskellerei
Kirchhausen (Heilbronn): Deutschordensschloß
Lierheim (Landkreis Donau-Ries): Schloß Lierheim
Mainz: Landtag/Deutschordenshaus
Marburg: Deutschordenshaus (1) - Deutschordenshaus (2)
Mergentheim: Priesterseminar - Spital zum hl. Geist
(1) - Spital zum Hl. Geist (2) - Spital zum Hl. Geist
(3) - Schloß, Archivbau - Inneres Tor zum
Hochschloß - Brunnen im Hochschloß - Hinteres Tor zum Park - Milchlingsbrunnen - Burg Neuhaus, Wolfgang
Schutzbar - Burg Neuhaus, Walther von Cronberg - Burg Neuhaus,
Maximilian von Habsburg
Münnerstadt (Franken): Deutschordensschloß -
Tor - Deutschordensschloß - Treppenturm - Deutschordensschloß -
Erker - Deutschordensschloß - Paar 1 - Deutschordensschloß -
Paar 2 - Deutschordensschloß - Paar 3 - von Eltz-Wappen - Deutschherrenkeller
Oedheim (Landkreis Heilbronn): Rathaus Oedheim / Amtshaus des DO - Pfarrkirche Degmarn - ehem. Schulhaus / Pfarrhaus Degmarn
Zeltingen-Rachtig (Landkreis Bernkastel-Wittlich): Deutschordenshaus Rachtig
Regensburg Neues Deutsches Haus
Sondernohe (Mittelfranken): Deutschordenskirche
Stopfenheim (Franken): Pfarrkirche - Deutschordensvogtei
Trier: Deutschordenskommende (1) - Deutschordenskommende
(2) - Steipe
Weingarten (Landkreis Karlsruhe): ehem. Deutschordenshaus
Wolframs-Eschenbach (Franken): Deutschordensschloß
Würzburg: Deutschhaus
Literatur:
Siebmachers
Wappenbücher
Hans-Georg Böhm: Hochmeisterwappen des
Deutschen Ordens 1198-1618, Frankonia Buch 1990, Fränkische
Nachrichten Druck- und Verlags-GmbH, Tauberbischofsheim, ISBN
3-924780-15-3
800 Jahre Deutscher Orden, Ausstellung des Germanischen
Nationalmuseums Nürnberg in Zusammenarbeit mit der
Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des
Deutschen Ordens, Ausstellungskatalog, Bertelsmann Lexikon
Verlag, Gütersloh/Münschen 1990, ISBN 3-570-07434-x und
3-570-06676-2.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der
Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der
wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen
Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad
Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Hochmeister
Hartmann, Beschreibung des Oberamts Neckarsulm: mit fünf
Tabellen, einer historisch kolorirten Karte des Oberamts und drei
lithographirten Ansichten, Stuttgart, 1881- online: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/oab_neckarsulm1881, darin Schloß Horneck ab S. 382: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/oab_neckarsulm1881/0407/scroll?sid=ebf73de8d9665562c766b7f75496e57b
Liste der Komture: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Deutschordenskomture_auf_Schloss_Horneck - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/oab_neckarsulm1881/0408
Bernhard Demel, der Deutsche Orden und die Stadt Gundelsheim,
Gundelsheim 1981
Liste der Deutschmeister: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Deutschmeister
Burg Bouzov: http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Bouzov
Carl August Lückerath, Eberhard von Saunsheim, in: Neue Deutsche
Biographie 22 (2005), S. 464-465, online: http://www.deutsche-biographie.de/pnd139579206.html - http://www.deutsche-biographie.de/xsfz110311.html
Paul von Rusdorf: http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Rusdorf
Karl Lohmeyer, Paul von Rusdorf, in: Allgemeine Deutsche
Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S.
11-13, online: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Paul_von_Rusdorf&oldid=1695056
Kommenden des Deutschen Ordens: http://www.damian-hungs.de/Kommenden%20des%20Deutschen%20Ordens.pdf
Hochmeister des Deutschen Ordens
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