Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2800
Innsbruck (Österreich, Bundesland Tirol)

Die Innsbrucker Hofburg und ein singuläres kaiserliches Wappen

Die Innsbrucker Hofburg liegt im Norden der Altstadt am Rennweg zwischen dem Dom St. Jakob und der Hofkirche. Vier unregelmäßige Flügel umschließen einen 28 m x 42 m großen Innenhof. Der längste Trakt ist derjenige im Osten parallel zum Rennweg, mit den beiden abschließenden Rotunden an den Ecken kommt die gesamte Hauptfassade auf eine Länge von 135 m. Die Innsbrucker Hofburg ist neben der Hofburg in Wien und dem Schloß Schönbrunn eine der drei wichtigsten historischen Herrschaftsarchitekturen Österreichs und einer der bedeutendsten Kulturbauten des Landes. Die Hofburg bildete einst das Herz eines Residenzkomplexes, dessen Zusammenhang auch heute noch gut im Stadtbild nachvollzogen werden kann und zu dem neben der eigentlichen Residenz noch das Adelige Damenstift (Restaurant Stiftskeller), die Silberne Kapelle, die Hofkirche, das Neue Stift (Theologische Universität und Volkskunstmuseum), der Dom St. Jacob, das Ballhaus (Congress) und der Hofgarten gehören.

Auch wenn die heutigen Fassaden es kaum noch erkennen lassen, geht diese Hofburg auf Bauten des 14. Jh. zurück und enthält sogar eine Erinnerung an die alte Stadtbefestigung. Denn entlang des Rennweges verlief früher genau dort, wo heute die Hauptfassade steht, unter der Herrschaft der Grafen Görz-Tirol die mittelalterliche Stadtmauer. Wo heute das Nordrondell den Abschluß der Hofburg bildet, stand früher ein Nordost-Rundturm der Stadtbefestigung. Wo sich heute in der Hofburg der Museumsraum "Eckkabinett" befindet, befand sich früher ein eckiger Stadtmauerturm, das erklärt das leicht schräge Vorspringen dieses Bauteils zur Herrengasse hin. Und an der Stelle des Südrondells lag früher das Rumer Tor oder Saggen-Tor, welches später durch den nicht mehr existierenden Wappenturm ersetzt wurde. Heute ist hier der Durchgang zur Hofgasse. Der Hofgarten lag außerhalb der Stadtmauer. Das war die Ausgangssituation, und hier begann Herzog Leopold IV. von Habsburg (Leopold II. von Tirol, 1371-3.6.1411, regierte 1392-1406) 1396, Wohnhäuser und Grundstücke aufzukaufen. Denn damals residierten die Tiroler Landesfürsten noch auf Schloß Tirol bei Meran und kamen nur gelegentlich nach Innsbruck. Der Beginn der Hofburg war, daß sich Leopold IV. ein Wohnrecht im Starkenbergischen Haus sicherte, das direkt an der Innsbrucker Stadtbefestigung lag. Dieses und die Nachbarhäuser konnte er wenig später kaufen. Als Leopolds Bruder Friedrich IV. von Habsburg (1382-24.6.1439, gen. der mit der leeren Tasche) im Jahre 1406 die Regierung als Graf von Tirol übernahm, verlegte er den Regierungssitz von Meran nach Innsbruck, aber er baute am weiter westlich gelegenen Neuen Hof. Herzog Siegmund (Sigismund, 26.10.1427-4.3.1496, gen. der Münzreiche, regierte 1439-1490) kaufte 1453-1463 weitere Grundstücke im Hofburgareal bis zum Dom und zur Hofgasse hinzu und begann den Hofburgbau, der zunächst aus einem Trakt an der östlichen Stadtmauer mit den Repräsentationsräumen und einer Kapelle und einem Trakt an der Hofgasse mit der Kanzlei bestand. Weiterhin entstand in der äußeren Burg das Harnaschhaus, eine Produktionsstätte und ein Lager für die berühmten Innsbrucker Waffen und Harnische. Aus diesem Gebäude ging später das Adelige Damenstift hervor. Finanziert wurden die Bauprojekte unter Siegmund vorwiegend durch Kredite der Fugger, die im Gegenzug das Privileg der Silber- und Kupferproduktion in Tirol bekamen.

Unter Kaiser Maximilian I. (22.3.1459-12.1.1519, ab 1493 Herr der Habsburgischen Erblande, 1508-1519 römisch-deutscher Kaiser) nahm das Bauprojekt Hofburg an Fahrt auf: Die Heirat mit der gesellschaftlich tiefer stehenden Bianca Sforza wurde ihm mit einer unermeßlich reichen Mitgift versüßt, die ihm das Bauen ermöglichte. Ab 1495 ließ Maximilian durch Baumeister Nikolaus Thüring d. Ä. (-1517) die Hintere Burg nördlich des bereits errichteten Bestandes erbauen. Bianca Maria Sforza (5.4.1472-31.12.1510) bewohnte mit ihrem Hofstaat die "Neuen Frauenzimmer", und der Kaiser verlegte seine eigenen Wohnräume von dem ersten in den zweiten Stock, das sind der Riesensaal und die anschließenden Zimmer. Wo im Norden eine Zugbrücke auf das Gelände führte, entstand eine neue Eingangshalle (Gotischer Keller). Am Neuen Hof baute der aus dem Allgäu stammende Nikolaus Thüring d. Ä. den berühmten Erker, das Goldene Dachl. Der heraldisch bedeutendste Bau entstand 1496-1499 an der Stelle des 1494 abgebrannten Rumer Tores, der Wappenturm. Er war eine gebaute Selbstdarstellung mit den 56 aufgemalten Wappen seiner tatsächlichen oder beanspruchten Besitzungen, die die Größe seines Herrschaftsbereiches illustrieren und damit eine Vorrangstellung in Europa legitimieren sollten. Mehrfach wurden diese Wappen restauriert, aktualisiert und ergänzt, so in den Jahren 1526, 1604 und 1733. Der Kern dieses Wappenturmes steckt irgendwo tief im südlichen Eckrondell. Bis zum Tod Maximilians 1519 war aus der Hofburg einer der schönsten und bedeutendsten spätgotischen Profanbauten Europas geworden. Sie war weit entfernt von der heutigen Einheitlichkeit, vielmehr ein lebendiger, vielgesichtiger und vielgliedriger Komplex erlesener Herrschaftsarchitektur.

Unter Kaiser Ferdinand I. (10.3.1503-25.7.1564, ab 1521 Herrscher in den Habsburgischen Erblanden, 1531 römisch-deutscher König, 1558-1564 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) wurde die Hofburg 1520-1530 erneut umgebaut. Baumeister war Gregor Thüring (-1543), der Sohn von Nikolaus Thüring. Ziel der Maßnahmen war einerseits eine Vereinheitlichung des Baubestandes, andererseits eine Verschmelzung der Baugruppen zu einer äußerlich geschlossenen Architektur, die sich um mehrere Innenhöfe, Großer Burghof, Kleiner Burghof und Küchenhof, gruppiert. Ab 1533 wohnte Ferdinand ständig in der Hofburg. 1534 beschädigte ein Brand den Osttrakt am Rennweg. 1536-1538 ließ Ferdinand I. den Osttrakt im Stil der Frührenaissance durch den italienischen Architekten Lucius de Spaciis umgestalten, wobei die hohen gotischen Dächer verschwanden und ein neuer Festsaal eingerichtet wurde. Unter Ferdinand II. (14.6.1529-24.1.1595, ab 1564 Landesfürst von Tirol) setzte sich dieser Trend fort: Die gesamte Hofburg wurde ebenso wie Schloß Ambras von Hofbaumeister Giovanni Lucchese (-1.1.1581) in seinem Auftrag im italienischen Stil umgestaltet und entwickelte sich zum Renaissance-Schloß. Ferdinand II. wohnte selbst im Südtrakt und im Westtrakt und quartierte dafür die Kanzlei aus. Die Ausschmückung der Innenräume mit Wandmalereien und fürstlicher Repräsentation verschlang ein Vermögen, was sogar 1566 zu einem Baustop führte. Ferdinand II. ließ auch das Harnischhaus aufstocken und die Silberne Kapelle errichten.

Dann kam beinahe das Ende: Erzherzog Leopold V. (Leopold III. von Tirol, 9.10.1586-13.9.1632) hatte kaum noch Verwendung für die Residenz seiner Vorfahren und wollte 1628 die ganze Hofburg mit ihrer zweihundertjährigen Geschichte abreißen und einen Neubau errichten lassen. Alles für die Katz, die ganze kostspielige Ausstattung auf einmal unmodisch. Gott sei Dank, kann man fast schon sagen, verhinderte Geldmangel als Folge des Dreißigjährigen Krieges die Verwirklichung dieses Vorhabens. Dennoch wurde Leopold V. nie mit den Gebäuden warm. Er selbst wohnte im Schloß Ruhelust im Hofgarten, in der Hofburg beließ man Ämter und tat nur das Nötigste zum Unterhalt. Schloß Ruhelust war 1562-1582 für Ferdinand II. als Lusthaus entstanden und bestand eigentlich nur aus Holz und Fachwerk. Während des Umbaus der Hofburg wurde es dreigeschossig ausgebaut. es bestand bis 1636, dann brannte es ab, wurde 1675 wiedererrichtet und brannte 1728 endgültig ab. 1665 verlor Innsbruck seinen Status als Residenzstadt; die Tiroler Linie der Habsburger war erloschen, die kaiserliche Familie war nach Wien gezogen. Nur wenn sie mal auf der Durchreise nach Italien war, nutzte sie die Hofburg in Innsbruck als Absteige. So z. B. 1711, und aus diesem Anlaß wurde der Riesensaal neu ausgemalt. Aber bauliche Veränderungen gab es bis in die Zeit Maria Theresias keine.

Dann kam es zu einer zweiten Blüte und einer letzten größeren Ausbauphase der Residenz: Unter Kaiserin Maria Theresia (13.5.1717-29.11.1780, regierte 1740-1780) wurde ab 1754 nach Plänen des bereits siebzigjährigen Johann Martin Gumpp d. J. und dann noch einmal ab 1765 die Innsbrucker Hofburg zum Barockschloß umgebaut. Anlaß für den Umbau war die in Innsbruck geplante Hochzeit ihres Sohnes Leopold (5.5.1747-1.3.1792, später Kaiser Leopold II.) mit Maria Ludovica (24.11.1745-15.5.1792) aus der spanischen Linie der Habsburger. Vor der Anreise der Gesellschaft war der entlang der Burgmauer verlaufende Stadtgraben zugeschüttet worden. Nach dem zeitnahen Tod von Franz I. Stephan (8.12.1708-18.8.1765) wurde erneut umgebaut, mit Schwerpunkt am Ostflügel. Dieser wurde praktisch ausgekernt und mit neuen Decken einheitlichen Niveaus versehen und außen vereinheitlicht. Dabei entstanden auch die beiden vorspringenden, kuppelgekrönten Eckrondelle, hervorgegangen aus den 1536 zur Stabilisierung angebauten Ecktürmen. Verantwortliche Baumeister waren Ingenieur-Major und Hofbaudirektor Constantin Johann Walter und Hofarchitekt Nicolaus von Pacassi (5.3.1716-11.11.1790, 1764 Ritterstand, 1769 Freiherrenstand). Damals wurde auch das Adelige Damenstift eingerichtet, dessen Äbtissin Maria Elisabeth von Österreich (13.8.1743-22.9.1808), eine Tochter Maria Theresias, die Hofburg an der Wende vom 18. zum 19. Jh. als Residenz nutzte. 1805 mußten die Habsburger dann im Preßburger Frieden Tirol an das mit Napoleon verbündete Bayern abtreten. Andreas Hofer (22.11.1767-20.2.1810), Gastwirt, Pferde- und Weinhändler und Rebell, durfte sich hier 1809 für 2 Monate zwischen den verschiedenen Schlachten wie im Fünfsternehotel fühlen, ehe er verjagt und später in Mantua von einem Erschießungskommando exekutiert wurde. Danach erfolgte unter Kronprinz Ludwig von Bayern (25.8.1786-29.2.1868) eine luxuriöse Ausstattung. Als die Bayern abzogen, nahmen sie die kostbare Einrichtung mit und verteilten sie auf verschiedene bayrische Residenzen. Das Innere wird daher heute von der spätbarocken Ausgestaltung unter Maria Theresia und von dem für Kaiserin Sisi geschaffenen Interieur geprägt. Die viergeschossige Hofburg mit ca. 5000 m2 verbauter Fläche und ca. 400 Räumen wird von der Burghauptmannschaft Österreich verwaltet. Das heutige Museum Hofburg besitzt zwei Bereiche, einerseits die Flucht der Kaiserappartements mit den Maria-Theresianischen Prunkräumen sowie den Kaiserin- Elisabeth-Appartements, andererseits eine Dauerausstellung über Kaiser Maximilian I.

Im über der Mittelachse aufgesetzten Giebel auf der Attika der Ostseite befindet sich ein Wappen von Kaiser Franz I. von Österreich (12.2.1768-2.3.1835). Er war 1792-1806 als Franz II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der letzte vor dem Ende des Alten Reiches 1806. Gleichzeitig war er als Kaiser Franz I. der erste Kaiser von Österreich und amtierte als solcher 1804-1835. Die anderen Titel liefen kontinuierlich von 1792 bis 1835 durch: König von Ungarn, König von Böhmen, König von Kroatien und Slawonien, König von Galizien und Lodomerien, Erzherzog von Österreich, Herzog von Steyer etc. Die anderen Titel waren z. T. diskontinuierlich: Er war König von Dalmatien 1792-1805 und 1814-1835, Herzog von Mailand 1792-1797, Herzog von Venedig 1797-1805, König der Lombardei und von Venedig 1815-1835, König von Illyrien 1814-1835, Herzog von Krain 1814-1835, Herzog von Luxemburg 1792-1795, Herzog von Salzburg 1805-1809 und 1816-1835 und Präsident des Deutschen Bundes 1815-1835. Es waren politische Umbruchszeiten, in denen er lebte und herrschte, von Napoleons Kriegen bis zum Wiener Kongreß und der Neuordnung Europas.

Es handelt sich dabei um das kleine kaiserlich-österreichische Wappen. Die Basis seines Wappens bildet der schwarze, golden bewehrte und rotgezungte Doppeladler, auf beiden Häuptern königlich gekrönt, die Kaiserkrone oben zwischen beiden Häuptern schwebend, aus der blaue Bänder mit goldener Fransenborte herabfallen und zur Seite gezogen sind. Der Adler trägt in seinen Fängen rechts ein goldenes Zepter und das silberne, golden gegriffte Reichsschwert, links den goldenen (nicht blauen!) Reichsapfel. Diesem Adler liegt das Hochmeisterkreuz des Deutschen Ordens auf, ein schwarzes, golden gesäumtes Tatzenkreuz, belegt mit einem goldenen Glevenkreuz. Der typische Herzschild mit dem schwarzen einköpfigen Adler in goldenem Feld fehlt jedoch. Auf dem Hochmeisterkreuz liegt dafür der genealogische Brustschild, zweimal gespalten, Feld 1: in Gold ein roter, blau gekrönter Löwe (Habsburg), Feld 2: in Rot ein silberner Balken (Erzherzogtum Österreich), Feld 3: in Gold ein roter Schrägbalken, nach der Figur belegt mit drei silbernen Alérions (Herzogtum Lothringen). Um alles liegt die Collane des Ordens vom Goldenen Vlies, mit abwechselnden Gliedern aus Feuerstählen und funkensprühenden Feuersteinen, mit einem unten abhängenden Widderfell. Daß der Adler hier an den Flügeln die Zwischenfedern vergoldet hat, ist hingegen künstlerische Freiheit und nicht heraldisch signifikant. Im Gegensatz zum kleinen österreichischen Reichswappen besitzt das mittlere Staatswappen noch zusätzlich auf den Flügeln und auf dem Schwanz des Adlers elf Schilde mit Länderwappen Österreich-Ungarns, dazu schlingen sich um den genealogischen Schild und den Hals des Adlers insgesamt sechs Ordensketten.

Die eigentliche Besonderheit dieses Wappens ist die Aufnahme des Hochmeisterkreuzes des Deutschen Ordens zwischen dem Adler und dem genealogischen Schild nur in der Zeit zwischen 1806 und 1815. Dieses Wappen wurde im Jahr 1814 angebracht. Der historische Hintergrund ist folgender: Der jüngere Bruder des Kaisers, der am 8.10.1803 in den Deutschen Orden aufgenommene Anton Viktor Joseph Johann Raimund Erzherzog von Österreich (31.8.1779-2.4.1835), war am 30.6.1804 zum 55. Hochmeister bestimmt worden und wurde am 8.8.1804 in Mergentheim inthronisiert.

Das Ende des Deutschen Ordens kam mit Napoléons Sieg über die Habsburgermonarchie: Im Preßburger Frieden vom 26.12.1805 zwischen Napoléon und Kaiser Franz I./II. wurde das Meistertum als erbliches Fürstentum dem Haus Habsburg zugesprochen. Der im gleichen Vertrag festgeschriebene Verlust von Tirol, Brixen, Trient etc. an Bayern wurde damit kompensiert, daß in Artikel 12 der österreichische Kaiser die Residenz Mergentheim mit dem "Großmeisterthume" und den damit verbundenen Rechten, Domänen und Einkünften als erbliches Eigentum zugesprochen bekam. Dadurch nahm der Kaiser den Titel eines Fürsten von Mergentheim zusätzlich an und nahm das Hochmeisterkreuz in sein Wappen auf. Er hatte aber nicht vor, seinen jüngeren Bruder ins Unglück zu stürzen, deshalb ließ er Anton Viktor Joseph Johann Raimund Erzherzog von Österreich und den Orden weiterhin in Besitz von Mergentheim.

Doch das war nur eine momentane Rettung, denn nach dem erneuten Aufflammen des französisch-österreichischen Krieges befahl Napoléon am 24.4.1809 die Auflösung des Deutschen Ordens, um dem österreichischen Kaiser zu schaden und ihn indirekt über seinen Bruder zu treffen, und der Ordensbesitz wurde an die Anlieger verteilt. Am 14.10.1809 wurde dieser Beschluß im Frieden von Wien bestätigt. 1815 wiederum war Napoléon endgültig Geschichte. Im selben Jahr verschwand das Hochmeisterkreuz ohne größeres Aufsehen wieder aus dem kleinen und mittleren kaiserlichen Wappen. Komischerweise blieb es aber im großen kaiserlich-österreichischen Wappen erhalten.

Franz I. unternahm 1826 einen ersten Versuch zur Wiederherstellung des Ordens in der alten Form, er wollte auf die Rechte aus dem Preßburger Frieden verzichten und den Orden als duale, geistlich-militärische Organisation rekonstituieren. Die österreichische Justizverwaltung hatte Bedenken und verzögerte. Franz I. erneuerte den Deutschen Orden schließlich 1834 feierlich als "Deutscher Ritterorden". So ganz frei war der Orden nicht, denn Bestimmung 5 sah vor, daß der Orden seinen Hochmeister aus der Reihe der kaiserlichen Prinzen zu wählen hatte, sofern diese dem Orden angehörten. Das Großkapitel des Ordens wurde am 27.5.1834 in Wien einberufen, Die Ordensregel von 1606 blieb unverändert, die Statuten wurden zeitgemäß angepaßt. Am 5.6.1834 wurden die neuen Statuten vom Generalkapitel verabschiedet, der Kaiser genehmigte sie am 30.6.1837 mit der Auflage einiger Änderungen, die am 26.2.1839 vom Großkapitel verabschiedet und am 21.6.1839 vom Kaiser genehmigt wurden. Ein kaiserliches Patent vom 28.6.1840 gab dem Orden seinen Charakter als selbständige geistlich.-ritterliche Institution zurück.

1836 kam es zu einer Neuregelung von Titel und Wappen unter Kaiser Ferdinand, und dabei verzichtete der österreichische Kaiser formell auf den Titel eines Fürsten von Mergentheim. Doch das Hochmeisterkreuz im Großen Wappen blieb, und nur in diesem, im mittleren Pfahl von dreien, in dessen oberster Reihe als viertes und letztes Feld, diesmal aber korrekt mit dem goldenen Herzschild mit dem einköpfigen schwarzen Adler.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes ist genau das gleiche Wappen angebracht, aber anstelle des genealogischen Brustschildes mit einem goldenen Brustschild mit den schwarzen Initialen "F. I." versehen, für Kaiser Franz I. Auch hier ist das Hochmeisterkreuz ohne den typischen Herzschild zwischen Adler und Initialen-Schild eingeschoben worden. Die Hofburg in Innsbruck ist das einzige Baudenkmal, an dem sich diese Form des kaiserlich-österreichischen Wappens mit dem Hochmeisterkreuz erhalten hat. Die Anbringung am 26.6.1814 hatte einen ganz konkreten Anlaß: Gleichzeitig fand im Riesensaal der Hofburg ein Treffen der österreichischen und der bayerischen Hofkommissionen zwecks förmlicher Rückgabe der 1806 bzw. 1810 bayerisch gewordenen Teile Tirols an das Kaisertum statt. Tirol war 1810 geteilt worden, die Kommenden Schlanders und Sterzing blieben bei Bayern, die Kommenden Weggenstein und Lengmoos kamen an das neugeschaffene Königreich Italien. Kaiser Franz I. gab dem Orden 1817 die Besitzungen zurück, nachdem er sie im Wiener Kongreß wiedererhalten hatte; nur Schlanders und Sterzing waren für den Orden verloren.

Über einem Seitendurchgang ist in einer Rokoko-Kartusche das Wappen der gefürsteten Grafschaft Tirol angebracht, in Silber ein roter Adler, golden gekrönt und bewehrt und mit goldenen Kleestengeln. Das historische Kleinod, das in dieser Zeit nicht mehr dargestellt wird, wäre zu schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Flug, umlegt mit einem goldenen Band, von dem unten goldene Lindenblättchen herabhängen. 1363 kam Tirol an die Habsburger. 1500 wurde das Pustertal mit Tirol vereinigt. Die Krone des Adlers erscheint erstmalig unter Herzog Sigismund dem Münzreichen (1439-1490). Während der Regierungszeit von Erzherzog Ferdinand II. (1564-1595) gibt es auf den Münzen einen Kranz um den Adlerkopf, damals eine willkürliche Zugabe des Stempelgraveurs und ohne heraldische Signifikanz. Daraus entstand später das grüne "Ehrenkränzlein" des Tiroler Adlers. In einem kleinen Zwickel unten ist der silberne Balken in rotem Feld für das Erzherzogtum Österreich aufgemalt.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.2689063,11.3946029,19z - https://www.google.de/maps/@47.2690883,11.3945385,190m/data=!3m1!1e3
Hofburg Innsbruck:
https://www.burghauptmannschaft.at/Betriebe/Hofburg-Innsbruck.html
Geschichte der Hofburg Innsbruck:
https://www.burghauptmannschaft.at/Betriebe/Hofburg-Innsbruck/Geschichte-.html
Kaiserappartements:
https://www.burghauptmannschaft.at/Betriebe/Hofburg-Innsbruck/Museum/Kaiserappartements.html
Ausstellung über Maximilian I.:
https://www.burghauptmannschaft.at/Betriebe/Hofburg-Innsbruck/Maximilian-1.html
Benedikt Sauer: Hofburg Innsbruck, Wien, 1. Auflage 2010, 127 S., ISBN-10: 3852565367, ISBN-13: 978-3852565361
Lieselotte Hanzl-Wachter: Hofburg zu Innsbruck: Architektur, Möbel, Raumkunst. Repräsentatives Wohnen in den Kaiserappartements von Maria Theresia bis Kaiser Franz Joseph, 186 S., Böhlau Verlag,  2004, ISBN-10: ? 3205772024, ISBN-13: ? 978-3205772026
Hofburg Innsbruck auf Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=1797
Hofburg Innsbruck auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hofburg_(Innsbruck)
Hofburg Innsbruck und ihre Geschichte:
http://www.geschichte-tirol.com/orte/nordtirol/bezirk-innsbruck-stadt/1125-innsbruck.html?showall=&start=8
Hugo Gerhard Ströhl, österreichisch-ungarische Wappenrolle, Reprint der Ausgabe von 1900, als Anhang die Staatswappen bis 1918, kommentiert von Michael Göbl, Edition Winkler-Hermaden 2010, ISBN 978-3-9502845-1-5, insbesondere Tafel 5 und 22.
Franz Gall, Österreichische Wappenkunde: Handbuch der Wappenwissenschaft, 3. Auflage, Böhlau Verlag, Wien 1996, ISBN 3-205-98646-6, insbesondere S. 210-211
Franz-Heinz von Hye: Auf den Spuren des Deutschen Ordens in Tirol, eine Bild- und Textdokumentation aus Anlaß des Ordensjubiläums 1190-1990, Bozen 1991, ISBN-10: 8870146219, ISBN-13: 978-8870146219, insbesondere S. 58-59
Der Deutsche Orden in Tirol, hrsg. von Heinz Noflatscher, Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 43, hrsg. von Udo Arnold unter der Patronanz des Deutschen Ordens, Verlagsanstalt Athesia, Bozen, N. G. Elwert Verlag Marburg, 1991, ISBN 88-7014-592-1 (Athesia) und 3-7708-0951-3 (Elwert), insbesondere darin S. 229-232
Franz-Heinz von Hye: Der heraldische Schmuck der Innsbrucker Hofburgfassade, ein Beitrag zur Geschichte des kaiserlich-österreichischen Wappens und des Deutschen Ordens, in: Schlern-Schriften Bd. 264, Innsbruck 1973, S. 151-161

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