Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1047
Regensburg

Neues Deutsches Haus

Dieses Gebäude (Marschallstraße 5) war der Sitz der Regensburger Deutschordenskommende. Der Deutsche Orden kam bereits im 13. Jh. nach Regensburg, Herzog Ludwid von Bayern (1192-1231) schenkte ihm im Jahre 1210 Grundbesitz am Ägidienplatz. Heinrich von Wildenau begegnet uns als erster namentlich faßbarer Komtur 1224. Das Neue Deutsche Haus Haus wurde 1720-1726 vom Ordensbaumeister Franz Keller erbaut. Es besteht aus zwei Flügeln, an der Waffnergasse und an der Marschallstraße (Nordfront mit Portalrisalit, der den Dachansatz übersteigt und mit einem dreieckigen Frontgiebel abschließt, im Bild). Im Innern des Gebäudes sind wertvolle Stuckdecken von Franz Appiani um 1730.

Vorangestellte Säulen mit korinthischem Kapitell flankieren das Korbbogenportal und tragen den gesprengten Segmentbogengiebel, von eigentlich nur noch die beiden äußeren Giebelstücke dargestellt sind. Über dem reich profilierten Architrav befinden sich die Wappen von Landkomtur Carl Heinrich von Hornstein und dem Ortskomtur von Lehrbach. Regensburg gehörte zur Ballei Franken. Carl Heinrich Freiherr von Hornstein war Komtur zu Ellingen und Würzburg, Deutschordensritter, Landkomtur der Ballei Franken 1718-1743, Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht zu Trier des Herrn Hoch- und Deutschmeisters Geheimrat 1728, gest. 1745. Die von Hornstein sind ein altes schwäbisches Adelsgeschlecht aus der Gegend um Sigmaringen. Besagter Carl Heinrich Freiherr von Hornstein wurde 1718 zum Landkomtur der Ballei Franken gewählt und ließ u. a. das Deutschordensschloß in Ellingen in wesentlichen Teilen errichten. Bei dem durch das andere Wappen (s. u.) repräsentierten Hochmeister, dessen Geheimrat er war, handelt es sich um Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Fürstbischof von Trier und Mainz, Fürstbischof von Breslau, Bischof von Worms (geb. 1664, Hochmeister 1694–1732). Das Stammwappen der ältesten Line derer von Hornstein ist eigentlich in Blau über einem goldenen Dreiberg im Schildfuß eine gebogene silberne Hirschstange. Hier ist der Dreiberg durch eine Krone ersetzt (aufgebessert), ferner ist der Schild mit dem Deutschordenskreuz (Felder 1 und 4) geviert. Dieser Schild ist zusätzlich von einem zweiten Schild mit dem schwarzen Deutschordenskreuz in Silber unterlegt. Die von Lehrbach (Wappen des örtlichen Komturs) sind eine hessische Adelsfamilie mit dem Stammsitz Lehrbach bei Kirtorf östlich von Marburg und führen einen rot-schwarz-silbern zweimal geteilten Schild. Die Helmzier ist ein wie der Schild bez. offener Flug. Der Lehrbach-Schild ist von einem zweiten Schild mit dem schwarzen Deutschordenskreuz in Silber unterlegt. Die Initialen "C.C." könnten auf Conrad Christoph Freiherr von Lehrbach hinweisen.

Über dem Fenster des ersten Stockwerks befindet sich auf dem Mittelrisalit das Hochmeisterwappen von Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1716-1729). Sein Wappen ist aufgeteilt in Hauptschild, Mittelschild, Hochmeisterkreuz und Herzschild und nochmals einen winzigen Schild auf diesem, hat also rein formal 5 (!) Ebenen übereinander. Der Hauptschild enthät das Familienwappen, also amtsunabhängige Komponenten, die auch während seiner Lebenszeit nicht verändert wurden. Der Mittelschild enthält Amtswappen, die im Laufe seiner Karriere Änderungen erfuhren. Zwischen Mittelschild und Herzschild liegt das Hochmeisterkreuz, der Herzschild mit dem schwarzen Adler in Gold gehört zu ihm. Das winzige Herzschildchen ganz obenauf ist wieder ein kirchenamtsabhängiges Detail.

Der Mittelschild enthält ausschließlich geistliche Ämter. Dieser Mittelschild hat sich im Laufe des Lebens entsprechend verändert, er wurde immer den jeweiligen Ämtern angepaßt. Frühe Hochmeisterwappen zeigen im Mittelschild Worms, Ellwangen und Breslau, welches beide unteren Felder einnimmt. Als Fürstbischof von Trier rückt Breslau in ein einziges Feld (Nr. 3), das Prümer Lamm belegt Feld 4. Ein kleiner Herzschild (Ebene 5) noch auf dem Hochmeister-Herzschild zeigt das Trierer rote Kreuz in Silber. 1729 wurde dieses gegen das Mainzer silberne Rad in Rot ausgetauscht, dem Ämterwechsel entsprechend.

Die dritte und vierte Ebene des Wappens bildet das über alles gelegte Hochmeisterkreuz, ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Lilienkreuz. Herzschild in Gold, belegt mit einem schwarzen Adler. Das aufgelegte kleinste Schildchen zeigt in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz, Zeichen des Fürstbistums Trier.

1809 wurde der Deutsche Orden in Bayern aufgelöst. Seine Grundbesitz fiel an den damaligen Fürstprimas Carl von Dalberg. 1811 wurde im Rahmen der Säkularisierung auch die Pfarrei St. Ägidien aufgelöst, die Deutschordenskirche. Carl von Dalberg verkaufte das Neue Deutsche Haus an den Freiherrn Alexander von Lilien. Danach wurde es 1834 an Johann Jakob Rehbach verkauft, der hier eine Bleistiftfabrik einrichtete. Heute sind hier Büroräume der Regierung der Oberpfalz untergebracht.

Besonders sehenswerte Grabplatten sind im Innern der benachbarten Ägidienkirche zu sehen, Besuch lohnenswert.

Literatur, Quellen und Links
Karl Bauer, Regensburg – Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte, Mittelbayerische Druck- und Verlagsanstalt, 5. Auflage 1997, ISBN 3-931904-19-9
Siebmachers Wappenbücher

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