Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 149
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Sepultur, Epitaph für Albert Schenk von Limpurg

In der Sepultur des Würzburger Domes befindet sich an der westlichen Rückwand des Raumes das Epitaph für Albert v. Limpurg-Gaildorf (3.9.1535-20.12.1576). Er wurde am 2.6.1543 Domherr zu Würzburg, noch nicht einmal 8 Jahre alt. Die Präbende hatte zuvor Graf Christoph von Henneberg inne, und durch dessen Resignation konnte sie neu vergeben werden. Auch in Bamberg war er Domherr; er wurde am Donnerstag nach Pfingsten 1544 dort als solcher aufgenommen. 1545 wurde er Domcantor zu Bamberg. Seine Studien brachten ihn quer durch Europa, 1544 war er Student in Tübingen, 1547 Student in Heidelberg, 1550 Student in Paris und 1554 Student in Dole, Padua und Bologna. Im Jahre 1560 ging er in Würzburg zu Kapitel, und 1562 wurde er Domcantor zu Würzburg, am 1.2.1565 wurde er auch zum Propst des Ritterstifts St. Burkard in Würzburg gewählt. Das Epitaph wurde vier Jahre nach seinem Tod errichtet.

 

Die Inschrift im Mittelfeld lautet: "ANNO D(OMI)N(I) MDLXXVI (1576) DIE XX XBRIS OBIIT RE(VEREN)DVS AC GENEROSVS D(OMINVS) ALBERTVS BARO LYMPVRGICVS (Albert von Limpurg) S(ACRI) R(OMANI) IMP(ERII) PINCERNA HAEREDITARIVS (Erbschenk des Heiligen Römischen Reiches) ECCLESIARVM BAMB(ERGENSIS) ET WIRTZEBVRG(ENSIS) CANONICVS (Domherr an den Kirchen zu Bamberg und Würzburg) ET PRAEPOS(ITVS) AD DIVVM BVRCHARDVM (Propst des Stifts St. Burkard) PATRIAE CARVS ET REI PVB(LICI) IN PRIMIS VTILIS CVIVS ANIMA DEO VIVAT". Anmerkung: "Xbris" ist nicht der Oktober (zehnter Monat bei Jahresbeginn am 1.1.), sondern der Dezember, weil es hier nach der alten Zählung geht und X = Decem -> Dezember.

Der ganze rechteckige Mittelteil des Epitaphs ist in Buntmetall gegossen. Der Sockel und der Aufsatz sind jedoch aus Stein, ersterer enthält eine Inschrift des Wortlauts "OMNIS CARO GRAMEN ET OMNIS GLORIA HOMINIS QVASI FLOS GRAMINIS EXARVIT GRAMEN ET FLOS DECIDIT AT VERBVM DOMINI MANET IN AETERNUM", letzterer das Stammwappen der Schenken von Limpurg in einem runden, von zwei Putten flankierten Medaillon über der Devise "VIGILATE ET ORATE", die mittig unter dem Hauptgesims zu lesen ist.

 

In den vier Ecken der Metallplatte befinden sich vier Vollwappen einer Ahnenprobe. Das Wappen heraldisch oben rechts ist das der Erbschenken von Limpurg; der nach innen gewendete (spiegelverkehrte) Schild ist geviert, Feld 1 und 4: mit vier Spitzen von Rot und Silber geteilt, Feld 2 und 3: in Blau 5 (3:2) aufrechte silberne Heerkolben. Die Helmzier zeigt einen goldenen Schenkenbecher (Doppelbecher) zwischen zwei rot-silbern im Spitzenschnitt geteilten Büffelhörnern, in den Mundlöchern jeweils mit einem rot-silbern mit vier Spitzen geteilten Fähnchen an silberner Stange besteckt, Helmdecken rot-silbern (z. B. Wappenbuch des Stephan Brechtel) oder blau-silbern (z. B. Scheiblersches Wappenbuch). Hier steht der Schild für den Vater des Domherren, Wilhelm III. Schenk v. Limpurg-Gaildorf (12.4.1498-9.3.1552), bzw. seinen Großvater väterlicherseits, Christoph I. Schenk v. Limpurg-Gaildorf (-30.11.1515). Das Wappen gegenüber auf der Spindelseite ist das der della Scala (von der Leiter), in Rot zwei silberne, aufspringende Hunde, meistens Windspiele, mit silbernen oder goldenen Halsbändern, die zwischen sich eine aufrechte silberne Leiter mit vier Stufen halten, zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm ein wachsender, gekrönter Frauenrumpf, Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender Rumpf eines silbernen Windspiels mit Halsband. Hier steht das Wappen für die Mutter des Domherrn, Anna della Scala, und den Großvater mütterlicherseits, Giovanni II. (Johann) della Scala (-19.9.1541). Bei Salver wird dieses Geschlecht "von Bern" genannt, wobei mit "Bern" Verona gemeint ist.

     

In der heraldisch rechten unteren Ecke befindet sich das Wappen der Grafen von Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen, in Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine rote, silbern verzierte Bischofsmütze. Hier steht das Wappen für die Großmutter väterlicherseits, Agnes v. Werdenberg-Sargans, die Tochter von Georg III. Graf v. Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen (-12.3.1500). Das vierte und letzte Wappen in der geringstangesehenen Position heraldisch links unten zeigt einen Balken, auf dem gekrönten Helm einen Pfauenstoß. Zu erwarten wäre hier gemäß der genealogischen Literatur (Salver, Stoyan) das Wappen für die Großmutter mütterlicherseits, Margarethe von Laiming, wobei dieses Geschlecht jedoch ein anderes Wappen führt, nämlich in Rot einen silbern-schwarz-silbern zweimal geteilten Balken (altern.: in Rot ein silberner, mit einer schwarzen Leiste belegter Balken), auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine silberne, golden gekrönte Katze, was nicht dem hier gegossenen Wappen entspricht, zu dem sich auch aus dem weiteren familiären Umfeld kein passender Name finden läßt, vermutlich ein Fehler, Hinweise willkommen.

Übersicht über das familiäre Umfeld des Albert (auch: Albrecht) v. Limpurg-Gaildorf (3.9.1535-20.12.1576):

Eltern:
  • Wilhelm III. Schenk v. Limpurg-Gaildorf (12.4.1498-9.3.1552)
  • Anna della Scala

Geschwister:

  • Christoph III. zu Limpurg-Gaildorf (12.7.1531-3.9.1574)
  • Wandelbar v. Limpurg-Gaildorf (1532-13.1.1583)
  • Heinrich I. Schenk v. Limpurg-Schmiedelfeld (1534-31.1.1585)
  • Ludovika v. Limpurg-Gaildorf (1536-)
  • Helena v. Limpurg-Gaildorf (1538-1574)
  • Margarete v. Limpurg-Gaildorf (29.6.1539-2.1.1584)
  • Anna v. Limpurg-Gaildorf (10.2.1541-25.10.1579)
  • Agnes v. Limpurg-Gaildorf (21.11.1542-6.10.1606)
  • Johann IV. Schenk v. Limpurg-Schmiedelfeld (25.11.1543-14.3.1608)
  • Barbara v. Limpurg-Gaildorf (1545-8.12.1607)
  Großeltern:
  • Christoph I. Schenk v. Limpurg-Gaildorf (-30.11.1515)
  • Agnes v. Werdenberg-Sargans
  • Giovanni II. (Johann) della Scala Herr v. Amerang (-19.9.1541)
  • Margareta v. Laiming / Margarethe von Laimingen

Urgroßeltern:

  • Albrecht II. Schenk v. Limpurg zu Gaildorf (-4.12.1506)
  • Elisabeth v. Oettingen (7.3.1449-1509)
  • Georg III. Graf v. Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen (-12.3.1500)
  • Katharina Markgräfin v. Baden (15.1.1449-1484)
  • Giovanni I. (Johann) della Scala Herr von Verona und Vicenza (-20.11.1490)
  • Helena v. Closen
  • Christoph v. Laiming
  • Benigna v. Fraunberg

An der selben Stelle in der Sepultur ist auch der Domherr Dietrich Schenk von Erbach begraben, deshalb taucht hier im unteren Bereich das Erbach-Wappen (rot-silbern geteilt mit drei (2:1) sechsstrahligen Sternen in verwechselten Farben) auf nebst einer an diesen anderen Domherren erinnernden Inschrift "D(OMI)N(V)S THE(O)DORICVS PINCERNA DE ERBACH CANONICVS HERB(IPOLE)N(SIS)". Dieses Wappen hat gar nichts mit Albert v. Limpurg-Gaildorf zu tun, sondern nur mit der Tatsache, daß auch in der Sepultur Platz begrenzt war und mehrfach vergeben wurde, und bei der Errichtung der neuen Platte wurde berücksichtigt, wer hier bereits lag.

 

Und noch eine weitere Inschrift kann man entdecken, ganz unten entlang der unteren Kante des Metallplatte. Sie bezieht sich weder auf den einen Domherren noch auf den anderen, sie ist auch in deutscher Sprache abgefaßt und in Minuskeln gesetzt: Es ist die einzeilige, gereimte Fertigungsinschrift des Gießers Straubinger zu Nürnberg, der diesen Metallguß anfertigte: "In der Feuers Hitz / schmelzt man mich mit Witz / das(s) ich lauter flos(s) / Georg Straubinger mich gos(s) / zu Nürnberg fürwa(h)r / Als man za(h)lt 1580 Ja(h)r".

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_Würzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 415-418 und S. 262.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Alfred Wendehorst, das Bistum Würzburg 6: Die Benediktinerabtei und das Adelige Säkularkanonikerstift St. Burkard in Würzburg, Germania Sacra NF 40, Berlin/New York 2001, online:
http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0005-745C-F

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