Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 29
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Metall-Epitaph für Johann Richard von Franckenstein

In der Sepultur befindet sich dieses Metall-Epitaph für den hier bestatteten Johann Richard von und zu Franckenstein (30.11.1608-9.10.1675) in einer der östlichen Kapellchen. Die Inschrift lautet: "IOAN(N)ES RICHARD de et in FRANCKENSTEIN Eccl. Imp. Bamb. Cap. Cath. Worm. et Eq(uites). ad S(anct). Burch(ardus). Herb(ipolensis). Praep(ositus). Cath. Herb. Schol(asticus). Sen(ior). et jubilae(us). Nat(us). A(nn)o. MDCVIII die XXX Novemb(ris). Bonum certa(m)en certavit fide(m) servavit, cursu(m) co(n)su(m)mavit die IX Octob(ris). A(nn)o. MDCLXXV ut reposita(m) ei spere justitiae coronam, quam ei reddet iust(us). judex ha(n)c ei precare quisquis haec legis" - Johann Richard von und zu Franckenstein, Kapitular des kaiserlichen Domstifts Bamberg, der Domkirche zu Worms und Ritter und Propst des Würzburger Stifts St. Burkard sowie Scholaster, Senior und Jubiläus der Würzburger Domkirche, geboren am 30. Tag des Novembers 1608. Er hat einen guten Kampf gekämpft, er hat dem Glauben gedient, und er hat seinen Lebenslauf vollendet (erschöpft) am 9. Tag des Oktobers des Jahres 1675, in der gerechten Hoffnung auf Ruhe und die Krone, die ihm der gerechte Richter geben wird, der sie ihm aus Gnade und zu Recht gewähren wird.

 

Johann Richard von Franckenstein studierte an den Universitäten Mainz, Köln und Freiburg Jurisprudenz. Er war Mitglied in den Domkapiteln von Würzburg, Bamberg und Worms und Ritter am Würzburger Ritterstift St. Burkard, wo er von 1650 bis 1656 Kanoniker und von seiner Wahl am 28.11.1673 bis zu seinem Tod Stiftspropst war. Am Würzburger Dom war er seit dem 20.7.1621 Domherr (er bekam eine Dompräbende im Alter von 13 Jahren!), seit 1635 Mitglied des Kapitels und seit 1648 Domscholaster. Seit 1636 war er Landrichter in Würzburg. 1659 war er Senior, 1665 Jubilaeus. Am 2.12.1636 wurde er in Bamberg als Domherr aufgeschworen, und seit 1650 war er Pfarrer von Altenbanz. Daneben war er auch noch Domherr in Worms. In den Wahlperioden 1658/59 und 1660/61 war er Rektor der Universität Würzburg. Auch seine Brüder Johann Eustach Friedrich und Johann Karl finden wir als Scholaster.

Das Portrait des Klerikers mit Kelch in der Linken und segnend erhobener Rechten ist in ein Oval einbeschrieben, an das oben ein großes Familienwappen, unten die Inschriftenkartusche und an den vier Ecken jeweils eine mit einem den Namenszug der betreffenden Familie tragenden Schriftband versehene Wappenkartusche der 4er-Ahnenprobe angesetzt sind. Die seitliche Lücke zwischen den oberen und den unteren Wappen wird von einem Zierat ausgefüllt, der ein lose auf eine Stange aufgerolltes Tuch nachahmt.

Das Familienwappen der von Franckenstein ist geviert, Feld 1 und 4: Stammwappen, in Gold ein schräggestelltes rotes Axteisen mit quergestellter Stielöffnung, aber ohne Stiel, Feld 2 und 3: in Gold drei mit den Stielen dreipaßförmig zusammengestellte und miteinander verschmolzene Kleeblätter oder herzförmige Blätter, das ist das Wappen des erloschenen Geschlechtes von Klee (von Clee, von Cleen). Die ovale Schildkartusche wird oben von einer Laubkrone bedeckt.

 

Das Wappen der von Franckenstein wiederholt sich an der ersten Position der Ahnenprobe, heraldisch oben rechts. Es steht hier für den Vater des Probanden, Johann Eustachius von Franckenstein (-1632), und den Großvater väterlicherseits, Johannes von und zu Franckenstein, geb. 1547, Stifter der jüngeren Hauptlinie zu Franckenstein und Ullstadt. Das Wappen der Brendel von Homburg (in Gold ein roter Zickzackbalken) heraldisch links oben (Abb. oben rechts) steht für die Mutter des Probanden, Anna Margaretha Brendel von Homburg, und den Großvater mütterlicherseits, Eberhard Brendel von Homburg. Diese beiden oberen Ahnenwappen haben ausnahmsweise eine echte Schildform.

 

Heraldisch rechts unten ist das Wappen der Nagel von Dirmstein zu sehen, geteilt, oben eine 3er-Reihe golden-schwarzer Eisenhutfeh, unten in Gold ein roter Löwe. Es steht hier für die Großmutter väterlicherseits, Hildegard Nagel von Dirmstein (-1580), die Tochter des Peter Nagel von Dirmstein und der Margaretha von Heppenheim gen. von Saal. Hildegard war die erste Frau von Johannes von und zu Franckenstein. Danach hatte er in zweiter Ehe Margaretha Riedesel von Bellersheim geheiratet. Heraldisch links unten ist das Wappen der von Schönenberg zu sehen, in Schwarz drei (2:1) silberne Tatzenkreuzchen. Hier steht es für die Großmutter mütterlicherseits, Anna von Schönenberg.

Übersicht über die Vorfahren von Johann Richard von Franckenstein:

Eltern:
  • Johann Eustachius von Franckenstein (-1632)
  • Anna Margaretha Brendel von Homburg

Großeltern:

  • Johannes von und zu Franckenstein
  • Hildegard Nagel von Dirmstein
  • Eberhard Brendel von Homburg
  • Anna von Schönenberg
  Urgroßeltern:
  • Gottfried von Franckenstein
  • Gertraud von Dalberg
  • Peter Nagel von Dirmstein
  • Margareth von Heppenheim gen. Saal
  • Friedrich Brendel von Homburg
  • Margareth Riedeselin von Bellersheim
  • Hans Valentin von Schönenberg
  • Martha von Schwalbach

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Der Dom zu Würzburg, Schnell Kunstführer Nr. 232, 11. Auflage 1997, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-4194-3.
Werner Dettelbacher, Franken, DuMont Kunstreiseführer, 9. Auflage Köln 1980, ISBN 3-7701-0746-2
Genealogie Franckenstein: Biedermann: Geschlechts-Register der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken, löblichen Orts Steigerwald
http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
Alfred Wendehorst, die Benediktinerabtei und das Adelige Säkularkanonikerstift St. Burkard in Würzburg, im Auftr. des Max-Planck-Instituts für Geschichte bearb. von Alfred Wendehorst de Gruyter, Berlin, New York, 2001 (Germania sacra NF 40: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz: Das Bistum Würzburg 6) ISBN 3-11-017075-2, online:
http://personendatenbank.germania-sacra.de/files/books/NF%2040%20Wendehorst%20St.%20Burkhard.pdf
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 543-545

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Die Entwicklung des Wappens der von Franckenstein

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