Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 38
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Spätgotische Wappen-Schlußsteine im Ostflügel des Domkreuzganges (2. Teil Photos), ca. 1450 AD

Links ganz oben von Eyb, rechts ganz oben von Brende. Das Wappen Eyb steht lt. Inschrift für Wilhelm und Johannes von Eyb. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: von Rosenberg (silbern-rot geteilt und fünfmal gespalten), von Stetten (nicht mehr im Bild) und von Seckendorff (in Silber zwei unten miteinander verbundene, achtförmig verschlungene Lindenzweige mit acht Blättern). Die Eltern des Domherren Wilhelm von Eyb waren Wilhelm von Eyb und Anna von Stetten, und die vier Großeltern waren Ludwig von Eyb, Elisabeth von Seckendorff, Wilhelm von Stetten und eine Frau von Rosenberg. Der Bruder Johannes von Eyb war U.J.D. und Domkapitular zu Bamberg, Würzburg und Eichstätt und dazu noch Propst der Ritterstifte St. Gumpert in Ansbach und Spalt. Hier steht der im Vordergrund befindliche Schlußstein im rechten Bild ausweislich der Umschrift für Arnold von Brend. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: von Sternberg (in Blau ein silberner Schrägbalken), von Farrenbach (oder Farnbach, dreimal geteilt in den Farben rot-silbern-schwarz-silbern) und von Thüngen (nicht mehr im Bild).

Mitte: Schenk von Limpurg, genauer Gottfried, der Bischof von Würzburg, unter dessen Herrschaft der spätgotische Kreuzgang mit diesen opulenten Wappen-Schlußsteinen ausgestattet wurde. Der Schenk von Limpurg führt (Feld 2) in Blau 5 (3:2) aufrechte silberne Heerkolben, sowie (Feld 4) in Rot vier mittlere aufsteigende silberne Spitzen. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: von Henneberg (geviert. Feld 1 und 4: in Gold auf eigentlich grünem, hier rotem Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und ebensolchem Kehllappen. Das ist das redende Wappen der Henneberger. Feld 2 und 3: geteilt, oben in Silber ein wachsender schwarzer Doppeladler, unten rot-silbern geschacht. Das ist das ältere Wappen der Henneberger, aber noch nicht das älteste, das war ein einfacher Adler. Das Namenswappen (Henne) hat das alte Motiv an die zweite Stelle gedrängt, und erst später wurde der wachsende Adler über dem Schach als das Wappen der Burggrafschaft Würzburg gedeutet, ohne Beweis. Angemessener wäre die Bezeichnung "Alt-Henneberg"), von Hohenlohe (in Silber zwei schwarze Leoparden mit untergeschlagenen Schwänzen übereinander) und von Weinsberg (in Rot drei (2:1) silberne Schildchen). Die Eltern des Fürstbischofs waren Friedrich Erbschenk von Limpurg und Elisabeth von Hohenlohe; und die vier Großeltern waren Conrad Erbschenk von Limpurg, Itha von Weinsberg, Gottfried von Hohenlohe und Anna Gräfin von Henneberg. Die gleichen Wappen sehen wir erneut bei seinem Grabdenkmal im Dom.

In der Mitte: Wappen de Kere / von der Kere / von Kehr. Der Wappenschlußstein erinnert an den Kanoniker Conradus de Kere. Von Silber und Schwarz geteilt, belegt mit einem Vogelbein in verwechselten Farben. Helmzier ein wachsender Rumpf eines schwarzgekleideten Mannes, statt der Arme zwei Flügel, wie der Schild geteilt und belegt, statt des Mundes einen roten spitzen Schnabel (Variationen möglich). Helmdecken schwarz-silbern. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens, darunter die Schilde der von Fuchs mit dem roten Fuchs auf goldenem Schild und der Stein von Ostheim mit dem schwarzen Schrägbalken, der aber eigentlich einem silbernen Schild aufliegt. Der dritte Schild zeigt das Wappen der von Exdorff (Exdorff), in Rot ein silberner, mit drei roten Rosen belegter Schrägbalken, wobei in der Literatur die Rosen silbern direkt auf dem roten Feld angegeben werden.

Mitten im Bild das Wappen von Brend, von Brende, von Brenden (in Silber ein schwarzes Hirschgeweih. Helmzier zwei Hirschstangen oder ein ganzes Hirschgeweih. Helmdecken schwarz-silbern). Hier steht der Schlußstein ausweislich der Umschrift für Arnold von Brend. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: von Sternberg (in Blau ein silberner Schrägbalken), von Farrenbach (oder Farnbach, dreimal geteilt in den Farben rot-silbern-schwarz-silbern) und von Thüngen (in Silber ein fünfmal im Wellenschnitt golden-rot gespaltener Balken).

In der Mitte: Wappen von Redwitz. Das Wappen derer von Redwitz zeigt in Blau drei silberne Balken, belegt mit einem roten schrägrechten Wellenbalken. Helmzier Kopf und Hals eines roten Einhorns. Helmdecken rot-silbern. Dabei ist man mit den Trennlinien in der Schildfläche hier etwas durcheinander gekommen - es ist im Beispiel eine zuviel. Laut Umschrift handelt es sich um Conrad von Redwitz. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens, darunter die Schilde der von Seldeneck (hier dreimal blau-silbern geteilt) und der von Streitberg (in Rot eine silberne Sichel mit goldenem Griff). Conrad von Redwitz starb am 14.7.1473. Der dritte Schild zeigt das Wappen der von Neideck, in Silber ein roter Balken.

Mitte: Wappen Schott von Schottenstein (von Silber und Rot geviert, Helmzier zwei Büffelhörner, von Silber und Rot übereck geteilt, Helmdecken rot-silbern). Die Inschrift nennt Heinrich Schott von Schottenstein. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: von Egloffstein (in Silber ein schwarzer Bärenkopf, der hier aber mehr einem Eber ähnelt) und 2x Truchseß von Wetzhausen (in Gold zwei in zwei Reihen silbern-rot geschachte Balken).

Die Familie stammt von der Talburg Schottenau in der Nähe von Kloster Banz. Ein Heinrich Schott mußte diese im Jahre 1205 abreißen, worauf er seinen Wohnsitz in das Dorf Stein verlegte. Der Beiname "von Schottenstein" entstand vermutlich erst im 14. Jh. Im Mittelalter waren die Schott von Schottenstein auch als Raubritter bekannt, die in ständigem Clinch mit den Hochstiften Würzburg und Bamberg agierten und auch Nürnberger Kaufleute ausraubten. Mitglieder der Familie waren aber auch im Gegenzug im Bamberger und im Würzburger Domkapitel zu finden, außerdem stellten sie Burggrafen auf dem Rothenberg. Im 16. Jh. schlossen sich einzelne Familienmitglieder der Reformation an. Die Familie ging im 18. Jh. eine Verbindung mit der Familie Hopfer ein, aus diesem Anlaß wurde das Wappen grundlegend geändert (Schott von Schottenstein gen. Hopfer). Bekannte Familienmitglieder der Schott von Schottenstein sind z. B. auf katholischer Seite der Generalvikar und Stellvertreter des Würzburger Fürstbischofs, Johann Schott von Schottenstein, gest. 1512, und auf protestantischer Seite Hans Schott von Schottenstein, 1521 Statthalter von Coburg, ein Freund Luthers und 1528 Leiter der Kirchenrevision in Franken.

Detail: Wappenschild der von Egloffstein (in Silber ein schwarzer Bärenkopf, hier mit den Eckzähnen eher an einen Eber erinnernd), in gewendeter Darstellung.

Mitte: Wappen von Bebenburg, in Silber eine rote Burg mit zwei Zinnentürmen. Helmzier ein rot gewandeter Frauenrumpf, anstelle der Arme zwei Flügel. Helmdecken rot-silbern. Laut Umschrift handelt es sich um Jörg von Bebenburg. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens. Die drei Schilde sind Güss von Güssenburg (in Blau ein mit drei roten Sternen belegter, eigentlich nach der Literatur goldener Schrägbalken), von Freyberg (von Silber und Blau geteilt, unten 3 (2:1) eigentlich gemäß Literatur goldene Kugeln) und von Landau (eigentlich in goldenem Feld drei schwarze, balkenweise gelegte Hirschstangen übereinander, hier Feldfarbe falsch rot).

Mitte: Wappen der Truchseß von Wetzhausen (in Gold zwei in zwei Reihen silbern-rot geschachte Balken, Helmzier: Zwei wie der Schild bez. Büffelhörner (Balken als Spangen), dazwischen ein Jungfrauenrumpf in roter Gewandung mit goldenem Zopf und ebensolcher Krone. Helmdecken rot-golden). Die Umschrift nennt einen Martinus Truchseß von Wetzhausen. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: von Schrimpf (ein in zwei Reihen geschachter Balken, nach Rietstap Feld blau, Balken silbern-rot geschacht, hier falsch), von Schaumberg (von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt) und von Lichtenstein (silbern-rot im Zackenschnitt geviert).

Mitte: Wappen der von Eyb, im silbernen Schild drei (2:1) rote Jakobsmuscheln. Die Helmzier ist ein wachsender Pfau. Der Pfau kann farblich variieren, meistens ist aber der Rumpf grün oder blau bzw. "natürlich", die Flügel aber silbern, als wären sie Schwanenflügel). Helmdecken rot-silbern. Das Wappen steht lt. Inschrift für Wilhelm und Johannes von Eyb. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: von Rosenberg (silbern-rot geteilt und fünfmal gespalten), von Stetten (in Silber drei (2:1) rote Beile) und von Seckendorff (in Silber zwei unten verbundene und zu einer Acht verschlungene Lindenzweige mit je vier Blättern auf jeder Seite). Die Eltern des Domherren Wilhelm von Eyb waren Wilhelm von Eyb und Anna von Stetten, und die vier Großeltern waren Ludwig von Eyb, Elisabeth von Seckendorff, Wilhelm von Stetten und eine Frau von Rosenberg.

Mitte: von Künsberg, in Blau eine silberne eingebogene Spitze. Helmzier ein silbern gestulpter flacher roter Hut, aus dem zwei rote Büffelhörner wachsen, an der Spitze jeweils mit einer Eichel besteckt. Helmdecken rot-silbern oder wie hier blau-silbern. Dieser Schlußstein steht für den Domkapitular Georg von Künsberg. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: Voit von Rieneck (in Rot ein silberner, golden gehörnter, widersehender Widder), von Schaumberg (von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt) und von Wiesenthau (in Gold ein roter Rautenpfahl).

Mitte: Wappen der von Grumbach, in Gold ein schwarz gewandeter oder je nach Darstellung unbekleideter Mohr, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält. Die linke Hand ist in die Hüfte gestützt. Helmzier: Ein flacher roter Turnierhut, silbern oder mit Hermelin gestulpt, darin ein geschlossener Flug, meist schräg von schwarz und gold geteilt, aber auch ganz schwarz. Helmdecken schwarz-golden. Es handelt sich um das Wappen des späteren Fürstbischofs Johann von Grumbach, hier noch als Domherr. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: von Stettenberg (in Silber eine rote Kanne mit zwei Ausgüssen oder Tüllen), von Seinsheim (siebenmal silbern-blau gespalten) und von Hechenried (Hehenried, Heinrieth, in silbernem Feld drei (2:1) rote Kugeln oder Scheiben, die blaue Tinktur hier ist nicht korrekt). Die Eltern des Klerikers waren Hans (Johannes) von Grumbach aus der Rimparer Linie der Familie und seine Frau Anna von Stettenberg. Die vier Großeltern des Fürstbischofs waren Berthold von Grumbach, Anna von Seinsheim, Conrad von Stettenberg und Lisa von Hechenried. Diese Wappen findet man auch am Epitaph des Bischofs wieder.

Mitte: Wappen der von Scherenberg, in Gold eine nach oben geöffnete rote Schere, auf dem gekrönten Helm Kopf und Hals eines gekrönten silbernen Löwen, Helmdecken rot-golden. Es handelt sich um das Wappen des späteren Fürstbischofs Rudolf von Scherenberg, hier noch als Scholasticus. Dieses Wappen wird von drei kleinen Schilden umgeben, die eine Ahnenprobe darstellen unter Weglassung des bereits in der Mitte groß vertretenen Wappens: von Schaumberg (von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt), von Maßbach (silbern-rot gespalten mit einer Spitze in verwechselten Farben) und von Egloffstein (in Silber ein schwarzer Bärenkopf). Die Eltern des Klerikers waren Erhard von Scherenberg (-1440) und Anna von Maßbach; die vier Großeltern waren Conrad von Scherenberg, Petronella von Egloffstein, Richard von Maßbach und Anna von Schaumberg. Diese Wappen findet man auch am Epitaph des Bischofs wieder.

Literatur und Links:
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Der Dom zu Würzburg, Schnell Kunstführer Nr. 232, 11. Auflage 1997, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-4194-3.
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Erlaubnis des Bischöflichen Ordinariates, Presse- und Informationsstelle, Domerschulstraße 2, 97070 Würzburg, vom 24.01.2007.
Beschreibung dieser Schlußsteine in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann, bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1988, S. 117-120, Nr. 240

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