Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 468
Scheßlitz bei
Bamberg (Franken)
Die Pfarrkirche St. Kilian von Scheßlitz
Geschichte
der Pfarrkirche St. Kilian von Scheßlitz
Die Pfarrkirche St. Kilian ist
Wahrzeichen der Stadt Scheßlitz zu Füßen des Giechberges mit
der Giechburg, mit langer Geschichte und reichen Kunstwerken im
Inneren. Die Wurzeln von Scheßlitz sind uralt, schon 805 wird
ein "Scheheslice" in einer Schenkungsurkunde des
Klosters Fulda erwähnt. Gemeinsam mit dem Giechberg und der
darauf befindlichen Giechburg war Schetzlitz nach dem Aussterben
der Grafen von Schweinfurt 1057 im Besitz der Andechs-Meranier,
später von 1248 bis 1390 Lehen der Truhendinger. 1390 kam es an
die Fürstbischöfe von Bamberg und blieb in deren Besitz bis
1802. Die Pfarrkirche St. Kilian wird zu jenen 14 Kirchen
gerechnet, die Karl der Große zur Missionierung der Slawan hat
errichten lassen. Scheßlitz war schon vor der Gründung des
Bistums Bamberg 1007 eine Pfarrei, damals noch zu Würzburg
gehörig. Das Bistum Würzburg hatte noch bis ins 15. Jh.
Patronatsrechte. Die heutige Pfarrkirche ist ein gotischer
Hallenbau von 1413 mit eingezogenem Chor, das Langhaus aus den
folgenden Jahrzehnten. Vor dem Südportal wurde im 16. Jh. eine
offene Vorhalle angebaut. Das Langhaus bekam sein Gewölbe 1624
durch den Scheßlitzer Baumeister Bonalino. Die Ausstattung ist
im wesentlichen barock, dazu gibt es einen sehr schönen
Renaissance-Epitaph von Wolf-Dietrich von Wiesenthau und seiner
Gemahlin Beatrix von Redwitz. Im Chor ein Epitaph von einem
Grafen von Truhendingen und seiner Gattin. Der Hochaltar ist
frühklassizistisch und stammt von Bernhard Kamm, Bamberger
Hofbildhauer. Er schuf auch Taufstein und Kanzel (1780). Das
Altarblatt des Hochaltars von 1787 zeigt das Martyrium des
Kirchenpatrons.
Diie unteren Turmgeschosse sind noch vom Vorgängerbau aus der Zeit um 1300 erhalten. Am ersten Obergeschoß des 51 m hohen Turmes (auf der hier abgewandten Nordseite) befindet sich ein großer Wappenstein. Das Relief zeigt unter dem Brustbild ds Hl. Kilian insgesamt fünf Wappen: Veit von Würtzburg, Oberpfarrer, Pankraz von Rabenstein, Pfarrer, Veit II von Würtzburg, Fürstbischof von Bamberg 1561-1577, Wolf Dietrich von Wiesenthau, fürstbischöflicher Amtmann auf der benachbarten Giechburg, schließlich das Stadtwappen Scheßlitz.
Die fünf
Wappen im einzelnen:
Veit von Würtzburg,
Oberpfarrer, zeigt das gewendete Wappen: In Gold das Brustbild
eines bärtigen Mannes, schwarz gewandet mit silbernem
Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene
schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter
sechszackiger Stern. Helmzier wäre aus einer Krone ein Stoß
Pfauenfedern wachsend, außen je zwei besonders tingierte
umgebogene Hahnenfedern oder Pfauenfedern: rechts gold und
schwarz, links schwarz und golden. Helmdecken wären
schwarz-golden.
Pankraz von Rabenstein, Pfarrer. In Gold ein schwarzer Rabe auf einem grünen oder schwarzen Dreiberg stehend, später auch als natürlicher Fels abgebildet. Hier ist der grüne Dreiberg gewählt worden. Die hier nicht abgebildete Helmzier wäre der Rabe stehend, später auch auf einem Nest mit Jungvögeln. Helmdecken schwarz-golden. Zum Geschlecht der Rabensteiner siehe unter "Rabenstein, Burg Rabenstein".
Das Wappen des Fürstbischofs Veit II. von Würtzburg (1561-1577) auf einem kartuschenartigen Schild mit symmetrischem Rollwerk im Stile der Renaissance ist geviert:
Wolf Dietrich von Wiesenthau, fürstbischöflicher Amtmann auf der benachbarten Giechburg. Die Farbe des Feldes kann silbern oder golden sein, das wechselt. Und für beide Varianten finden sich Belege. Also: In Silber oder Gold ein aus waagerecht liegenden roten Wecken gebildeter Pfahl. Helmzier wären zwei schwarze Büffelhörner mit roten oder silbernen Kugeln bzw. Knöpfen in den Öffnungen. Helmdecken schwarz-silbern oder schwarz-golden. Hier ist die silberne Variante des Wappens gewählt, das andernorts durchaus auch in Gold auftritt, so z. B. innen in dieser Kirche am Epitaph von Wolf-Dietrich von Wiesenthau. Die Familie belegt eben beide Blasonierungen, so sehr man sich auch Wappeneindeutigkeit wünschen mag. Zum Geschlecht der von Wiesenthau siehe unter "Wiesenthau, Schloß Wiesenthau".
Stadtwappen Scheßlitz: Über einer durchgehenden silbernen Zinnenmauer gespalten von Gold und Silber; vorne ein mit einer silbernen Schrägleiste bedeckter, rot bewehrter und ebenso gezungter schwarzer Löwe, hinten eine aufrechte rote Fischangel. Von der Symbolik her enthält Feld 1 das Bistum Bamberg mit seinem Löwen, Feld 2 entstammt dem Familienwappen des Bamberger Bischofs Lamprecht von Brunn, das war der Bischof, der 1390 dafür sorgte, daß Scheßlitz und die Giechburg endgültig den Andechs-Meraniern entrissen wurde und an das Hochstift kam, und schließlich stellt die Mauer das typischste Privileg eines mit Stadtrechten ausgestatteten Gemeinwesens dar, nämlich das Recht auf Befestigung.
Literatur
und Links:
Informationstafeln in der
Pfarrkirche
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
http://www.burgen.strasse-online.de/6-bamberg-bayreuth/6-11-schesslitz/index.html
Scheßlitz (Franken): Giechburg Teil (1) - Teil (2) - Pfarrkirche - Pfarrhaus - altes Rathaus
Die Wappen der Fürstbischöfe von
Bamberg - Teil (1)
- Teil (2) - Teil
(3) - Teil
(4)
Der Bamberger Löwe
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