Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 483
Hammelburg (Franken)

Das Kellereischloß in Hammelburg - Teil (5): Wappen 10-12

Das Geschlecht derer von Dalberg
Die Dalbergs stammen aus dem Nahegau und wurden erstmals 1208 nachgewiesen. Der Schwerpunkt der Besitzungen liegt im Rheinland, um Worms und Bad Kreuznach. Dalberg bei Bad Kreuznach war seit 1132 Stammsitz der Familie. Die Familie starb aber schon 1323 im Mannesstamme aus und verschmolz durch Heirat mit den Kämmerer von Worms, welche einst das Amt der Kämmerer des Bischofs von Worms bekleidet hatten und irgendwann ihre Amtsbezeichnung zu ihrem Familiennamen gemacht hatten. Die Kämmerer von Worms lassen sich schon im 10. und 11. Jh. identifizieren. Nach der Heirat zwischen den beiden ohnehin verwandten Familien vereinigte man beider Wappen in einem gevierten Schild und nannte sich "Kämmerer von Worms, genannt Dalberg" oder "Kämmerer von Worms, Freiherr von Dalberg".

Die Familie stieg zu einer der wichtigsten und angesehendsten Adelsfamilien des Heiligen Römischen Reiches auf. Die Bekleidung von allerhöchsten Stellungen im Dienste der Kirche und des Reiches, die Funktion als Bischöfe, Erzbischöfe, Äbte, Fürstäbte, Präsidenten des Reichskammergerichts etc. kennzeichnete den Aufstieg der Familie. Zwischen 1671 und 1817 waren 9 Dalbergs Kapitulare von Würzburg, desweiteren gibt es einen Fürstabt von Fulda. Es gab mehrere Linien, so die Linie Dalberg-Haßloch mit Besitz in Haßloch, Gabsheim, Mommenheim und Bechtolsheim (beides Ganerbschaften), die Linie Dalberg-Hernsheim mit Besitz in Mandel (Niederrhein), Essingen, Hernsheim, Abenheim, Kropsburg und natürlich die Hauptlinie Dalberg-Dalberg mit Besitz in Dalberg, Sommerloch, Oberhub, Unterhub, Wallhausen, Walderbach, Spabrücken, also insgesamt entlang des Rheines und der Nahe mit Streubesitz in Franken und Württemberg.

Ein Privileg der Familie Dalberg ist zur Redensart geworden: Die Redensart "Ist denn kein Dalberg da?" bezieht sich auf das Privileg, als erste von allen Anwesenden zum Reichsritter geschlagen zu werden. So mußten die Reichsherolde erst fragen, ob Dalbergs anwesend sind, ehe der Kaiser die neuen Reichsritter schlug, ein Brauch, der seit 1452 überliefert ist, aber auf ein erheblich älteres Privileg zurückging. 1654 wurde der Familie die Reichsfreiherrenwürde verliehen. Mit Maria Anna von und zu Dalberg, seit 1912 Ehefrau von Prinz Franz zu Salm und Salm-Salm, starb das Geschlecht am 22. Februar 1979 aus. Der letzte männliche Sproß einer Dalberg-Seitenlinie war Johannes von Dalberg (1909-1940). Bekannte Vertreter des Adelsgeschlechts sind:

Wappenstein 10:
Dieses stark verwitterte Dalberg-Wappen befindet sich an der Außenmauer, die die Garten-Terrassse zum ehemaligen Stadtgraben hin abstützt. Hinter Gebüsch verborgen und stark beschädigt, ist es dennoch ein wichtiger Bestandteil des heraldischen Programms des Bauwerks, denn damit haben wir an der Westseite insgesamt drei Wappen des Bauherrn übereinander auf verschiedenen Ebenen. Das Wappen ist geviert mit Herzschild und wird von einer Kartusche gerahmt. Aufbau: Hauptschild geviert, Feld 1 und 4: unter einem goldenen Schildhaupt, in das drei blaue Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Stammwappen der Kämmerer von Worms), Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Stammwappen der von Dalberg), Herzschild: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda). Hinter dem Wappen gekreuzt Krummstab und Schwert, in der Mitte statt Helmen ein Fürstenhut.

Wappenstein 11:
Die Südseite des Kellereischlosses hat nur ein einziges Wappen, und zwar auf dem Schlußstein der Tordurchfahrt zum Innenhof, und wieder ist es eines des Bauherren Adolf von Dalberg, aber in einer etwas anderen Form, vereinfacht sozusagen. Das Wappen ist von Fulda und Dalberg gespalten, diesmal ohne Herzschild. Es wird von einer einfachen Kartusche gerahmt. Hinter dem Wappen gekreuzt Krummstab und Schwert, darüber der Fürstenhut.

Aufbau: Gespalten, rechts in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda), links geteilt, oben: unter einem goldenen Schildhaupt, in das drei blaue Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Stammwappen der Kämmerer von Worms), unten: In Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Stammwappen der von Dalberg).

Abb. aus dem Jahr 2007

Wappenstein 12:
Innerhalb der gartenseitigen Arkade vor dem Westflügel ist ein älterer Wappenstein im Stile der Renaissance eingemauert, der aus Zeiten vor dem jetztigen Kellereischloß stammt und auf 1573 datiert ist. Es handelt sich um das Wappen von Fürstabt Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (regierte 1570-1576 und 1602-1606). Das Wappen ist geviert und mit zwei Helmen ausgestattet, der Krummstab ist hinter Helm 1 zu erkennen, das Schwert nicht. Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda), Feld 2 und 3: in Blau drei deichselförmig zusammengestellte goldene Seeblätter, begleitet von goldenen Schindeln (Wappen von Dernbach genannt Grauel). Das Schildbild wird auch als "Kleeblatt ohne Stiel" oder "mit den Spitzen ins Schächerkreuz gestellte Seeblätter" oder "Drei Herzen im Dreipaß gestellt, mit den Spitzen aneinanderstoßend" angesprochen.

 

Beide Abb. aus dem Jahr 2020. Über dem Wappen stehen zwei Helme (das auf einem roten Kissen stehende schwarze Kreuz der Abtei Fulda fehlt):

Obige Abb.: 2007; damals war der Gang noch gelb angestrichen. 2020 präsentiert er sich nach einer im selben Jahr durchgeführten Renovierung wesentlich heller, in Chamois. Über dem Wappen befindet sich folgende Inschrift: "BALTHASAR VON GOTTES GNADEN / ABT DES STIFTS FVLDE ROMISCHER / KEISERIN ERTZCANTZLER DVRCH / GERMANIEN VND GALLIEN PRIMAS". Ein seltener Fall, in dem die Inschrift auf Deutsch und nicht auf Latein abgefaßt ist. Die Inschrift wird seitlich von zwei Kindern gehalten.

Literatur und Links:
Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner, Reclams Kunstführer Deutschland I, 2, Bayern Nord, Franken, Oberpfalz, 9. Auflage, Philipp Reclam Verlag Stuttgart, 1956, ISBN 3-15-010318-5, S. 207 ff.
Siebmachers Wappenbuch, Band Bistümer.
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X

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