Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 485
Hammelburg (Franken)

Kloster Altstadt bei Hammelburg

Das Franziskanerkloster Altstadt liegt auf der westlichen Saale-Seite unterhalb der Burg Saaleck mitten im Grünen. Die Wurzeln sind uralt und reichen bis 716 zurück, denn dies ist der Besitz, den Herzog Hedan II dem Missionar Willibrord zwecks Errichtung eines Klosters schenkte. Doch dazu kam es nicht, nach dem Tod des Willibrord fiel der Grundbesitz an die Abtei Echternach an der Sauer, dessen Abt Willibrord war. So wurde Hammelburg wenig später durch königliche Schenkung an Fulda übertragen. Das Franziskanerkloster wurde hier 1649 gegründet. Die Kapelle der 14 Nothelfer war Ziel einer Wallfahrt und wurde 1653-1655 erweitert und 1667-1670 komplett neu gebaut. Der angrenzende Konvent wurde 1656-1664 errichtet. Die Antoniuskapelle wurde 1671 begonnen. Die Blütezeit des Klosters und der Wallfahrt waren das 17. und 18. Jh. 1698 brannte die Klosterkirche ab, und die Wiederherstellung fand 1698-1700 statt. Dabei kamen auch die barocken Ausstattungen in die Kirche, und das Prunkportal entstand.

Über dem Portal steht in einer Ädikula eine 1671 geschaffene graue Sandstein-Figur des Ordensgründers, des Hl. Franziskus, mit Lamm, Weltkugel und Kreuz. Am Segmentbogen des Giebels befindet sich das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Adalbert I. von Schleifras (1700–1714), dem Bauherrn bei der Wiederherstellung. Er spendierte der nach dem Brand neu ausgestatteten Kirche auch einen neuen Hochaltar.

Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Adalbert I. von Schleifras (1700–1714) ist geviert und wie folgt tingiert:

Darüber befinden sich drei Helme, hinter dem Schild Schwert (heraldisch links) und Abts-Pedum (heraldisch rechts):

Ein weiteres Wappen befindet sich innen über dem von Schleifras gespendeten Hochaltar, wo die angegebenen Farben Bestätigung finden. Bei jenem Wappen sind die Fähnchen der Bischofsmütze gespalten, vorne in Rot aus einem grünen Dreiberg wachsend ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten und hinten in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt. Der Adler ist der Reichsadler (Reichsunmittelbarkeit), der Lilienstock steht für das Fuldaer Domkapitel und symbolisiert die drei Märtyrer (siehe Erläuterungen beim Hammelburger Rathaus). Das Fuldaer Kreuz der mittleren Helmzier fehlt bei der Darstellung des Wappens am Hochaltar.

Das Äußere der Klosterkirche ist franziskanisch schlicht: Kein Kirchturm, sondern ein Dachreiter, karge und einfache Gestaltung, schmucklose Strebepfeiler. Über den Fenstern einfache Segmentgiebel. Gleichzeitig ist die Kirche geräumig, um den Anforderungen an eine Wallfahrtskirche mit entsprechendem Besucherandrang zu genügen. Die Antoniuskapelle wirkt wie ein eigenständiger Chor, denn sie ist beinahe so hoch wie das Kirchenschiff und hat fast die Dimensionen des echten Chores. Der zweistöckige Klosterbau hält sich bescheiden und schmucklos links im Hintergrund.

Im Jahre 1733 wurde ein Kapellen-Kreuzweg angelegt, der insgesamt 14 Stationshäuschen besitzt. Das war einer der frühesten in seiner Art und im Machtbereich des Hochstiftes Fulda eine Besonderheit. Die Konzeption und Anlage des Kreuzweges gehen auf den Baumeister Andrea(s) Gallasini zurück. Sowohl die Dalbergkapelle als auch die Stationshäuschen zeigen eindeutig die Formensprache Gallasinis, so sind die geschwungenen Giebelaufsätze der Stationshäuschen eng verwandt mit den Giebeln des Heilig-Geist-Spitals in Fulda und der Fassade der Kirche in Großenlüder. Seine Formensprache ist eng angelehnt an die Stiche von Guarino Guarini in seinem 1686 in Turin erschienenen Werk"Dissegni d'Architettura Civile et Ecclasiastica".

Die ausführenden Künstler für die Bildhauerarbeiten waren Johann Jakob Faulstig (1697-1768) und sein Gehilfe Frater Wenzeslaus Marx (1708-1773) aus Leitmeritz. Die Inschriften enthalten sämtlich Chronogramme. Der Giebel der Dalbergkapelle, die das vierzehnte Stationshäuschen unmittelbar vor der Klosterkirche darstellt, besteht aus rotem Sandstein und hat einen volutenartig geschwungenem Aufsatz mit dem Allianzwappen des Stifterpaares, nämlich des in Fuldaer Diensten stehenden Oberamtmannes in Hammelburg, Hugo Philipp Eckenbert Freiherr von Dalberg-Wallhausen heraldisch rechts und seiner Gemahlin Maria Anna Josepha Sophia Zobel von Giebelstadt heraldisch links. Hugo Philipp Eckenbert von Dalberg (31.3.1702-29.2.1754) war Oberamtmann von Hammelburg und auf Saaleck, außerdem war er würzburgischer und fuldischer Geheimer Rat. Er hatte am 4.10.1729 geheiratet. Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes heiratete die Witwe zum zweiten Mal, diesmal Franz von Münster.

Hugo von Dalberg war der Neffe des Fuldaer Fürstabtes Adolf von Dalberg. Hugo von Dalberg und seine Frau sind die Eltern von Adolph Franz Wolfgang Eckenbert von Dalberg (14.111730-28.8.1794), der zunächst für eine kirchliche Laufbahn vorgesehen war, 1744 Domherr in Bamberg, 1751 Domherr in Minden wurde und der kurtrierischer, bishöflich Augsburger Rat und bischöflich Bamberger Geheimrat wurde, aber auf die schiefe Bahn geriet und wegen Anstiftung zum Mord die Domherrenpfründe verlor und die letzten 12 Jahre seines Lebens im Karmelitenkloster Bamberg in Haft verbrachte.

Wappen der von Dalberg: gevierter Schild, Feld 1 und 4: Unter einem goldenen Schildhaupt, in das drei blaue Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Stammwappen der Kämmerer von Worms), Feld 2 und 3: In Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Stammwappen der von Dalberg). Zobel von Giebelstadt: Das Wappen dieses fränkischen uradeligen Geschlechtes zeigt in Silber einen roten Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug. Die zugehörige, hier nicht abgebildete Helmzier wäre ebenfalls ein wachsender roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug. Helmdecken wären rot-silbern.

Ein weiteres Ehewappen des Bauherrenpaares kann man in Friesenhausen sehen, am Schloß auf jeder Seite der beiden wuchtigen, pinienzapfenbekrönten Pfeiler der Toreinfahrt von ca. 1730.

Die Genealogie zu dem Wappen:

Übersicht: Die Äbte und Fürstäbte von Fulda (Ausschnitt)
Hervorgehoben ist der Fürstabt, dessen Wappen sich am Portal befindet
Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635-1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677), Fürstabt
Placidus von Droste (1678-1700), Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700-1714), Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714-1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726-1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737-1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof ab 1752, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt XIV. in den Rang eines Fürstbistums erhoben.

Literatur und Links:
Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner, Reclams Kunstführer Deutschland I, 2, Bayern Nord, Franken, Oberpfalz, 9. Auflage, Philipp Reclam Verlag Stuttgart, 1956, ISBN 3-15-010318-5, S. 207 ff.
Siebmachers Wappenbuch, Band Bistümer.
Karen Schaelow, Hammelburg, Franziskanerkloster Altstadt, PEDA-Kunstführer Nr. 412/1998 ISBN 3-89643-068-8, Kunstverlag PEDA, Passau 1998.
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s) Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10: 3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 248-249

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