Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1061
Waldenburg (Hohenlohe)

Stadtkirche Waldenburg (2)
Epitaph Hohenlohe/Limpurg

Dieses prächtige Epitaphium, das prächtigste Grabdenkmal der Kirche, befindet sich an der westlichen Rückseite des Kirchenraumes, im südlichen Bereich. Reichste Heraldik begleitet die beiden vor dem Gekreuzigten knienden vollplastischen Darstellungen der Verstorbenen, ein Ehewappen ganz oben, darunter 2 x 8 Ahnenwappen, acht in einem Bogen über dem Zentrum, je vier senkrecht übereinander an den beiden Seiten, acht für den Ehemann, acht für die Ehefrau. Dabei sind aber nur sieben auf der optisch linken Seite dem Ehemann zuzurechnen, sieben auf der optisch rechten Seite der Ehefrau, denn jeweils ein Schild ist vertauscht, so daß wir den für Wilhelm I. Graf v. Nassau-Dillenburg (10.4.1487 - 6.10.1559) optisch auf der rechten Seite und den für Friedrich Magnus Graf zu Solms-Laubach (1.10.1521 - 13.1.1561) auf der optisch linken Seite wiederfinden, wo sie jeweils eigentlich nicht hingehören.

Die Inschrift lautet: "MONVMENTVM PIETATIS ILLVSTRISS(IM)O COM(ITIS) & D(OMI)NO D(OMI)NO PHILIPPO GOTHFREDO COM(ITIS) AB HOHENLO(H)E ET D(OMI)NO IN LANGENBVRG, NATO D(IE) 6 IVN(I) A(NNO) 1618 DENATO DIE 14 DECEMB(RIS) A(NNO) 1679 ET ILLVSTRISS(IM)AE COM(ITIS) AC D(OMI)NAE D(OMI)NAE ANNAE CHRISTINAE COM(ITIS) AB HOHENLO(H)E ET D(OMI)NAE IN LANGENBVRG; NATAE SEMPER LIBERAE A LIMPVRG NATAE A(NNO) 1615 D(IE) 25 DECEMBR(IS) DENATAE A(NNO) 1685 D(IE) 28 MAY IPSO ASCENSIONIS FESTO PARENTIBVS DESIDERATISSIMIS L M Q ERECTVM A TRIB FILIABVS SVPERSTITIBVS ILLVSTRISS(IM)A COM(ES) AC D(OMI)NA, D(OMI)NA DOROTHEA ELISABETHA COM(ES) AB HOHENLO(H)E ET D(OMI)NA IN LANGENBVRG; VIDVA REGENTE ET TVTRICE IN PFEDELBACH, ILLVSTRISS(IM)A COM(ES) AC D(OMI)NA, D(OMI)NA DOROTHEA CHRISTINA COM(ES) IN ERBACH ET D(OMI)NA IN BREVBERG; ET ILLVSTRISS(IM)A COM(ES) AC D(OMI)NA, D(OMI)NA ANNA IVLIANA COM(ES) AB HOHENLO(H)E & D(OMI)NA IN LANGENBVRG, D(IE) 26 APRIL A(NNO) C(HRISTI)1687"

Es handelt sich also um ein Epitaph für Philipp Gottfried Graf v. Hohenlohe-Waldenburg (geb. am 6.6.1618 in Waldenburg, gest. am 14.12.1679 in Waldenburg) und seine Frau Anna Christina v. Limpurg-Sontheim (geb. am 25.12.1615, gest. am 28.5.1685 in Waldenburg), ihnen zu Angedenken 1687 errichtet von deren drei Töchtern:

Ihre anderen drei Kinder von insgesamt sechs starben zu früh, um hier beteiligt zu sein:

Was dieses Epitaph auszeichnet, ist die herausragende künstlerische Qualität der einzelnen Wappen der Ahnenprobe.

Allianzwappen von Philipp Gottfried Graf v. Hohenlohe-Waldenburg und Anna Christina v. Limpurg-Sontheim
Der Hohenlohe-Schild ist geviert:

Zwei Helme:

Das Wappen der Schenken von Limpurg ist geviert mit in der Mitte plaziertem goldenen Schenkenbecher (Doppelbecher), also eine heraldisch äußerst interessante Kombination aus einem Familienwappen und einem Amtszeichen:

Die Helmzier zeigt den goldenen Schenkenbecher (Doppelbecher) zwischen zwei rot-silbern im Spitzenschnitt geteilten Büffelhörnern, in den Mundlöchern jeweils mit einem rot-silbern geteilten Fähnchen an silberner Stange besteckt, Decken rot-silbern oder blau-silbern.

Abstammung von Philipp Gottfried Graf v. Hohenlohe-Waldenburg
(geb. am 6.6.1618 in Waldenburg, gest. am 14.12.1679 in Waldenburg)

Eltern:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Abstammung von Anna Christina v. Limpurg-Sontheim
(geb. am 25.12.1615, gest. am 28.5.1685 in Waldenburg)

Eltern:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Ahnenprobe des Philipp Gottfried Graf v. Hohenlohe-Waldenburg
(geb. am 6.6.1618 in Waldenburg, gest. am 14.12.1679 in Waldenburg)

Abb. links: Wappenschild für Eberhard Graf v. Hohenlohe-Waldenburg-Langenburg (11.10.1535 - 9.3.1570). Der Schild ist geviert:

Abb. rechts: Wappenschild für Ludwig Kasimir Graf v. Hohenlohe-Waldenburg-Neuenstein (12.1.1517 - 24.8.1568) mit identischem Wappenschild. Beide Partner stammten aus unterschiedlichen Linien desselben Hauses.

Abb. links: Wappenschild für Heinrich XVI. Reuss v. Gera (29.12.1530 - 6.4.1572): Geviert:

Abb. rechts: Wappenschild für Wilhelm I. Graf v. Nassau-Dillenburg (10.4.1487 - 6.10.1559) in der Form Nassau-Oranien: Einem Nassau-Hauptschild, der geviert ist aus Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Dietz, liegt der Châlon-Oranien-Mittelschild mit Herzschild Genf auf. Im Detail:

Abb. links: Wappenschild für Agatha v. Tübingen (13.11.1533 - 28.6.1609). Das Wappen der Pfalzgrafen von Tübingen zeigt in Gold eine rote Kirchenfahne mit drei Hängeln und drei ebensolchen Ringen.

Abb. rechts: Wappenschild für Dorothea zu Solms-Laubach (26.11.1547 - 18.9.1595). Das Solmser Wappen ist geviert:

Abb. links: Wappenschild für Anna zu Solms-Lich (12.11.1522 - 9.5.1594), Erläuterungen siehe oben.

Abb. rechts: Wappenschild für Juliana zu Stolberg-Wernigerode (15.2.1506 - 16.6.1580). Der Schild ist zweimal geteilt und zweimal gespalten mit Herzschild:

Ahnenprobe von Anna Christina v. Limpurg-Sontheim
(geb. am 25.12.1615, gest. am 28.5.1685 in Waldenburg)

Abb. links: Wappenschild für Erasmus I. Schenk v. Limpurg-Obersontheim (14.1.1502 - 25.2.1553). Das Wappen der Schenken von Limpurg ist geviert mit in der Mitte plaziertem goldenen Schenkenbecher (Doppelbecher):

Abb. rechts: Wappenschild für Eberhard XII. Graf zu Erbach Herr zu Breuberg (19.1.1511 - 12.7.1564). Das Wappen der Grafen von Erbach ist geviert:

Abb. links: Wappenschild für Wilhelm III. Schenk v. Limpurg-Gaildorf (12.4.1498 - 9.3.1552), Erläuterungen siehe oben.

Abb. rechts: Wappenschild für Friedrich Magnus Graf zu Solms-Laubach (1.10.1521 - 13.1.1561), Erläuterungen siehe oben.

Abb. links: Wappenschild für Anne de Lodron (- 25.11.1556): Der Schild der Reichsgrafen Lodron von Maxelrain, einer aus Tirol und ursprünglich aus Italien stammenden Adelsfamilie, zeigt in Rot einen silbernen, hersehenden Löwen. Der geknotete Schweif, der in vielen Darstellungen neuerer Zeit auftaucht, ist übrigens historisch ohne Bedeutung. Hier ist ein Doppelschweif angedeutet.

Abb. rechts: Wappenschild für Anna della Scala: Der Schild der norditalienischen Familie der della Scala zeigt in Rot zwei silberne aufspringende Windhunde mit silbernen oder goldenen Halsbändern, die eine silberne Leiter halten. Normalerweise werden die Hunde nicht so dick und plump wie hier dargestellt, sondern ähneln wirklich schlanken Windspielen. In der Heraldik werden eigentlich drei Kategorien von Hunden unterschieden, der Bracke mit glattem Halsband und Hängeohren, der Rüde mit Stehohren und Stachelhalsband sowie die Windspiele mit zierlich-schlankem Körper. Die della Scala führen normalerweise eindeutig als Windspiele zu erkennende Hunde.

Abb. links: Wappenschild für Margarethe v. Dhaun, Rhein- und Wildgräfin von Dhaun (25.9.1521 - 5.4.1576). Geviert mit gespaltenem und halbgeteiltem Herzschild:

Abb. rechts: Wappenschild für Agnes zu Wied (nach 1505 - 1588). Der Schild ist geviert:

 

Literatur, Quellen und Links
Siebmachers Wappenbücher
J. Siebmachers Grosses Wappenbuch Band E. Württembergisches Adels- und Wappenbuch. Im Auftrage des Württembergischen Altertumsvereins begonnen von Otto v. Alberti, Bauer & Raspe 1975 (Reprint), 1112 Texts. mit 4132 Wappen + 122 S. Figurenverzeichnis.
Kirchengemeinde:
http://www.kirchenbezirk-oehringen.de/cms/startseite/kirchengemeinden/waldenburg/
Geschichte der Stadtkirche:
http://www.kirchenbezirk-oehringen.de/cms/startseite/kirchengemeinden/waldenburg/geschichte/
Waldenburg:
http://www.waldenburg-hohenlohe.de/data/index.php
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X

Stadtkirche, Totenschild - Stadtkirche, Epitaph Hohenlohe/Limpurg - Stadtkirche, Wolfgang Friedrich v. Hohenlohe - Stadtkirche, Philipp Gottfried v. Hohenlohe - Stadtkirche, Anna Christina Schenk v. Limpurg - Stadtkirche, Philipp Heinrich v. Hohenlohe - Dorothea Walpurgis v. Hohenlohe - Stadtkirche, außen in der Turmhalle - Stadtkirche, westl. Rückwand - Stadtkirche, Kreuzsockel

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Samuel Piringer, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

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