Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3010
Wolframs-Eschenbach (Landkreis Ansbach)

Das alte Rathaus von Wolframs-Eschenbach

Das alte Rathaus steht frei südlich der Kirche und nötigt die Hauptverbindungsstraße zwischen beiden Stadttoren zu einer weiteren Biegung. Das Gebäude wurde als Rathaus gebaut, heißt aber jetzt "altes Rathaus", seit die Stadtverwaltung in das Deutschordensschloß gezogen ist und das ehemalige Rathaus zum Museum geworden ist. Es handelt sich um einen in West-Ost-Richtung aufgestellten, langgestreckten Satteldachbau von drei Geschossen, mit massiv aus Stein gemauertem Erdgeschoß und Fachwerkobergeschossen. Das Rathaus entstand in drei Bauphasen: Der Ursprungsbau entstand in der Mitte des 15. Jh.; über einem Torbogen ist die Jahreszahl 1451 eingehauen. Die heutige Gestalt erhielt das Rathaus 1684-1687, als auf dem Sockel des Vorgängerbaus von den drei Gebrüdern Schwarzenberg, Wanderhandwerker aus Tirol, ein neuer Aufbau als Rat-, Tanz- und Kaufhaus errichtet wurde. Im zweiten Drittel des 19. Jh. fand eine erneute Überformung statt, weil das Gebäude seit 1844 als Schulhaus genutzt wurde, bis 1972. Im Jahre 1861 ersetzte man am Westgiebel das Fachwerk durch Mauerwerk. 1889/1890 erhielten die linken Fenster der Südseite eine neue Form und Gestaltung. Die Datierung ergibt sich zusätzlich sowohl durch die eingehauene Jahreszahl als auch durch die Wappenkombination an der westlichen Giebelseite für den Ursprungsbau als auch durch den dendrochronologischen Befund für den barocken Umbau.

Bei allen drei Wappen wurde auf einen zusätzlichen Deutschordensschild als Unterlegung verzichtet, dafür setzte man das Deutschordenskreuz in einem kleinen Schildchen oder viereckigen Rahmen oder auch ganz ohne in den Schild des Familienwappens an eine geeignete freie Stelle. Das erste Wappen steht für Ulrich von Lentersheim, der 1444-1448 Komtur von Nürnberg war, 1448-1454 die Ballei Franken als Landkomtur führte und 1454-1479 als Deutschmeister amtierte, und sein hier aufgrund der Position optisch links des Torbogens gewendetes Familienwappen ist schräggeteilt, oben silbern-rot geschacht, unten ledig und schwarz. Der zweite Schild steht für Hartung von Egloffstein, der 1451-1460 Nürnberger Komtur war; sein Schild zeigt in Silber einen schwarzen Bärenkopf. Hartung von Egloffstein war später auch Statthalter der Ballei Franken und Komtur zu Ellingen. Der dritte Schild steht für Hilpolt von Seckendorff, welcher in der Zeit 1451-1452 Überreiter der Nürnberger Kommende war und in Silber zwei zu einer Acht verschlungene, sich dreimal überkreuzende rote Lindenzweige führte mit nach außen gekehrten Blättern, vier auf jeder Seite. Die Anordnung ist hier besonders harmonisch, weil alle 8 Blätter einen U-förmigen Bord bilden.

 

Das Rathaus bildet zusammen mit dem Schloß und der Kirche einen der größten Baublöcke des Zentrums und harmoniert hervorragend mit diesen. Der Dreiklang der Gebäude ist zwar unterschiedlich hinsichtlich des Materials (roter Sandstein für die Kirche, gelber Sandstein für das Schloß und Fachwerk für das Rathaus), Stils (Gotik bei der Kirche, Renaissance beim Schloß und Barock beim Rathaus) und Bestimmung (Glaube und Klerus bei der Kirche, Herrschaft und Macht beim Schloß sowie Bürgerschaft, Handel und Vergnügen beim Rathaus), aber dennoch ergänzen sich diese Gebäude ästhetisch wie funktional auf das Beste und bilden eine einzigartige und gemessen an der Größe der Stadt monumental zu nennende Stadtmitte.

 

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.2265981,10.7261201,21z - https://www.google.de/maps/@49.2265981,10.7261201,41m/data=!3m1!1e3
Erwin Seitz, Oskar Geidner: Wolframs-Eschenbach. Der Deutsche Orden baut eine Stadt. Wolframs-Eschenbach 1997, ISBN 3-87707-510-X, insbesondere S. 114-116
Baudenkmäler in Wolframs-Eschenbach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Wolframs-Eschenbach

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