Bernhard
Peter
Quellen
der Heraldik
Worauf gründet sich unsere Kenntnis der
Heraldik und der einzelnen Wappen? Das sind mehrere große
Gruppen von Quellen, die zugleich eine Liste vielfältiger
Fundorte für Wappen darstellen, eine Liste, die keinesfalls
abschließend ist, sondern nur die typischen heraldischen
Reservoire aufzählt:
- Realgegenstände militärischer Natur
- museale Original-Schilde aus
dem Mittelalter, seltene und wertvolle, vor allem
äußerst authentische heraldische Quellen
- in Kirchen aufgehängte
Original-Schilde
- Bildliche Quellen, Wappen in der
Anwendung und auf Gebrauchsgegenständen, ein
unerschöpfliches Reservoir an zeitgenössischen
Wappendarstellungen, die das ganze Leben, das
öffentliche wie das private, der Wappenführenden
durchdrangen, noch über den Tod hinaus:
- Quellen der Erinnerung
- Wappen in der
Funeralheraldik: Totenschilde, Grabdenkmäler, Epitaphien
- Stiftungen, Wappen in
historischen Glasfenstern
- Besitz und Eigentum sowie
Repräsentation: Dieses ist der überwiegende
Teil der Wappendarstellungen, die uns an
historischen Objekten im öffentlichen Raum
begegnen sowie an musealen Schätzen, wobei der
Phantasie der Wappenanbringungen keine Grenzen
gesetzt sind.
- Bucheignerzeichen: Exlibris innen und Supralibros
außen auf dem Einband
- Wappen auf Geschirr,
Gläsern, Tassen, Besteck,
Tafelaufsätzen
- Wappen an Gebäuden
(Burgen, Schlösser, Häuser, Kirchen),
insbesondere über Portalen (vgl. Ortsregister)
- Schlußsteine von
Gewölben
- Wappen auf
Kanonenrohren
- Wappen auf
schmiedeeisernen Türbeschlägen oder
Toren
- Wappen auf steinernen
Konsolen für Deckenbalken
- Wappen auf gestickten
Altardecken
- Wappen auf
Wetterfahnen
- Wappen auf
Wandteppichen und anderen textilen
Wandbehängen
- Wappen auf wertvollen
Möbelstücken und häuslicher
Einrichtung allgemein
- Rechtsgeschäfte, Garantien,
Hoheitszeichen
- Wappen auf Siegeln,
erst die typischen Reitersiegel, die
einen Reiter mit Schild darstellen, mit
Helmzier ab der Mitte des 12. Jh., dann
die Wappensiegel mit Schilden oder
Vollwappen ab dem 14. Jh.
- Wappen auf Münzen
bzw. Geld allgemein, Zeichen des Inhabers
des Münzregals
- Grenzsteine zur Markierung
territorialer Hoheit
- Identitätszuordnung und
Illustration
- Wappen in
historischen bildnerischen Darstellungen von
Personen, Gemälden, Kupferstichen, Stahlstichen,
Inkunabeln
- Wappen in
historischen Stammbüchern oder Ahnentafeln
- Matrikelbücher der
Universitäten (z. B. Basel, Erfurt)
- Wappen auf
historischen Urkunden
- historische
Ahnenproben, z. B. der Ritterorden
- wappenbestickte
Sitzkissen in Ratssälen
- Wappenplatten der
Ritter von Ritterorden (z. B. Windsor, Brügge,
Mecheln)
- Liederhandschriften
(z. B. Weingartener L., Große Heidelberger =
Manessische L.)
- Bilderhandschriften
(z. B. Balduineum, Sachsenspiegel)
- Dokumente über Wappenführung, Wappen
auf genealogisch-heraldischen Schriftstücken
- Wappenbriefe,
Wappenverleihungen und -bestätigungen,
Standeserhöhungen
- Registratur im Wiener
Staatsarchiv über kaiserliche Wappenverleihungen
- in neuerer Zeit auch die
Wappenrollen der heraldischen Vereine
- Wappensammlungen
- Gruppen von Wappen auf
Gegenständen, z. B. auf mittelalterlichen
Wappenkästchen (z. B. das von Quedlinburg)
- Gruppen von Wappen in
Wappensälen von Burgen und Schlössern (z. B.
Lauf a. d. Pegnitz, Klagenfurt, Rodenegg)
- Gruppen von Wappen an
Gebäuden (z. B. Wappenturm in Innsbruck (non iam
est, sed fuit))
- Wappenrollen der Herolde, Wappenbücher, Turnierbücher - insbesondere als
schriftliche Quellen der heraldischen Frühzeit
von Bedeutung (vgl. historische
Wappenbücher online)
- Archive von Staaten, Ländern,
Städten, heraldischen Vereinen, Heroldsämtern,
engagierten Privatpersonen
- Nachlässe von Hofpfalzgrafen
- Sekundärliteratur (Quellen)
Trotz all dieser Quellen, deren Studium,
Erfassung und Auswertung viele Heraldiker lebenslang
beschäftigt, gibt es kein abschließendes, allumfassendes
Register aller jemals geführten Wappen. Die im deutschen
Sprachraum jemals geführten Wappen sind in keinem Werk
vollständig erfaßt, weder schriftlich noch elektronisch. Das
umfangreichste Werk ist das Siebmachersche Wappenwerk, aber auch
dieses ist keineswegs vollständig. Somit erfordert die Recherche
eines bestehenden oder der Abgleich eines zu stiftenden Wappens
auch heute noch einen beträchtlichen Such-Aufwand in den
einschlägigen, teils sehr umfangreichen Findmitteln.
Literatur
und Quellen:
Georg Scheibelreiter:
Heraldik, Oldenbourg Verlag Wien/München 2006, ISBN
3-7029-0479-4 (Österreich) und 3-486-57751-4 (Deutschland)
Eckart Henning, Repetitorium
Heraldicum, 150 Fragen und Antworten zur Wappenkunde, BibSpider,
Berlin 2010, ISBN 978-3-936960-43-3
Übersicht
Home
©
Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2011
Impressum