Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3139
Saarbrücken
Die ev. Stiftskirche St. Arnual - Margaretha Knobloch
Dieses hohe und schmale Epitaph für Margaretha Knobloch an der südlichen Seitenschiffswand trägt im oberen Teil folgende Inschrift: "D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) / NOBILI MATRONAE, CO(N)IVGI DVLCISS(IMI) / ET INCOMPARABILI MARGARITAE / KNOBLAVCHIANAE, IMMATVRA, MORTE / EREPTAE, WEND(ELIN) ZIEGLER IVR / PROLYTA, ET, A CONSIL NASSAVIIS / MARITVS, MOESTISS(IMVS) MEMOR(IAE) / HVMANAE, CONDITIONIS, POS(ITVS) OB(IIT) IIII / NON(AE) MAII AN(NO) CHR(IST)I M D LXII".
Zum Datum: Die Angabe "4. Nonen des Mai" bedeuten, daß es sich um den vierten Tag vor den Nonen des Mai handelt, letztere fallen auf den 7. Mai, und da der Tag selbst mitzählt, sind die 4. Nonen der 4. Mai. Die Römer nannten den Zeitpunkt der Vollendung des ersten Mondviertels Nonae. Der Name leitet sich von der Tatsache ab, daß die Nonen auf den neunten Tag vor den Iden fallen. Ergo schwanken die die Nonen je nach Lage der Iden. Es hat sich dann eingespielt, daß die Nonen in den Monaten März, Mai, Juli und Oktober auf den 7. und in den restlichen Monaten auf den 5. fallen.
Margaretha Knobloch (16.7.1538-4.5.1562) hat am 8.12.1561 Dr. Wendelin Ziegler geheiratet, Lizentiat, nassau-saarbrückener Rat. Das aus Courtoisie gewendete, redende Wappen der Familie Ziegler sehen wir heraldisch oben rechts, in Gold ein blauer Schrägbalken mit drei goldenen Dachziegeln vom Typ Biberschwanz (eine flache Dachziegel-Form, deren unterer Rand als Rundung ausgeführt ist, und die im Bereich der Oberkante eine Nase besitzt, mit der der Ziegel an der Dachlatte eingehängt wird) belegt, auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken ein sitzender goldener Löwe, der in seinen Vorderpranken den blauen Schrägbalken mit drei goldenen Dachziegeln gelegt hält. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bg8 Seite: 56 Tafel: 60. Die aus Büchen stammenden Brüder Wolf, Weiprecht (Ruprecht), Johann und Wendel Ziegler bekamen von Kaiser Ferdinand I. am 29.11.1559 ein Wappen verliehen.
Die Familie Knobloch ist eine der ganz alteingesessenen und einflußreichen Patrizierfamilien der Stadt Frankfurt. Die Familie war weitverzweigt und gliedert sich in mehrere Stämme. Schon vor 1406 fand die Familie Aufnahme in die Frankfurter Patriziergesellschaft Alten-Limpurg. Die Knoblauch bzw. von Knoblauch führen in Schwarz drei (2:1) silberne Knoblauchzwiebeln, die mit ihren einwärts gerichteten Stengeln dreipaßartig überkreuzt sind, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken eine wachsende, aufrechte silberne Knoblauchzwiebel mit schwarzen Blättern. Dieses Wappen sehen wir auf der Platte heraldisch oben links. Eine besonders schöne Wappendarstellung ist u. a. im Frankfurter Dom zu sehen. Die Familie erlosch in der Reichsstadt mit dem Ratsherr Philipp Knoblauch im Jahre 1599. Außerhalb Frankfurts lebten noch namentragende Nachkommen bis 1693.
Margaretha Knobloch war die Tochter von Adolph Knobloch (15.2.1488-11.3.1543), Jurist und iuris utriusque doctor, 1520 Syndicus der Stadt Frankfurt, und dessen Ehefrau, Margaretha Weiß von Limpurg/Limburg (1520-1595). Das Wappen der aus Limburg an der Lahn stammenden Familie sehen wir auf der Platte heraldisch unten links, in Gold ein roter Balken, dieser belegt mit drei silbernen Rosen mit blauem Butzen, oben ein aus der Teilung wachsender schwarzer Adler (cave, bei Lerner sind die Farben im Text richtig, aber in der Abb. umgekehrt und heraldisch nicht sinnvoll), auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender Arm, in der Faust eine Keule schwingend. Auch diese Familie war Mitglied der Frankfurter Patriziergesellschaft Alten-Limpurg und wurde vor 1406 rezipiert, sie ist 1656 in Frankfurt ausgestorben.
Margarethas Halbbruder aus der ersten, am 8.7.1533 geschlossenen Ehe ihres Vaters mit Kunigunda von Glauburg (1501-1533) war Philipp Knobloch (28.8.1535-24.9.1599), kehrte 1566 nach Frankfurt zurück, wurde 1570 Ratsherr, 1576 Jüngerer Bürgermeister und 1576 Schöffe, und dieser war das letzte männliche Familienmitglied in Frankfurt. Er heiratete in erster Ehe 1554 Anna von Stemmingen und in zweiter Ehe am 7.10.1566 Juliana von Melem, und die Tochter aus zweiter Ehe, Maria Margaretha Knobloch (1578-5.10.1634) war das letzte in Frankfurt lebende Familienmitglied.
Jetzt fehlt noch ein Wappen, das heraldisch rechts unten für die namentlich nicht zu ermittelnde Mutter des Ehemannes (genealogischer Anschluß offen, Hinweise willkommen). Es handelt sich um das aus Courtoisie gewendete Wappen der hessischen, aus Fritzlar stammenden Familie Katzmann bzw. von Katzmann, geteilt, oben in Silber ein aus der Teilung wachsender roter Löwe, unten dreimal schwarz-silbern geteilt, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken zwischen einem silbernen, mit zwei schwarzen Balken belegten Flug ein wachsender roter Löwenrumpf. Durch Einheirat kam diese Familie auch in Frankfurt vor, wo einzelne Mitglieder im 15. und 16. Jh. Rezeption auf Alten Limpurg erfuhren. Das Wappen wird im Westfälischen Wappenbuch nach Strodtmanns Wappenbuch abgebildet. Im Siebmacher Band: He Seite: 15 Tafel: 15 abweichend mit nur einem Balken auf den Flügeln und im Siebmacher Band: PrE Seite: 202 Tafel: 175 abweichend mit nur drei Teilungen auf den Flügeln in der Helmzier.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.2174854,7.0178719,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.2174384,7.0179076,73m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Stift St. Arnual auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Sankt_Arnual
Webseite des Stifts St. Arnual: https://ev-stift-st-arnual.de/
Stiftskirche St. Arnual: https://ev-stift-st-arnual.de/stiftskirche/stiftskirche-st-arnual/
Ev. Kirchengemeinde St. Arnual: https://evangelische-kirche-st-arnual.de/
Geschichte der Stiftskirche auf den Seiten der ev.
Kirchengemeinde: https://evangelische-kirche-st-arnual.de/gottesdienste-2/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Prof. Dr. Joachim
Conrad vom 27.10.2024, wofür ihm an
dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Alten-Limpurger Wappenbuch von 1558 im Besitz der "Adeligen
Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Frankfurt am Main"
bei der Cronstetten-Stiftung
Franz Lerner: Die Frankfurter Patriziergesellschaft Alten-Limpurg
und ihre Stiftungen, 1952, im Verlag von Waldemar Kramer,
Frankfurt am Main, mit Verweis auf Reg. 57, Nr. 19; Fichard 165;
Arch. Alten Limpurg Cart. IV Urk. LIII u. Cart. X Urk. LXXXIX
(4). Richel 313; Grotefend-Froning, Quellen I, 426; Reg, 19, Nr.
2; Fichard 324; Holzhausen-Arch. Lit. L. Nr. 12; Lepel-Arch.;
Arch. Alten Limpurg Cart. IV Urk. LI (3) u. Cart. IX Urk. LXXXI
(28). Richel 634; Grotefend-Froning, Quellen, I, 441 f.; Reg. 94,
Nr. 51; Fichard 156; Arch. Alten Limpurg Cart. I Urk. II., Knodt,
Rhein-Main. Wappenb., 1943, 90, Siebmacher, 111 4; Knodt a. a.
0., Tfl. 13.
Heinz F. Friederichs: Frankfurter Patriziat im 12.-14.
Jahrhundert, Hessische Familienkunde, Heft 2: Die Familie Weiß
v. Limpurg / Die Familie Knoblauch, Frankfurt 1958
Andreas Hansert, Herbert Stoyan: Frankfurter Patrizier,
historisch-genealogisches Handbuch, Hansert-Stoyan-Productions
2012
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels,
mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band,
Görlitz 1901 - 1903.
Zur Patrizierfamilie Knobloch auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Knoblauch
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