Bernhard Peter
Britische heraldische Exlibris (23)

Exlibris von Thomas Shepard:
Thomas Shepard (1860-20.2.1937) ist der Urheber für dieses kreisrunde, sich an historischen Siegeln orientierende Bücherzeichen; sein eingedrucktes Monogramm "TS" ist optisch rechts im Zwickel unter dem inneren Schriftband zu sehen. Ausweislich der außen im Kreis umlaufenden Inschrift wurde dieses Blatt für Edmund Clarence Richard Armstrong (23.2.1879-29.3.1923) gestaltet. Dieser war der Sohn von Captain Andrew Charles Armstrong (5.2.1845-5.10.1895) und dessen erster Frau, Alice Maria Murdoch (-13.1.1881). Die Großeltern väterlicherseits waren Sir Andrew Armstrong (19.10.1785-27.1.1863), seit dem 18.9.1841 der 1st Baronet Armstrong of Gallen Priory, King's County, und Frances Fullerton (-19.3.1890). Der Großvater mütterlicherseits war Sir Thomas William Clinton Murdoch. Edmund Clarence Richard Armstrong heiratete am 10.2.1906 Mary Frances Cruise, die Tochter von Sir Francis Richard Cruise. Sein ältester Sohn, Sir Andrew Clarence Francis Armstrong (1.5.1907-21.12.1997), wurde der 6th Baronet.

Der Exlibrisbesitzer, der aus einer ursprünglich schottischen Familie stammt, war 1914-1923 Keeper of Irish Antiquities am National Museum in Dublin. Er war Mitglied der Royal Irish Academy (MRIA) und Fellow der Society of Antiquaries (FSA). 1923 übernahm er kurzfristig das Amt eines Bluemantle Pursivant of Arms. Er starb im Alter von nur 44 Jahren.

Das am 5.4.1819 registrierte Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber auf dem linken Rand hervorkommend ein angewinkelter rechter Arm in rotem Ärmel, in der Hand einen ausgerissenen, naturfarbenen und oben abgebrochenen Eichenstamm haltend (redendes Wappen Armstrong), Feld 2 und 3: in Silber drei blaue Pfähle (englischer Blason: Quarterly, 1st and 4th: Argent issuing from the sinister a dexter arm embowed habited Gules the hand grasping the trunk of an oak tree eradicated and broken at the top Proper (Armstrong), 2nd and 3rd: Argent three pallets Azure). Als Helmzier wird zu rot-silbernen Decken ein aus dem rot-silbernen Wulst wachsender, gerüsteter angewinkelter rechter Arm geführt, in der Hand einen ausgerissenen, naturfarbenen und oben abgebrochenen Eichenstamm haltend (engl.: mantling Gules and Argent, crest, on a wreath of the colours, an arm in armour embowed Proper, the hand grasping the broken trunk of an oak-tree eradicated Proper). Auf den beiden Teilen des Schriftbandes im Innenfeld ist die Devise zu lesen: "Invictus maneo" - ich bleibe unbesiegt - unconquered I remain. Schild und Helmzier sind mit einer liegenden Mondsichel zur Differenzierung belegt (cadency mark), hier für die dritte Position (in der irischen Heraldik werden die Töchter mitgezählt, Gegensatz zur englischen Heraldik).

Exlibris von unbekanntem Künstler:
Dieses Bucheignerzeichen aus dem Zeitraum 1797-1842 ist ohne Datierung und ohne Künstlermonogramm. Der Herrensitz Dreghorn, nach dem sich die Familie nennt, ist ein um 1658 von Sir Williame Murray errichtetes Landschloß beim Dorf Colinton in Edinburghshire. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel kam der Herrensitz 1796 an die Familie Trotter und blieb 66 in deren Besitz. Der Exlibriseigner, Alexander Trotter, baute das Anwesen im Stil der Zeit festungsartig um und fügte unter anderem den großen zentralen Rundturm und ein großes, kastellartiges, zinnenbewehrtes Gebäude an der Südseite hinzu. Die Wohnfläche wurde durch seine Baumaßnahmen verdoppelt, und aus einem Landsitz wurde ein repräsentatives Schloß. 1862 ging der für die Familie zu groß gewordene Besitz durch Verkauf an Robert Andrew Macfie.

Alexander Trotter (1.6.1755-14.9.1842) Esq. of Dreghorn war der Sohn von Archibald Trotter (18.7.1717-1786) of Kettleshiel und Jean Mowbray (20.4.1729-1796), der Tochter von Robert Mowbray of The Bush and Castlelaw. Er war seit dem 27.11.1797 vermählt mit Lillias Stuart (1764-23.2.1847), der Tochter von Sir John Stuart (-7.10.1796), 3rd Baronet, of Allanbank, und Margaret Agnes Smith (-1807) of Boulogne. Der Großvater des Schwiegervaters, Sir Robert Stuart (-1707), wurde 1687 zum Baronet erhoben. Diese Stuart-Linie erlosch 1849. Seine Frau war um mehrere Ecken mit Alexander verwandt. Alexander Trotter war Sekretär von Lord Melville im Ministry of the Royal Navy und arbeitete als Zahlmeister der Navy. Er starb in Leamington, Warwickshire, England. Sein Sohn dritter Henry Dundas Trotter (19.9.1802-14.7.1859) wurde ebenfalls Offizier der Royal Navy und stieg bis zum Konteradmiral auf.

 

Das Wappen ist ein typisches Ehewappen, gespalten aus den Einzelwappen beider Eheleute, aber mit dem Oberwappen des Mannes alleine. Das Wappen in der heraldisch rechten Spalthälfte ist das der Trotter of Kettleshiel (= Cattleshiels, Berwickshire, Schottland), unter einem blauen, mit drei silbernen, fünfzackigen Sporenrädern nebeneinander belegten Schildhaupt in Silber eine liegende rote Mondsichel (engl.: Argent a crescent Gules, on a chief Azure three mullets pierced of the field). Das gerade Schildhaupt ist eine Modifikation, die Trotter of Kettleshiel führen eigentlich ein gezacktes Schildhaupt lt. der ursprünglichen Verleihung. Als Helmzier wird auf dem Wulst ein schreitendes naturfarbenes Pferd geführt (engl.: crest a horse trotting Proper). Die Devise auf dem Schriftband unter dem Schild lautet "FESTINA LENTE" - Eile mit Weile. Diese Devise kommt von einem Lieblingsspruch des Kaisers Augustus "Eile langsam, ein vorsichtiger Heerführer ist besser als ein waghalsiger". Oben im Schild ist noch eine liegende Mondsichel zur Differenzierung angebracht (cadency mark), weil er der zweite Sohn seiner Eltern war.

Das Wappen in der heraldisch linken Spalthälfte ist dasjenige der Stuart of Allanbank und enthält gegenüber dem Ursprungswappen der Stuart drei Differenzierungsmerkmale. Es zeigt in Gold einen in drei Reihen silbern-blau geschachten Balken, darüber ein roter, schreitender und hersehender Löwe, alles überdeckt von einem roten Schrägbalken, der mit drei nach der Figur gelegten Gürtelschnallen belegt ist (engl.: Or a fess chequy Argent and Azure surmounted by a bend Gules charged with three buckles Argent, in chief a lion passant guardant Gules). Das Wappen ist nahe verwandt mit dem der Stuart of Goodtrees (roter Schrägbalken) und dem der sich davon ableitenden Stuart-Denham auf Coltness (geviert, Feld 1 und 4 wie hier mit Schrägbalken, Gürtelschnallen und Löwe). Die Stuart of Allanbank leiten sich von den Stuart of Coltness ab, und alle zusammen sind sie Derivate der Stuart of Daldowie und Allanton.

Exlibris von Joseph Swan:
Bei diesem historischen Exlibris hat sich der Stecher ins Bild gebracht: "Swan Sc(ulpsit)", Swan hat es gestochen. Damit ist der Stecher Joseph Swan (11.11.1796-22.9.1872) gemeint, der zwar in Manchester geboren wurde, aber die meiste aktive Zeit im schottischen Glasgow arbeitete, nachdem er dort die Graveur-Werkstatt des 1818 verstorbenen Charles Dearie übernommen hatte. Mit Lithographien machte er sich auch als Verleger einen Namen.

 

Das Blatt ist für Rev(eren)d John Sandford (1777-27.9.1855), der weniger als Mann der Kirche und mehr als Kunstsammler bekannt war, besonders für italienische Malerei. Er war der zweite Sohn von John Sandford und dessen Ehefrau Jane, und er studierte am Brasenose College in Oxford, wo er sich 1798 immatrikulierte, 1800 seinen BA und 1803 seinen MA machte. 1811-1818 findet man ihn als Rektor der Kirche in Nynehead, Somerset. Er heiratete am 2.6.1819 Elizabeth Georgina Morgan (1786-12.6.1857). In den 1830er Jahren scheinen sie für mehrere Jahre nach Florenz gezogen zu sein, wo sie im Casino Torrigiano nördlich der Porta Romana und in der Nähe der Boboli-Gärten wohnten. Nach der Rückkehr nach England lebten sie in London am Connaught Place, wo sie ein Haus gekauft hatten. Das Paar hatte nur ein einziges Kind, Anna Horatia Caroline Sandford (1824-1899), vermählt mit Frederick Henry Paul Methuen, später Lord Methuien. Der Nachlass der Kunstsammlung ging an die Familie Methuen und fand Eingang in die Corsham Collection.

   

Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: erneut geviert, Feld a und d: von Hermelin und Blau gespalten und im Zackenschnitt geteilt, Feld b und c: sparrenweise von Schwarz und Hermelin geteilt, im Schildhaupt zwei goldene Bärenköpfe (Sandford, engl.: quarterly, a and d quarterly, per fesse indented Ermine and Azure, b and c per chevron Sable and Ermine, in chief two boars' heads couped Or), Feld 2: in Silber ein von drei (2:!) Leopardenköpfen begleiter und mit drei silbernen, fünfzackigen Sternen belegter blauer Wellenbalken, Feld 3: in Blau ein goldenes Dreilappenkreuz. Die Zuordnung der Felder 2 und 3 ist noch offen mangels Daten zur Genealogie in väterlicher Linie. In der Mitte ist der Schild belegt mit einer liegenden Mondsichel (cadency mark), die wiederum in der Mitte mit einem Stern belegt ist. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken wird auf ebensolchem Wulst ein Falke mit erhobenen Flügeln geführt, der ein unter ihm auf dem Rücken liegendes Rebhuhn schlägt, alles in natürlichen Farben (engl.: mantling Azure and Argent. Crest on a wreath of the colours a falcon wings elevated preying on a partridge all Proper). Die Devise lautet: "SANCT ET FORT" - heilig und stark, eine witzige lautmalerische Umdeutung des Familiennamens Sandford.

Exlibris von unbekanntem Künstler:
Von unbekannter Hand stammt dieses Exlibris für "KENYON VAUGHAN-MORGAN". Das Wappen ist von Schwarz und Silber in Form eines abgeflachten Sparrens geteilt, oben zwei naturfarbene, in Höhe der Schultern abgeschnittene Jungen-Köpfe, die um ihren Hals jeweils eine naturfarbene Schlange gewickelt haben, unten ein roter Hahn mit goldenem Kamm und ebensolcher Bewehrung (engl.: per chevron Sable and Argent, in chief two boys' heads couped at the shoulders, having snakes about their necks Proper, and in base a cock Gules, combed and wattled Or). Zu schwarz-silbernen Decken wird auf einem ebensolchen Wulst als Kleinod ein Hahn wie im Schild geführt, der auf der Brust belegt ist mit einer goldenen Lilie und der seinen rechten Fuß auf eine goldene Speerspitze stützt (engl.: mantling Sable and Argent, crest on a wreath of the colours a cock as in the arms, charged on the breast with a fleur-de-lys Or and resting the dexter claw on a spear-head Or). Die Devise der Familie steht auf dem Schriftband unter dem Schild und lautet "UNDEB". Dieses Wappen Morgan ist im Fox-Davies verzeichnet. Der Schild ist noch durch eine kleine liegende Mondsichel differenziert (cadency mark).

 

Zur Familie: Lieutenant-Colonel Sir Kenyon Pascoe Vaughan-Morgan (27.10.1873-21.8.1933), Offizier und konservativer Politiker, O.B.E., war der Sohn von Edward Vaughan Morgan (12.8.1838-9.5.1922), der in South Kensington, London, lebte. Sein Großvater war Thomas Morgan (1796-28.1.1847), der in Pipton, Breconshire, Wales, geboren wurde. Ein Onkel des Erstgenannten war Octavius Vaughan Morgan (1837-26.2.1896), der als Politiker der Liberal Party 1885-1892 im Unterhaus saß. Kenyon Pascoe Vaughan-Morgan hatte einen Bruder, Harley Pascoe Vaughan Morgan (1878-1926), und eine Schwester, Gwenllian Pascoe Morgan (22.3.1876-3.11.1925). Der Sohn von Kenyon Pascoe Vaughan-Morgan und seiner Frau Muriel Marie Collett, der konservative Politiker John Kenyon Vaughan-Morgan (2.2.1905-26.1.1995), wurde am 2.7.1970 zum Baron Reigate erhoben, mit einem gevierten Wappen, in dem sich die genannten Inhalte aber nur in stark veränderter Form wiedererkennen lassen. Der Familienname ist also ursprünglich Morgan und wurde erst danach zum Doppelnamen. Diese Schlangen um die Köpfe der Jungen begegnen uns häufiger beim Familiennamen Vaughan, der sich vom walisischen "vychan" =klein ableitet. Und die Vaughan leiten sich von einem Chieftain des Breconshire, Morreidig Warwyn ap Drymbenog of Cantref Selyf Vaughan, ab, der lange vor der Zeit der Heraldik lebte. Natürlich gibt es zahlreiche Legenden, wie es zu diesem außergewöhnlichen Motiv kam, eine weniger glaubwürdig als die andere.

Literatur, Quellen und Links:
ein herzliches Dankeschön an Herrn Stephen Slater für viele der hier vorgestellten Blätter und für stets unermüdliche tatkräftige Identifizierungshilfe.
Genealogie nach The Peerage:
https://www.thepeerage.com/p12515.htm#i125147 - https://www.thepeerage.com/p12515.htm#i125148 und abhängige Seiten
Baronet Armstrong auf Cracrofts Peerage:
http://www.cracroftspeerage.co.uk/armstrongb1841.htm
Genealogie Armstrong auf Geni.com:
https://www.geni.com/people/Edmund-Armstrong/6000000036973964620
Dreghorn Castle:
https://freepages.rootsweb.com/~macfie/genealogy/dreghorn.htm
Genealogie Trotter auf Wikitree:
https://www.wikitree.com/wiki/Trotter-2106#Descendants
Genealogie Trotter auf Geni.com:
https://www.geni.com/people/Alexander-Trotter-of-Dreghorn/6000000083053006124 und abhängige Seiten
Wappen der Trotter:
http://www.tim.ukpub.net/Heraldry/Trotter_Heraldry/arms+blazons/blazons.html
Genealogie Trotter:
http://www.tim.ukpub.net/pl_tree/wc04/wc04_262.html
G. Harvey Johnston: The Heraldry of the Stewarts with notes on all the males of the family, descriptions of the arms, plates and pedigrees, W. & A. K. Johnston Ltd., Edinburgh und London, 1906 - online:
https://digital.nls.uk/95587261
Genealogie der Trotter:
http://www.tim.ukpub.net/pl_tree/wc04/wc04_262.html und der Stuart: http://www.tim.ukpub.net/pl_tree/wc31/wc31_382.html und jeweils abhängige Seiten
Genealogie der Trotter:
https://www.stirnet.com/genie/data/british/tt/trotter01.php
Joseph Swan:
https://en.wikipedia.org/wiki/Joseph_Swan_(engraver)
Benedict Nicolson: The Sandford Collection, in: The Burlington Magazine, Bd. 97, Nr. 628 (Juli 1955), S. 207-214, hrsg. von Burlington Magazine Publications Ltd., online:
https://www.jstor.org/stable/871692
Arthur Charles Fox-Davies. Armorial families: a directory of gentlemen of coat-armour, 7. Auflage, Hurst & Blackett, London 1929, 2 Bände
Burke, General Armoury
Genealogie Morgan auf Wikitree:
https://www.wikitree.com/wiki/Vaughan-Morgan-1 - https://www.wikitree.com/wiki/Morgan-34953 und abhängige Seiten
Genealogie Morgan auf The Peerage:
https://www.thepeerage.com/p52674.htm#i526735 - https://www.thepeerage.com/p6244.htm#i62436 und abhängige Seiten
Kenyon Vaughan-Morgan:
https://en.wikipedia.org/wiki/Kenyon_Vaughan-Morgan

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